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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
Lk 2,21-38 - „Simeon und Anna; oder: Bereit zu gehen, und bereit zu bleiben“Lk 2,21-38 - „Simeon und Anna; oder: Bereit zu gehen, und bereit zu bleiben“
In Simeon und Anna finden wir zwei Wirkungen veranschaulicht, die der Heilige Geist in uns hervorbringt, wenn wir Christus besitzen und uns des Herrn erfreuen. Wir kennen und besitzen Ihn als den auferstandenen und verherrlichten Christus, sie besaßen Ihn als ein kleines Kindlein, welches Simeon in seine Arme nehmen konnte, und doch war es dieselbe Person, der Sohn Gottes, „Jesus Christus, Derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“.( Heb 13,8)
Joseph und Maria brachten das Kindlein Jesus in den Tempel, um Ihn dem Herrn darzustellen und für Ihn das „Schlachtopfer zu geben, nach dem, was im Gesetz des Herrn gesagt ist“. Das Opfer, welches sie darbrachten, bezeugte ihre Armut, denn obwohl sie der Familie Davids entstammten, befanden sie sich in einer solchen Lage, daß sie von der gnädigen Vorsorge Gottes für die Armen Seines Volkes Gebrauch machen mußten, „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ zu opfern. Dieser Hinweis auf 3. Mose 12,8 zeigt uns die Dürftigkeit der Maria, aber nicht die des Kindes. So verband sich der Sohn Gottes, als Er Fleisch wurde, mit den Armen Seiner Herde. Welche Gnade!
In diesem Augenblick kam, geleitet vom Heiligen Geiste, Simeon in den Tempel. Er war einer von den Gottesfürchtigen im Volke. „Er wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm.“ Es war ihm „ein göttlicher Ausspruch geworden, daß er den Tod nicht sehen sollte, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe“. Er erkennt sofort in dem Kindlein Jesus die Person der Ratschlüsse Gottes. Mit Freuden nimmt er es auf seine Arme, lobt Gott und spricht: „HErr, nun entlässest Du Deinen Knecht, nach Deinem Worte, in Frieden; denn meine Augen haben Dein Heil gesehen.“
Seine Hoffnungen waren erfüllt, sein Herz war befriedigt. Da war nichts mehr, worauf er noch zu warten hätte. Er besaß Gottes Heil; in Jesus, dem Kindlein, erkannte er den Christus Jehovas. Gewiß, es war noch vieles, was geschehen und vollendet werden mußte. Vielleicht schaute er schon dunkel die Schatten der Verwerfung seines Heilandes, als er zur Maria sagte, daß ein Schwert ihre Seele durchdringen und die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden würden. Aber die Person seiner Hoffnung war da, und er besaß den Heiland, und das war genug für Simeon. Er sah ihn, der alles, was ihn betraf, in Ordnung bringen und als der Christus des Herrn alles, was Gottes Wille und Vorsatz war, zur Ausführung bringen würde.
So völlig befriedigt war seine Seele, daß ihn jetzt hienieden nichts mehr fesselte. Jedes Band hier unten war gelöst. Er war fertig, „entlassen“ zu werden und bereit, abzuscheiden.
So ist es mit uns, wenn unsere Augen, durch den Heiligen Geist erleuchtet, die Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, schauen. Dann sehen wir, wie alles, was zwischen uns und Gott stand, Sein Tod hinweggetan hat, und wir wünschen abzuscheiden und bei Christo zu sein, welches weit besser ist.
In Anna sehen wir die andere Seite. Sie war eine alte Witwe. Mit Herzenshingabe hatte sie sich den Sachen des Herrn auf Erden geweiht. Sie diente Ihm mit Fasten und Flehen im Tempel Nacht und Tag. Zu derselben Stunde, als Simeon Gott lobte, kam sie herzu. Auch sie sieht sofort in dem Kindlein Jesus den verheißenen Erlöser und lobpreist gleichfalls den Herrn. Und sie, ein schwaches Weib, findet in Ihm, dem Heiland, eine solche allbewegende Kraft, hier zu bleiben (nicht für sich, sondern für Seinen Dienst), um zu „reden von Ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem“.
Sie wich nicht, sie blieb in ihres Gottes Tempel, und wo sie auch war, da sprach sie von Ihm, den ihre Augen geschaut hatten.
Simeon war bereit zum Hinweggehen. Anna war bereit zum Bleiben im Dienst.
So wird es mit uns sein, wenn Christus wirklich die Person ist, die unser Herz erfüllt. Und nur wenn wir, hingenommen von Seiner Liebe, bereit sind, abzuscheiden, sind wir auch in Wahrheit bereit, für Seinen Dienst hier zu bleiben.
Anna, das schwächere Gefäß dieser beiden, bleibt. Solche Gefäße ist Gott fähig, mit Seiner Kraft auszurüsten, um zu Seinem Wohlgefallen und zu Seiner Ehre hier zu zeugen.
In Paulus (Phil Kap. 1) sehen wir diese beiden Wirkungen des Geistes Gottes entfaltet.
Er konnte sagen: „Das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn.“ Er hatte Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, denn es ist weit besser. Aber wenn er an des Herrn Sache auf Erden dachte, an die Bedürfnisse Seiner Gemeinde, an die geliebten Philipper, so sagte er gleichsam: „Ich will lieber bleiben.“ Sein Gehen oder Bleiben wird zwischen ihm und seinem Herrn geordnet (Ohne irgendwie auf Nero Bezug zu nehmen, von dessen Hand er doch gehalten wurde). So sicher ist er seiner Sache, daß er voll Gewißheit ausspricht: „Ich weiß, daß ich bleiben und mit und bei euch allen bleiben werde zu eurer Förderung und Freude im Glauben.“( Phil 1,25)
Solche Wirkungen eines seligen Glaubenslebens sind nicht nur Paulus und Simeon und Anna beschieden; sie sind kein besonderes Teil solcher, die in hervorragender Weise im Dienste des Herrn stehen, sie sollen gekannt und gefunden werden bei dem ganzen Volke Gottes. Jeder von uns kann so Christus in sein Herz aufnehmen, daß in jedem Stande und in jeder Lage, die uns von Gott beschieden ist, wir Ihm dienen können.
Möchten wir alle recht ermutigt werden, uns danach auszustrecken, daß Christus unser Leben und unser Gewinn ist, und wir, indem wir wünschen, abzuscheiden, um bei Ihm zu sein, Ihm dienen, so lange es Ihm gefällt, uns hier zu lassen.
G. - K.
Erstellt: 21.03.2024 21:13, bearbeitet: 02.09.2024 14:35