Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
1Pet 1,1.17; 2,11.19; 3,13; 4,12-15 - „Die Leiden der Gläubigen“1Pet 1,1.17; 2,11.19; 3,13; 4,12-15 - „Die Leiden der Gläubigen“
Einige Hinweise zum Weiterforschen.
Der erste Brief des Petrus ist so recht ein Leidens-Nachschlagebuch. Wollen wir in der Schrift etwas über Leiden lesen, so laßt uns zu diesem so überaus köstlichen Brief greifen und uns nur hineinversetzen - wir werden viel geistlichen Gewinn für unser Leben, das Fremdlingsleben hienieden (Kap. 1,1; 2,11; 1,17; vgl. meinen Aufsatz „Fremdlinge“ in Heft 2 des laufenden Jahrbuches)! davontragen! Das Kostbarste sind die mannigfachen Anführungen des vorbildlichen Leidens unseres geliebten Herrn, der der größte Fremdling in dieser Wüste war und dessen Vortrefflichkeiten zu bezeugen wir berufen sind (2,9).
Im folgenden einige kurze Hinweise, sozusagen eine planmäßige Aufstellung der verschiedenen sich steigernden Arten von Leiden, deren wir, wenn Gott es für gut hält, gewürdigt werden und durch deren hingegebene Erduldung wir unseren geliebten Herrn verherrlichen dürfen!
In Kap. 1,6.7 haben wir gleichsam eine Zusammenfassung: Wir werden betrübt - hoffentlich empfinden wir solche Betrübnis! -, wenn es nötig ist, eine kleine Zeit durch mancherlei Versuchungen zu dem Zweck, daß unser Glaube sich bewährt, was zur Ehre des Herrn dient, hier und dort. Ich muß es mir versagen, auf Einzelheiten einzugehen; die mögen dem Weiterforschen des teuren Lesers vorbehalten bleiben! In Kap. 1,11 finden wir den Hinweis auf die im Alten Testament geweissagten Leiden des Christus. Aber hier, wo der Apostel zum erstenmal von den Leiden Christi spricht, sehen wir auch die kostbare Verbindung von Leiden und Herrlichkeit, wie wir sie wiederfinden im Kap. 4,12-14 und gleichsam als Höhepunkt auch für uns sehen.
Das zweite Kapitel zeigt uns zuerst unsere unsagbar herrliche Berufung und dann deren praktische Wirkungen auf unser irdisches Leben, und da finden wir nun die erste Art unseres Leidens in Vers 19: „das ungerechte Leiden um des Gewissens vor Gott willen“. In V. 20a sehen wir sofort den Gegensatz - verdientes Leiden -, so daß wir in jener ersten Leidensart gleich etwas ungemein Kostbares erblicken dürfen. Freilich kann Gott, unser Vater, uns manchmal leiden lassen müssen, um uns zu strafen. Aber diese gottgewollten Leiden, die ich hier in sieben Punkten vorzuführen beabsichtige, sind nie Strafleiden, wohl aber Prüfungs-, Erziehungs-, Bewährungsleiden, sie dienen uns selber und durch uns anderen, sie dienen auch zur Ehre Dessen, „der uns berufen hat aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht“ (2,9). Zu solchen Leiden (insbesondere zu dem V. 20b) sind wir „berufen“, so heißt es V. 21. Sind wir mit solcher Berufung einverstanden? Freuen wir uns ihrer, oder jammern wir darüber? Ungerecht leiden, weil wir um unseres Gewissens vor Gott willen handelten und die Welt - in diesem Falle zunächst der „verkehrte“ Gebieter dem gläubigen Knecht (Magd) gegenüber - uns dafür Beschwerden auflegt! Mögen wir das? „Es ist wohlgefällig“, sagt der Apostel! Noch mehr aber das nächste (zweite) Leiden: „Gutes tun und - leiden“. Soweit ich verstehe, ist dies Leiden (zu dem insbesondere wir berufen sind)! ein solches, das nebenbei unser Teil ist, während wir Gutes tun (3,17 geht noch viel weiter). Wir möchten vielleicht, während wir Gutes tun (an Menschen oder für den Herrn oder auch in unserem täglichen Beruf) vom Herrn erwarten, daß Er in Anerkennung des Guten bei uns uns vor Beschwerden körperlicher oder geistlicher Art bewahre, aber Seine Gedanken sind höher als unsere. Er sendet uns Leiden, vielleicht Krankheit oder Beschwerden, Schmähungen seitens der Welt, so daß wir dieser „Hemmschuhe“ (wie nötig sind oft Hemmschuhe)! wegen nicht leicht und rüstig vorwärts schreiten können - aber gleichwohl erwartet Er von uns weiteres Gutestun! Sind wir damit einverstanden? Möchten wir's sein ohne Murren, es ist wohlgefällig bei Gott. Und in diesen Arten von Leiden sehen wir Christus als unser erhabenes Vorbild (V. 21-23). O, daß wir von Ihm lernten, wir, die wir durch Sein für uns unnachahmliches Leiden (V. 24.25) erlöst sind, den Sünden abgestorben sind, heil geworden und zu Ihm, unserem Hirten, gekommen sind, der uns nie eine falsche Nahrung geben wird, sondern der treulich auf unsere Seelen acht hat („Aufseher“). Welch ein Vorbild ist Er, und Seine Gnade macht uns fähig, so in der Welt zu sein, wie Er ist!
In Kap. 3,1ff. haben wir das Leiden der gläubigen Weiber als Beispiel für obengenannte ersten zwei Arten von Leiden, und Mittel, solche Leiden abzukürzen, sind in V. 2-6 gezeigt. 3,13 spricht von der dritten Art Leiden, von dem „Leiden, wenn man Nachahmer des Guten geworden ist“ (oder „Eiferer um das Gute“). Welches Gute hier gemeint ist, zeigen uns die Verse 8-12, in denen wir gewissermaßen ein Bild Christi (des Einen, der wirklich gut war) vor uns sehen. Wer solchem Guten nachjagt, hat Gott für sich (V. 12) und hat am wenigsten die Bosheit der Menschen zu fürchten. Gleichwohl - das liegt auch in diesem Vers - kann es möglich sein, daß wir, trotzdem wir dem Guten (im Wort und im Werk) nachstreben, Böses erfahren müssen seitens der Welt, vor allem aber - und das ist die Erweiterung dieses Wortes -, wir können 4. „um der Gerechtigkeit willen leiden müssen“. „Gerechtigkeit“ (im praktischen Sinne) bedeutet mehr als nur das Gute, das schon in den Augen der Menschen gut ist, sondern es ist das Sich üben und das Sich betätigen in solchen Dingen, die vor dem Urteil Gottes sind. Kurzsichtige Menschen mögen unser gerechtes Tun nicht als gut ansehen und mögen uns darum in Leiden bringen, aber was tut's?! Wenn wir um der Gerechtigkeit willen leiden müssen - wir werden glückselig gepriesen (vgl. Mt 5,10-12). Mögen die Menschen „unseren guten Wandel in Christo“ verleumden - wenn es für uns nur wahr bleibt, daß wir ein gutes Gewissen haben (V. 16), dann sind wir „glückselig“. Hieraus folgt nun das fünfte noch weit schwerere, aber so köstliche Leiden, in welchem unser Herr uns wiederum ein ganz besonderes Vorbild ist (V. 18): „das Leiden für Gutestun!“ Wir brauchen uns solch Leiden nicht suchen, aber wenn der Wille Gottes es will, so ist dies Leiden wahrlich ein besseres als das Leiden, das auch unser Teil sein könnte als Strafe für Bösestun! Jenes ist ein wahrhaft schweres Leiden. Aber wie sehr hat Christus es durchgekostet, dies Leiden für Gutestun! Wie haben Ihm die, denen Er nichts als Gutes tat, vergolten?! Wie vergalt Ihm Judas Iskariot, der Sein Brot aß und dann die Ferse wider Ihn erhob (Joh 13,18), der geradezu ein Abbild für das undankbare, unbußfertige Volk Israel war!
Aber wenn der Wille Gottes es will, so ist es gut; wer solches erlebt hat, weiß es zu bestätigen. Darum Bruder, Schwester, weiche diesem Leiden ja nicht aus! Tue den Menschen Gutes, selbst wenn du weißt, daß sie dich für dein Gutes schlagen, treten, anspeien und moralisch oder gar körperlich mißhandeln werden. Vielleicht läßt der Herr für Seine Gemeinde hienieden noch hier und da (wie zurzeit in Südrußland) solche Glaubens- und Leidensbewährungszeiten hereinbrechen. Möchte Seine Gnade auch uns befähigen, uns in solcher Art Leiden treulich zu bewähren gemäß dem Vorbild Christi!
Im 4. Kapitel kommen wir nunmehr nach dem eingangs genannten vorbildlichen Leiden Christi (4,1.2) zu den beiden höchsten Arten von Leiden für uns Gläubige, deren wir gewürdigt werden können: 6. „den Leiben des Christus“ und 7. „dem Leiden als Christ“ (4,12-16). Das erstere dieser beiden Leiden geschieht mit der bestimmten Betonung „im Namen Christi“, das zweite ist mehr allgemein so zu denken, daß man leidet nur deswegen, weil man Christ ist (Gegensatz V. 15). Diese Leiden sind in ganz besonderer Weise Leiden nach dem Willen Gottes (V. 19), obwohl natürlich der Wille Gottes für alle genannten sieben Leiden den Ausschlag gibt. Diese letzteren Leiden sind auch solche, die für die Reinigung des Hauses Gottes von größter Bedeutung sind, da erst durch Bewährung in solchen Leiden offenbar wird, wer wirklich zum Hause Gottes gehört (vgl. übrigens Fr. 14 ds. Js). Diese Leiden enthalten Herrlichkeiten für uns Gläubige schon hienieden (wieviel mehr droben)!, von denen die Welt nichts ahnen kann, da sie den Geist Christi, der uns diese Herrlichkeiten innerlich vermittelt, nicht hat noch kennt. Möchten wir uns schenken lassen (vgl. Phil 1,29)!, reiche Erfahrungen in diesen Arten von Leiden zu machen, in solchen Leiden, wie etwa um des Samens Christi geschmäht und verfolgt zu werden (V. 12), in Leiden, die Prüfungen für uns bedeuten und zu unserem Christenstand gehören (nicht etwa etwas „Fremdartiges“ sein sollten).
Je mehr solche Leiden, desto mehr innere Freude am und im Herrn! Wie kostbar, wenn Er, nach dessen Willen wir leiden und dem wir unsere Seelen im Gutestun befehlen sollen (V. 19), uns Erfahrungen der Wüste und Fremdlingsschaft machen läßt, in denen wir durch die Stimme des Geistes ganz genau belehrt werden: jetzt bist du wert geachtet, zu leiden als Christ!
Besondere Beispiele zu nennen, fehlt der Platz. Das meiste Leiden dieser Art erwächst den Seinen aus dem treuen Gehorsam gegen Sein ganzes Wort. Die religiöse unbekehrte Welt mit ihren „blinden Blindenleitern“ bereitet den dem Worte Gottes unbedingt, „ohne Wenn und Aber“ unterwürfigen Kindern Gottes oftmals die größten Leiden, aber es sind Herrlichkeitsleiden, die erdulden zu dürfen eine Ehre ist. Solche Leiden sollten die Gläubigen nie abhalten können, den Pfad der Treue nach Heb 13,13 und 2Kor 6,14-18 u. a. zu gehen, wenn auch das Ergebnis hienieden manchmal dem Wege und Ausgang des Stephanus nach Apg 7 oder dem des Paulus nach 2Tim 4 ähneln mag - „welcher Ausgang des Wandels schauet an und ahmet ihren Glauben nach“ (Heb 13,7). Welche Gnade, wenn Gott uns solche Leiden „zumutet“, uns solcher Leiden um Christi willen würdigt. Der Herr leite uns hinein in praktische Erfahrungen, die dem inneren, geistlichen Verständnis im Befolgen Seines Wortes dienen! Und Er bewahre uns in Gnaden vor Leidenserfahrungen auf Grund der in dem so ernsten Vers 15 vor Gläubigen (!)! genannten Dinge!
Ich eile zum Schluß!
Wie in Kap. 1 gewissermaßen eine Einleitung in das Leidensverzeichnis („Katalog“) des 1. Petribriefes gegeben ist, so in Kap. 5 ein herrlicher Abschluß.
In V. 1 nennt sich Petrus einen „Zeugen der Leiden Christi“, und als solcher, ja als einer, der einst durch seine Verleugnung dem Herrn tiefes Leid zugefügt hat - wie wenig handelte er damals nach 3,10! -, hat er wohl eine ganz besondere Aufgabe, vom Leiden zu reden! In V. 9 spricht das Wort des Apostels von den gleichartigen Leiden bei allen Gläubigen, worin ein mächtiger Ansporn zum standhaften Glaubenswiderstand gegen die Machtwirkungen des „brüllenden Löwens“ liegt, während der Heilige Geist uns durch Seines Knechtes Feder im V. 10 den Gott aller Gnade vor Augen stellt, der unbedingt das letzte Wort bei allen unseren Leiden hat und der uns nicht länger leiden läßt als „eine kleine Zeit“.
Wahrlich, wir haben ein herrliches Recht, diese letzteren Tatsachen wie alle Tatsachen dieses wunderbaren Briefes, auch die Leidenstatsachen, zu beschließen mit dem dann folgenden Wort (V. 11): „Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“
F. K.