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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Jak 1,22 – „Täter des Wortes, nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen“Jak 1,22 – „Täter des Wortes, nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen“
Nichts hat je das Zeugnis des Herrn so gehindert und ihm geschadet, wie eine Anerkennung des Wortes ohne ein Ausleben desselben. Wenn ein Gläubiger das, was er ausspricht und anerkennt, nicht verwirklicht, so stellt er das Wort nicht dar. Er mag es wollen, aber nur soweit, wie er es wirklich tut, ist er eine Empfehlung für das Wort. Zugleich ist dies auch ein Maßstab seiner Kraft.
Unser Gehorsam zum Worte Gottes wird immer auf die Probe gestellt werden. Von Anfang an war es so. Adam empfing Gottes Wort und wurde auf die Probe gestellt. Er war ungehorsam und wurde ein Übertreter des Wortes. Wenn unser Gewissen von dem Worte Gottes erleuchtet wird, so ist das Verlangen in uns, mit dem Worte in Übereinstimmung zu sein. Mangelt es aber unserem Herzen an dem Gehorsam des Glaubens, so ist unser Leben im Widerspruch mit dem Worte.
Erkenntnis ist gut. Manche meinen, solche gering schätzen zu können, weil es heißt: „Erkenntnis bläht auf“ (1Kor 8,1). Aber Erkenntnis, mit Glaubensgehorsam verbunden, führt zu Taten, die Gottes Kraft offenbaren. Im entgegengesetzten Falle aber wird das Wort und die Erkenntnis verlästert.
Es gibt Menschen, welche das Wort Gottes ablehnen; sie verwerfen es, aber es wird nicht durch sie bloßgestellt. Wer es aber anerkennt und demselben doch nicht gehorsam ist, der verfälscht und verlästert es.
Gott offenbarte Abraham Sein Wort, und auch Lot nahm das Wort Gottes an. Eine Zeitlang wandelte Lot in Übereinstimmung mit dem Worte, aber schließlich zeigte es sich, daß es ihn nicht mehr leitete. Er war kein Täter des Wortes mehr; der Gehorsam des Glaubens fehlte. Wenn Selbstsucht und Eigenliebe ins Herz einziehen wollen, dann kommt die Probe für uns, ob Gottes Wort oder ob die eigenen Belange mich regieren sollen. Lot blieb im Lande, aber nicht mehr aus Glaubensgehorsam, sondern aus Eigennutz. Eigennutz leitete ihn so, daß dem Zeugnis Gottes mehr geschadet wurde, als wenn er in Mesopotamien geblieben wäre. Wäre er dort geblieben, so würde zwar das Wort Gottes von ihm abgelehnt worden sein, aber jetzt im Lande, nachdem er es angenommen hatte, wurde es durch sein Verhalten verlästert. Er hatte, wie wir heute sagen würden, die Wahrheit, aber er lebte in den Dingen der Welt. Gottes Wille und der Wille des Menschen sind unvereinbar. Wenn das Fleisch uns regiert, so handeln wir nach unserem Ich und unserem Willen. Der Gehorsam des Glaubens kennt aber nur Gottes Wort.
Mit Abraham und Lot nahmen die Trennungen unter dem Volke Gottes ihren Anfang. Abraham ist ein Bild von Gläubigen, die das Wort Gottes im Glaubensgehorsam annehmen und es durch ihr Leben vor den Augen aller Menschen bezeugen; in Lot sehen wir das Bild von Gläubigen, die das Wort Gottes wohl öffentlich anerkennen, aber, je nachdem der Eigenwille sie regiert, davon abweichen.
Auch in der Geschichte Isaaks und Jakobs sehen wir dieses. Fleisch und Selbstsucht führten die Herzen auf Wege des Ungehorsams. Das Wort Gottes wurde nicht verworfen, aber es beherrschte und leitete sie nicht, und sie suchten abseits vom Worte ihr Ziel zu erreichen.
Auf den Wegen des Glaubens und Gehorsams werden wir gesegnet; auf eigenen Wegen aber wird der Name des Herrn verunehrt, und wir kommen in größere Sorgen und Trübsale, als wenn wir niemals den Grund des göttlichen Zeugnisses betreten hätten, denn der göttliche Grundsatz bleibt zu allen Zeiten wahr, daß der Knecht, der seines Herrn Willen weiß und nicht tut, mit vielen Schlägen geschlagen wird. Wir werden für jede Halbheit und jeden Widerspruch gegen Sein Wort zu leiden haben, denn „was irgend ein Mensch säet, das wird er auch ernten“. (Gal 6,7)
Je aufmerksamer wir Israels Geschichte studieren, desto klarer erkennen wir, daß der furchtbare Verfall des Volkes Gottes damit anfing, daß sie laß wurden, Täter des Wortes zu sein. Als das Volk den Gehorsam aufgegeben hatte, sagte Gott zu Hesekiel: „Sie kommen scharenweise zu dir, und sitzen vor dir als Mein Volk und hören deine Worte, aber sie tun sie nicht; sondern sie tun, was ihrem Munde angenehm ist, ihr Herz geht ihrem Gewissen nach. Und siehe, du bist ihnen wie ein liebliches Lied, wie einer, der eine schöne Stimme hat und gut zu spielen versteht; und sie hören deine Worte, doch sie tun sie nicht“. (Hes 33,31.32)
Wie schmerzlich ist es, wenn die Wahrheit, das Zeugnis unseres Gottes, durch solche, die es am besten kennen sollten, bloßgestellt wird, indem sie es nicht im Glaubensgehorsam verwirklichen!
Wer schadete und hielt Mose mehr auf als sein eigener Bruder Aaron - der Aaron, dem er die Worte Gottes in den Mund legen mußte? (2. Mose 4,15) Wer führte das Volk zum Götzendienst, als Mose auf dem Berge war? (2. Mose 32)! Wer verband sich mit Mirjam, wider Mose zu reden und zu sagen: „Hat Jehova nur mit Mose allein geredet?“ (4. Mose 12,2) War es nicht Aaron, der Mann, der Israel mit den Aussprüchen Gottes bekannt zu machen hatte?
Und wiederum: Zehn von den Kundschaftern, die das Land gesehen und dem Volke einen vorzüglichen Bericht bringen mußten, entmutigten dennoch das ganze Volk, es in Besitz zu nehmen (4. Mose 13). Sie hatten Licht und Erkenntnis, aber sie hatten keinen Glauben. Sie waren nicht Täter des Wortes. Der Einfluß ihres Unglaubens hatte in der Entmutigung des Volkes Gottes größeren Erfolg als der glaubensvolle Eifer der treuen Männer Josua und Kaleb.
Traurig ist es, wenn derartiges in Gottes Gemeinde gesehen wird. Wie ernst, wenn Licht und Erkenntnis wachsen, der Gehorsam des Glaubens aber zurückbleibt! Wenn es so ist, alsdann können wir sicher sein, daß der Verfall nahe ist. Stimmen Erkenntnis und Leben nicht überein, so sieht es traurig aus, und unsere Herzen sollten darüber tief bewegt sein, denn dies sind die Vorzeichen des beginnenden Verfalles in unserer Mitte. Und wo liegt die Ursache? Ist sie nicht darin zu finden, daß das Wort Gottes seine Kraft auf unser Gewissen verloren hat und wir aufgehört haben, vor dem Worte Gottes zu zittern? Statt dessen hat ein Prahlen und Glänzen mit Erkenntnis Platz gefunden, aber das Bewußtsein, daß die Erschließung Seines Wortes Einsicht den Einfältigen gibt, ist verloren gegangen (Ps 119,130). Solche Zustände öffnen dem Bösen die Tür. Wenn das Licht und die Erkenntnis der Schrift uns den lebendigen Gott und Seine Gegenwart vergessen lassen, dann sind unsere Augen dunkel geworden, und Laodicäa wird in seiner vollen Blüte gesehen. Die Kraft ist verloren - und die Kraft ist Christus.
Wenn das Wort Gottes mich mit seiner Kraft erfaßt hat, dann bin ich nicht nur überzeugt, daß ich in Übereinstimmung mit demselben sein muß, sondern ich kann auch gar nicht anders, ich muß mit demselben übereinstimmen.
Wer kann das 5. Buch Mose lesen, ohne zu sehen, daß das Land dem Volke gehörte. Aber nur auf dem Wege des Gehorsams konnte es dasselbe in Besitz nehmen. Und so wie damals ist es heute. Durch göttliche Gnade sind uns die himmlischen Dinge gegeben. Wenn wir Gott aber den Gehorsam verweigern, dann geben wir die himmlische Berufung auf.
Gott sagte zu Josua: „Sei sehr stark und mutig, daß du darauf achtest, zu tun nach dem ganzen Gesetz, welches Mein Knecht Mose dir geboten hat.“ (Jos 1,7) Auch wir bedürfen der geistlichen Kraft und des Glaubensmutes, um uns von den Einflüssen der Furcht und den Beweggründen des menschlichen Herzens zu lösen, Gott zu glauben und Sein Wort zu halten.
Warum hat die Erkenntnis der Wahrheit oft so wenig Kraft auf unser Herz? Ist es nicht, weil wir uns so wenig dessen bewußt sind, daß das Wort Gottes Wort und unser Gewissen oft so wenig in Seiner Gegenwart ist? Oft ist es so, daß wir die Wahrheit erkennen, aber nicht Gott durch die Wahrheit. Das Wort wird nicht mit dem Glauben vermischt (vgl. Heb 4,2)!. Würden wir Christum mehr in dem Worte der Wahrheit sehen, so würden wir durch Seinen Geist auch mehr in Sein Bild verwandelt werden. Wäre uns nicht alles, was wir für einen gottseligen Wandel bedürfen, gegeben worden und hätten wir nicht den Heiligen Geist empfangen, so möchten wir uns noch entschuldigen können; so aber liegt es nur an dem aufrichtigen Willen unseres Herzens, Sein Wohlgefallen zu erlangen. Als der Herr alles für Seinen Weinberg getan hatte, erwartete Er Trauben von demselben, aber er brachte Herlinge (Jes 5,2.4). Möchten wir doch Israel nicht gleichen! Es ist dem Herrn nicht genug, daß wir „HErr, HErr!“ sagen. Er will Wirklichkeit. „Was heißt ihr Mich aber: HErr, HErr! und tut nicht, was Ich sage? - Jeder, der zu Mir kommt und Meine Worte hört und sie tut ... ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute, welcher grub und vertiefte und den Grund auf den Felsen legte ... Der aber gehört und nicht getan hat, ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf die Erde baute.“ (Lk 6,46-49) Der große Unterschied zwischen diesen beiden Bauenden lag in den kleinen Worten „tun“ und „nicht tun“. Die bittere Folge, die den traf, der nicht nach den Worten des Herrn getan hatte, war die, daß sein Haus fiel, „und sein Fall war groß“. (Mt 7,27)
Jemand mag wenig Erkenntnis haben, wandelt ein solcher aber in dem, was er erkannt hat, treu, so fühlen wir alle, daß Kraft von ihm ausgeht, wohingegen dem, der wohl Erkenntnis, aber nicht Treue hat, diese Kraft mangelt.
Wir sollen Gefäße des Lichtes sein. „Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und keinen finsteren Teil hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn die Lampe mit ihrem Strahle dich erleuchtete.“ (Lk 11,36) In der Weise soll das Licht mich erleuchten, daß kein finsterer Teil an mir bleibt, der den klaren Schein des Lichtes hemmen könnte.
Als der Herr Seine Jünger verließ, sagte Er: „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten.“ (Joh 14,23) Gehorsam soll dem Herrn ein Kennzeichen unserer Liebe und Abhängigkeit sein. In dem Maße, wie ich Ihn liebe, bin ich auch Seinem Worte gehorsam. Wie schmerzlich muß es dem Herrn sein, wenn Er an unserem Ungehorsam sieht, wie wenig lieb wir Ihn haben!
Wie klagte der Herr über Ephesus: „Ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast.“ (Off 2,4) Er empfand das Schwinden ihrer Liebe. Empfinden wir es nicht? Auch Paulus erfuhr solches. Als ein treuer Nachfolger Christi konnte er sagen: „Seid zusammen meine Nachahmer! Was ihr an mir gesehen habt, dieses tut.“ (Phil 3,17; 4,9) Und den Thessalonichern konnte er schreiben: „Auf daß wir uns selbst euch zum Vorbilde gäben, damit ihr uns nachahmt.“ (2Thes 3,9) Wie schmerzlich mußte es ihm sein, wenn es nicht geschah, insonderheit, wenn es nicht geschah von denen, von denen er es am ehesten erwarten konnte. Er mußte klagen: „Demas hat mich verlassen.“ (2Tim 4,10) „Alle, die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt.“ (2Tim 1,15) Und unter diesen waren
Hermogenes und Phygelus, die offensichtlich Führer unter dem Volke Gottes waren. In Asien hatte er am meisten gearbeitet. Das Wort der Belehrungen hatten sie angenommen, mit ihren Ohren von der himmlischen Berufung gehört, aber sie nicht ins Herz aufgenommen. Wie schwer mußte es ihm sein, selbst Petrus einmal entgegentreten zu müssen, „weil er nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelte“. (Gal 2,14)
Wie steht es um uns? Vielleicht vermögen wir das Wort recht zu teilen, aber genießen wird unsere Seele es erst, wenn wir es im Glaubensgehorsam verwirklichen. Laßt uns nicht mit Erkenntnis zufrieden sein, sondern vielmehr den Herrn bitten, daß Er uns bewahre und uns Gnade schenke, „Täter Seines Wortes zu sein und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen!“ (Jak 1,22)
S. (v. d. K).