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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
1Sam 16 – Ewigneues Altes Testament, Gedanken zum 1. Buch Samuel, Die Salbung des jungen Isaisohnes1Sam 16 – Ewigneues Altes Testament, Gedanken zum 1. Buch Samuel, Die Salbung des jungen Isaisohnes
Gott wendet Sich wieder an Samuel und heißt ihn den neuen König salben. Samuel weiß, wie gefährlich dieser Auftrag ist (V. 2), aber er gehorcht. Die Ältesten von Bethlehem ängstigen sich, als sie Samuel durchs Stadttor kommen sehen. „Ist Friede dein Kommen?“ fragen sie. Samuel war ein Mann Gottes. Wen von uns überfiele nicht ein leises Zittern, wenn es plötzlich heißen würde: „Der Herr kommt heute zu dir!“? Mögen wir bei Seinem Kommen im Frieden erfunden werden. „Der Herr sieht das Herz an.“ Was ist denn das Herz? Es sind die geheimen Überlegungen und Wünsche, die Beweggründe und die Willensrichtung unserer Seele. Es ist der „verborgene Mensch des Herzens“ nach 1Pet 3,4. „Ich bin das“, sagte jemand, „was ich bin, wenn ich allein bin.“
Als Eliab, Abinadab, Schamma und die anderen sieben vor Samuel vorüberzogen, sah Gott immer nur dieses innere Herz an, und trotz des herrlichen Wuchses und der angenehmen Art hatte Gott keinen von ihnen zum König über Sein Volk erwählt. Nur David, der jüngste Sohn Isais, den der Vater zu gering geachtet hatte, um an der Opfermahlzeit teilzunehmen, dieser Jüngling, rötlich und mit schönen Augen, war auch schön vor Gott. Körperliche Schönheit und Herzensschönheit sind wohl vereinbar.
Warum war David ein Mann nach dem Herzen Gottes? (Kap. 13,14; Apg 13,22).
Gewiß schätzte seine junge Seele schon die Dinge hoch, die er später in seinen Liedern besang und in seinem Leben zur Tat machte.
Er liebte das Gesetz Gottes. „Wie liebe ich Dein Gesetz! Es ist mein Sinnen den ganzen Tag.“ (Ps 119,97).
Er glaubte von Herzen an den mächtigen Gott Israels. „Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf Ihn will ich vertrauen.“ (Ps 91,2).
Er besaß persönlichen Mut und kämpfte unerschrocken gegen Bären und Löwen, wie später gegen den Riesen Goliath.
Er verstand etwas von der Gnade Gottes und hatte selbst ein gütiges, liebevolles Wesen, das ihm sogleich die Zuneigung des Königssohnes erwarb (Kap. 16,21). Wie edel erzeigt sich David später Saul gegenüber, und wie vornehm handelt er gegen Mephiboseth! (2Sam 9,9-13). „Ein böser Geist von Gott kommt über Saul.“ Viermal wird dieser merkwürdige Ausdruck gebraucht (V. 14.15.16.23). Inwiefern kam der Geist von Gott? Gott ist der Herr über alle Gewalten, und Er erlaubte dem Geist, sich in Sauls Seele einzunisten. Gott benutzt diese Geister, um die Menschen von der Macht und Wirklichkeit des Bösen zu überführen, um sie zurechtzubringen oder auch, um zu strafen. (Vgl. Lk 22,31; 1Kor 5,5; 2Kor 12,7).
David stand schon als junger Mann in dem Ruf, ein guter Musiker, ein tapferer Krieger und ein kluger, schöner Mensch zu sein. Aber die Hauptsache war: Gott war mit ihm. (V. 18).
Sein musikalisches Können brachte ihn an den Hof des Königs. Manche finden es unbegreiflich, daß Saul sich später nicht mehr an David erinnert (Kap. 17,58). Aber wenn man bedenkt, von wie vielen Leuten ein König ständig umgeben war, so ist diese Tatsache erklärlich. Durch Davids Saitenspiel wurde der böse Geist eine Zeitlang vertrieben, aber er kehrte mit doppelter Gewalt gegen Sauls Lebensende zurück.
Gute Musik erweist sich immer als Wohltat für einen ermatteten Geist. Musik ist eine der schönsten Gaben Gottes! David benutzte sein Talent zum Lobe Gottes und wurde dadurch zum Vorsänger der ganzen Welt! Zu allen Zeiten und in den schwierigsten Lagen sind Davids Psalmen ertönt und haben Herzen gestärkt.
Der Herr Jesus Selbst sang, als Er verraten ward, in der Nacht ein Loblied mit Seinen Jüngern. Es mag wohl ein Psalm Davids gewesen sein.
Zum Nachdenken:
Erklingt in der Stille deines Herzens ein Loblied Gottes, oder gewinnt ein finsterer Geist Macht über deine Gedanken?
Goliath von Gath und David von Bethlehem
(Kap. 17; 18,1-16)
Gath war eine der fünf Königsstädte der Philister. Im Philisterland scheint es damals ein Geschlecht von Riesen gegeben zu haben. Wir lesen in 2Sam 21,16 von Jischbi-Benob, der an David Rache nehmen wollte wegen Goliath. Weiter ist die Rede von Saph, den Sibbekai erschlug, vom Bruder Goliaths, den Elchanan tötete, und später von einem Riesen, der sechs Finger und sechs Zehen hatte und den der Neffe Davids, Jonathan, hinstreckte. (2Sam 21,19-21).
Vierzig Tage lang forderte Goliath unter höhnischen Worten die Israeliten auf, ihm einen Mann zum Zweikampf entgegenzuschicken. Aber weder der stattliche und tapfere Saul noch der unerschrockene Jonathan wagten diesen ungleichen Kampf aufzunehmen. Sie fühlten wohl, daß zu dieser Tat kühner, felsenfester Glaube gehörte.
Da kam der Hirtenknabe David ins Lager und hörte die verächtlichen Worte des Riesen. Davids Herz wurde bis ins Innerste erregt ob solcher Rede; hatte er doch persönlich erfahren, welch ein starker Gott und Helfer in der Not Jehova ist! Hatte Er nicht das Volk durch das Rote Meer, die Wüste und den Jordan geführt, und nun prahlte Goliath mit seiner Kraft und seinem Fischgott Dagon? Die von starkem Gottvertrauen zeugenden Worte Davids werden dem König hinterbracht, und schon wird er in das Zelt Sauls gerufen. Saul will ihm helfen, für den schweren Zweikampf geeigneter zu sein. Doch David kann nichts Entlehntes brauchen. Er legt Sauls Rüstung wieder ab und greift zu seiner ihm vertrauten Schleuder und seinem übrigen Hirtengerät. Wir empfinden die Spannung des Augenblicks, als David dem Riesen ohne jede Deckung entgegenläuft. Was ihn so mutig macht, ist das Bewußtsein: „Ich komme zu dir im Namen Jehovas der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du verhöhnt hast.“ (V. 45). Da ist kein vernünftelndes Überlegen, ob der Glaube hier nicht zu weit gehe, überspannt sei; es handelt sich hier einfach um den Beweis, daß ein allmächtiger Gott lebt. „Diese ganze Versammlung soll erkennen, daß der Herr nicht durch Schwert und durch Speer rettet; denn Jehovas ist der Streit, und Er wird euch in unsere Hand geben.“ (V. 47). - Die eigne Ehre steht bei David ganz im Hintergrund. Zu einem solchen Menschen kann Gott Sich bekennen. Der Stein fährt aus der Schleuder und trifft die ungeschützte Stirn Goliaths. Der Riese fällt zu Boden, David eilt und schlägt ihm das Haupt ab, und die Philister fliehen.
Jonathan, der Königssohn, sieht voll Bewunderung das Tun des kühnen Hirtenjünglings, und sein ganzes Herz schließt sich für den Sohn Isais auf. Kein Gedanke der Eifersucht mischt sich herein. Er liebt David wie seine Seele. Er zieht sich gleichsam für ihn aus, indem er ihm seine Kleider, sein Schwert, seinen Gürtel und seinen Bogen gibt. Wie sehr David Jonathans Bogen schätzte, sehen wir aus seinem Klagelied in 2. Sam. 1,18.22. David war nun gekleidet und ausgezeichnet wie ein Königssohn, und Jonathan nahm ihn zu sich in sein Haus. David gewann in kurzer Zeit die Achtung und Liebe des ganzen Volkes. (Kap. 18,5).
Aber der Gesang der Frauen über das Tun der Helden erregte im Herzen Sauls die Leidenschaft des Neides. Der böse Geist, der den König zeitweise verlassen hatte, ergriff ihn aufs neue mit aller Macht. „Grimm ist grausam, und Zorn eine überströmende Flut; wer aber kann bestehen vor der Eifersucht!“ (Spr 27,4). Der Anblick Davids erfüllte die Seele Sauls mit blindem Haß. Er hätte leicht wahrnehmen können, daß David keinerlei Umsturzpläne verfolgte, daß er im Dienst des Königs für dessen Interessen arbeitete und dem Staat nur nützlich war. Aber Sauls Denken war verfinstert durch die Macht der Eifersucht. Er versuchte, David, den Retter des Volkes, an die Wand zu spießen. Durch Gottes Fügung verfehlte der Speer sein Ziel, und der stolze, finstere König fing an, sich vor David zu fürchten. Er merkte, daß Gott Seine schützende Hand über David hielt und er ihm nichts antun konnte.
Zum Nachdenken:
Liebe treibt alle Furcht aus. Eifersucht hält den Menschen in beständiger Furcht.