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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
1Tim 2,9-10 – „Bescheidenes Äußeres, Schamhaftigkeit, Sittsamkeit“1Tim 2,9-10 – „Bescheidenes Äußeres, Schamhaftigkeit, Sittsamkeit“
Wir Kinder Gottes leben in einer Welt, in der die Schamlosigkeit frech das Haupt emporhebt. Wir können nicht aus der Welt hinausgehen, solange der Herr noch verzieht zu kommen; die Welt übt aber einen nicht geringen Einfluß auf uns aus; wir müssen vieles sehen, was uns innertich oft recht nachteilig ist und was ein heiliges Zürnen, verbunden mit Betrübnis über den Zustand in dieser Welt, in unserem Inneren hervorrufen sollte. Möchten wir mehr denn je über unsere Augen wachen, daß sie nicht frei umherschweifen, und möchten wir noch mehr über unser Herz wachen, um es zu behüten „mehr als alles, was zu bewahren ist.“ (Spr 4,23) Wir bedürfen vieler Gnade vom Herrn , vielen Gebetes, Flehens und Bekennens und mehr den je eines Sinnens über Gottes Wort, um Geist und Seele rein zu bewahren. - Doch der Herr ist treu, so wie unsere Tage sind, so wird auch unsere Kraft sein.
Es ist nun nicht unsere Aufgabe, die Welt in ihrem Abwärtsgehen aufzuhalten. Unsere Aufgabe besteht vielmehr darin, durch Wandel und Wort Zeugnis abzulegen von dem, der aus diesem bösen Zeitlauf herauszuretten vermag. Wir selbst aber sind in Gefahr, angesichts des uns umgebenden Bösen den klaren Blick zu verlieren und die schicklichen Grenzen zu überschreiten.
Die eingangs erwähnte Schriftstelle, die sich auf unsere lieben Schwestern bezieht, aber auch uns Brüdern manches zu sagen hat, lautet: „Desgleichen auch, daß die Weiber in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern was Weibern geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, durch gute Werke.“
Bescheidenes Äußere ist der erste Schmuck, der von Gott genannt ist. Keine auffallende Kleidung durch Farbe und Schnitt, kein Schmücken durch Haarflechten oder Gold oder Perlen oder kostbare Kleidung sollte ein Weib zur Schau tragen, die sich zur Gottesfurcht bekennt. Ein bescheidenes Äußeres fällt nicht auf, weder durch Kleidung noch durch Toilette, noch durch Benehmen.
Schamhaftigkeit ist das andere Schmuckstück, welches genannt ist. Nach dem Sündenfall, nach welchem Adam und Eva die Unschuld verloren hatten, als das Gefühl der Scham über sie kam, machten sie sich Schürzen aus Feigenblättern; (1Mo 3,7) Gott aber machte ihnen Röcke (nicht Schürzen) von Fell und bekleidete sie.
Der jetzige Zeitgeist sucht mehr und mehr das Schamgefühl, was von Natur jedem Menschen gegeben ist, zu ertöten, was auch leider zum Teil in erschreckender Weise gelungen ist. Denken wir an die ärmellosen Kleider, die ausgeschnittenen Blusen, die kurzen Röcke, die schamlose Sportkleidung, die sogar bei besonderen Gelegenheiten auf offener Straße getragen wird; und was sehen wir in den Badeanstalten, Seebädern, Bildern, Zeitschriften, Gemälden, Kinos u. dgl.!
Ist es nicht so, geliebte Brüder und Schwestern, daß auch wir Kinder Gottes im allgemeinen etwas eingebüßt haben von der Schamhaftigkeit, die wir früher hatten? Wir trauern vielleicht darüber, daß der allgemeine Zustand der christlichen Gemeinde nicht so ist, wie er sein sollte. Ist nicht auch hier ein Fuchs zu erkennen, der die Weinberge verdirbt? (Hld 2,15) Es ist zu verstehen, daß jüngeren Schwestern der klare Blick fehlt, den die Älteren haben sollten, denn erstere wachsen in dieser schamlosen Zeitperiode aus. Sollten wir Älteren, besonders aber die Mütter, nicht mit besonderem Fleiß denen eine Hilfe sein, die der Belehrung bedürfen?
Selbst Ungläubige sind empört über den Zustand in der Welt. Wir Kinder Gottes aber, die wir den Heiligen Geist und das Wort Gottes haben, sehen doch gewiß diese Dinge noch ganz anders an als Ungläubige. Vielleicht hat mancher Bruder oder manche Schwester sich wegen der Kleidung einer Schwester geschämt, hat sich aber nicht bemüht, helfend und mahnend an solche in Liebe heranzutreten oder eine berufene Person dazu zu veranlassen.
Kann z. B. eine Schwester mit kurzem Rock und entblößtem Oberarm einem Ungläubigen einen Traktat geben oder ein mündliches Bekenntnis ablegen von ihrem Glauben an den Herrn Jesus?
Teure Schwester, die du hierin vielleicht schwach bist, bitte denke daran, daß du durch ein teilweises Entblößen deiner Körperformen einem Bruder einen solchen Anstoß geben kannst, daß er in Sünde fällt. Oder er schreit vielleicht in seiner Anfechtung zum Herrn , und der Herr hat Mühe mit ihm, um ihn zu bewahren und wieder in Ordnung zu bringen. Deine Kleidung aber war vielleicht die Ursache davon. Vor dem Richterstuhl Christi wird es einst offenbar werden, was die schamlose Kleidung angerichtet hat. (2Kor 5,10)
Gewiß schreibt das Wort Gottes nicht die Länge des Rockes und der Ärmel vor. Die Furcht Gottes und die Liebe zum Herrn wird dich, teure Schwester, auch hierin recht leiten. Wenn du dich wunderst, daß ein Mann durch solche Kleidung in Gefahr kommen kann, so ist es deshalb, weil du die Empfindungen und Gefahren eines Mannes nicht kennst. Du solltest aber Gottes Wort zu Herzen nehmen und danach tun, auch wenn du jenes nicht verstehst. - Frage dich, liebe Schwester, was gefällt dem Herrn wohl, und dann handle in Liebe zu Ihm, der in Liebe Sein Leben für dich und auch für den Bruder gab. Die Liebe zu Ihm wird dir Kraft und Freudigkeit geben.
Als dritter Schmuck des Weibes ist die Sittsamkeit genannt. Wort und Benehmen möchten vom Anstand, gesundem Sinn und Besonnenheit Zeugnis geben.
Bescheidenes Äußere, Schamhaftigkeit und Sittsamkeit, das ist der wunderbare dreifache Schmuck, den der Herr einer Schwester verordnet hat, ein Schmuck, der Ewigkeitswert hat. Zu diesem allen kommt noch ein vierter hinzu, der Schmuck durch gute Werke. In solchem Schmuck gefällt die Schwester allenthalben, zuerst unserem Herrn , der Engelweit, ihrem Manne und den Geschwistern (Siehe auch 1Pet 3,1-6). Dem Herrn sei Dank, daß viele Schwestern dieser Erinnerung nicht bedürfen, da sie in Treue wandeln nach dem Worte des Herrn . Doch dürfte mancher teuren Schwester auch durch diese Zeilen gedient sein.
In bezug auf das Abschneiden des Haares bedarf es wohl nur der Erinnerung von 1Kor 11,6.15, wo uns gesagt wird, daß es für ein Weib schändlich ist, wenn ihr das Haar abgeschnitten ist, und daß es eine Ehre für sie ist, wenn sie langes Haar hat.
Möchten die Väter und Mütter oder solche, denen der Herr die Verantwortung in der Gemeinde aufs Herz gelegt hat, in den einzelnen Fällen in wahrer Liebe und in Entschiedenheit denen zurechthelfen, die der Zurechtbringung bedürfen! Nicht nur für andere kann die unschickliche Kleidung ein Stein des Anstoßes werden, auch für die betreffende Tochter oder Schwester selbst kann diese in besonderer Weise Anlaß zu schwerem Fall werden. „Sollte jemand über glühende Kohlen gehen, ohne daß seine Füße versengt würden?“ (Spr 6,28)
O. D.