Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Jos 5,13-15 - Der Oberste des Heeres Jehovas oder Der Anführer unserer ErrettungJos 5,13-15 - Der Oberste des Heeres Jehovas oder Der Anführer unserer Errettung
Eine sehr wichtige Aufgabe jedes Gotteskindes ist die Betrachtung der Person seines Herrn . Immer wieder wird unsere Aufmerksamkeit auf Ihn gelenkt. Seine erhabene Person, Seine Eigenschaften und Sein Werk sind so vielseitig, daß kein Mensch es zu fassen vermag. Ob wir Ihn anschauen als den großen Hohenpriester, als das fleckenlose Gotteslamm, als den vollkommenen Knecht Jehovas, als den Menschensohn, als Gottes Wort von Ewigkeit her, das Fleisch geworden, als den wahren Weinstock, als den guten
Hirten u. a. m., niemals kommen wir zu Ende, weder mit Seiner Person noch mit Seinem vollbrachten Werke, denn alles ist wie Gott Selbst unerforschlich und unergründlich. Herzen aber, die durch Gnade gelernt haben, Ihn zu lieben, schauen gern auf die überreichen Benennungen, unter denen der Heilige Geist Ihn uns im Worte vorstellt.
Nun, in diesem kleinen Artikel möchten unsere Augen sich auf Ihn richten in Seinem Charakter als Oberst oder Anführer. Hier haben wir militärische Ausdrücke, und unser Herr ist ja der große Held in dem schrecklichen Kriege zwischen Licht und Finsternis. Es hat große Führer und Helden in weltlichen Kriegen gegeben, die vorangegangen sind und die die ihnen folgende Mannschaft zum Siege führten. Wohl bleiben in der modernen Kriegskunst die Hauptführer verborgen im Hintergrund, und die Mannschaft geht unter kleinen Führern voran. Unser Herr aber ging allein in den Kampf, gerade wie David allein dem Riesen entgegenging. Das Wort durch den Prophetenmund lautete: „Jehova hat Sich einen Mann gesucht nach Seinem Herzen, und Jehova hat ihn zum Fürsten über Sein Volk bestellt.“ (1Sam 13,14) Das ist auch wahr in bezug auf unseren Obersten und Anführer.
Wie erfreulich ist es doch für jedes Gotteskind, zu wissen, einen solchen Obersten und Anführer zu haben, der den Sieg über den Feind schon errungen und der jetzt die vielen Söhne zur Herrlichkeit bringt! Diese Söhne sind vielleicht zaghafte Personen, kleinlich und selbstsüchtig und oft leicht geneigt, „die Flinte ins Korn zu werfen.“ Ein weltlicher Heerführer würde wohl niemals sich an die Spitze einer solchen mangelhaften Schar stellen, er würde eine schmähliche Niederlage erwarten. Unser Herr aber schämt Sich der Seinen nicht, denn Er Selbst vollbringt den Kampf, so wie einst bei dem zitternden Volke Israel. Mose mußte den Kindern Israels sagen: „Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ (2Mo 14,14) Wohl lernen die Seinigen nach und nach von ihrem Herrn , wie sie zu kämpfen haben und zu Glaubenshelden heranwachsen können. Aber auch das ist Gottes Werk in den Seinigen, denn selbst David jubelte von Ihm: „Der meine Hände den Streit lehrt, und meine Arme spannen den ehernen Bogen!“ (Ps 18,34)
Josua sah diesen Obersten, diesen Anführer in den Kriegen des Herrn , und zwar, als das Volk schon über den Jordan gegangen und die Beschneidung in Gilgal vollzogen war. Er erschien als ein Mann mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua fragte, ob Er für sie oder für die Feinde stehe. Eine neutrale Stellung gibt es hier nicht. Namenschristen möchten gern auf beiden Seiten hinken. Unser Herr aber sagte: „Wer nicht mit Mir ist, ist wider Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, zerstreut.“ (Mt 12,30) Auf seine Frage erhielt Josua eine unzweideutige Antwort: „Nein, sondern als der Oberste des Heeres Jehovas bin Ich jetzt gekommen.“ (Jos 5,14) Ist es noch nötig, nach der Person dieses geheimnisvollen Mannes zu fragen? Es kann nicht anders sein, es ist unser Herr und Heiland; der nämliche, der Abraham erschien, als er vor dem Eingang des Zeltes saß bei der Hitze des Tages (1Mo 18,1). Josua ahnte, wer dieser Mann war, denn als ihm gesagt wurde, daß Er der Oberste des Heeres Jehovas sei, da fiel er auf sein Angesicht, huldigte Ihm und betete Ihn an. Es heißt dann weiter: „Was redet mein Herr zu Seinem Knechte? Und der Oberste des Heeres Jehovas sprach zu Josua: Ziehe deinen Schuh aus von deinem Fuße, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig! Und Josua tat also.“
Mehr wird uns nicht mitgeteilt, doch dies genügt vollständig. Wir wissen, wer Er ist, und wenn Er als Oberster über das Heer Jehovas gekommen ist, so muß alles gut werden. In Seiner Hand liegt die Kriegsleitung. Er Selbst geht voran. Unser teurer Herr ist der Oberste, Er ist der große Anführer. Der Sieg ist uns sicher, und wir jauchzen Ihm zu: „Gürte Dein Schwert um die Hüfte, Du Held, Deine Pracht und Deine Majestät! Und in Deiner Majestät ziehe glücklich hin um der Wahrheit willen und der Sanftmut und der Gerechtigkeit; und Furchtbares wird Dich lehren Deine Rechte.“ (Ps 45,3.4)
Wie glücklich muß Josua gewesen sein, als Sich dieser geistliche Oberste ihm offenbarte - als er die schwere Verantwortung von seinen Schultern auf die Schultern dieses himmlischen Anführers gelegt sah. Es steht geschrieben: „Die Herrschaft ruht auf Seiner Schulter.“ (Jes 9,6) Wissen wir auch etwas von einer solchen geistlichen Erfahrung? Sei es in den eigenen inneren Kämpfen oder in der Sorge um die Gemeinde oder in den Schwierigkeilen in der Arbeit des Herrn ? Wohl erscheint Er uns nicht so wie damals dem
Josua bei Jericho, aber doch zeigt der Heilige Geist Ihn unseren Herzen, sei es in der einen oder anderen Weise und Gestalt, und sicher auch als den Mann mit dem gezückten Schwert in der Hand, als den Obersten des Heeres Jehovas. Wie immer aber der Geist uns Ihn auch offenbart, immer wird Sein Anblick jedes kindlich gläubige Herz mit Mut und Freude erfüllen, so, daß man auf das Angesicht fällt und Ihm huldigt.
Die Zeit spielt für den ewigen Gott keine Rolle. Der Herr erschien dem Josua so, als ob Er den Sieg auf dem Kreuz schon errungen hätte (ist Er doch das geschlachtete Lamm von Grundlegung der Welt an, Off 13,8); nun konnte eine Festung nach der andern im gelobten Lande fallen. Aber doch mußte Er den Leidensweg in der Tat betreten, und zwar bis zum Schandpfahl. Er wurde unter die Engel erniedrigt wegen des Leidens des Todes; durch Gottes Gnade schmeckte Er den Tod für alle. Der Anführer der Errettung ist durch Leiden vollkommen gemacht (Heb 2,9.10), und nun vermag Er völlig zu erretten, die durch Ihn sich Gott nahen (Heb 7,25). Ja, Er hat nun, weil Er dazu durch Leiden vollkommen gemacht wurde, die vollständige Fähigkeit und Macht, auf ewig zu erretten.
Ist Er nicht ein unserer Liebe, unserer Huldigung und Anbetung würdiger Anführer? Sein Gegenbild „Melchisedek“ nahm sogar den Zehnten der Beute von Abraham huldvoll entgegen, und nun nimmt dieser unser Anführer die Huldigung der auf ihr Angesicht fallenden Josuas an und sagt nur, als Josua Ihn fragte, was Er Seinem Knechte zu sagen habe: „Ziehe deinen Schuh von deinem Fuße; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig.“ Josua sah einen Mann, aber dieser Mann beansprucht ruhig und still die völlige Gottheit, ebenso wie der Engel, der dem Mose in dem Dornbusch erschien.
Wenn Er nicht auch Gott wäre, so hätte Er niemals die Anbetung des Josua entgegengenommen. Als der Feind in der Wüste Anbetung forderte, schlug der Herr ihn mit dem Schwerte des Wortes nieder: „Du sollst den Herrn , deinen Gott, anbeten und Ihm allein dienen.“ (Mt 4,10) Dieser Oberste mit dem Schwerte nahm die Anbetung an, gerade wie der Herr Jesus die Huldigung des blindgeborenen Bettlers entgegennahm (Joh 9,38). Der Engel in der
Offenbarung wies die Anbetung des Johannes zurück und sagte bündig: „Bete Gott an!“ (Off 22,8.9) Wenn wir alles dieses mit Aufmerksamkeit betrachten, so bemerken wir, wie völlig hinfällig und verwerflich die ungöttlichen Spekulationen der sogenannten „Ernsten Bibelforscher“ über die Person des Herrn sind. Diese behaupten, daß der Herr in der Vergangenheit ein von Gott geschaffenes Geisteswesen, dann auf der Erde nur ein Mensch sei. Doch vor Seiner Menschwerdung war Er „Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm 9,5), und als solcher nahm Er die Anbetung an; und das nämliche tat Er in den Tagen Seines Fleisches, als Er hier auf Erden wandelte. Satan, der Glanzstern, der Sohn der Morgenröte, wollte sich selbst dem Höchsten gleichmachen; und in die tiefste Grube ist er gestürzt worden (Jes 14,12-15). Aber unser Herr, „da Er in der Gestalt Gottes war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein“. (Phil 2,6) Und mit Ehrerbietung dürfen wir sagen, daß, wenn Er nur ein Geschöpf - wenn auch das höchste Gottes - gewesen wäre und Anbetung, die nur Gott gehört, entgegengenommen hätte, so wäre das eine Vermessenheit gewesen. Doch Er nahm diese von Josua und allen Engeln Gottes entgegen (Heb 1,6), gerade weil Er Gott von Ewigkeit her ist, und nicht ein Geschöpf. Mit einem solchen Obersten, mit einem solchen Anführer ist eine Niederlage ausgeschlossen. Wohl schien es zuweilen in den Tagen Seines Fleisches, als ob der Feind den Sieg habe, aber er ist auf Golgatha für immer geschlagen worden.
Ach, daß wir es doch lernen möchten, uns mehr und mehr unter die vollkommene und fehlerlose Herrschaft und Führung dieses wunderbaren Obersten zu stellen, es wäre dann besser um uns bestellt. Wir würden dann Seine demütige, sich selbst zunichte machende Gesinnung in uns aufnehmen und unter Seiner Führung den listigen Angriffen des Feindes begegnen können. Gelingt es dem Feinde aber, uns ein wenig von seiner giftigen Gesinnung einzuimpfen, so ist er imstande, uns bald zu überrumpeln. Auf diese Weise trat er an Eva heran und betrog sie.
Bald aber wird unser Oberst und Anführer unserer Rettung in Herrlichkeit erscheinen, und auch dann wird ein scharfes, zweischneidiges Schwert aus Seinem Munde hervorgehen (Off 19,15). „Wenn aber Er geoffenbart werden wird, dann werden auch wir mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit.“ (Kol 3,4) Und in dieser Herrlichkeit wird zum Ausdruck kommen, wie weit jedes einzelne Gotteskind sich mehr oder weniger unter die göttliche Führung des Obersten gestellt hat.
F. Btch.