Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
4Mo 13; 5Mo 1,21-23 - „Wege des Unglaubens“4Mo 13; 5Mo 1,21-23 - „Wege des Unglaubens“
War es recht, daß Mose zwölf Männer sandte, um das Land auszukundschaften? Hätten wir nur den Bericht in 4Mo 13, so sollte man es meinen, denn der erste Vers lautet: „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Sende dir Männer aus, daß sie dir das Land Kanaan auskundschaften“. Lesen wir aber die näheren Umstände darüber in 5Mo 1,21-23, dann sehen wir, daß die Sendung der Botschafter aus dem Willen des Volkes hervorging. Sie forderten Mose auf, die Männer zu senden, auch ihm schien es gut zu sein, und Gott gab ihrem Wunsche nach.
Warum wünschte das Volk das Land auszukundschaften? Hatte Gott nicht gesagt, daß es ein Land sei, wo Milch und Honig fließt? Zweifelten sie daran, hatten sie vergessen, daß Gott gesagt hatte, Er wolle sie hineinbringen? Ach, es war der Unglaube, und aus der Furcht, die aus dem Unglauben kommt, forderten sie von Mose die Aussendung der Kundschafter.
Als die zwölf Männer sich ihres Auftrages entledigt hatten und zurückkamen, berichteten sie, es sei ein gutes Land, das wirklich von Milch und Honig fließe (4Mo 13,27). Dies war nichts Neues, das hatte Gott ihnen schon längst zuvor gesagt. Das Neue aber, das sie weiter zu berichten hatten, war, daß das Volk „größer und höher“ sei als sie, daß die Städte groß und befestigt seien bis an den Himmel und daß sie Riesen dort gesehen hätten.
Es wäre besser gewesen, sie hätten dies nie erfahren. Nun blickten ihre Augen auf den Feind, ehe er da war, und die Städte mit ihren hohen Mauern machten ihr Herz verzagt, so daß sie schrieen und weinten die ganze Nacht und wider Mose und Aaron murrten, statt Gott zu vertrauen, daß Er ihnen den Sieg geben werde, so groß und stark der Feind auch sei.
Ist es nicht immer so, wenn wir uns mit den Dingen und Schwierigkeiten beschäftigen, die noch kommen können? Der Herr sagt: „Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage habe“ (Mt 6,34). Wir wissen dies, und doch vergessen wir es immer wieder. Wir schauen in die Zukunft und glauben schon zu sehen, was der morgige Tag uns bringt, und die Folge ist: unsere furchtsamen und ungläubigen Herzen werden mit tausend Ängsten beschwert. Wir sehen nichts anderes als Riesen, als Mauern bis zum Himmel hoch, als Löwen auf dem Wege, und uns selbst fühlen wir so klein wie Heuschrecken - Gott aber wird ganz vergessen. An Seine Treue in den vergangenen Tagen wird nicht mehr gedacht. Der Unglaube beherrscht jeden Gedanken, und wir zittern und beben, als ob unser Gott gleich wäre einem Gott der Heiden, der nicht helfen kann.
Unter den zwölf Kundschaftern nun waren zwei Männer des Glaubens, Kaleb und Josua. Diese suchten das Volk zu stillen und sagten: „Lasset uns nur hinaufziehen und das Land in Besitz nehmen, denn wir werden es gewißlich überwältigen“ (4Mo 13,30). Das waren Worte des Glaubens und der Ermutigung, aber niemand hörte auf sie. Die einzige Antwort, welche das Volk daraus gab, war diese: „Wenn wir doch gestorben wären im Lande Ägypten, oder wenn wir doch gestorben wären in dieser Wüste ...! Ist es nicht besser für uns, nach Ägypten zurückzukehren?“ (4Mo 14,1-4).
Wer hätte gedacht, daß die Sendung der Kundschafter ein solches Ergebnis haben würde? Gott hatte ihnen genug über das Land gesagt, aber sie wollten mehr wissen. Hinter diesem „Mehr-wissen-wollen“ stand ihr Unglaube. Warum hatte Gott ihnen nichts von den Riesen und den hohen Mauern gesagt? - Was waren Riesen und Mauern für Ihn? Nicht des Erwähnens wert! Wenn Er ihnen das Land geben wollte, konnten baumlange Männer und himmelhohe Mauern Ihn daran hindern? Welch ein trotziges und verzagtes Ding ist doch das menschliche Herz! Wie wenig hatten sie gelernt, Gott zu vertrauen und mit Seiner Macht und Seiner Treue zu rechnen! Hatte Gott ihnen Grund zu solchem Mißtrauen gegeben, hatte Er sie in den vergangenen Tagen verlassen? Immer wieder hatte Er ihnen Seinen helfenden Arm gezeigt, aber alles war vergessen. So beherrschte sie der Unglaube, daß, als die Männer des Glaubens sagten: „Das Volk des Landes wird unser Brot sein“, „die ganze Gemeinde sagte, daß man sie steinigen solle“ (14,7-10).
Welch eine Warnung gibt uns Gott hier vor dem Unglauben und dem Sich-nicht-begnügen mit dem, was Er uns kundgetan hat, und weiter, welch ein Beispiel von der Torheit, mit Ahnungen zu rechnen, statt Schritt für Schritt mit Gott zu wandeln! Möchten wir aufhören mit dem Mißtrauen gegen Gott und den Zweifeln! Nie werden uns Seine Gnade und Kraft fehlen, was auch immer die Zukunft uns bringen mag. Er gibt Kraft für den gegenwärtigen Tag, Kraft für den morgigen Tag, wenn er da ist, aber wir empfangen nicht heute schon Kraft für morgen.
Du sagst: Wie soll es aber werden, wenn wir mit Riesen zu kämpfen haben, wenn die Mauern bis an den Himmel reichen und wir wie Heuschrecken sind? Bruder, ist Gott nicht für uns? Ist Er wie eine Heuschrecke? Ist etwas zu schwer für Den, der Himmel und Erde gemacht hat? „Er, der doch Seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat: wird Er uns mit Ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8,32). O, daß wir uns unserer unnötigen Furcht schämen und dem lebendigen Gott vertrauen möchten!
Gott nahm das Volk beim Wort. Sie hatten gesagt: „Wenn wir doch gestorben wären in der Wüste!“ Gott gab ihnen nun das Verlangen ihres Unglaubens; in der Wüste sollten sie sterben, alle von 20 Jahren und darüber, die wider Ihn gemurrt hatten (4Mo 14,29). Ihre Leiber sollten in der Wüste fallen. Vierzig Jahre mußten sie wandern, bis der Tod sie alle hinweggenommen hatte. Aber Josua und Kaleb und die Kinder, von denen sie gesagt hatten, sie würden „zur Beute“ werden, an diesen zeigte Gott den Arm Seiner Allmacht, diese führte Gott hinein in das Land der Riesen und der himmelhohen Mauern, das sie verschmäht hatten (4Mo 14,30.31).
Das sind die gerechten Wege des Herrn in Seinem heiligen Walten über Sein Volk. „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung“ (1Kor 10,11). Warum wollen wir in ihre Sünde des Unglaubens fallen? Warum wollen wir Gott mißtrauen, als ob Seine Hand zu kurz wäre, um zu retten, und Sein Ohr zu schwer, um zu hören? (Jes 59,1). Er hat uns bis hierher gebracht, „und kein einziges Wort ist dahingefallen von allen Seinen Worten, die Er geredet hat“ (1Kön 8,56). Laßt uns deshalb nicht mit dem rechnen, was der morgige Tag bringen mag. Laßt uns rechnen mit Seiner Macht und Seiner Treue und an das Wort des Herrn gedenken: „Seid nicht besorgt auf den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen, jeder Tag hat an seinem Übel genug!“ (Mt 6,33.34).
(S). v. d. K.