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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Erste Schritte im Glaubensleben
Ps 119,2 - Erste Schritte im Glaubensleben (2)Ps 119,2 - Erste Schritte im Glaubensleben (2)
(Schluß).
14.
Wie aber ist es mit Sünden, die wir an Menschen begangen haben, d. h. in Fällen, die vor unserem Gewissen ein Wiedergutmachen an jenen zu erfordern scheinen? Diese Frage macht vielen Gläubigen mehr Schwierigkeit, als sie sollte. Wenn der Fall stets so klar läge, wie eben geschildert, so wäre es leicht zu sagen: Handle wie Paulus nach Apg 24,16: „Darum übe ich mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen.“ Dies Wort hat in meinem Leben manche gesegnete Wirkung erzielt. Und wenn da auch der eine oder andere sagen wird: „Dann komme ich ins Gefängnis“, so würde doch dies Wort dem Grundsatz nach stehen bleiben müssen, und Gott kann Sich dann auch wunderbar gnädig zeigen, wenn man im Vertrauen auf Sein Wort in diesem Sinne handelt: Er kann alle bösen Folgen für uns verhindern. Aber nicht immer liegt der Fall so ganz klar; auch sind wir lange nicht immer imstande, alte Dinge in Ordnung zu bringen, zumal sie oft nicht einmal mit Geldeswert (wie es Zachäus machte, Lk 19,8)! in Ordnung gebracht werden können. Was dann tun? Nun, meine teuren Geschwister, Gläubige des Neuen Bundes stehen nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. Und nur die Gnade kann die Folgen unserer alten Sünden, die uns durch Glauben an Christus alle vergeben sind, austilgen oder in Ordnung bringen. Laßt uns also, wenn wir an solche Dinge aus der Zeit vor der Bekehrung erinnert werden, sie zuerst unserem Gott und Vater im Namen Jesu im Gebet bringen! („alle Sorgen werfet auf Ihn!“ [auch die selbstverschuldeten!], 1Pet 5,7; Phil 4,6), und Ihn um Licht und Weisheit bitten, wie wir uns verhalten sollen. Und wenn Er den Seinen den inneren Herzensfrieden läßt oder gibt nach solchen Gebeten, so ist es vielleicht nicht nötig, solche alte Sache, die man am Ende gar nicht ordnen kann, aufzurollen. Wenn Er aber diesen Frieden nicht gibt, so bitte um Licht, um zu handeln nach Seinem Willen, aber handle nicht ohne viel Gebet und nicht unbesonnen! Und hier glaube ich, solchen teuren, angefochtenen Seelen noch einen Rat geben zu sollen, der sich auch anwenden läßt, wenn man mit anderen Sachen nicht zurechtkommen kann, wie etwa mit irgendwelchen Gebundenheiten und sündigen Gewohnheiten:
15.
Vertrauet euch irgendeinem älteren Bruder an, vorzüglich solchen, die das Zeugnis haben, Hirtendienste in der Gemeinde zu tun. Solche teuren, erfahrenen Helfer werden nicht über eure Sachen zu Dritten reden, aber sie werden viel zu Gott darüber reden, d. h. für euch und mit euch beten, und die Schrift sagt: „Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen um irgendeine Sache, welche es ist, um die sie bitten mögen, so wird sie ihnen werden ...“ (Mt 18,19) Und sie werden euch auch Ratschläge geben, wie ihr euch in besonders schwierigen Fällen der Art, wie in Punkt 14 genannt, verhalten sollt.
16.
Wichtig ist auch, daß Jungbekehrte mit allem aufräumen, was das Wort Gottes als offenbare Sünden verurteilt. Und wenn manche da nicht klar sehen, ist es auch hierin nötig, von älteren Geschwistern Rat und Weisung zu erbitten. Ich möchte hier erwähnen, daß junge Gläubige (auch alte)! es sehr genau nehmen sollten mit dem Beseitigen von alten persönlichen Feindschaften, Unversöhnlichkeiten, übler Nachrede, die sie sich etwa zuschulden kommen ließen, und dergleichen mehr. Ein Christ sollte in persönlichen Angelegenheiten aller Art auch unbedingt vergeben (können)! Lies dazu z. B. Mt 6,14.15 und 18,21-35! Wir lernen diese Gesinnung nur an und von Christus Selbst durch Seinen Geist. (Vgl. Lk 23,34; Apg 7,60; Kol 3,13; Röm 12,17-21 u. a).
Den so sündigen, häßlichen Mißbrauch des Namens Gottes oder des Herrn Jesus (z. B. „Ach Gott!“ u. dgl). müssen und können Junggläubige frühzeitig durch des Herrn Gnade vermeiden lernen!
Ebenso hütet euch vor jeder Art des Fluchens!
Eine ernste Gefahr bietet sich allen Gläubigen durch Verbindung mit Zaubereidingen wie spiritistischen Sitzungen, Sympathieheilungen, Kartenlegen, „Besprechen“ und dgl. bösen satanischen Dingen mehr, die heute in der Welt eine große Rolle spielen und gegen die den Gläubigen das Anlegen und Angelegthaben der ganzen Waffenrüstung des Glaubens (Eph 6,12-20) nottut; sie allein schützt uns gegen derlei finstere Dinge, in denen manche unbefestigte Gläubige gar nichts sehen, zumal solche Zauberformeln, Amulette, Kettenbriefe und anderer satanischer Unfug meist mit einem „frommen Mäntelchen“ behängt werden. Aber stets bringen sich Gläubige, die mit diesen Satansdingen, besonders nachdem sie gewarnt sind, nicht brechen, unter einen gefährlichen Bann. „Rühret Unreines nicht an“, sagt die Schrift 2Kor 6,17. Lies auch Apg 19,18-20!
17.
Mit solchen Dingen zu brechen heißt nicht, sich ein neues Gesetz auf den Hals laden zu lassen. Das alttestamentliche Gesetz ist in Christo erfüllt, und wer an Ihn glaubt, ist gerecht! (Röm 10,4; 1Tim 1,8.9; Galaterbrief)! Wir stehen nicht unter dem Gesetz des alttestamentlichen Gesetzesbuchstabens, der sich nur an den unwiedergeborenen Fleischesmenschen wandte, aber wir wollen dem Worte des Herrn gehorsam sein, das Er den wiedergeborenen Seinen, die Er um den Preis Seines Blutes aus der Welt erkauft hat (1Kor 6,20; 1Pet 1,18.19), durch den Mund Seiner heiligen Apostel gab und von dem Er sagt: Liebet ihr Mich, so haltet Mein Wort! (Vgl. Joh.
14,21.24) Und nach diesem Wort sollte der Gläubige, auch der neugeborene (vgl. 1Pet 2,1ff)., seinen Wandel einrichten! Dies Wort zeigt uns, daß mancher meint, ihm sei alles erlaubt! „Ja“, sagt Paulus, „aber nicht alles nützt“ (1Kor 6,12 u. 10,23; ob wohl jedem jungen oder gar alten Bruder z. B. seine geliebte Zigarre, Zigarette oder Pfeife nützt?); und manch anderer meint wieder: Es steht geschrieben: „Alles ist mir erlaubt“! „Ja“, sagt Paulus wiederum, „aber ich will mich von keinem überwältigen lassen“ (1Kor 6,12; möchten wir uns doch von keiner Leidenschaft überwältigen lassen)!, und noch ein anderer sagt vielleicht: „Alles ist mir erlaubt“! - „Ja“, sagt Paulus nochmals, „aber nicht alles dient zur Auferbauung“ (1Kor 10,23), weder zu meiner noch zu deiner, du lieber Bruder, der du deine „Freiheit“ so gern betonst, sie aber durch dein „Mitmachen“ oft gerade nicht beweisest, eher dein Gebundensein! Und dann sagt Paulus, und welch kostbare Regel sollte uns allen dies Wort sein: „Ob ihr nun esset oder trinket oder was irgend ihr tut, tut alles zur Ehre Gottes!“ (1Kor 10,31) O möchten wir alle, ihr lieben jungen Kinder Gottes und wir Älteren, das doch so recht lernen!
18.
Ja, möchten wir alles zu Seiner Ehre tun: auch unsere äußere Lebenshaltung unter diesem Gesichtspunkt betrachten, unsere Geldausgaben, unsere Verwaltung! Gott sucht Verwalter, die treu sind im Kleinen. Und die Schrift sagt: „Wer im Geringsten treu ist, ist auch im Großen treu“ (Lk 16,10), nicht umgekehrt! In dieses Gebiet gehört die schöne, sehr zu empfehlende, weil biblische Gewohnheit der Christen, von ihren gesamten Einkünften stets einen gewissen Teil allein dem Herrn und Seiner Sache sowie den Armen, besonders denen in Seinem Volk, zu widmen. (Vgl. 1Kor 16,1.2) Wieviel - das zu erkennen ist Sache der einzelnen. Geben sie sich zuerst selbst dem Herrn , wie es 2Kor 8,5 so köstlich heißt (und zwar aus Liebe zu Ihm), so werden sie dann schon nach und nach durch Gottes Geist belehrt, ob sie ihrer Habe gemäß den 50., 25., 20. oder 12., 10. oder etwa den 8. oder gar den 5. Teil oder noch mehr dafür zurücklegen sollten (zu dem gesetzlichen alttestamentlichen „Zehnten“ möchte ich persönlich keinem raten)!. Aber sie sollten lernen zu geben, selbst in der heutigen schweren Zeit der Arbeitslosigkeit usw., und zwar zu geben, wo und wie der Herr es von ihnen wünscht, gemäß der ihnen gewordenen Erkenntnis! Und aus gottgewirkter Liebe! (Vgl. 1. Kor. 13,3)! Über die gesegnete Tätigkeit des Gebens lese man Stellen wie Spr 11,24.25; 3,9.10; Lk 6,38; Röm 12,13 u. a.! Und keiner möge fürchten, durch das Geben zu kurz zu kommen. Gott läßt Sich nichts schenken, was Er nicht überströmend vergilt. (Heb 6,10; 2Kor 9,6-8; Spr 19,17; Gal 6,6.9.10)36
19.
Ehe ich zum Schluß eile, gebe ich noch einen praktischen Rat, dessen Befolgung uns Gläubige vor mancher ernsten Zucht seitens unseres Gottes bewahren würde: Möchten wir lernen, Ihm schnell zu gehorchen, nachdem wir irgend etwas als Seinen Willen mit uns erkannt haben! Eine wunderbare Unterweisung gibt uns hierin z. B. das Leben des Mannes, der „der Vater der Gläubigen“ heißt und ist nach Gal 4 und Röm 4. Es ist Abraham. Lesen wir nur u. a. das 22. Kapitel von 1. Mose, wo es sich um Isaaks Opferung handelt! Sofortiger Gehorsam gegen den erkannten Willen Gottes ist die Grundlage köstlicher Segnungen von Seiner Seite, wie sie eben auch Abraham erfuhr und Paulus usw. Und nie wird Gott etwas von uns verlangen, was uns schädlich wäre! Er hat stets nur Gedanken des Friedens mit uns, wenn Er auch aus Liebe zu uns oft unseren Glauben prüft! „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken!“ (Röm 8,28)
20.
Und nun komme ich mit meinen Winken zum Ende, indem ich allen teuren Lesern, jungen wie alten im Glauben, auch mir selber zurufe: „Lasset uns wegschauen von allem auf Jesum hin, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens!“ (Heb 12,2) Hienieden leben wir aus Glauben. (2Kor 5,7) Hienieden sollen wir durch das geistliche Anschauen der Herrlichkeit Jesu Christi in Sein Bild verwandelt werden durch Seinen Geist (2Kor 3,18). Die Zeit des wahren Schauens kommt auch, und sicher sehr bald. Nur hier auf Erden können wir Christus verherrlichen durch Glauben, droben nicht mehr. Bis wir bei Ihm sind allezeit, haben wir hienieden in Christo Jesu alles: Leben, und zwar Leben im Überfluß (Joh 10,10), Seinen Geist als Führer, Sachwalter und Kraft zum Wandel (Gal 5,25), Gnade, Freude, Friede, Liebe, eine sichere Hoffnung und ein herrliches Ziel, worüber Paulus sagt: „Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorne ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben ... Unser Bürgertum (unsere Heimat) ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit ...“ (Phil 3,14.20.21) Wie unsagbar köstlich wird das sein!
Der Herr aber segne dich, mein teurer Leser, Bruder oder Schwester, aus Seiner Fülle zur Ehre Seines herrlichen Namens! „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit! Amen.“ (2Pet 3,18)
F. K.
36 Vgl. das gute Schriftchen von dem Waisenhausvater in Bristol, Georg Müller: „Ein Segen, der vielen verloren geht“, zu haben bei A. v. d. Kammer, Preis: -,05 RM.↩︎