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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Gehaßt - ohne UrsacheGehaßt - ohne Ursache
Was tun doch nicht alles die Menschen dieser Erde! Und oft sind ihre Handlungen in ihren Gründen und Zusammenhängen nicht zu erkennen. Dementsprechend entziehen sich auch die Gesinnungen und Gedanken des Herzens (Heb 4,12) oft dem menschlichen Urteil. Der natürliche Mensch steht da vielem Unbegreiflichen gegenüber. Eines aber, das denen, die an den Herrn Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland gläubig geworden sind, zutiefst in ihrer Seele schmerzt, ist der Haß, den die Welt gegen den Herrn und die Seinen hin und her still, oft aber auch leidenschaftlich, in ihrem Herzen bewegt und irgend zum Ausdruck bringt.
Ist im Haß das Sinnen und Trachten von einer zeitweise sogar abgrundtiefen Feindschaft gegen Personen, Gedanken oder Sachen erfüllt, so wird eben beim Hasser alles, was ihn beschäftigt und bewegt, überschattet von dem einen Gedanken, der entschiedenes Abweisen oder harten Kampf bis zur Vernichtung gegen den Zeitpunkt des Hasses in sich trägt.
Dem Gläubigen ist es zunächst unmöglich, daß sich so etwas gegen die ihm so teure Person des Herrn richten kann. Ihm wird dies zu einer ihn ernstlich bewegenden Frage, die ihm aber auch der Herr durch Sein Wort ganz klar und eindeutig beantwortet.
Er, Dessen Ursprünge von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her sind (Mich 5,1), dem ein Leib bereitet wurde (Heb 10,5) und der unter uns wohnte (Joh 1,14), sagt: „Sie haben Mich ohne Ursache gehaßt.“ (Joh 15,25) Der Herr Jesus weiß um den Haß. Er weiß, daß er sich gegen Ihn richtet, und Er durchschaut aber auch die geheimsten Beweggründe und sagt, daß er ohne Ursache besteht.
Er ist zwar in allem versucht worden gleichwie auch wir (Heb 4,15); aber die Sünde ist dabei ausgenommen. Er tat niemals und niemandem etwas, was den Zorn und das Gericht Gottes hervorrufen mußte. Er war das Lamm ohne Fehl und ohne Flecken und hat als solches auch nie irgendwie die Feindschaft der Menschen veranlaßt. Und doch ist der Haß da: Sie haben Mich gehaßt - ohne Ursache. Darin erfüllt sich - das sollte für den Gläubigen Grund zur inneren Sicherheit sein - das von Gott gesprochene, unverbrüchliche und unvergängliche Wort. (Ps 69,4)
Der Haß richtet sich auch gegen die, die des Glaubens an den Herrn Jesus sind (Joh 15,18). Also auch gegen solche, die doch gar nicht daran denken, den „Lauf der Dinge“ aufzuhalten, oder von denen die Welt das Urteil hat, daß sie doch nur in „unbedeutend kleiner Zahl“ vorhanden seien. Aber auch sie sind wider alles Erwarten Gegenstand des Hasses.
Der Herr Jesus Christus hat die Seinen losgekauft, indem Er den einzig möglichen Kaufpreis, Sein Blut und Leben, für sie darbrachte. (Gal 1,4) Dadurch hat Er sie herausgenommen aus dieser gegenwärtigen bösen Welt. Diese hat bei allen „Fragen“, die ihr dabei bleiben, wohl ein Empfinden dafür, daß die Gläubigen wohl in der Welt, aber nicht von der Welt und damit nicht ein Teil von ihr sind. Und wenn der Gläubige in dem Bemühen, dem göttlichen Grundsatze der Absonderung (2Kor 6,17) gehorsam zu sein, Haß erfährt, dann soll ihm das Wort des Herrn Trost und sichere Wegleitung sein. Möge aber auch anderseits alles bei ihm so stehen, daß an ihm keine Ursache des Hasses und der Feindschaft sei (Röm 12,18). Der Haß wird ihn dann kaum „treffen“ oder ihm noch viel weniger etwas „anhaben“. Und die „Auserwählung“, in deren Verbindung der Herr Jesus in Joh 15 vom Haß spricht, wird ihm nur noch gewisser werden.
Karl Räuber
Erstellt: 24.05.2024 23:14