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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 11 -Jahrgang 1926
1Mo 35,1-5 - „Notizen aus zwei Vorträgen“ 1. Vortrag1Mo 35,1-5 - „Notizen aus zwei Vorträgen“ 1. Vortrag
Im Neuen Testament wird uns gesagt, daß alle Schrift von Gott eingegeben ist und daß sie nütze ist „zur Lehre ... zur Unterweisung in der Gerechtigkeit“. Auch dieser Teil des Wortes Gottes enthält reiche Belehrungen für uns, und wir können großen Gewinn daraus ziehen.
In diesem Abschnitt der Geschichte Jakobs gibt Gott uns einen Einblick in dessen Haus und Familie. Wir kennen alle die Geschichte Jakobs. Ein großer Teil seines Lebens lag hinter ihm. Eine lange Wegstrecke war er, wie das Wort uns zeigt, nach eigenen Gedanken und eigenem
Willen gegangen. Ja, wir dürfen vielleicht sagen, daß bis zu dieser Stelle sein ganzer Weg ein eigener Weg war. Das vorhergehende Kapitel ist gleichsam der Abschluß dieses traurigen Weges mit seinen mannigfachen und schrecklichen Folgen. Am Ende desselben, 1. Mose 34,30, muß er über seine Söhne klagen, daß sie ihn stinkend gemacht hätten unter den Bewohnern des Landes und er und sein Haus von ihnen vertilgt werden würden. Wie erschütternd ist es, auf ein solches Leben der eigenen Wege zu blicken! Wie tief kann doch das Leben und das Haus eines Kindes Gottes herabsinken!
Wenden wir aber unseren Blick zu Gott hin, so ist es köstlich, Seine gnädige Hand in Jakobs Leben zu sehen. Wir gedenken dabei Seines Wortes: „Ich habe Jakob geliebt“ (Mal 1,2). Es ist nicht schwer, Gottes Liebe in Jakobs Geschichte zu sehen, aber auch den traurigen Gegensatz, wie wenig Jakob in dem Bewußtsein der Liebe Gottes lebte. -
Als Jakobs Geschichte diesen traurigen Stand von Kap. 34 erreicht hatte, greift Gott ein. Er spricht zu Jakob: „Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel und wohne daselbst“. Es waren nur wenige Worte, aber Er brauchte nicht mehr zu sagen. Diese wenigen Worte genügten, eine gewaltige Wirkung in Jakobs Seele auszuüben. Gott gebot ihm nicht, die fremden Götter hinwegzutun; es genügte, zu sagen, daß er nach dem Orte hingehen solle, wo Er ihm erschienen und wo Jakob Ihm sein Gelübde abgelegt hatte. Als Jakob diese Worte hörte, wußte und fühlte er sofort in seiner Seele, daß sein Familienleben und die Zustände in seinem Hause derart waren, daß er nicht ohne weiteres dorthin gehen könne. Der Gedanke an den Gott, der ihm in Bethel erschienen war, als er vor seinem Bruder Esau floh, war entscheidend für Jakob. Er sprach zu seinem Hause und zu allen, die bei ihm waren: „Tut hinweg die fremden Götter, die in eurer Mitte sind, und reinigt euch und wechselt die Kleider“. Diese Worte geben uns einen Einblick in sein Haus. Welch trauriges Bild bot seine Familie! Wir möchten sagen, wie ist es möglich, daß das Haus jemandes, der mit Gott in Verbindung steht, in solchen betrübenden Zustand geraten kann. Und Jakob ist nicht das einzige Beispiel der Warnung, welches Gottes Wort uns nach dieser
Seite hin gibt. Es muß genügen, wenn wir uns heute nur an Lot und sein Haus erinnern. Die Schrift nennt auch ihn einen Gerechten, und wie traurig war sein Leben, und welch ein Tiefstand herrschte in seinem Hause. Ich denke, wir alle wissen es sehr gut, daß unser Leben und unser Zeugnis für Gott in erster Linie in unserer eigenen Familie seinen Anfang finden muß.
Jakob empfand nach diesen Worten seines Gottes sofort, daß sein Leben und der Zustand in seinem Hause nicht mit den Gedanken Gottes übereinstimmten. Viel Zeit war darüber hinweggegangen, daß Jakob nicht mehr an sein Versprechen gedacht hatte. In Kap. 28,20 lesen wir: „Und Jakob tat ein Gelübde“. Aber wie wenig hatte er an dieses Gelübde gedacht! Er hatte es nicht gehalten, aber Gott hatte gehalten, was Er Jakob versprochen hatte. Er hatte ihm zugesagt: „Ich bin mit dir, und Ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land; denn Ich werde dich nicht verlassen, bis Ich getan, was Ich zu dir geredet habe“ (1Mo 28,15). Ja, Gott hatte Sein Wort gehalten!
Jakob hatte in reichem Maße Seine Treue und Barmherzigkeit in seinem Leben erfahren. Als er von Laban schied und Esau entgegenging, muß er selbst bekennen: „Ich bin zu gering all der Gütigkeiten und all der Treue, die Du erwiesen hast an Deinem Knechte“. Wir sehen, daß Gott alles hielt und erfüllte und zu dem, was Er verheißen, noch hinzufügte. Jakob mußte aber durch das Wort: „Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel“, an sein Gelübde erinnert werden.
Welch eine lange und ach, verlorene Zeit lag dazwischen! Hat uns dieses nicht viel zu sagen? Wir denken so wenig daran, daß wir nur einmal auf dieser Erde leben, um dem Herrn zu dienen und wohlzugefallen. Wie wenig achten wir darauf, den Tag zu benutzen und uns zu erinnern, daß jeder Tag, der vergangen, nie wieder zurückkehrt. Hätte Jakob daran gedacht, so wäre sein Leben ein anderes gewesen. Und wenn wir mehr daran dächten, würde auch unser Leben ein ganz anderes sein.
Jakob mußte seiner Familie sagen: „Reinigt euch, wechselt eure Kleider“. Wir sehen daraus, wie beschämend es innerlich und äußerlich in Jakobs Familie aussah. Wenn es innerlich in unserem verborgenen Leben mit Gott nicht stimmt, dann wird es gar bald auch äußerlich nicht recht sein. Wir sprechen über diesen Teil der Geschichte Jakobs nicht, um nur über sein Leben Bemerkungen zu machen, sondern wir möchten für uns selbst Belehrungen daraus ziehen und uns gegenseitig unterweisen, wie unser Leben als Kinder Gottes in dieser Zeit, in der wir hier auf Erden wallen, sein soll. Wir wollen uns auch einander ermutigen und einander an die Barmherzigkeit Gottes erinnern, wie Er uns in Seiner Liebe und Treue gehalten hat, aber auch wie wir so oft wie Jakob gehandelt haben. Gott konnte Jakob diesen traurigen Weg nicht weiter ziehen lassen, und Er rief ihn nach Bethel zurück. Gott will so gern, daß Seine Kinder glücklich sind und daß Sein Name in ihrem Leben verherrlicht werde.
Als Jakob und sein Haus sich gereinigt hatten, dann heißt es so bedeutungsvoll: „Und sie brachen auf. Und der Schrecken Gottes kam über die Städte, die rings um sie her waren, so daß sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten.“ Welch ein Unterschied zwischen Kap. 34,30 und Kap. 35,5. Jakob war über die Ungerechtigkeiten seines Hauses verzagt und zweifelte an der Erhaltung seines Lebens. Als sie sich aber vor Gott gebeugt und gereinigt hatten, trat Gott für sie ein, und Sein Schrecken kam über die Städte, so daß sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten.
In Sichem war Jakobs Haus kein von der Welt abgesondertes Haus, nun aber fand die Absonderung statt. Jakob zog hinauf nach Bethel, an den Ort, der den Namen „Gottes Haus“ trug. Verwirklichen wir, ein abgesondertes Volk zu sein? Laßt uns in unser eigenes Herz und in unsere eigene Familie schauen! Hier muß es zuerst in Ordnung sein, wenn wir dem Herrn dienen wollen. Wenn es aber in unserem Herzen und in unserer Familie nicht stimmt, wenn es dort nicht so ist, wie es dem Herrn entsprechend ist, wie können wir Ihm dann nach außen hin dienen? Dieser Abschnitt des Wortes Gottes zeigt uns klar und deutlich den Weg, den wir zu gehen haben. Laßt uns nicht an diesem Worte vorübergehen, als ob es keine Anwendung auf uns fände! So wie es damals war, so ist es auch heute. Diese Welt ist voll Gefahren und voller Stricke, die der Feind uns legt, und nur, wenn wir in Gemeinschaft mit dem Herrn wandeln, bleiben wir bewahrt. In der ganzen Zeit, die Jakob in Sichem verbrachte, finden wir keine Gemeinschaft zwischen Jakob und seinem Gott. Als aber Jakob nach Bethel kam, da baute er einen Altar dem Gott, der ihm erschienen war.
Wie wichtig ist es (und möchten wir es nie vergessen), daß wir als Kinder Gottes berufen sind, in Absonderung von der Welt zu leben und für Gott da zu sein. Welche Verantwortlichkeit tragen wir für unser Haus, und wie verantwortlich sind die gläubigen Eltern, auf ihre Kinder zu achten; auch darauf, wie sie gekleidet sind! Jakob sprach zu seiner Familie und zu allen, die bei ihm waren: „Wechselt eure Kleider!“ Hat dieses Wort uns heute nichts zu sagen? Liegt nicht auch eine Warnung für uns Eltern darin in bezug auf die Kleidung unserer Kinder? Soll unsere Absonderung von der Welt nicht auch in unseren Kindern geschaut werden? Traurig, wenn es nicht so ist! Traurig, wenn es so ist, daß man keinen Unterschied sehen kann zwischen denen, die sich Kinder Gottes nennen, und der Welt! „Wechselt eure Kleider!“ ist ein ernstes Wort für uns, besonders in diesen Tagen. Laßt uns das Wort Gottes zu Herzen nehmen, so wie es uns hier in Jakobs Geschichte gezeigt wird!
L. A.