Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
1Kor 11,26 - „Der Tod des Herrn“1Kor 11,26 - „Der Tod des Herrn“
Zwei Dinge sind es, die mit dem Tode zusammenhängen. Der Tod nimmt den Menschen aus dieser Welt heraus und führt ihn in eine andere Welt ein. Dies geschieht beim Eintritt des natürlichen Todes, aber in weit größerem Maße ist es der Fall in bezug auf den Tod des Herrn.
Sein Tod schloß für Ihn den Tag Seiner Erniedrigung und öffnete den Tag Seiner Verherrlichung. Einsgemacht mit Christo in Seinem Tode, ist Sein Tod auch für uns der Abschluß mit dieser Welt und der Eintritt in jene Welt, der Christus angehört.
Diese Tatsachen sind für uns von höchster Wichtigkeit. Sie sollten stets lebendig vor unserer Seele stehen. Damit wir sie nicht vergessen, hat der Herr Sorge getragen, daß bei der Feier Seines Mahles Sein Tod immer neu vor unsere Seele gestellt wird: „So oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn.“
Es ist unser gesegnetes Teil, Tag für Tag in der Wahrheit Seines Todes zu wandeln als solche, die von dieser Welt getrennt und mit Ihm verbunden sind in einem neuen Leben; aber Woche für Woche kommen wir am ersten Tage zusammen und „verkünden“ gemeinsam den Tod des Herrn, bis Er kommt. Wir verkünden dieser Welt, die Ihn verworfen hat, daß sie Seines Todes schuldig ist und unter dem Gericht Gottes steht - und daß Sein Tod uns von ihr getrennt hat und wir keinen Teil mehr mit ihr haben, sondern im Geiste mit Ihm verbunden sind, dort, wo Er jetzt ist.
Wie gesagt, der Tod schließt nicht nur die Tür zur Welt, sondern öffnet auch die Tür zur Herrlichkeit und zu den himmlischen Segnungen. Er ist bereits als der verherrlichte Mensch dort eingegangen, weil Er Gott verherrlichte auf der Erde und das Werk vollbrachte, welches Gott Ihm gab, daß Er es tun sollte (Joh 17,4.5). Wir sind noch ein paar Tage hier unten gelassen (so wie es auch der Herr noch vierzig Tage nach Seiner Auferstehung war), um durch Glauben zu verwirklichen, daß wir aus dieser Welt herausgegangen und mit geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern gesegnet sind. Nichts bringt den Abschluß des Alten und den Anfang des Neuen so lebendig vor unser Herz wie der Tod des Herrn, den wir verkünden bei Seinem Mahle.
So wie bei dem Herrn der Tod zuerst kommen mußte und danach das Leben in Auferstehung, so ist es auch mit uns. Das Schließen der Tür kommt zuerst; dieses zeigte der Herr an, als Er rief: „Es ist vollbracht!“ und Sein Haupt im Tode neigte. So müssen auch wir sterben, um zu leben. Wenn wir diese Ordnung nicht innehalten, werden wir wenig von der geöffneten Tür der Herrlichkeit kennen. Die eine Tür muß erst geschlossen sein, ehe sich die andere öffnet. Ohne das Sterben Jesu am Leibe umherzutragen, kann das Leben Jesu an unserem Leibe nicht offenbar werden (2Kor 4,10).
Ein hierfür sehr bezeichnendes Vorbild von dem Tode Christi haben wir in dem Roten Meer. Dort wurde der Feind für immer überwunden und das Gebiet seiner Macht und Herrschaft endgültig verlassen (2. Mose 14). Dann folgte der Tag der Freude und der Verherrlichung Gottes (2. Mose 15). Es dürfte kaum ein Vorbild des Alten Testamentes geben, welches den Abschluß des Alten so bezeichnend darstellt, als dieses Ereignis. Es ist ein kostbares Bild von dem, was der Tod des Herrn für uns ist. Der Feind ist zunichte gemacht (Heb 2,14), und wir haben das Gebiet seiner Herrschaft verlassen (Gal 1,4). Ägypten ist das Bild dieser Welt. Dieses Ägypten mit seinem Fürsten und seiner Sklaverei, aber auch mit seinen Fleischtöpfen, Melonen und Zwiebeln, ist für immer verlassen. Die Tür hinter mir ist geschlossen. Mein Auszug ist geschehen, und zwar in dem Tode Christi.
Aber welch eine gesegnete Tatsache: die Tür auf der anderen Seite ist geöffnet! Blicken wir auf Kanaan als ein Vorbild, so finden wir, daß das Korn des Landes (Christus) dort ist und uns nichts mangelt. Es ist ein Land voll Weizen, Wein und Granatäpfeln (5. Mose 8,8). Wir haben uns nur niederzulassen und uns zu erfreuen. Christus ist dort! Und Er ging nicht für Sich allein dorthin! Er ging dorthin als der Erstgeborene vieler Brüder, als der Anführer unserer Errettung, der die vielen Söhne zur Herrlichkeit bringt. Jetzt gehen wir noch im Glauben dort ein, und bald werden wir tatsächlich dort sein, aber daß Er dort ist, das ist so gut, als ob auch wir schon dort seien.
Als der Herr von dieser Erde fortging, sagte Er zu Seinen Jüngern: „Wenn ihr Mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, daß Ich zum Vater gehe“ (Joh 14,28). Sie hatten damals noch kein Verständnis für diese Worte, wir aber verstehen jetzt, welche Freude es für Ihn war, als Mensch und als Vorläufer für uns dorthin zu gehen, um nach den ewigen Vorsätzen der Liebe auch uns dorthin zu führen. Verwirklichen wir aber in unserem Leben die feierliche Tatsache der geschlossenen Tür nicht, so ist es kein Wunder, wenn wir in die gesegnete Wahrheit der geöffneten Tür nicht eingehen und uns ihrer nicht erfreuen können.
In dem Mahle des Herrn tritt alles dieses so lebendig vor unser Herz. Dort kommen wir zusammen als eine Schar, geschieden von allem, was der Herr in Seinem Tode verlassen hat, und verbunden mit Ihm dort, wo Er als Mensch für uns hingegangen ist zur Freude des Vaters. Auf dem Grunde des Todes Christi stehend, verkünden wir Seinen Tod und verwirklichen den Platz, den der Tod des Herrn uns gegeben hat, sowohl in dieser wie in jener Welt.
Möchten wir uns von dem Herrn völliger in diese Dinge einführen lassen, damit sich unsere Liebe Ihm inniger zuneige!
A. - (v. d. K).
Erstellt: 29.03.2024 15:15, bearbeitet: 05.10.2024 15:35
Quelle: www.clv.de