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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“ (8)2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“ (8)
Nun noch ein Wort über die „zerteilten Zungen, wie von Feuer“. Manche haben in diesen Worten die von Johannes dem Täufer angezeigte
Taufe mit Feuer erblickt. Solche meinen, der Gläubige empfange durch die Taufe mit Feuer in geheimnisvoller Weise eine besondere Zubereitung und Ausrüstung für den Dienst, und daß dadurch die alte Natur und die in uns wohnende Sünde verzehrt werde.
Prüft man aber solche Anschauungen an der Schrift, so muß man feststellen, daß die Schrift solches weder lehrt, noch uns den geringsten Anhalt gibt, das Pfingsttagsereignis als eine „Feuertaufe“ zu bezeichnen. Es ist so schmerzlich zu sehen, wie oft nur auf den Gleichklang von Worten hin unbesonnene Lehren und Anschauungen entstehen, die die Schrift nicht kennt.
Die Tatsache schon, daß niemals der Herr und nie die Apostel ein Wort von der Taufe mit Feuer reden, sollte den Vertretern solcher Ansichten etwas sagen. Nur Johannes der Täufer, als er seine Botschaft an Israel ausrichtete, spricht von der Taufe mit Feuer: „Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen“. (Mt 3,11; Lk 3,16).
Als der Herr nach Seiner Auferstehung zu Seinen Jüngern von der Taufe Johannes sprach, wie nahe lag es da, ihnen zu sagen: „Ihr werdet mit Heiligem Geiste und mit Feuer getauft werden“; aber Er sagt nur: „Ihr werdet mit Heiligem Geiste getauft werden“ und fügt den Nachsatz „und mit Feuer“ nicht hinzu (Apg 1,5).
Ebenso Petrus. Auch er läßt, als er auf dieses Wort in Apg 11,16 Bezug nimmt, die Worte „und mit Feuer“ fehlen. Wenn die Jünger am Pfingsttage mit Feuer getauft wären, würde nicht Petrus eine solch wichtige Sache erwähnt haben, als er diese Worte anführte? Oder würden wir nicht irgendwo in der Schrift eine Erwähnung der Taufe mit Feuer finden?
Wenn weder der Herr noch die Apostel die Taufe mit Heiligem Geiste mit der Taufe mit Feuer verbinden, welches Recht haben wir, es zu tun? Dies schon sollte genügen, die Taufe mit Heiligem Geiste und die Taufe mit Feuer nicht als etwas Gleichbedeutendes anzusehen. Es sind zwei ganz verschiedene Ereignisse.
Aber keineswegs zwei Ausdrücke für eine Sache. Die Taufe mit Heiligem Geiste hat ihre Erfüllung am Pfingsttage gefunden, aber die Taufe mit Feuer ist noch zukünftig. Sie bedeutet das Feuer des Gerichts, welches über die Verwerfer der Gnade kommen wird.
Laßt uns die Worte Johannes des Täufers in ihrem Zusammenhange betrachten.
Zuvor aber wollen wir uns aus der Schrift noch sagen lassen, daß, als Johannes Buße predigte und mit der Taufe der Buße taufte, es zu dem Zweck geschah, damit Israel seinen Messias erkennen und aufnehmen möchte. (Joh 1,31).
Nun kommen wir zu unserer in Frage stehenden Stelle (Mt 3,11.12; Lk 3,15-18). Wir sehen aus Vers 11, wie Johannes von seiner Taufe aus hinweist auf die Taufen, mit welchen der „Nach-ihm-Kommende“ sie taufen würde. Die Taufe Johannes war keine bedeutungslose Sache für sie; sie hatte Beziehung zu den Taufen, mit welchen der „Nach-ihm-Kommende“ sie taufen würde. Von der Annahme oder Verwerfung seiner Taufe hing es ab, mit welcher Taufe sie von Ihm getauft würden: ob mit dem Heiligen Geiste zu ihrem Segen, oder mit Feuer zu ihrem Gericht. Die, welche sich taufen ließen, rechtfertigten Gott in Seiner Forderung der Buße; und die sich nicht taufen ließen, machten den Ratschluß der Gnade Gottes für sich selbst wirkungslos und brachten das Gericht über sich. (Lk 7,29.30). Denn mit der Annahme oder Verwerfung seiner Taufe hing natürlich die Annahme oder Verwerfung Christi zusammen. Die einen waren Weizen, die anderen Spreu. Und was Johannes mit der Feuertaufe meint, das erklärt er im Zusammenhange selbst: „Die Spreu wird Er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer“ (V. 12).
Wie gesagt, manche haben gemeint, die Taufe mit Feuer sei mit Segnungen und Kraftwirkungen verbunden. Aber ist es nicht töricht, den Zusammenhang des Wortes außer acht zu lassen und Feuer im 11. Verse als Segen und Feuer im 12. Verse als Gericht auszulegen? Feuer hat keine andere Kraft, als zu verzehren. Durch die ganze Schrift finden wir Feuer als das Symbol des Gerichtes und des Verzehrenden. Denken wir nur an die Worte des Herrn: „Es ist besser, als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle hinabzufahren in das unauslöschliche Feuer“ (Mk 9,43-48). Und Paulus sagt, daß der Herr Jesus vom Himmel kommt „mit den Engeln Seiner Macht in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben usw.“ (2Thes 1,7-9; vergl. auch Heb 10,27; 12,29).
Und so auch heute noch - alle, welche in Buße und Glauben den Herrn angenommen haben, haben teil an der am Pfingsttage geschehenen Taufe mit Heiligem Geiste. Für die aber, welche das göttliche Zeugnis verwerfen, bleibt nur noch die Taufe mit Feuer.
Johannes sah diese beiden Taufen weissagend zuvor und er bezeugte mit Nachdruck, daß der, der sie ausführen werde, bereits mitten unter ihnen stehe. (Joh 1,26).
Der lange Zeitraum, der zwischen diesen zwei Taufen lag, mochte den Blicken Johannes des Täufers verborgen sein, wie es den Propheten des Alten Bundes verborgen war, daß das „Jahr des Heils“ und der „Tag der Rache“ durch einen langen Zeitraum voneinander getrennt sein würden und daß sie ein erstes und ein zweites Kommen Christi in sich schlossen. Sie ahnten nichts von diesem dazwischen liegenden Zeitraum und noch weniger davon, daß in diesem Zeitraume der herrliche Plan Gottes - die Sammlung Seiner Gemeinde zur Ausführung kommen würde.
Was wußte Jesaja davon, als er schrieb: „Der Geist des Herrn ist auf mir ... um auszurufen das Jahr der Annehmung Jehovas und den Tag der Rache unseres Gottes ...“ (Jes 61,1-3), daß zwischen diesem mit einem „und“ verbundenen „Jahr des Heils“ und „Tag der Rache“ (ebenso wie bei der mit einem „und“ verbundenen „Taufe mit Heiligem Geiste“ und „mit Feuer“) ein Zwischenraum von bald 2000 Jahren liegen würde?
In Nazareth schlug der Herr absichtlich diese Stelle auf, die Er
erklären wollte. Und als er sie „fand“, da zog Er die Scheidung zwischen
diesen durch ein „und“ in einem Satze eng verbundenen zwei Ereignissen. Er las die Stelle vor, aber nur bis zum „Jahr der Annehmung des Herrn“. Dann schloß Er das Buch und erklärte, daß diese Worte, soweit Er sie
vorgelesen und sie sie mit ihren Ohren gehört hatten, erfüllt seien (Lk 4,21). Mit Vorsatz, wohl überlegt, schloß er das Buch vor dem Nachsatz:
„Und den Tag der Rache unseres Gottes“. Dieser Tag liegt noch wie die
von Johannes angekündigte „Taufe mit Feuer“ in der Zukunft. Wenn der
Herr das mit sieben Siegeln versiegelte Buch in Seine Hand nehmen wird,
dann wird dieser Tag des Zorns seinen Anfang nehmen. (
So finden wir in der Schrift oft Dinge und Ereignisse eng in einem Satze zusammengefügt, zwischen welchen aber lange Zeiträume liegen, ohne daß diese uns genannt werden. So ist es auch mit der Taufe mit Heiligem Geist und mit der Taufe mit Feuer (Vergl. Joh 5,29; 2Tim 4,1). Bald 2000 Jahre sind vergangen, seitdem die Taufe mit Heiligem Geiste stattfand. Die Taufe mit Feuer aber hat noch nicht stattgefunden. Wenn sie stattfindet, dann hat die gegenwärtige Zeitperiode, in der die Gemeinde Gottes gesammelt wird, ihr Ende gefunden und der Tag des Zornes ist angebrochen.
Manche Kinder Gottes bitten töricht, daß der Herr ihnen die Feuertaufe möge zuteil werden lassen, wie es auch in einem Liede heißt: „O tauf' mit Feuer mich“, und wissen nicht, daß sie damit das Gericht und den Feuereifer Gottes über sich erbitten.
Vergleichen wir noch einmal kurz Mt 3,11 mit Apg 2,3. In der ersten Stelle wird geredet vom „Getauftwerden“ mit „Feuer“, in der anderen vom „Erscheinen“ zerteilter Zungen, und zwar nicht Zungen von Feuer, sondern vergleichsweise „wie von Feuer“. Besteht da nicht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem „Getauft werden mit Feuer“ und einem „Erscheinen von Zungen wie von Feuer“?
Wer den dritten Vers von Apg Kap. 2 mit Nachdenken liest, sieht sofort, daß das, was der Heilige Geist vor unser Auge stellen will, die Zungen sind, und weiter, daß diese ohne Unterschied sich auf jeden Einzelnen setzten; aber nicht stellt Er in den Vordergrund die vergleichende Beschreibung der Zungen, daß sie „wie von Feuer“ waren. Welchen Zusammenhang aber hat der Nachsatz „wie von Feuer“ mit der von Johannes erwähnten „Taufe mit Feuer“?
Weisen uns die Zungen, statt auf die Taufe mit Feuer, nicht vielmehr hin auf das Zeugnis, welches durch die Jünger vollführt werden sollte? Daß diese Zungen „zerteilt“ waren, dürfte uns vielleicht ein Hinweis sein, daß das Zeugnis der Gnade nicht länger auf Israel beschränkt, sondern in allen Sprachen und Zungen den Menschen gebracht werden soll; und daß sie „wie von Feuer“ waren, dürfte uns die Wirkung des Zeugnisses Gottes zeigen, wie es gleich dem Feuer alles offenbart und richtet, was der Heiligkeit Gottes entgegen ist.
Wie einfach ist der göttliche Bericht in Apg 2. Einerseits wurde das ganze Haus mit dem Heiligen Geist erfüllt und somit wurden, die im Hause waren, alle in dem Heiligen Geiste getauft, zu einem Leibe vereint, und andererseits, als der Heilige Geist in den Zungen Sich auf jeden Einzelnen niederließ, empfingen alle ohne Unterschied die Gabe des Heiligen Geistes, durch welche sie befähigt wurden, Seine Zeugen in dieser Welt zu sein. (S. Seite 124-126).
Dann wird uns berichtet, daß sie alle mit Heiligem Geist erfüllt wurden und anfingen, das Zeugnis der Gnade Gottes zu verkündigen, „wie der Geist ihnen gab auszusprechen“ (Apg 2,4). Das
Erfüllt-werden mit Heiligem Geiste ist nicht eine Sache, die ein für allemal geschieht, sondern die sich wiederholt in den Erfahrungen des Lebens für den Herrn. Es darf auch nicht verwechselt werden mit der Taufe in Heiligem Geiste oder mit der Gabe des Heiligen Geistes. Wir können ermahnt werden: „Werdet mit dem Geiste erfüllt!“ (Eph 5,18). Aber wir können nicht ermahnt werden: Werdet mit dem Heiligen Geiste getauft, begabt oder versiegelt! Dieses können wir nicht wirken. Das Erfülltwerden aber hängt mit unserer Hingabe für den Herrn und mit unserem täglichen Glaubens- und Gehorsamsleben zusammen. „Erfüllt-werden“ mit Heiligem Geiste finden wir nicht erst von Pfingsten ab, als der Heilige Geist in den Gläubigen Wohnung machte. Es fand schon in den frühesten Zeiten statt und ist durchaus kein Teil oder Zubehör zur Taufe oder Gabe des Heiligen Geistes und ist deshalb auch nicht gleichbedeutend mit dem „Wohnen“ des Heiligen Geistes in uns, wie etliche gemeint haben, daß das Wohnung-machen des Heiligen Geistes in einem Menschen das Erfüllt-werden sei.
Das „In-uns-wohnen“ des Heiligen Geistes unterscheidet die Gläubigen der Jetztzeit von den Gläubigen des Alten Bundes (S. Seite 23). Aber obgleich nach Pfingsten der Heilige Geist in den Gläubigen Wohnung gemacht hatte, wurden sie doch noch erfüllt mit dem Heiligen Geiste, und andererseits sehen wir auch, obgleich der Heilige Geist in den Gläubigen des Alten Bundes nicht „wohnte“, wurden doch auch sie „erfüllt“ mit Heiligem Geiste.
So finden wir vor Pfingsten Bezaleel, daß er mit Heiligem Geiste erfüllt war, um in Seiner Kraft die ihm anvertrauten Arbeiten an der Stiftshütte zu vollenden. (2. Mose 31,23; 35,31). Elisabeth wurde mit Heiligem Geiste erfüllt, in Seiner Freude zu lobpreisen, und Zacharias, um zu weissagen. (Lk 1,41.67).
So auch nach Pfinsten. Die Jünger, in denen der Heilige Geist Wohnung gemacht hatte, wurden mit dem Heiligen Geiste erfüllt, das Zeugnis der Gnade Gottes zu verkünden (Apg 2,4). Petrus wurde etwas später wieder erfüllt, in der Stunde der Verfolgung den Namen des Herrn zu verherrlichen. Wieder ein wenig danach wurde die ganze Schar erfüllt, in Seiner Kraft, ohne Furcht und mit Freimütigkeit das Wort zu reden (Apg 4,31). Weiter lesen wir von Saulus und den Jüngern, daß sie mit Heiligem Geiste erfüllt wurden (Apg 9,17; 13,9). Sodann nennt uns die Schrift Männer wie Stephanus und Barnabas, die „voll Heiligen Geistes“ waren (Apg 6,3.5; 7,55; 11,24). Und wir werden ermahnt, gleichfalls mit dem Heiligen Geiste erfüllt zu sein. (Eph 5,18).
Das Erfülltsein der Gläubigen des Alten Testamentes mit dem Heiligen Geiste schloß natürlich nicht die Einheit mit Christo in sich als dem Haupte Seines Leibes. Diese Einheit ist mit der Gabe und Innewohnung des Geistes verbunden. Sie ist nur das Teil der Gläubigen der Jetztzeit, die den Leib Christi bilden.
So sehen wir also, daß ein Gläubiger des Alten Bundes, der den Heiligen Geist nicht in sich „wohnen“ hatte, mit dem Heiligen Geiste erfüllt sein konnte, und andererseits, daß ein Gläubiger des Neuen Bundes, der den Heiligen Geist in sich „wohnen“ hatte, gleichwohl nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt sein konnte. Die Epheser, denen Paulus schrieb, daß sie mit dem Heiligen Geiste versiegelt seien, wurden deshalb ermahnt, auch mit dem Heiligen Geiste erfüllt zu sein.
Bei den Gläubigen des Alten Bundes lag das Erfüllt werden auf der Linie des Auf- oder Über-sie-Kommens des Heiligen Geistes (S. Seite 23), während bei den Gläubigen der Gemeinde Gottes das Erfülltwerden mehr die ausgehende Kraftwirkung des in ihnen wohnenden Geistes ist.
Wir kommen jetzt zu der wichtigen Frage, die so manches Herz bewegt:
Wie kann ich mit dem Heiligen Geiste erfüllt werden?
Diese Frage wird uns nicht mit einem Bibelverse beantwortet. Aber die Schrift zeigt uns die Personen, die mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden, wie deren Herzen und Leben zum Herrn standen, und damit empfangen wir Unterweisung und Antwort auf unsere Frage.
Gott stellt sie vor unser Auge als solche, die im Glaubensgehorsam sich dem Herrn so hingaben und sich Seiner Herrschaft willig so unterstellten, daß sie Wege des Sterbens gingen. Ihre Augen waren auf den Herrn allein gerichtet, Christus wohnte in ihren Herzen, und ihre Lippen gingen über von Seinem Lobe. Glückliche Menschen! Von der Welt zwar verachtet, gehaßt und getötet und von denen, die ihre Freude nicht kannten, verkannt und gemieden - aber gekannt und geehrt von dem Herrn, dessen Liebe sie genossen.
Das waren die Personen, die voll Heiligen Geistes waren oder die mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden, um für besondere Aufgaben in besonderen Zeiten und Umständen in Seiner Kraft zu wirken, zu zeugen und Stellung für Ihn zu nehmen, so daß Gott Seine Herrlichkeit in und durch sie offenbaren konnte.
In manchem Herzen mag der Wunsch aufsteigen: So möchte ich sein! Wie komme ich dahin? Man weiß sich gerettet und mit Seinem Geiste versiegelt, und doch fühlt man, es stimmt im Herzen nicht, und man betet, mehr von Seinem Geiste zu haben. Aber es handelt sich weniger darum, mehr von Seinem Geiste zu haben, als vielmehr darum, daß der Heilige Geist mehr von uns haben will. Jeder Gläubige empfängt die Gabe des Heiligen Geistes, aber nicht jeder Gläubige gibt dem Heiligen Geiste sein Herz und Leben.
Laßt uns ein Bild gebrauchen:
Ich verreise und bitte dich, meine Wohnung für den Sommer zu nehmen. Als du kommst, übergebe ich dir die Schlüssel für Küche, Wohn- und Schlafzimmer; die anderen Räume aber halte ich verschlossen. So können wir es auch mit dem Heiligen Geiste machen. Unser Verhalten mag dankenswert genug für einen Gast sein, aber wenn Er zu uns kommt, um Wohnung bei uns zu machen, so will Er in uns nicht Gast, sondern Inhaber und Gebieter sein, der unser ganzes Leben und Sein regiert und für Christus umgestaltet. Jeder Raum unseres Herzens muß Ihm offen stehen. Wir wollen Ihn oft beschränken auf das, wo wir Ihn haben möchten. Es genügt uns, wenn Er uns das Zeugnis der Liebe Gottes gibt und uns in gewissen Grenzen auch für Seinen Dienst gebraucht, aber unser Haus, unsere Familie, unser Geschäft, unser inneres und äußeres Leben - zu diesen Räumen möchten wir Ihm nicht den Schlüssel geben. Kurz, unser ganzes Herz zu regieren und alles für Christus zu gestalten, dazu sind wir nicht bereit.
Mit dem Geiste erfüllt zu werden wird uns nicht einfach auf unser Gebet hin zuteil, sondern nur auf dem Wege der Hingabe - auf dem Wege dem Lamme nach. Das Gebet um „Erfüllt-werden“ kann bei allem Ernst doch aus einem Herzen kommen, in welchem noch allerlei böse Wurzeln verborgen gehalten werden wie Habsucht, Selbstsucht, Hochmut usw. Das menschliche Herz neigt stets dahin, sich in den Vordergrund gestellt zu sehen, und es findet Gefallen daran, als ein „Geisterfüllter“ angesehen und bewundert zu werden. Es ist sehr ernst, die Beweggründe für solches Bitten zu prüfen.
Mußten wir nicht zuweilen sehen, daß die, die ständig die Bitte um „Erfüllt-werden“ auf ihren Lippen hatten, solche waren, die nicht einmal in der Absonderung (2Kor 6,14-18) Wege des Gehorsams gingen oder deren Benehmen, ach, nur zu deutlich zeigte, daß sie ihr „Ich“ liebten und es nicht ertragen konnten, wenn es nur leise angerührt wurde?! Wenn wir die kleinen verborgenen Wurzeln des Hochmutes, des eigenen Willens, der Habsucht (und wie die Dinge heißen mögen) schonen und nicht mit Herzensentschluß dem Geiste Gottes über uns Raum geben oder dem Worte des Herrn folgen, werden wir (allein auf unser Gebet hin) nie mit dem Heiligen Geiste erfüllt werden.
Die Schrift sagt uns nicht, daß wir in erster Linie (wie viele meinen) um Erfülltsein beten müssen. Sie sagt vielmehr: „Werdet mit dem Geiste erfüllt“ (Eph 5,18). Ihr Verhalten, ihr geistlicher Zustand sollte so sein, daß sie mit dem Heiligen Geiste erfüllt würden. Wir finden nie, daß die Jünger um „Erfülltsein“ mit dem Heiligen Geiste beteten, noch, daß jemand als Antwort auf solche Bitte mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurde. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß die, welche mit Heiligem Geiste erfüllt wurden, nicht Beter waren. Ohne Zweifel waren es ernste und ringende Beter - Männer des Glaubens und des Gebetes.
In Apg 4,23-31 finden wir eine solche betende Schar, von der wir lesen, daß sie „alle mit Heiligem Geiste erfüllt wurden“. Aber beteten sie etwa darum, erfüllt zu werden? Sie wurden alle erfüllt! Gott hat uns ihr Gebet niederschreiben lassen, aber wir finden darin keine Bitte um „Erfüllt-werden“. Der Inhalt ihres Gebetes war die Herrlichkeit Seines Namens, und ihre einzige Bitte war: „Gib Deinen Knechten, Dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit ...“ In dem Bewußtsein ihrer Kraftlosigkeit baten sie, an dem Tage der Drangsal Sein Wort ebenso frei zu reden wie vordem an dem Tage der Freiheit.
Welche Liebe, Hingabe, Glaubensentschlossenheit und doch Abhängigkeit leuchtet aus diesem Gebet heraus! Es erinnert uns an Daniel, der angesichts der Löwengrube „betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte“ (Dan 6,11). So gänzlich hatten auch sie sich aus den Augen verloren, daß sie ihre schwierige Lage und Versorgung nicht einmal vor Gott erwähnten. Vom eigenen Willen und Kraft entleert, aber in der ganzen Herzensentschlossenheit bei dem Herrn zu verharren, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu dem „Herrscher“. Ihre Bitte wurde ihnen zuteil, indem sie mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden, wie wir lesen: „Sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit“. Hier gibt uns die Schrift ein Musterbeispiel für die Ermahnung des Apostels: „Werdet mit dem Geiste erfüllt“, indem sie uns den Herzenszustand solcher zeigt, die der Heilige Geist erfüllen und für Seines Namens Herrlichkeit gebrauchen kann.
Wenn ein Gefäß mit etwas gefüllt werden soll, so ist die erste Bedingung, daß es von anderem Inhalte entleert sein muß.
Du sagst zu deinem Sohne: Fülle die Flasche dort mit Öl!
Es ist Säure in der Flasche, Vater.
Schütte sie fort, reinige die Flasche und fülle sie mit Öl! ist deine Antwort.
So ist es mit dem Gläubigen. Wenn wir mit dem Geiste wollen erfüllt sein, müssen wir leer und gereinigt sein von den Dingen, die nicht in die Gemeinschaft Seines Sohnes passen. Solange in unserem Herzen noch etwas von der Welt und was in der Welt ist, die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens“ (1Joh 2,16), beherbergt wird, können wir nicht mit dem Heiligen Geiste erfüllt werden. Haben wir uns aber durch Seine Gnade von diesen Dingen reinigen lassen, dann wird Er das vom fremden „Wein“ geleerte Herz erfüllen. Um dieses handelt es sich, als Paulus die Epheser ermahnt: „Berauschet euch nicht mit Wein ..., sondern werdet mit dem Geiste erfüllt ...“
Unser Herz ist nie leer, entweder ist es mit dem Wein des eigenen Willens und den Dingen der Welt oder mit dem Heiligen Geiste erfüllt. Die Frage in dieser Sache ist nicht, ob wir den Heiligen Geist besitzen, sondern ob Er uns besitzt. Wir ringen um diese Sache oft wie einst Jakob, von dem wir sowohl lesen, daß Gott mit ihm rang, als auch, daß Jakob mit Gott rang (1Mo 32,24-28). Jakob, rang, um etwas von Gott zu erlangen, aber Gott mußte mit Jakob ringen, ihn zu überwinden, um ihm den erbetenen Segen geben zu können. Wir ringen um „Erfüllt-werden“, aber Er ringt mit uns, um uns erfüllen zu können. Gott mußte erst das Gelenk der Kraft Jakobs ausrenken, um ihn segnen zu können.
Als Er ihn nicht anders „übermochte“, da geschah es auf dem schmerzlichen Wege der Verrenkung des Gelenkes seiner Hüfte. Und Gott muß oft auf sehr schmerzlichen Wegen die Gelenke unseres eigenen Willens, unserer eigenen Kraft, unserer Selbstliebe, unseres Hochmutes, unserer Habsucht usw. berühren und zerbrechen, bis wir Ihm die in den Falten unseres Herzens verborgenen Dinge (die unsere Götzen sind) ausliefern.
Wenn wir auf die mit dem Geiste erfüllten Gläubigen der Schrift sehen, so treten uns die Wirkungen des Erfülltseins in köstlicher Schönheit vor Augen. Der zuvor von sich selbst, von seiner Liebe und seiner Hingabe für den Herrn erfüllte Petrus - wie ist er verändert, als er von dem Heiligen Geiste erfüllt war! Er spricht nicht mehr von sich: „Ich ... ich ...“, „ich will“, „ich werde“ ...! So sprach er zuvor - jetzt kommt kein „Ich“ mehr über seine Lippen. Jetzt ist Christus der Name seines Mundes; Jesus gekreuzigt ... auferweckt ... erhoben ... Jesus gemacht zum Herrn und Christus (Apg 2,22-36). Stephanus und Paulus wurde es erlaubt, für sich zu reden, aber sie sprachen von Ihm (Apg 7,1; 26,1).
Und ebenso ist es heute. Der von sich selbst erfüllte Mensch spricht von sich - von seinen wunderbaren Erfahrungen - von dem, was er geredet und getan hat. Wenn aber der Heilige Geist sein Herz erfüllt, dann findet er keine Freude mehr daran, von sich zu reden, dann reden die Lippen von Ihm und von den Dingen, die Gott geoffenbart hat.
Aber nicht allein dieses, auch das Benehmen und der Verkehr im Hause Gottes ...
- alles wird die Kennzeichen der Geisteswirkung tragen.
Als Paulus den Korinthern von den Geisteswirkungen in der Gemeinde schrieb, leitet er seine Worte ein mit einem Hinweis auf ihren früheren Zustand, als sie noch unter einer anderen Geistermacht standen. Auch damals wurden sie „geführt“ und „geleitet“. Jeder Mensch steht unter Geisterleitung. Die dämonischen Geister leiten die Menschen nach ihrem Sinn zu den „Götzen“ usw. (1Kor 12,2; Mt 17,15; Mk 5,1-20). Aber Gottes Geist leitet uns den göttlichen Gedanken gemäß und in Übereinstimmung mit Seinem Worte.
Wer vom Geiste erfüllt und geleitet wird, in dem findet das Wort eine lebendige Darstellung (Phil 2,16). Ein solcher steht in ständiger Wachsamkeit über sich selbst (1Kor 9,26.27). Er läßt das Licht des Wortes in erster Linie nicht auf andere, sondern auf sich fallen, - auf sein Leben nach außen und innen - als auch auf die Mitarbeit im Werke des Herrn und den Dienst am Wort usw. Wir wollen nur über diese drei Punkte einiges beispielsweise nennen, was einen vom Geiste geleiteten Gläubigen kennzeichnet:
1. Das Leben nach außen und innen. Sich selbst, sein Haus, sein Geschäft usw., alles wird er unter das Auge des Herrn stellen und Sorge tragen, daß alles Ihm geheiligt und „ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen“ (2Kor 8,21). Denn „Gerechtigkeit und Recht üben ist Jehova angenehmer als Opfer“ (Spr 21,3). Er „überwacht sein Herz mehr als alles“ andere (Spr 4,23), denn er weiß: „wer seinem Herzen vertraut, der ist ein Tor“ (Spr 28,26), sein „Herz ist nicht hoch, noch tragen sich hoch seine Augen, und er wandelt nicht in Dingen, die zu groß für ihn sind“ (Ps 131,1; Jer 45,5).
2. Die Mitarbeit im Werke des Herrn. Wenn der Herr seinen Dienst segnet, so ist er nicht von seinem Dienst erfüllt, noch macht er etwas aus sich oder mißt sich Wichtigkeit bei. Es ist ihm vielmehr ein Schmerz, wenn sich die Blicke auf ihn richten: „Was sehet ihr auf uns, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit ihn wandeln gemacht“ (Apg 3,12). „Auch wir sind Menschen von gleichen Empfindungen wie ihr“ (Apg 14,15). - Und wenn er, statt bewundert, verkannt oder ihm Unrecht getan und seine Liebe mit Lieblosigkeit beantwortet wird, so birgt er dieses und sein Verletztsein nicht in seinem Herzen auf, um es an einem geeigneten Tage wieder herauszuholen. Er hat für solche Dinge wie auch für seine verletzten Gefühle (die doch nur mit dem „Ich“ verbunden sind) keinen Raum mehr im Herzen. Sie sind ihm vielmehr ein Anlaß, noch größere Liebe zu erweisen. „Ich will aber sehr gern alles verwenden und völlig verwendet werden für eure Seelen, wenn ich auch, je überschwenglicher ich euch liebe, um so weniger geliebt werde“ (2Kor 12,15).
In seiner Mitarbeit im Werke des Herrn wird er seinen Weg nicht selbständig gehen, sondern sich als Mitarbeiter wissen und benehmen. Wo der Herr auch in Seiner Gnade ihm den Dienst angewiesen haben mag, nie wird er das Werk als sein Werk, als seine Gemeinde, als sein Ackerfeld ansehen. In Demut ist er sich bewußt: es ist des Herrn Werk, Seine Gemeinde und Sein Ackerfeld, auf dem er nur als ein Mitarbeiter hingestellt ist (1Kor 3,9; 1Thes 3,2; Philem. 24 u. a. m).
So wird er bewahrt, nicht unabhängig von seinen Brüdern und Mitarbeitern im Werke des Herrn seinen Weg zu gehen und zu handeln (Apg 14,26; 15,4; 3Joh 8; Gal 2). Auch wird er den Rat und die Unterweisung von Brüdern, die ein geistliches Urteil und geistliches Verständnis vom Herrn empfangen haben, nicht beiseite setzen. (Gal 2,9.10; 1Kor 14,32.33; Eph 5,21; 1Kor 16,16; Phil 2,3; Apg 18,26.27; Gal 2,14; Ps 141,5; Spr 9,8; 25,12; 27,6).
Er wird sich selbst und sein eigenes Urteil nicht höher einschätzen als das seiner Brüder (Phil 2,3; Röm 12,10; Lk 18,14). Ein Kind Gottes, welches sich vom Geiste Gottes hat erfüllen lassen, wird mit jedem Tage in der Demut wachsen. Als Paulus seinen ersten Brief an die Korinther schrieb, da nennt er sich den geringsten der Apostel. Einige Jahre später nennt er sich den allergeringsten von allen Heiligen (Eph 3,8). Und wieder etwas später nennt er sich den vornehmsten unter den Sündern (1Tim 1,15). So werden auch wir, je mehr wir in dem Lichte wandeln, kleiner in unseren Augen werden und in der Demut wachsen.
3. Der Dienst am Wort. Ein vom Geist erfüllter Diener des Wortes wird verständlich reden (1Kor 14,6.9.19) und was zur Auferbauung der Gemeinde dient (1Kor 14,5.12.26), und zwar nicht nach eigenem Willen, sondern wie der Geist ihm gibt auszusprechen (Apg 2,4). Er wird in allem die Schrift reden lassen (Röm 4,3; 9,17; 10,11; 11,2; Mk 12,10; Jes 8,20) und die Schrift erforschen und mit Sorgfalt wachen, das Wort recht zu teilen (2Tim 2,15) und nicht Dinge zusprechen, die nicht mit der Schrift übereinstimmen (1Kor 14,36-38). Bereitwillig wird er seine Worte von anderen beurteilen lassen (1Kor 10,15; 14,29) und sich nicht über Einrichtungen und Anordnungen, die Gott zur Wohlfahrt Seiner Gemeinde gegeben hat, hinwegsetzen. (1Kor 11,1-16; 14,34; Apg 10,47.48 usw. usw).
Möchten wir die Ermahnung: „Werdet mit dem Geiste erfüllt“ mehr in unser Herz aufnehmen, wieviel mehr würde der Herr und das Wirken Seines Geistes in uns und in Seiner Gemeinde gesehen werden!
Jemand möchte fragen: Wie konnten die Apostel, nachdem sie so wenige Tage zuvor mit dem Heiligen Geiste erfüllt waren, wiederum neu erfüllt werden?
Wir dürfen doch nicht annehmen, daß die Apostel untreu waren, so daß der Heilige Geist sie hätte nicht länger erfüllen können. Wenn ein Gefäß voll ist, kann es noch mehr gefüllt werden?
Kinder Gottes sind nicht tote, sondern lebende und wachsende Gefäße des Heiligen Geistes. Wenn das Gefäß wächst, so kann es wiederum gefüllt werden. Die Schrift spricht vom Wachsen des Glaubens. Der Glaube wächst nur auf dem Wege der Treue zum Herrn. So wie der Glaube wächst, so erweitert sich auch das Herz und das Gefäß wächst, so daß es wieder erfüllt werden kann mit dem Geiste der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2Tim 1,7).
Wir wachsen nur auf Wegen des Glaubens. Gott stellte Abraham vor immer neue Glaubensproben. Warum tut Gott so? Wir sind in der Schule Gottes (Joh 6,45; 1Thes 4,9) und werden wie Schüler um unseres Wachstums und unserer Erstarkung willen vor immer neue Aufgaben und Proben gestellt. Ein Kind versteht oft nicht, warum der Lehrer es immer neu vor Aufgaben, Wiederholungen und Proben stellt. Der Meister aber hat sein Ziel dabei im Auge. Gottes Ziel war, Abraham zu segnen. Um ihn für die Aufnahme des Segens fähig zu machen, konnte Er Abraham nichts besseres tun, als ihn immer wieder vor neue Proben zu stellen. Der natürliche Mensch liebt solches nicht; aber es ist das Beste, was Gott uns für das Wachstum des inneren Menschen tun kann. Bestehen wir die Probe, so werden wir gewachsen und erstarkt daraus hervorgehen und für größere Aufgaben befähigt sein. Bestehen wir sie nicht, so werden wir und die Ursachen unseres Zukurzkommens aufgedeckt werden, und wir können durch Buße und Bekenntnis dann zurechtgebracht werden.
Wo wir auch in der Schrift von neuem „Erfüllt-werden“ lesen, da können wir auch Glaubensentscheidungen und
Glaubensausharren im Widerstand den Finsternismächten gegenüber feststellen. Als die Thessalonicher in überaus großen „Verfolgungen und Drangsalen“ voll „Ausharrens und Glaubens“ feststanden, da lesen wir, daß ihr Glaube „überaus wuchs“ (2Thes 1,3.4). Und wächst der Glaube, so auch der ganze innere Mensch, und neuer Raum ist gemacht für die in uns wohnende Quelle - den Heiligen Geist -, sich neu zu ergießen und uns neu zu erfüllen. v. d. K.
12 Lk 4,16-21 ist eine sehr beachtenswerte Stelle.
Er nimmt das ungeöffnete Buch, öffnet es und erklärt den Anbruch des
Jahres der Annehmung. Dann schließt Er das Buch (welches in der
Fortsetzung den „Tag der Rache“ enthielt) und übergibt es wieder dem
Diener. Dann „setzt“ Er sich, und die Augen aller werden auf Ihn
gerichtet.
Ein tiefer, tiefer Sinn liegt in dieser Stelle. Er ist es, der die Schriften öffnet; und Er ist es, der den Tag der Gnade anzeigt und mit Worten der Gnade beginnt, so daß der Mensch sich verwundert (Vers 22). Dieses Buch mit dem geöffneten Tag der Gnade legt Er in die Hand des „Dieners“. Dann setzt Er Sich zur Rechten der Majestät in der Höhe, und alle Augen wenden sich Ihm zu.
Verstehen wir, daß wir in Seiner Person den Schlüssel für das Verständnis der Schrift haben? Haben wir es erfaßt, daß wir an dem Tage der Gnade sind? Wissen wir uns als „Diener“, in deren Hand Er das Buch mit dem geöffneten Gnadentag gelegt hat? Was ist es für uns, daß Er zur Rechten Gottes sitzt?
Sind unsere Augen auf Ihn gerichtet? Die Welt schaue nach Menschen und großen Ereignissen aus; unsere Augen aber schauen nach Ihm aus. Das nächste große Ereignis, das wir erwarten, kommt vom Himmel. In Off 5 sehen wir, wie Er wieder das Buch in die Hand nimmt. Aber nicht aus der Hand des „Dieners“, sondern aus der Hand dessen, der auf dem Throne sitzt, und zwar nicht auf dem Throne, von dem Gnade abgeht, sondern auf dem Throne, von dem Blitze, Stimmen und Donner ausgehen. Alsdann folgt die Fortsetzung der durch Jesaja niedergeschriebenen Worte „und der Tag der Rache“ usw. Welche Umwälzungen werden dann auf dieser Erde stattfinden, wenn Er durch Gerichte Sein Erbe reinigt und zubereitet für den Tag Seiner Herrschaft!↩︎