Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
AlleinAllein
In herrlicher Weise wird in der Heiligen Schrift das Wort „allein“ gebraucht. Es ist geradezu wunderbar und köstlich, diesem „Allein“ der Heiligen Schrift einmal etwas eingehend nachzuspüren. Es mögen in folgender Ausführung einige Stellen kurz betrachtet werden! In der Hauptsache will ich mich - weil der Gegenstand überaus reichhaltig und geradezu unerschöpflich ist - auf einige mir besonders wichtig und köstlich erscheinende Stellen des Neuen Testamentes beschränken.
In Mt 4,10 sagt der Herr Jesus zur entscheidenden Abweisung dem Versucher, d. i. dem Satan: „... du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und Ihm allein dienen.“ Damit hat der Herr den Seinen aller Zeiten veranschaulicht und gezeigt, in welcher Weise Satan am sichersten abgewiesen wird. Es ist und bleibt das Kennzeichen wahrer Christen, dem Herrn allein zu dienen. Ganz für Ihn, ungeteilt Ihm folgend, das ist das Geheimnis eines gottseligen Lebens. Ihm allein dienen! Was für einen tiefen Sinn offenbart in diesem Zusammenhang das kostbare Wort „allein“! Liegen nicht unsere, ach, so häufigen Niederlagen im Glaubensleben gerade darin begründet, daß wir so wenig Ihm allein dienen? Da sind es oft so viele schädliche Einflüsse, denen unser Herz offen steht, aus dem „allein“ ist ein „viel“, oft ein „sehr viel“ geworden, wir sind zersplittert, aufgeteilt und zerteilt, vernehmen vieles und nichts recht, kommen in innere Unruhe, in eigene Gedanken, in Zweifel und Anfechtungen, in Nöte und Schwierigkeiten, bis wir uns in einem Gewühl und Gedränge zahlloser schädlicher Dinge entdecken. Gottes Wort gestattet dir nicht, auch nur zwei Herren zu dienen; nein, willst du gesegnet und gewappnet sein, den Versucher abzuweisen, dann bedenke, wie der Herr zum Sieger wurde: „... und Ihm allein dienen.“
In diesem „allein“ liegt für das Volk Gottes und damit für jeden Bruder und für jede Schwester noch ein anderer tiefer Gedanke, auf den ich hier noch kurz hinweisen möchte: Allein für Gott und für den Herrn da sein. Wir sind die gesegnetsten Menschen, die dienlichsten Staatsbürger, die treuesten Leute in Beruf und Stellung, wenn wir uns mehr und mehr dem Einfluß des Herrn Jesus und des Heiligen Geistes hingeben und öffnen, dem „Ihm-allein-Dienen“!
Ach, wären wir uns doch dieses hohen Adels bewußt, immer bewußt, wie gesegnet wären wir selbst, wie gesegnet unser Dienst, wie gesegnet unsere Mitmenschen, wie gesegnet durch das „Ihm-allein-Dienen“ unser Volk und Vaterland! Ihm allein! sei fortan unser ganzes Bestreben, unser ernstes und aufrichtiges Wollen! Ihm allein dienen! Ganz, allein für Ihn!
Eine ähnlich kostbare unter den zahlreichen „ Allein“-Stellen des Neuen Testaments finden wir in Mt 17,8: „Da sie (die Jünger) aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesum allein.“
Ja, wie viele Dinge, Verhältnisse, Umstände, Hindernisse sehen wir oft auf dem Wege! Im Blick auf die Dinge dieser Welt kann einem schwer und bang ums Herz werden. Da ist so vieles in uns und um uns und mit uns und ebenso auch wider uns, daß wir ängstlich fragen möchten: Wohin? Wie nötig, daß wir in diesem Sinne Nachahmer der Jünger werden, die ihre Augen aufhoben und dann niemand sahen als Jesum - Jesum allein!
Mehr Aufblicken zu Ihm, mehr Hinschauen auf Ihn, mehr Anschauen Seiner herrlichen Person ist uns not. Der Herr, der mit der Sünde der Welt fertig geworden ist, indem Er Sich zu einem einmaligen, völligen und ewiggültigen Opfer hingab, Er wird auch mit uns, mit unseren Schäden und Mängeln fertig; Er erwartet von uns nur, daß wir zu Ihm aufschauen und es lernen, mehr und mehr nur Ihn allein zu sehen. Denke da keiner, daß er das schon könne! O nein, wir kommen aus der Schule nicht heraus, immer neue Lektionen gibt es da zu lernen, Lektionen des Aufblickens, des Hinschauens auf Ihn. In Freude und auch im Leid, in Trübsal und Not, in Anfechtung und Heimsuchung laßt uns mehr und mehr Ihn allein sehen! Wir sind hier nicht Gewordene, sondern - Werdende!
Niemand als Jesus allein bestimme fortan all unser Tun und Lassen, unser Wünschen und Begehren! In dieser herrlichen Linie liegt auch das kostbare Geheimnis einer frohen, gottergebenen Jesusnachfolge. Wenn der Herr so unser Leben in Seine in jeder Hinsicht vollkommene Gnadenabsicht nehmen kann oder genommen hat, dann geht es vorwärts im Glaubensleben. Das „Ihn-allein-Sehen“ befreit uns von Menschenfurcht und Menschengefälligkeit, von falscher (fleischlicher) Rücksicht auf uns selbst und die Mitpilger, löst uns ebenfalls von allem Etwas-sein-wollen und von allem Richt- und Kritisiergeist, in den leider auch das Volk Gottes allzuleicht verfällt. Das Ihn-allein-Sehen bringt uns weiter auch in die rechte Stellung zu Seinem Wort. Es wird uns mehr und mehr „unseres Fußes Leuchte und das Licht auf unserem Wege“ (Ps 119,105). Unsere oft so menschlichen Bedenken treten zurück, wenn das Wort unsere klare Entscheidung und unser sofortiges Handeln fordert oder wenn es uns andererseits zu schweigen, zu lieben, zu glauben, zu beten befiehlt. Ja! Ihn allein sehen, o herrliches Gebiet, möchten wir's uns immer mehr zu eigen machen! Ihn allein sehen in allen Lebenslagen und -tagen; Ihn sehen und Ihm nacheifern in tiefer Ergebung, im einfältigen Glauben. Nichts und niemand sehen als Jesum allein!
Eine überaus kostbare und eherne Stelle des göttlichen „allein“ finden wir in Mk 2,7 (Menge), in der es heißt: „Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“
Es kommt mir bei Erwähnung dieser Stelle weniger auf den Zusammenhang an, in dem sie gesagt ist, als vielmehr auf die wunderbare Glaubenstatsache, daß Gott allein Sünde vergeben kann. Gott allein und sonst niemand in der Welt. Gott allein durch die vorbehaltlose Dahingabe des Sohnes Seiner Liebe in die Hände sündiger Menschen, die mit Ihm machen konnten, was sie wollten. Sie wollten Seinen Tod - und der Vater wollte durch Seinen Tod - unser Heil, unser Leben. Gottlob, wir sind durch Ihn, durch Ihn allein auf ewig Sein unentreißbares Eigentum! Gott allein kann! Wie kostbar ist das zu allen Zeiten! Will irgendein Mensch Frieden mit Gott, Rettung Seiner unsterblichen Seele, Gewißheit der Vergebung, ewiges Heil - jeder kann es haben und finden und nehmen allein in dem, was Gott tat in Christo Jesu, unserem Herrn.
In diesem „allein“ liegt es für alle Zeiten fest, daß kein Mensch, wie groß auch immer sein Einfluß sein mag, etwas zu seiner oder der Rettung anderer tun kann, daß es neben dem von Gott festgelegten und bereiteten Wege keinen anderen gibt, der aus der Knechtschaft der Sünde herausführt als allein durch Gott, der Seinen Sohn gab, „auf daß alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16) Gott allein!
Da fällt jede Möglichkeit der Selbsterlösung, wie sie von unbußfertigen und hochmütigen Menschen aller Zeiten so begehrt und oft auch gelehrt wird. Da fällt aber auch jede Möglichkeit, aus Werken heraus gerecht werden zu wollen, weiter auch jene unsinnigen und unverantwortlichen Lehren vom Fegefeuer, wie sie in katholischen Kreisen mit konstanter Hartnäckigkeit vertreten werden. Gott allein kann Sünde vergeben! Vergeben dem, der persönlich kommt als ein armer, sündiger Mensch. Da ist auch keine Stellvertretung möglich, da kann nicht einer für den anderen bürgen und sich verwenden - nein, jeder muß selber kommen, und zwar zu Dem, der allein Sünde vergeben kann - zu Gott in Christo! Ja, Gott allein, dem Menschen bleibt nur eins, kommen, selber kommen und nehmen, was Gott allein tat in Christo. Gepriesen sei unser Gott, Er allein kann Sünde vergeben! Für uns, die wir Sein eigen sind, insofern so überaus kostbar, als wir nun von Ihm zeugen dürfen und Menschen hinweisen und hinführen dürfen zu Gott allein. Das sei uns heilige Pflicht, köstliches Vorrecht! Machen wir hiervon reichlich Gebrauch! Gott allein!
In vielen weiteren Schriftstellen wird das Wort „allein“ weiter beleuchtet. Es mag für diese Abhandlung bei den drei nur kurz erwähnten Stellen bewenden. Wer weiter über diesen Gegenstand nachdenken will, der lese an Hand einer Konkordanz die weiteren Stellen nach, sie sind kostbar und werden jeden Leser reichlich erquicken.
Wir wollen dem Herrn danken für die Tiefe und Kostbarkeit Seines Wortes!
1. Ihm allein dienen!
2. Niemand als Jesus allein sehen!
3. Gott allein kann Sünde vergeben!
Br., N. a. Rstg.