Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
Wohin gehst Du? (1)Wohin gehst Du? (1)
Einleitung:
Zweck der Darstellung. „Gott Selbst wird unter ihnen sein und alle Tränen von ihren Augen abwischen. Und es wird keinen Tod mehr geben; kein Leid, kein Geschrei, kein Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Off 21,4)
9Mit diesen Worten kennzeichnet Gott, der „König der Ewigkeit“ (1Tim 1,17, in der Wortfassung der Miniaturbibel von Franz Eugen Schlachter), den Inhalt der nun bald sechstausendjährigen Menschheitsgeschichte. Wir leben in den „letzten Tagen“ (2Tim 3,1-15). Die Erde reift dem Gericht entgegen. Während Wissenschaft und Technik, oft in verderblicher Weise, sich vervollkommnen, greift der innere Verfall immer deutlicher um sich. Durch gewaltige, sich häufende Naturereignisse wie auch durch Sein mehr verborgenes Eingreifen in den Lebensweg des Einzelnen mahnt die Stimme Dessen, „Dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist“ (Mt 28,18), des „Königs der Könige und Herrn der Herren“ (Off 19,16): „Tut Buße!“ (Apg 3,19; 17,30) Doch wenige nur beherzigen diesen Ruf. So ist das Endgeschick der sündigen und daher ruhe- und friedelosen Menschheit unabwendbar. (Ps 38,4; Jes 48,22; 57,21; Klgl 3,39)
Wachenden und wartenden Gotteskindern dagegen tönt das Wort ihres Heilandes und Hirten, ihres Freundes und Bräutigams entgegen: „Siehe, Ich komme bald!“ Trost und Warnung zugleich birgt es in sich. Auch die Gemeinde, die bluterkaufte Schar der Gläubigen, hat gefehlt, ist nicht mehr „ein Herz und eine Seele“ (Apg 4,32). Sie bietet heute ein Bild unübersehbarer Zersplitterung. „Falsche Messiasse und falsche Propheten“ treten auf (Mk 13,22); Irrlehren breiten sich aus. (2Thes 2,11.12)
Da steigt in manchem ehrlich suchenden Kinde Gottes die berechtigte Frage auf: „Wohin soll ich gehen?“
Diese Frage im Lichte der Bibel als des untrüglichen Wortes Gottes zu beantworten, ohne Rücksicht auf abweichende menschliche Ansichten, will vorliegende Schrift versuchen. „Dem Aufrichtigen sichert Gott das Gelingen“ (Spr 2,7 in der Miniaturbibel), der Demütige erhält Gnade (Jak 4,7), und ein inständiges Gebet wird erhört (Jak 5,16). Diese Verheißungen gelten auch für unsere gegenwärtige, so verwirrte Zeit. Zugleich möchten diese Zeilen ein persönliches Zeugnis ihres Schreibers für den König seines Lebens sein. Sie beanspruchen keine unfehlbare Autorität. Unser Erkennen ist und bleibt Stückwerk (1Kor 13,9). Der Leser möge das Geschriebene betend prüfen! (1Thes 5,21) „Und wenn ihr über irgend etwas anderer Meinung seid, so wird Gott euch auch darüber Klarheit geben; nur laßt uns nach derselben Überzeugung, zu der wir gelangt sind, unbeirrt weiterwandeln.“ (Phil 3,15.16) „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh', ob ich wandle auf trüglichem Wege, und leite mich auf ewigem Wege!“ (Ps 139,24)
Erster Abschnitt:
Der Mensch Gottes. „Jede Schrift, von Gottes Geist eingegeben, ist nützlich zur Belehrung, zur Bestrafung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke geschickt.“ (2Tim 3,16.17, Miniaturbibel).
1. Bekehrung und Wiedergeburt.
Die Darstellung wendet sich nur an wirkliche Christen und unter ihnen nur an solche, die bereit sind, in freudigererbietigem Gehorsam gegen die Gebote des Herrn den Weg der Wahrheit zu wandeln (Spr 8,34; Jer 7,23; 1Pet 1,22; 1Joh 2,4.5; Jak 1,22). Es ist daher zunächst Inhalt und Bedeutung des Namens „Christ“ klarzustellen.
Ein Christ ist eine Persönlichkeit, die durch bußbereite, gläubig vertrauende Annahme des stellvertretenden Sühnopfers Jesu Christi am Kreuze von Golgatha sowie durch bedingungslose Willens übergabe zu bewußter persönlicher Lebensgemeinschaft mit ihrem Erlöser durchgedrungen ist (Bekehrung), und die durch die Versiegelung mit dem Heiligen Geiste die Gewißheit ihrer Errettung als Folge der göttlichen Bestätigung ihres freiwilligen Herzensentschlusses erlangt hat (Wiedergeburt). (Eigentlich: Geburt „von oben her“).
Der Entscheidungsschritt des Menschen (Jer 24,7; Joel 2,13; Mal 3,7; Apg 3,19.26; 9,35; 11,21; 26,18; 2Kor 3,16; 1Pet 2,25) bewirkt also ein alsbaldiges unmittelbares Handeln Gottes (Joh 3,3; Titus 3,4-7; 1Pet 1,3.23 - Lk 11,13; Apg 15,8; Röm 5,5; 8,9; 8,15.16.23; 1Kor 2,12; 2Kor 1,21.22; 5,5; Eph 1,13.14; 1Thes 4,7.8; 2Tim 1,7; 1Joh 3,24). Gott bereitet aber auch die Bekehrung eines Menschen durch Berufung, Erleuchtung und Erweckung vor. (Jer 31,18; Mt 19,26)
Man wird daher kein Christ:
1. Durch Geburt. Gottes Wort spricht darum von einer neuen, geistlichen Geburt, der Wiedergeburt. Glaube ist etwas höchst Persönliches, vererbt sich nicht; wohl aber die Sünde. (Ps 51,7; Joh 9,34; 1Pet 1,18.19)
2. Durch christliche Erziehung. Gläubige Eltern, Verwandte und Lehrer können nur Wegweiser zur „engen Pforte“ sein. (Mt 7,13.14)
3. Durch religiös-zeremonielle Handlungen. Genannt seien Säuglingsbesprengung, Konfirmation, Kommunion, Firmung und kirchliches Abendmahl zur Sündenvergebung. (Mk 7,8.9.13; 2Kor 2,17; 4,2; Kol 2,8)
4. Durch eigene Anstrengungen, Bußübungen und Kasteiungen. Sie führen nur zur „Fleischesheiligung“. (Joh 6,63)
5. Durch gute Werke. Sie machen nur zu einem Pharisäer (Mt 7,22.23; Apg 15,10; Röm 3,28; 4,5; Gal 2,16; Eph 2,9.10). „Was könnte ein Mensch als Lösegeld für seine Seele geben?“ (Mt 16,26b)
Zusammenfassend:
Es kann niemand „nach seiner Fasson selig werden“, wie König Friedrich der Große einst, wenn auch in guter Absicht, erklärt hat. Es gibt nur eine „Fasson“: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch Mich!“ (Joh 14,6) „In keinem anderen ist das Heil zu finden; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollen.“ (Apg 4,12) „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt worden ist, und der ist Jesus Christus.“ (1Kor 3,11) Suche Jesum und Sein Licht! Alles andre hilft dir nicht! „Nur Gnade ist's, die selig macht!“ (Apg 15,11; Röm 3,23.24; 11,6; 1Kor 15,10; 2Kor 8,9; 2Tim 1,9; 1Pet 1,13)
Ohne Blut keine Errettung und Sündenvergebung (1Kor 5,7; 1Pet 1,18.19; Heb 9,22). „Das Blut Seines Sohnes Jesus macht uns von aller Sünde rein.“ (1Joh 1,7) „Das Blut an den Häusern, worin ihr euch befindet, soll ein Zeichen zu eurem Schutze sein; denn wenn Ich das Blut sehe, will Ich schonend an euch vorübergehen, und es soll euch kein tödliches Verderben treffen, wenn Ich den Schlag gegen das Land Ägypten führe.“ (2Mo 12,13) Der erstgeborene Sohn eines Ägypters wäre mithin gerettet worden, wenn er sich in jener Nacht in einem jüdischen Hause befunden hätte. Die Israeliten waren nach ihrer Errettung durchaus nicht bessere Menschen als zuvor; das haben sie später oft genug gezeigt.
Die wirksame Annahme der Gnade setzt aber die Erkenntnis voraus, daß man ohne sie ewig verloren ist (Röm 3,10-12; 6,23; Eph 2,1; 1Joh 1,8). „Er ist um unserer Übertretungen willen durchbohrt, zerschlagen wegen unserer Missetat; Strafe, uns zum Frieden, lag auf Ihm, und durch Seine Wunden ward uns Heilung. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeder wandte sich auf seinen Weg; aber Jahve warf unser aller Schuld auf Ihn!“ (Jes 53,5.6, Miniaturbibel) „Was muß ich tun, um das Heil zu erlangen?“ „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du das Heil erlangen.“ (Apg 16,31) Das scheint zu einfach, um danach handeln zu können (vgl. 2Kön 5,13), und doch ist es Wahrheit.
Gewiß, Sünder sind und bleiben wir alle (Ps 14,3; Pred 7,20; Jes 1,6; Hes 18,4). Gotteskinder sind von Natur nicht besser als die anderen Menschen. Aber es gibt begnadigte und unbegnadigte Sünder. Das ist der so ernste, ewigkeitsentscheidende Unterschied.
Die Schrift kennt drei Arten des Todes:
1. Den geistlichen Tod (1Mo 2,17). In ihm befindet sich infolge der Erbsünde jeder Mensch bis zu seiner Bekehrung. (Eph 2,1-7)
2. Den leiblichen Tod (1Mo 5,4.5). Dieser ereilt bis heute auch die Kinder Gottes. (Phil 1,23)
3. Den ewigen Tod (Off 20,6). Er ist das Endgeschick aller Ungläubigen. (Off 20,15)
Ergebnis: „Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ (Ps 73,25.26, Luthertext)
Noch eine Wahrheit: „Christentum“ und „Religion“ sind grundverschiedene und miteinander unvereinbare Begriffe. Der religiöse Mensch - ein solcher ist auch der Mohammedaner, Buddhist, Brahmane, Konfuzianer oder der durch seinen Fetisch Gott suchende Neger - gestaltet sein Verhältnis zu Gott nach seinen eigenen unbeständigen Ansichten, Gedanken, Empfindungen und Gefühlen oder nach denen anderer Menschen. Der Christ erkennt Gottes Urteil über die Beschaffenheit seines Herzens an (1Mo 8,21; Jer 17,9; Mk 7,21-23) und beugt sich unter die majestätischen Worte: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht Meine Wege; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, soviel höher sind Meine Wege als eure Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes 55,8.9)
H. J. M.
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!
9 Vermerk: Die Schriftstellen sind nach der Bibelübersetzung von Gymnasialdirektor Dr. Hermann Menge angeführt, soweit nichts anderes angegeben ist.↩︎