Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Jugendtreffen in DresdenJugendtreffen in Dresden
Wohl selten war eine Zusammenkunft so lieblich und so gesegnet wie das Jugendtreffen zu Ostern in Dresden! Das war das Urteil aller Teilnehmer. Wir wurden tiefer in die Erkenntnis des Wortes eingeführt, mit ganzem Ernst auf die Notwendigkeit einer entschiedenen Stellung hingewiesen und in kostbarer Weise zum Zeugendienst ermuntert.
Außer dem Brotbrechen am Vormittag und einer Evangelisationsstunde am Nachmittag des ersten Feiertages hatte die Zusammenkunft folgende Einteilung:
1. Betrachtung von 1Joh 1, insbesondere der Verse 6 und 7.
2. Behandlung des Themas „Der Tempel des Heiligen Geistes und du“.
3. Gegenseitiger Austausch über Fragen des praktischen Lebens.
Von jedem dieser drei Teile seien einige wichtige Gedanken hier kurz wiedergegeben.
Zu 1.: Wie das Johannesevangelium den Herrn Jesus als das Licht im Gegensatz zur Finsternis, als die Wahrheit im Gegensatz zur Lüge, als das Leben im Gegensatz zum Tod und als die Liebe im Gegensatz zum Haß offenbart, so will der 1. Johannesbrief im Leben der Gläubigen dieselbe Gegensätzlichkeit zu allem, was Welt heißt, hervorrufen.
Er redet eingehend von den drei großen „L“: von Licht im 1. und 2., von Liebe im 3. und 4. und vom Leben im 5. Kapitel.
Er stellt uns klar und deutlich hinein in die Gegenwart Gottes, damit wir vor aller Selbsttäuschung bewahrt bzw. von ihr befreit werden. Wir können uns täuschen in bezug auf unser Verhältnis zu Gott, indem wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in der Finsternis (V.6), in bezug auf unseren Zustand, indem wir sagen, keine Sünde zu haben (V.8), tragen sie aber im Herzen, in bezug auf unseren Wandel, indem wir sagen, nicht gesündigt zu haben (V. 10), tun jedoch das Böse.
Haben wir den Mut, uns vom Worte Gottes beurteilen zu lassen, um uns dann selbst zu verurteilen, so werden wir die Bedeutung des Blutes Jesu Christi richtig erkennen.
Unter Seinem Kreuze hören wir auf, auch nur in etwa wertvoll oder gut von uns zu denken, und lassen endlich alles Liebäugeln mit Welt und Sünde sein.
Kann Gott uns dahin führen, daß wir restlos aufrichtig vor Ihm, vor Menschen und vor uns selbst sind, dann wird aller Schein aus unserem Leben verschwinden und, was wir zu glauben und zu besitzen bekennen, zum vermerklichen und sichtbaren Sein werden.
Unsere Gemeinschaft mit Gott wird alsdann bestätigt werden, indem wir im Lichte wandeln, Gemeinschaft miteinander haben und die Reinigungskraft des Blutes Jesu Christi aus glückseliger Erfahrung kennen.
Zu 2.: Gott hat uns einen Leib gegeben, der das Wunderbarste der ganzen Schöpfung ist. Er ist in Seinem Bilde geschaffen; er ist gewürdigt, der Tempel des Heiligen Geistes zu sein; und er wird einmal vom Herrn umgestaltet zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit.
Wir können diesen Leib hinsichtlich seiner Entwicklung, Kräftigung und Gesunderhaltung vernachlässigen, so daß er nicht mehr seine Aufgaben erfüllen kann, ob es sich jetzt um die Erfüllung unserer Berufspflichten oder um unsere Arbeit im Werk des Herrn handelt. Wir sollten darum in vernünftiger, gottgewollter, jedoch nicht eitler Weise auf die Pflege unseres Körpers bedacht sein. Das sind wir unserem Gott schuldig, der uns unseren Leib mit seinen Kräften und Fähigkeiten anvertraut hat. Leider wird das von den Gläubigen oft zu wenig beachtet.
Weiterhin können wir, was weit schlimmer ist, diesen Leib durch die Sünde verderben, so daß Gott Sich genötigt sieht, uns zu verderben. (1Kor 3,16.17)
Statt dessen sollen und können wir als solche, die um einen teuren Preis erkauft worden sind und nicht mehr sich selbst gehören, Gott verherrlichen in unserem Leibe. (1Kor 6,19.20)
Zweimal erinnert uns Gottes Wort mit der Frage „Wisset ihr nicht ...?“ daran, daß der Leib der Gläubigen der Tempel des Heiligen Geistes ist. Wir wissen das zwar, denken aber so wenig daran und schätzen es nicht hoch genug ein. Wie sollten wir uns doch üben, in diesem Bewußtsein zu leben!
Gott kennt sehr wohl die Gefahren, die uns in der Welt und von der Welt drohen und die in unserem eigenen Fleische liegen. Darum zeigt Er uns aus Seinem Worte, daß „Seine göttliche Kraft uns alles in betreff des Lebens und der Gottseligkeit geschenkt hat“ (2Pet 1,3), daß die „Macht Seiner Stärke, in welcher Er gewirkt hat in dem Christus, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte“ (Eph 1,19.20), in uns wirksam sein will, daß wir mit Freimütigkeit hinzutreten dürfen „zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe“ (Heb 4,16), und daß der Geist Sich unserer Schwachheit annimmt und Sich Selbst für uns in unaussprechlichen Seufzern verwendet. (Röm 8,26)
Die Kraft Gottes, Seine Hilfe und Zurechtbringung wird uns aber nur dann zuteil, wenn wir mit ganzem Ernst „Nein“ zur Sünde und „Ja“ zur Heiligkeit Gottes sagen. Im Kampf gegen die Sünde werden wir nur siegen, wenn wir sie fliehen und Augen und Ohren vor ihren Einflüsterungen und Lockungen verschließen.
Der Sünde und insbesondere der Fleischeslust gegenüber müssen wir dahin kommen, daß wir sie in ihrer ganzen Fluchwürdigkeit und Verderbtheit erkennen, sie in Aufrichtigkeit und mit gebeugtem Herzen vor Gott und, wo es nötig ist, auch vor Menschen bekennen, sie in ihrer Abscheulichkeit hassen und sie endlich als durch den Sohn Gottes Freigemachte lassen.
Als Tempel des Heiligen Geistes sollen wir aber nicht nur gereinigt und frei von Sünde sein, sondern auch dem entsprechen, was der Tempel im Alten Bunde war.
Jehova wohnte in Seinem Tempel (Ps 11,4a); dort war Seine Lieblichkeit zu schauen (Ps 27,4); hier brachte man Ihm Anbetung dar (Ps 5,7), und hier sagte Ihm alles Ehre und Herrlichkeit. (Ps 29,9b)
So will Gott durch Seinen Geist in den Gläubigen wohnen. Er allein soll in uns die Herrschaft haben, damit Er uns umgestalten kann in Jesu Bild. Seine Freundlichkeit und Sanftmut soll sich so auf unserem Antlitz ausprägen, Sein Friede und Seine Freude so aus unseren Augen strahlen, Seine Lieblichkeit so in unserem ganzen Wesen zum Ausdruck kommen, daß andere von uns angezogen und bewogen werden, sich Ihm auch zu übergeben und Seinen Namen zu preisen!
Zu 3: Die Abendstunden der beiden Feiertage dienten einem ungezwungenen gegenseitigen Austausch, zu dem wir uns in trauter, familiärer Weise zusammengesetzt hatten. Hegten wir zuerst die Befürchtung, die jungen Geschwister könnten sich durch die Anwesenheit vieler alter Gläubigen in ihrer Freimütigkeit zum Fragen und Antworten beeinträchtigen lassen, so wurden wir angenehm überrascht. Die Beteiligung war eine äußerst rege, dabei aber wirklich frei von unnötigem oder uferlosem Gerede. Und wir hatten allen Grund, für das Dabeisein unserer teuren älteren und zum Teil schon hochbetagten Geschwister dankbar zu sein. Konnten sie auf diese Weise doch etwas davon merken, wie ernst es heute vielen jungen Gläubigen um eine gefestigte und entschiedene Herzensstellung und um Bewährung im täglichen Leben ist.
So beschäftigte uns z. B., um nur eine von vielen zu nennen, die Frage: „Wie können wir in unserem Beruf für den Herrn zeugen?“
Wenn wir auch, so wurde besonders betont, allen unseren Berufs- und Arbeitskameraden ein Zeugnis von dem, was wir im Glauben gesehen, gehört und erlebt haben, ablegen sollen, so darf es doch niemals auf Kosten unserer Arbeitsleistung geschehen. Und wir haben überhaupt kein Recht dazu, wenn wir nicht treuste Pflichterfüllung als unsere vornehmste Aufgabe ansehen. Unser mündliches Zeugnis wird dann den besten Eingang in den Herzen unserer Mitmenschen finden, wenn sie durch Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt unserer Arbeit, durch Reinheit unserer Worte und Tadellosigkeit unseres Verhaltens, durch selbstlose Hilfsbereitschaft und Sanftmut unseres Wesens zum Fragen über unsere innere Stellung angeregt werden.
Die anderen behandelten Fragen waren keineswegs weniger wichtig und sollen, so Gott will, in folgenden Nummern dieses Blattes ihren Widerhall finden.
Diese Ausführungen jedoch möchten bei den Teilnehmern das Gehörte befestigen und vertiefen, unsere Leser zum Nachdenken über solche Fragen anregen und uns alle anspornen, an derartigen Zusammenkünften in Zukunft teilzunehmen, soweit der Herr uns dazu Gelegenheit schenkt.
H. Mtzr.