Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
EinmütigEinmütig
„Erfüllet meine Freude, daß ihr einerlei gesinnet seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes“, ruft der Apostel Paulus den Philippern zu (Phil 2,2). Die Heiligen zu Philippi besaßen ein gutes Zeugnis, sie hatten dem Evangelium vom ersten Tage an Teilnahme entgegengebracht (Kap. 1,5), und ihre Liebe war eine besondere Freude für das Herz des Apostels. Nur eines fehlte noch, um diese Freude zu krönen, sie zu erfüllen - die Einmütigkeit aller Geschwister. Zwei Schwestern werden dieserhalb besonders ermahnt (Kap. 4,2) und die ganze Gemeinde im allgemeinen, festzustehen in einem Geiste und mit einer Seele mitzukämpfen mit dem Glauben des Evangeliums. (Kap. 1,27)
Der Brief des Apostels ist auch für uns geschrieben, und es ist wohl nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, daß die Ermahnung uns nötiger ist als jenen Christen zu Philippi. Halten wir einmal Einkehr in uns selbst und in unseren Häusern! Sprechen wir mehr Worte aufrichtiger Liebe zu den Unseren und zu den Geschwistern im Herrn, oder mehr Worte der Gleichgültigkeit und gar der Zwietracht, des Streites? Sind wir eines Sinnes mit ihnen oder nicht? Reden wir lieber Gutes oder lieber Böses von unseren Nächsten?
Wir fühlen alle, daß wir weit davon entfernt sind, diese Fragen mit gutem Gewissen so zu beantworten, daß keine Ermahnung mehr nötig wäre. Und doch ist es gerade in unseren Tagen so wichtig, mit einer Seele mitzukämpfen mit dem Glauben des Evangeliums. Macht nicht der Feind gewaltige Anstrengungen, die Einmütigkeit zu zerstören und Graben des Zwiespalts um unsere Herzen zu ziehen? Bauen wir Brücken der Liebe darüber! Seien wir einerlei gesinnt! „Siehe, wie gut und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ (Ps 133,1)
Wodurch mag es kommen, daß in keinem Buch der Bibel das Wort „Einmütig“ so oft von den Gläubigen gebraucht wird wie in der Apostelgeschichte? (Vgl. Kap. 1,1417; 2,46; 4,24; 5,12 und 15,25 nach dem Grundtext, das Wort in Phil 2,2 ist im Griechischen ein anderes). Es lag daran, daß jene ersten Jünger des Herrn Jesus abhängig von Ihm handelten und sich von Seinem Geiste leiten ließen. Das bewirkte, daß sie eines Sinnes waren. Die Wirksamkeit des Geistes war „wie das Öl auf dem Haupte, das herabfließt auf den Bart, den Bart Aarons, das herabfließt auf den Saum seiner Kleider“ (Ps 133,2). Das Öl ist in der Bibel ein Bild des Heiligen Geistes. Es floß bis an den Saum der hohenpriesterlichen Kleidung, bis dahin, wo die Früchte, die Granatäpfel und Schellen befestigt waren (2Mo 28,33). Köstliche Früchte für Gott! Wir lesen davon in Gal 5,22: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“ Die ersten drei offenbaren sich in besonderer Weise in dem vertrauten Umgang mit Gott, die nächsten gegenüber unseren Hausgenossen des Glaubens und die letzten drei gegenüber der Welt. Ist es nicht so, daß sie in herrlicher Weise dann zur Entfaltung kommen, wenn wir untereinander einmütig sind, eines Sinnes? Dann werden sie geschaut, zur Verherrlichung Gottes (Röm 15,5.6) und zum Zeugnis unter den Menschen.
Die Tatsache, daß auch die Welt, in der die Zwietracht herrscht, einmütig ist, wenn es sich um die Feindschaft gegen den Herrn handelt (vgl. Apg 7,57; 18,12; 19,29), sollte uns mahnen, „alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden“ abzulegen (1Pet 2,1), denn diese Dinge sind es, die unsere Einmütigkeit verhindern.
Th. Bu.
17 Nach guten Lesarten steht es auch in Kap. 2,1! Außerdem und außer den im letzten Absatz genannten Stellen steht es auch in 8,6 und 12,20, dazu in Röm 15,6, also zusammen im N. Test. 12mal! Der Mitschriftleiter F. K.↩︎
Erstellt: 13.05.2024 22:00
Quelle: www.clv.de