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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“
2Tim 1,14 - „Der heilige Geist, der in uns wohnt“ (5)2Tim 1,14 - „Der heilige Geist, der in uns wohnt“ (5)
(Fortsetzung von Seite 88).
Wir wenden uns jetzt zu den letzten Unterredungen des Herrn mit Seinen Jüngern. Vor Seiner Seele steht Sein Tod und Heimgang zum Vater. Er wußte alles, was über Ihn kommen würde, und es berührte Ihn so tief, daß Er im Geiste erschüttert wurde (Joh 13,21). Zu Seinen Jüngern aber spricht Er nicht von Seiner Bekümmernis. Zu ihnen redet Er von den Segnungen, die sie empfangen sollten - vom Vaterhaus und von der Liebe des Vaters. Sie tröstet Er: „Euer Herz werde nicht bestürzt ... Ich will den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Sachverwalter geben, der bei euch sei in Ewigkeit.“ (Joh 14).
Bisher war Er ihr Sachverwalter gewesen, der sie geleitet hatte und für sie eingetreten war. Und diesen Dienst übte Er ihnen noch bis zum letzten Augenblick Seines Hierseins aus. Wie trug Er Sorge um sie und bereitete sie auf Seinen Weggang vor! Er tröstet sie in ihrer Betrübnis, daß sie nicht allein gelassen und auf sich selbst angewiesen sein sollen. Größeres soll ihnen zuteil werden. Ein anderer Sachverwalter soll zu ihnen kommen, der in ihnen sein und bleiben werde. Und Er? Er will droben im Himmel für sie als Hoherpriester eintreten und Seinen Dienst beim Vater als Sachverwalter und Fürsprecher fortsetzen. (1Joh 2,1).
Ja, uns ist Größeres zuteil geworden als den Jüngern in jenen Tagen. Wir haben jetzt auf Erden und im Himmel einen Sachverwalter. Beide haben wir nötig, denn unser Verkehr ist an beiden Plätzen. Wir wandeln nicht nur auf dieser Erde, unser Wandel ist auch im Himmel.
Für die Erde brauchen wir einen Sachwalter, den Heiligen Geist, der als Leiter und Lehrer uns in die ganze Wahrheit leitet. Er ist es, der uns das selige Bewußtsein von der Liebe Gottes gibt, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist. Unser Weg geht durch eine finstere Welt, durch Trübsale und Tiefen, aber durch Ihn haben wir eine Kraft in unserem Herzen, die Kraft der Liebe Gottes, welche uns in Neuheit des Lebens wandeln läßt. Er stärkt uns am inneren Menschen, daß wir das Fleisch in dem Tode halten und Christus in unserem Herzen wohnt und regiert.
Er ist es auch, der die Gaben wirkt, die zu unserer Auferbauung und für unser Wachstum nötig sind, auf daß wir nicht Unmündige seien, die von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen werden. Alle die mannigfaltigen Gaben für unsere Auferbauung wirkt ein und derselbe Geist (1Kor 12,11). Er ist gleich dem Knechte Abrahams, der die Braut durch die Wüste geleitet bis zur seligen Vereinigung mit dem Bräutigam. Dieses und vieles andere ist das Werk des Sachwalters in und an und für uns hienieden.
Aber auch im Himmel brauchen wir einen Sachwalter, Jesum Christum;
durch Ihn vermögen wir jetzt schon unser Leben dort oben zu führen in
der Gemeinschaft mit dem Vater, während unsere Füße hier unten noch
wandeln. Er bittet für uns und reicht als Hoherpriester uns
Barmherzigkeit, Gnade und Hilfe dar zum Überwinden. Und nicht allein
bewahrt und trägt Er uns durch die Schwierigkeiten der Wüste hindurch,
sondern führt uns auch in das Heiligtum hinein, daß wir dort Seine
Herrlichkeit schauen und dem Vater die Anbetung darbringen (
So haben wir einen Sachwalter für alles, was unseren Gang durch diese Welt betrifft, und einen Sachwalter für alles, was unseren Wandel im Himmel - die selige Gemeinschaft mit dem Vater - betrifft.
Welche Gottes-Liebe und -Sorge umgibt uns! Sollten wir nicht stille stehen und nachdenken über das, was Gott an uns getan? Er gibt uns Seinen Sohn! Er legt Ihn in den Staub des Todes für uns! (Ps 22). Er sendet den Heiligen Geist als Sachwalter hernieder, und Christus steht droben für uns als Hoherpriester und Fürsprecher! Was ist an uns gewandt! Wie wert sind wir Ihm! Und wie wenig sind wir uns solcher Gottesliebe bewußt, die uns so völlig nach allen Seiten umgibt. Ja, Gott ist treu, durch den wir berufen worden sind in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn. (1Kor 1,9).
Diese Fülle von Segen, über welche wir anbeten, sah das Auge des Herrn schon voraus, als Er den trauernden Jüngern sagte: „Es ist euch nützlich, daß Ich hingehe.“ Sie konnten es damals noch nicht ertragen, denn der Sachwalter war noch nicht gekommen. Sie standen unter dem Dunkel jener Stunde und der Gewalt der Ereignisse, durch welche sie hindurchzugehen hatten. Wir können uns ja kaum eine Vorstellung machen von dem, was es für sie sein mußte, als Er, auf dem ihr Glaube ruhte, von Sünderhänden gekreuzigt wurde und starb! Dann kam der herrliche Wechsel am Ostermorgen, als Gott den großen Hirten der Schafe wiederbrachte und die zerstreuten Schafe um den Auferstandenen gesammelt wurden. Wunderbar müssen jene vierzig Tage gewesen sein, in denen Er von ihnen gesehen wurde und „als Er mit ihnen versammelt war“. (Apg 1,4). Und doch nicht wunderbarer, als Ihn heute in unserer Mitte zu haben! - Mit ihnen war Er versammelt als der Auferstandene; mit uns ist er versammelt als der Verherrlichte, der inmitten der Versammlung als der Erstgeborene vieler Brüder dem Vater den Lobgesang anstimmt. (Heb 2,12).
Dann kam ihr letztes Zusammensein mit dem Auferstandenen. Sie sahen Ihn gen Himmel fahren, und ihre Augen geleiteten Ihn dorthin. Was hatten sie nun noch mit dieser Welt und ihren Dingen zu tun, die Er verlassen hatte? Sie stiegen hinauf in den „Obersaal“; als Abgesonderte von der Welt und im Gebet verharrend, warteten sie nach Seinem Wort auf die Verheißung des Heiligen Geistes.
So brach der Pfingsttag an.8 Laßt uns die Schrift zur Hand nehmen und auf die ersten Verse des zweiten Kapitels der Apostelgeschichte ein wenig näher eingehen.
Der Hauptinhalt der beiden ersten Kapitel der Apostelgeschichte ist: Der Herr verläßt die Erde und geht hinauf in den Himmel, und zweitens: der Heilige Geist verläßt den Himmel und kommt herab auf die Erde.
Das erste, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, ist, daß die Gläubigen am Tage der Pfingsten alle an einem Orte
(in einem Hause) beisammen waren (Vers 1). Dann berichtet uns der 2. Vers, daß plötzlich in der Frühe des Tages ein Brausen aus dem Himmel geschah und das ganze Haus erfüllte, wo sie saßen. Alle im Hause wurden somit als Gesamtheit in dem Geiste, der das Haus erfüllte, getauft. Gleich als wenn Wasser in ein Schiff eindringt und alle, die im Schiffe sind, in dem in das Schiff eindringenden Wasser begraben werden. Es muß ein wunderbarer Moment für die Jünger gewesen sein, als sie sich plötzlich als Gesamtheit nach dem Worte des Herrn in den Heiligen Geist hineingetaucht - getauft sahen.
Wie in der Taufe mit Wasser der Täufling in das Element des Wassers hineingetaucht wird, so fand hier in dieser Stunde die Taufe mit Heiligem Geiste an der Gesamtheit der Gläubigen statt, damit sie in Neuheit, zu einem Leibe vereinigt, hervorgingen; so wie Paulus schreibt: „In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden.“ (1Kor 12.13).
Wir kommen nun zum 3. Vers unseres Kapitels. Hier finden wir ein anderes, neues Ereignis. Eine ganz neue Erscheinung wurde ihnen plötzlich sichtbar. Wir lesen: „Es ,erschienen' ihnen zerteilte Zungen (wie von Feuer) und sie ,setzten' sich auf jeden ,Einzelnen' von ihnen.“
Jeder Einzelne von ihnen empfing persönlich jetzt den Heiligen Geist. In Gestalt zerteilter Zungen setzte Er sich - ließ Er sich nieder - auf einen jeden von ihnen, um auf immer wohnend in ihnen zu bleiben.
Beachten wir es hier noch einmal: in Vers 1 und 2 steht die Gesamtheit der Gläubigen („alle beisammen“ - „sie“) in dem Vordergrund. Der „Einzelne“ wird nicht erwähnt. Im 3. Verse dagegen treten die einzelnen Personen („auf jeden Einzelnen“) in den Vordergrund.
Das erste Ereignis, die Taufe (Vers 1 und 2), wurde an den Gläubigen als Gesamtheit vollzogen. Das zweite Ereignis, die Gabe des Heiligen Geistes (Vers 3), wurde allen Gläubigen einzeln, persönlich zuteil.
Der 4. Vers berietet uns dann in Verbindung mit diesem zweiten Ereignis von einer gewaltigen Auswirkung des Heiligen Geistes in den Gefäßen, in welchen Er Wohnung genommen hatte: „Sie wurden alle mit dem Heiligen Geiste erfüllt ...“ Dieses „Erfülltwerden“ mit dem Heiligen Geiste vollzog sich später wiederholt bei den Einzelnen. Es ist mit unserer Verantwortlichkeit verbunden, denn wir können ermahnt wenden: „Seid mit dem Geiste erfüllt“. (Eph 5,18).
Dagegen finden wir in der Schrift nie eine Wiederholung der Taufe mit Heiligem Geiste, noch der Gabe des Heiligen Geistes. Einmalig fand die Taufe mit Heiligem Geiste an der Gesamtheit der Gläubigen statt, sie zu einem Leibe bildend, der wachsend ist bis zur Ankunft des Herrn. Und einmalig empfängt jeder Gläubige persönlich den Heiligen Geist als Siegel und Unterpfand auf den Tag der Erlösung. Das „Erfülltwerden“ mit dem Heiligen Geiste fand dagegen an den gleichen Personen wiederholt statt.
So haben wir also in den drei ersten Versen des zweiten Kapitels der Apostelgeschichte zwei Ereignisse, die zur gleichen Stunde stattfanden. Das eine betraf die Gesamtheit, das andere die Einzelnen:
1. Das Haus wurde erfüllt vom Heiligen Geist und sie (alle als Gesamtheit) wurden „in einem Geiste zu einem Leibe getauft“. (1Kor 12,13).
2. Jede einzelne Person empfing den Heiligen Geist, nicht in Gestalt einer Taube, wie bei dem Herrn, sondern in einer feuerähnlichen Zunge.
Diese zwei Ereignisse waren die Erfüllung zweier Verheißungen:
1. Daß sie mit Heiligem Geist getauft werden würden und
2. daß sie die Gabe des Heiligen Geistes empfangen sollten, der bei und in ihnen bleiben würde. Diese beiden Verheißungen wurden in der Frühe des Pfingsttages erfüllt.
Es ist wichtig zu beachten, daß „Taufe“ und „Gabe“ des Heiligen Geistes nicht ein und dieselbe Sache ist. Wohl fanden beide Ereignisse zur gleichen Zeit am Pfingsttage statt, aber sie dürfen deshalb nicht miteinander verwechselt werden. Wir müssen sie unterscheiden, so wie wir „Salbung“, „Versiegelung“ und „Unterpfand“ des Heiligen Geiste unterscheiden, obgleich auch sie uns gleichzeitig mit der Gabe des Heiligen Geistes zuteil werden.
Viel Verwirrung und schriftwidrige Meinungen sind dadurch entstanden, daß kein Unterschied zwischen diesen beiden gemacht wurde. Wenn wir von „senden“, „geben“, „empfangen“ zu reden beabsichtigen, so würde es uns nicht in den Sinn kommen, für diese Dinge das Wort „Taufe“ zu gebrauchen. Wir drücken uns über das, was wir meinen, sinngemäß aus und wahrlich, Gott tut es nicht weniger. Wenn Gott von „taufen“ spricht, so meint Er taufen; und wenn Er von „senden“, „geben“ und „empfangen“ des Heiligen Geistes usw. spricht, so meint Er das, was Er sagt. Die Schrift ist göttlich genau. Und wir sollten solche sinn- und grundverschiedenen Worte nicht behandeln, als seien sie gleichbedeutend. Verwechseln wir sie, so müssen wir in Verwirrung kommen.
Über die jedem einzelnen Gläubigen gegebene Gabe des Heiligen Geistes ist bereits in den früheren Abschnitten geschrieben worden. Vieles wäre darüber noch zu sagen, aber wir müssen uns auf jenes wenige beschränken, um uns noch kurz mit der
Taufe mit Heiligem Geiste zu beschäftigen.
Die Schrift spricht sehr wenig über die Taufe mit Heiligem Geiste. Außer Apg 2, in welcher wir den geschichtlichen Bericht dieses wunderbaren Ereignisses finden, den wir bereits betrachteten, haben wir nur noch sieben Stellen in der Heiligen Schrift, in welchen die Taufe mit Heiligem Geiste erwähnt wird.
In drei Stellen (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16) finden wir das Zeugnis Johannes des Täufers, der prophetisch anzeigt, daß der nach ihm Kommende, der Herr Jesus, mit Heiligem Geiste und mit Feuer taufen würde.
In der vierten Stelle (Joh 1,33) berichtet er von einer Offenbarung, die ihm über die Person des Herrn wurde: „Auf welchen du sehen wirst den Heiligen Geist herniederfahren und auf Ihm bleiben, dieser ist es, der mit dem Heiligen Geiste tauft.“
Die fünfte Stelle finden wir in Apg 1,5. Hier ist es der Herr Selbst, der Seine Jünger auf die Taufe mit Heiligem Geiste hinweist und ihnen sagt, daß dieses Ereignis „nunmehr nach nicht vielen Tagen“ stattfinden werde.
Die sechste Stelle ist Apg 11,16. Dort blickt Petrus zurück auf die Taufe mit Heiligem Geiste am Pfingsttage. Er sagt: „Ich gedachte aber an das Wort des Herrn, wie Er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet getauft werden mit Heiligem Geiste.“
Die siebente und letzte Stelle, 1Kor 12,13, belehrt uns, was in der Taufe mit Heiligem Geiste stattfand, nämlich die Bildung des Leibes Christi auf Erden. In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen ... Weiteres verbindet die Schrift nicht mit der Taufe mit Heiligem Geiste.
So finden wir, daß sechs Stellen auf das Pfingstereignis hinweisen und eine Stelle uns die innere Seite, das Wesen der Taufe zeigt. Johannes der Täufer war der erste, der sie anzeigt, der Herr (und später Petrus) weisen auf den Pfingsttag hin, an dem sie stattfand, und Paulus belehrt uns, daß alle Gläubigen in dieser
Taufe, die die Bildung des Leibes Christi ist, eingeschlossen sind: „denn in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden.“
In der nächsten Lieferung gedenken wir, so Gott will, noch näher auf diesen Gegenstand einzugehen. v. d. K.
8 Der Name Pfingsten ist von dem griechischen Worte „pentecoste“, d. h. der Fünfzigste (Tag), ableitet worden. In der Reihe der jüdischen Feste ist Pfingsten das Fest der Wochen. Es folgte dem Feste der Erstlingsgabe (Ostern) nach vollen sieben Wochen am fünfzigsten Tage.↩︎