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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
Die Gemeinden der Heiligen (6)Die Gemeinden der Heiligen (6)
Das Verhältnis der Gemeinde zu Gott.
Als Paulus durch den Heiligen Geist Timotheus Anweisungen gab über die Aufsicht und den Dienst unter den Heiligen, schloß er diesen Teil seines Briefes mit den Worten: „Dieses schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber zögere, auf daß du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“ (1Tim 3,14.15) Die Erwähnung der Aufseher und der Diener im Anfang dieses Kapitels, wie wir sie auch in Phil 1,1 finden, beweist, daß die Belehrungen des Apostels sich auf örtliche Gemeinden beziehen, und auch der ganze Inhalt des Briefes wie auch die Worte stimmen genau damit überein. So fehlen zum Beispiel im Urtext vor den Worten „Haus“, „Gemeinde“, „Pfeiler“ und „Grundfeste“ die bestimmten Artikel „der“, „die“, „das“. Dies besagt, wie wir schon früher gesehen haben, daß, wenn auch die örtliche Gemeinde nicht das Haus Gottes oder die Gemeinde Gottes ist, sie doch dasselbe Gepräge hat; gerade wie in Eph 2,21 nicht nur von dem Gesamt-Bau gesagt wird, daß er zu einem heiligen Tempel wächst, sondern daß auch die Gläubigen der örtlichen Gemeinde in Ephesus „miterbaut“ werden zu einer Behausung Gottes. Diese beiden Worte „Haus“ und „Gemeinde“ stellen uns kennzeichnende Merkmale sowohl der Gesamt-Gemeinde wie auch der örtlichen Gemeinde, die Jesus als Herrn in ihrem Zusammenkommen kennt, vor Augen.
Das Wort „Ekklesia“ = Gemeinde bedeutet etwas, was „herausgerufen“ ist, während das Wort „Haus“ von etwas „Aufgebautem“ spricht. Diese beiden Gedanken sind in dem allgemeinen Gebrauch des Wortes „Ekklesia“ - Gemeinde vereinigt. Als der Stadtschreiber von Ephesus (Apg 19,23-41) die schreiende, tumultuierende Versammlung daran erinnerte, daß, wenn Sachen untersucht und gerichtet werden müßten, diese in der gesetzlichen Versammlung zu erledigen wären, so gebraucht er das Wort „Ekklesia“ (Gemeinde). Wenn eine solche Versammlung von Bürgern in dieser Weise aufgefordert und zurechtgewiesen wurde, so waren sie natürlich aus ihren Häusern „herausgerufen“ worden. Aber ebenso konnten sie auch aus ihren Häusern „herausgerufen“ werden zu einer gesetzlichen Versammlung, um über die Sache zu beschließen, um die es sich handelte. In derselben Weise findet das Wort „Ekklesia“ seine Anwendung auf das Volk Gottes. Es bedeutet, das die Gläubigen „herausgerufen“ sind aus der Welt, und zugleich schließt es überall im Neuen Testament den anderen Gedanken ein, daß die Herausgerufenen auch „versammelt“ und mit „auferbaut“ sind.
Versammelt in dem Namen des Herrn Jesus.
Es ist von einigen behauptet worden, daß es unschriftgemäß sei, von Gläubigen (die eine örtliche Versammlung bilden) als „in dem Namen des Herrn Jesus versammelt“ zu sprechen. Die diesen Einwand erheben, behaupten, daß man dies nur sagen könne, wenn sie wirklich an einem Orte versammelt seien. Wenn man aber das ganze Neue Testament sorgfältig prüft, wie das Wort sunago = versammeln, welches der Herr Jesus in Mt 18,20 anwendet, gebraucht wird, so zeigt sich, daß dies ein irriger Schluß ist. Am häufigsten wird das Wort „sunago“ gebraucht in der Form des Hauptwortes „Synagoge“. Dieses Wort „Synagoge“ wurde sowohl für die Gemeinde der Juden wie auch für das Gebäude, in dem sie zusammenkamen, gebraucht. Aber dieser Name „Synagoge“, auf Deutsch „Versammlung“, das „Versammeln“, wurde der Judengemeinde nicht nur gegeben, wenn sie wirklich versammelt waren, sondern wurde auch auf die Gebäude angewandt, worin sie sich versammelten. Wenn die Juden übereinkamen, daß, wenn jemand Jesus als Christus bekennen würde, derselbe aus der Synagoge ausgeschlossen werden solle (Joh 9,22), so bezog sich das nicht darauf, daß sie ihn aus dem Gebäude ausstießen, sondern ihn aus ihrer Judengemeinde ausschlossen. Es war eine ähnliche Handlung, wie sie der Gemeinde in Korinth in bezug auf den Bösen befohlen war: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus!“ (1Kor 5,13) Dies ist eine geistige, keine körperliche Handlung. Niemand wird zu behaupten wagen, man könne den Bösen nicht ausschließen, wenn er nicht in dem Raume anwesend sei. Ein solch Ausgeschlossener war bisher ein Teil der Gemeinde, durch die Handlung des Ausschlusses hörte er auf, ein Teil derselben zu sein. Wir lesen in Apg 6,9 von einer Synagoge (= Versammlung) der Libertiner. Auch an dieser Stelle wird das Wort Synagoge (= Versammlung) wiederum nicht nur gebraucht, wenn dieselben versammelt waren und ihre Zusammenkünfte abhielten. - Wenn Saulus von Tarsus Briefe an die Synagoge von Damaskus erbat (Apg 9,2), so bezeugt dies dasselbe. Und wenn der Herr von gewissen Leuten, die sich für Juden ausgaben, ohne es zu sein, als von einer „Synagoge des Satans“ spricht, so meint Er damit das, was immer kennzeichnend für sie war, ob sie wirklich versammelt waren oder nicht. Von Barnabas und Saulus wird uns in Apg 11,26 berichtet, daß sie ein ganzes Jahr in der Gemeinde zusammenkamen (dasselbe Grundwort sunago). Niemand wird sagen wollen, daß die Gemeinde (Barnabas und Saulus mit eingeschlossen) ein Jahr in ihrem Versammlungsraum zugebracht haben. Wenn aber nicht, so ist der Schluß hinfällig, daß wir von einer Gemeinde von Gläubigen, die in ihrem Zusammenkommen Jesus als ihren Herrn bekennen, nicht als von „in dem Namen des Herrn versammelten Gläubigen“ reden dürfen, ganz gleich, ob sie an einem Orte versammelt sind oder nicht.9
Diese irrtümliche Meinung kommt aus dem Mangel an Verständnis dafür, daß die örtliche Gemeinde, selbst wenn sie nur aus zweien oder dreien besteht, den gleichen Charakter der großen Gesamtgemeinde trägt und aus den „Herausgerufenen“ gebildet und „mitauferbaut“ ist. Die Wichtigkeit hiervon wird uns erst klar, wenn wir beachten, wieviel in diesen beiden Grundzügen enthalten ist. Wir haben zuvor gesehen, wie Paulus Timotheus daran erinnerte, daß die Gemeinden in ihrem inneren Wesen als „Herausgerufene“ und „Mitaufgebaute“ berufen seien, Pfeiler und Grundfeste oder Stütze der Wahrheit zu sein. Blicken wir auf die uns umgebenden Gemeinden der Christenheit, so fragen wir betrübten Herzens: „Können solche Worte auf sie angewandt werden?“ Ihre ganze Organisation hat dem Herrn Jesus Seinen Platz als Herr geraubt.
Anstatt ein Zeugnis für die Wahrheit zu sein und sie zu stützen, zeigen die Art ihres Zusammenkommens und die Einrichtung ihrer Gottesdienste, daß sie einen anderen Herrn als Gebieter haben als den, den sie mit ihren Lippen „Herr“ nennen. So haben sie also schon von Anfang an den Standpunkt aufgegeben, den jede Gemeinde zu behaupten verpflichtet ist. Es ist deshalb kein Wunder, wenn es heute wirklich schwer ist, unter den vielen Benennungen eine Gemeinde zu finden, wo die Anerkennung der Grundwahrheiten des Wortes Gottes eine unbedingte Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist.Ich weiß, daß manche die Gewohnheit haben, wenn von diesen Dingen geredet wird, zu sagen, daß es in den Sekten viele Gläubige gibt, die durch ihre Gottseligkeit und Hingabe solche beschämen, die eine schriftgemäße Stellung einnehmen, und damit deuten sie an (wenn sie es auch nicht aussprechen), daß wir besser täten, in solchen Sachen den Mund zu halten. Das ist aber eine ganz falsche Art, die Sache selbst zu behandeln. Wir wollen dankbar alles anerkennen, was wir von Gottes Gnade unter Seinem Volk sehen. Wir wollen sie auch nachahmen in allem, worin sie Christum nachahmen, und wir wollen uns auch demütigen, wenn wir bei größerem Verständnis Seines Wortes von weniger Begnadigten an Hingebung an unseren Herrn in Wandel und Leben übertroffen werden. Wir wollen aber deswegen niemals unterlassen, zu bekennen, daß Gott Seinen Sohn erhoben hat, der Herr zu sein, dem jeder einzelne Gläubige wie auch die ganze Gemeinde unterordnet ist, und daß er auch der Herr ist inmitten der Seinen an jedem Platze, wo sie versammelt sind. So groß auch nach allen Seiten die Verwirrung sein mag, wir müssen immer wieder hierauf zurückkommen, und wir freuen uns, daß Seine Worte heute ebenso wahr und gewiß sind wie damals, als sie zuerst gesprochen wurden: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich in ihrer Mitte.“
A. J. H. (v. d. K).
Anmerkung über Mt 18,20:
Beim Lesen obiger Ausführungen unseres heimgegangenen Br. Holiday möchte sich die Frage erheben, ob alle Gläubigen in bezug auf ihre Versammlungen sagen können, „im Namen des Herrn “ versammelt zu sein. Dieses Schriftwort wird sehr oft angewandt, aber wenig wird über dasselbe nachgedacht. Man legt Nachdruck auf die Worte: „Wo zwei oder drei versammelt sind“ und auf den Nachsatz: „da bin Ich in ihrer Mitte“, aber über die Bedingung, an welche der Herr Seine Gegenwart geknüpft hat, nämlich: „Wo zwei oder drei ‚in Meinem Namen‘ versammelt sind, da bin Ich in ihrer Mitte“, geht man gedankenlos hinweg.
Wenn wir uns in Seinem Namen versammeln und den Herrn in unserer Mitte haben wollen, dann müssen wir prüfen, ob wir in unserer Mitte Dinge, Einrichtungen und Ordnungen haben und dulden, die mit Seinem Namen nicht vereinbar sind. Wir können nicht Anspruch machen, in Seinem Namen versammelt zu sein, und Dinge lehren und erlauben, die Er in Seinem Worte verurteilt. Können der Herr in unserer Mitte und zugleich mit Ihm auch Dinge sein, die Ihm und Seinem Worte zuwider sind? Können Licht und Finsternis - Christus und Belial Gemeinschaft haben?
Ein Blick auf die Überschriften und Schilder vieler christlicher Versammlungsräume genügt schon, zu beweisen, daß die Versammlungen nicht den Charakter des „sich im Namen des Herrn “ Versammelns tragen. Solche Überschriften tragen den Namen, den die Betreffenden sich gewählt haben, zu dem sie sich bekennen und in dem sie sich versammeln - Namen, in denen man sich scheidet und unterscheidet von allen anderen, die den Namen des Herrn anrufen.
Versammeln wir uns in dem Namen des Herrn , so ist es Sein Name allein, der uns zusammenführt, und wir stellen Seinen hohen Namen nicht einem anderen Namen zur Seite. Sein Name ist kein Partei-Name und auch kein Name im Unterschied zu anderen Namen. Gottes Geist verurteilt solches als Menschenweise und fleischlich. (1Kor 3,1-4)
Sein Name ist Er Selbst - versammeln wir uns in Seinem Namen, so ist Er allein uns Mittel- und Sammelpunkt. Die Zahl derer, die sich so versammeln, mag klein sein, vielleicht sind es nur zwei oder drei, aber sie werden die Gegenwart des Herrn in ihrer Mitte erfahren.
In Seinem Namen liegt eingeschlossen alles, was Er Selbst ist. Die Herrlichkeit Seiner Person und was wir in Ihm gefunden, bewirken, daß Er uns Haupt und Herr - Autorität ist. Sein Name allein ist der Magnet - die anziehende Kraft, die uns zusammenzieht. Alle, ob jung oder alt, reich oder arm, hoch oder niedrig, sind versammelt in oder (wie einige übersetzen) zu Seinem Namen, in dem jeder alles gefunden hat, was er bedurfte.
Christi Gemeinde hat keinen anderen Namen und verweigert auch, sich in irgend einem anderen zu versammeln, als allein in Seinem Namen.
Bald wird Seine Gemeinde um Ihn Selbst versammelt sein. Heute versammeln wir uns noch in Seinem Namen, weil Er diese Welt verlassen hat; aber obgleich Er die Welt verlassen hat, versichert Er denen Seine Gegenwart, die sich in Seinem Namen versammeln, zwar nicht in leiblicher, sondern in geistlicher Weise. So wie Er einst von Sich (leiblich hier auf Erden wandelnd) als von dem Sohne des Menschen, der im Himmel ist, reden konnte, so ist Er, der jetzt im Himmel mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt ist, doch hier auf Erden in der Mitte derer, die in Seinem Namen versammelt sind.
Welche Freude muß es für den Herrn sein, die Seinigen „in Seinem Namen versammelt“ zu sehen, daß Er, wo sie auch und wie wenige sie auch der Zahl nach sein mögen, in ihrer Mitte gegenwärtig sein will. Die Tatsache Seiner Gegenwart ist allein an die Bedingung geknüpft, „in Seinem Namen“, in dem Namen Dessen, der nicht mehr in dieser Welt ist - versammelt zu sein.
Der Heilige Geist ist nicht unser Mittelpunkt. Er wohnt in uns und befähigt uns durch Glauben, die Gegenwart des Herrn in unseren Seelen zu verwirklichen. Und verwirklichen wir Seine Gegenwart, so werden wir menschlichen Anordnungen und Einrichtungen in unserer Mitte keinen Raum geben, sondern alles Seinem Worte unterstellen und nichts dulden, was mit dem Namen des Heiligen und Wahrhaftigen in Widerspruch steht.
Es mag sein, daß es nur wenige sind, die so zusammenkommen. Diese werden nicht anmaßend von sich sagen: „Wir sind die Gemeinde Gottes an diesem Orte.“ Eins aber wissen sie, daß sie ein Teil der Gemeinde, die Gottes Haus ist, sind, und sie werden sich deshalb weigern, irgendwelche Dinge anzuerkennen, die dem Hause Gottes nicht geziemen, noch sich eins damit machen. Wenn sie nun auch nicht bekennen, die Gemeinde Gottes an ihrem Orte zu sein, weil alle wahren Gläubigen (ebenso wie sie) der Gemeinde
Gottes angehören (obwohl diese nicht nach der Wahrheit der Gemeinde stehen und den Anordnungen des Herrn unterworfen sind), so hindert sie dieses doch nicht, sich in der Wahrheit der Gemeinde Gottes zu versammeln und die Anordnungen der Schrift, wenn auch in Schwachheit, zu verwirklichen.
Zu beachten ist auch in unserer Schriftstelle, daß der Herr die Worte: „Wo zwei oder drei usw.“ mit einem „denn“ an das Vorhergesagte anschließt. Sie stehen deshalb in Verbindung mit der versammelten Gemeinde, der Er das „Binden und Lösen“ anvertraute, welches eine Wirklichkeit nur durch Seine Gegenwart sein kann.
So wichtig es ist, diesen Zusammenhang zu beachten, so haben wir meines Erachtens doch keinen Grund, die Gegenwart des Herrn deshalb ausschließlich auf die Gemeinde-Versammlung zu beschränken, denn der Herr sagt Seine Gegenwart nicht der Gemeinde, sondern den Versammelten, Zweien oder Dreien, zu und gibt damit diesem Wort einen viel weiteren Raum. Der Herr geht von der allergeringsten Zahl, die zum Versammeltsein nötig ist, aus, die zur Dreizahl wachsen kann. Es hat jemand gesagt, daß es eine Zweizahl sein müsse, die zur Dreizahl hinstrebe, aber nicht umgekehrt, ein sektiererisches Hinstreben von der Dreizahl zur Zweizahl.
Nicht jedes Versammeltsein von Gläubigen ist als ein „Gemeinde“-Zusammenkommen anzusprechen, so daß es unter die Ordnung der Gemeindeversammlung gestellt werden muß. Manche Kinder Gottes haben wenig darüber nachgedacht, was die Schrift über das Versammeltsein der Kinder Gottes spricht. Sie kommen einfach als Gläubige zusammen und haben kaum ein Verständnis davon, was es heißt, wenn die Schrift sagt: „Wenn ihr als (oder in) Gemeinde zusammenkommt“ (1Kor 11,18), und doch, wie verschieden ist ein Versammeltsein nur als Gläubige von dem Zusammenkommen der Gläubigen als „Gemeinde Gottes“!
Zum besseren Verständnis möchte ich ein Bild gebrauchen. Wir alle wissen, was der Reichstag ist. Er wird gebildet von den Mitgliedern des Reichstages, die vom Volke gewählt sind. Zu einer bestimmten Stunde, an einem bestimmten Orte kommen die Mitglieder „als Reichstag“ zusammen. In diesem Zusammenkommen ist alles einer festgelegten Ordnung unterstellt, die nicht verletzt werden darf. Alle Handlungen und Beschlüsse sind nun nicht Handlungen und Beschlüsse der einzelnen Mitglieder, sondern sind Beschlüsse des „Reichstages“.
Die Mitglieder können aber auch im Reichstagsgebäude zusammenkommen, ohne als „Reichstag“ versammelt zu sein. Ihr Zusammenkommen geschieht dann einfach als solche, die dem Reichstage angehören. So gut und wichtig und so einmütig ihr Reden und das Behandeln der Gegenstände auch sein mag, es ist nicht dasselbe, und es hat nicht das gleiche Gewicht, als wenn sie als „Reichstag“ zusammengekommen wären, obgleich sie dieselben Personen sind. Ihr Zusammensein trug eben einen ganz anderen Charakter, und ihre Handlungen und Beschlüsse waren nicht die des „Reichstages“.
Dieser Vergleich mag unvollkommen sein; ich gebe es zu. Er soll aber auch nicht für weiteres dienen, als zu helfen, das Zusammenkommen „als Gemeinde“ unter der göttlich vorgeschriebenen Ordnung zu verstehen.
Auch Gläubige können zusammenkommen als Gläubige, die der Gemeinde Gottes angehören. Einen ganz anderen Charakter trägt aber ihr Zusammenkommen, wenn sie „als (oder in) Gemeinde“ zusammenkommen nach der Ordnung, die Gott Seiner Gemeinde gegeben hat.
Wohl ist die Gemeinde Gottes heute in viele Spaltungen zerrissen, aber so wie Daniel und seine Freunde sich einst treu an die Aussprüche ihres Gottes hielten und jedes Abweichen von denselben verweigerten, so vermögen auch die einzelnen heute noch das Wort festzuhalten. Die Korinther fingen in ihren Tagen bereits an, das Bewußtsein, „Gottes Gemeinde“ zu sein, zu verlieren. Der Apostel mußte ihnen sagen, daß ihr Zusammenkommen derart war, daß darin ein Verachten - ein Mißachten der „Gemeinde Gottes“ lag (1Kor 11,22). Die Gemeinde ist Gottes Ekklesia, d. h. Seine „Herausgerufene“ aus der Welt. Viele Kinder Gottes sehen sich heute nur als einen Kreis von Gläubigen an, aber „Gottes Gemeinde“ ist etwas viel Höheres.
Möchten wir besser verstehen, daß wir Gottes Ackerfeld, Gottes Bau und Gottes Gemeinde sind und daß wir auch berufen sind, „als Gottes Gemeinde“ zusammenzukommen, sei es zum Brechen des Brotes, zur Erbauung, zum Gebet oder zu der schmerzlichen Handlung des Hinaustuns eines Bösen; wir würden dann die Dinge, die der Mensch aufgerichtet hat, abtun und alles in unserer Mitte Seinem Worte und Seiner Ordnung unterstellen. (1Kor 11-14; 1Tim 2 u. a. m).
Der Schriftl. A. v. d. K.
9 Siehe die Anmerkung des Schriftleiters am Schluß dieses Artikels.↩︎