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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Mt 26,49; 28,9 – „Sei gegrüßt!“Mt 26,49; 28,9 – „Sei gegrüßt!“
Wohl nie ist ein sonst so schönes Grußwort, wie es auch der Engel Gabriel in Lk 1,28 aussprach, derart mißbraucht worden wie dieses dadurch, daß Judas, der Verräter, es anwandte, als er unsern geliebten Herrn den Feinden auslieferte (Mt 26,49). Und ja nicht nur den Gruß - auch jene besondere Art des vertrauten Grußes: den Kuß mißbrauchte er in der abscheulichsten Weise! (Mt 26,49; Mk 14,15; Lk 22,48)! Das ist der Mensch!
Wir mögen die Bedeutung des Grüßens ansehen, wie wir wollen - in jeder Hinsicht hat Judas ihn entweiht! Das Grüßen bedeutet ja u. a. 1) das einfache Kennen eines anderen - wie schmählich hat der Verräter seine Bekanntschaft mit dem Herrn besudelt! Und 2) bezeigt das Grüßen eine gewisse Achtung vor einem anderen - wie hat Judas diese ins Gegenteil verkehrt! Und 3) liegt im Grüßen vielfach der Ausdruck der Liebe - o Judas, du hast deinen Heiland gehaßt! Und 4) bezeugt das Grüßen oftmals Gemeinschaft mit dem, den man grüßt! (In diesem Sinne ist ja 2Joh V. 9-11 so sehr ernst für uns)! Judas aber löste mit seinem Gruß und mit seinem Kuß für immer jedes Band der Gemeinschaft zwischen sich und dem durch seinen Verrat Überlieferten, dem Herrn ! Doch nicht er allein hat den Gruß „Sei gegrüßt!“ seiner Schönheit beraubt durch seine gehässige Anwendung desselben, nicht er - Judas Iskarioth, der Jude, allein! -, sondern auch die rohen Kriegsknechte, somit sozusagen der Heide mißbrauchte ihn in jeder Richtung. Wir alle kennen jene Stelle: Mt 27,29; Mk 15,18; Joh 19,3: „Sei gegrüßt, König der Juden!“, und es beugt uns, die wir doch aus den Heiden (den „Nationen“) sind, tief, daß wir in der Person jener den Gruß seiner symbolischen Bedeutung entkleidet haben, ist doch mit jenem „Gruß“ der Heiden an den „König der Juden“ der ganze Hohn und Spott, die Verachtung (wie bei Judas der Haß) zum Ausdruck gekommen, mit dem der Mensch auch heute noch es ablehnt, „den am Kreuz“ zu lieben und mit Ihm Gemeinschaft zu haben.
So ist also dieser an sich so köstliche Gruß für immer beschmutzt und uns durch jenen doppelten Mißbrauch für immer unmöglich gemacht?
Nein, und abermals nein! Was der erste Mensch („Adam“), und zwar als Jude und Heide, mißbrauchte und entweihte, das hat „der zweite Mensch“, „der Mensch vom Himmel“, „der letzte Adam“ (1Kor 15,45-50), wieder herrlich und wunderbar zu Ehren gebracht, indem Er am Auferstehungsmorgen dieses Grußwort den geliebten Seinen gegenüber anwandte: Mt 28,9! Sei gepriesen, teurer HErr, hierfür! Wie unsagbar lieblich kommen die obengenannten vier Bedeutungen des Grüßens hier zur Darstellung! Er kannte die Seinen, darum kam Er ihnen entgegen, und nur sie begrüßte Er (vgl. Apg 10,41)!; Er achtete sie, hatte Er doch Sein Leben für sie geopfert! Wie teuer sind sie, sind wir, für Ihn! (Vgl. Jes 43,4) Er liebte sie - ja, „wie Er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, so liebte Er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1); und so liebt Er uns heute noch, und „Seine Liebe goß Er ins Herz uns aus“ (vgl. auch Röm 5,5, durch Seinen Geist), und darum ließ Er sie nicht einen Augenblick zu lange Seine innige Begrüßung entbehren; und Er machte Gemeinschaft mit ihnen - auf dem Boden der Auferstehung, und dort (und nur dort)! tut Er's heute noch, dort, wo die zwei und drei in Seinem Namen (d. h. „in der Autorität Seines Namens“, nicht „zu Seinem Namen hin“)! „versammelt sind“ (Mt 18,20). Ja, Er machte durch Sein liebliches, zu Seiner alten Würde wiederhergestelltes Grußwort, den Auferstehungsgruß „Seid gegrüßt!“ - in dem seiner grundtextlichen Sprachbedeutung nach der Freude Ausdruck verliehen wird13 - gleichsam ewige Gemeinschaft mit ihnen, und danach auch sie mit Ihm, indem sie Ihm huldigten! Wie schön ist das! -
Auf diesem neuen, lebendigen Boden begrüßen auch wir - die wir von Ihm geistlicherweise gegrüßt sind - uns untereinander als die bluterkauften und geisterfüllten Seinen, die als „Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte“ (Kol 3,12) auf ewig in Ihm und durch Seinen Geist vereinigt sind. Gepriesen sei Sein kostbarer Name!
13 In dem sonst im N. T (aber nicht in 2Joh V. 10-11, s. oben! vgl. auch Apg 15,23 und Jak 1,1). unter den Gläubigen gebräuchlicheren Wort für „grüßen“ und „Gruß“, wie z. B. in Röm 16,3-16; 2Kor 13,12 und in vielen anderen Stellen, kommt in der Grundbedeutung mehr „das einander Anziehen“, also die Liebe, zum Ausdruck! (Der Verf. F. K).↩︎
Erstellt: 06.04.2024 11:08, bearbeitet: 02.11.2024 21:49