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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
1Kön 18,17-20 - Elias zweite Begegnung mit Ahab1Kön 18,17-20 - Elias zweite Begegnung mit Ahab
Obadja ist auf dem Wege, Ahab die Botschaft zu bringen: „Siehe, Elia ist da!“ Armer Obadja! Was mochte auf diesem Wege sein Herz wohl bewegen? Als Ahab diese Botschaft vernimmt, hört er auf, Gras zu suchen, und geht dem Manne entgegen, den er mit seiner ganzen Seele haßt.
Dann kommt die Begegnung. Wie so ganz anders wird Ahab sich diese gedacht haben! Furchtlos tritt Elia dem König, der ihm nach dem Leben trachtet, entgegen. Er weiß sich von Jehova gesandt. Und ist Gott für ihn, wer will wider ihn sein? (Röm 8,31) Der mächtige König darf seine Hand nicht wider den ohne Wehr und Waffe vor ihm stehenden Propheten erheben. Alles, was er zu tun vermag, ist, ihn anzuklagen, der Schuldige an der Trübsal Israels zu sein.
An seine Schuld und Sünde denkt Ahab nicht. So ist das menschliche Herz! Kommen Tage der Trübsal, so sucht es die Schuld nicht bei sich, sondern ladet sie anderen Schultern auf. So machte es Ahab, und so macht man es noch heute. Menschen, die mit Gott wandeln, die den Sünder in Gottes Gegenwart führen und zur Buße rufen, sind noch heute in den Augen der Welt Trübsals- und Unheilstifter, die den Frieden und die gute Ordnung stören.
Als Paulus und Silas in Philippi die frohe Botschaft verkündigten, wurden sie angeklagt als Menschen, die ganz und gar die Stadt verwirrten. Man warf sie ins Gefängnis und legte ihre Füße in den Stock. (Apg 16,20ff). Selbst dem Herrn Jesus erging es nicht anders. Er, „der umherging, wohltuend und heilend alle, die von dem Teufel überwältigt waren“ (Apg 10,38), wurde beschuldigt: „Diesen haben wir befunden als einen, der unsere Nation verführt.“ (Lk 23,2) Und als ein Übeltäter wurde Er ans Kreuz genagelt.
Diese Praxis hat der Feind noch nicht aufgegeben. Wenn jemand sich zum Herrn bekehrt und Ihm nachfolgt, dann erlebt man, daß die eigenen Hausgenossen seine Feinde werden, daß der Mann wider das Weib, die Eltern wider die Kinder sind und die Gläubigen als Unheilstifter und Friedensstörer beschuldigt werden. Sind sie die Schuldigen? Nein, sicherlich nicht! Von wessen Seite wird der Friede gestört? Und weshalb stört man ihn? Weil man den Herrn verwirft und nicht zulassen will, daß der andere Ihm nachfolgt. Scheinbar, mit einem gewissen Recht, konnte Ahab den Elia beschuldigen, Trübsal über Israel gebracht zu haben, denn auf sein Gebet hin war der Himmel verschlossen. Warum aber hatte er darum gebetet? Damit das Volk durch Gottes Gericht zur Erkenntnis seiner Sünde kommen und wieder zur Quelle alles Segens zurückkehren möge.
Solche Männer aber liebt die Welt nicht - sie stören die Ruhe. Mit Gläubigen gleich Obadja oder den Siebentausend, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten, die aber den Herrn nicht bekennen und die Welt in ihren Sünden schlafen lassen, ist der Fürst dieser Welt schon zufrieden. Solche irdischgesinnten Gläubigen werden ebensowenig als Unheilstifter angesehen, wie Obadja es in seinen Tagen wurde, sie sind vielmehr geschätzte und angesehene Leute. Bei ihnen dreht es sich nur um die Frage Jorams: „Ist es Friede?“ (2Kön 9,17) Ob es ein Friede ist auf Kosten der Wahrheit und Heiligkeit Gottes, das drückt sie wenig; wenn ihre Ruhe nur nicht gestört wird! Elia aber fürchtete nicht den Kampf. Er dachte nicht daran, das vorn Götzendienst benebelte Volk Gottes ungestört schlafen zu lassen und dem Baal das Feld zu räumen. Er ging zu Gott und bat, den Himmel zu verschließen und Trübsal und Not auf das Volk zu legen, damit es zum Erwachen und zur Besinnung kommen möchte.
Auf Ahabs Anschuldigung, Trübsal über Israel gebracht zu haben, nennt Elia ihm den Mann, der das Unheil über Gottes Volk gebracht hat. Offen und kühn, wie einst Nathan dem David, Johannes dem Herodes, Paulus dem Felix ihre Sünde vor Augen stellte, so stellte Elia dem Ahab seine Sünde vor Augen und bezeugte ihm: „Ich habe Israel nicht in Trübsal gebracht, sondern du und das Haus deines Vaters, indem ihr die Gebote Jehovas verlassen habt, und du den Baalim nachgewandelt bist.“
Viel können wir aus diesen Worten lernen! Klar spricht Elia es aus, daß die Unheilstifter - die, welche Trübsal über Gottes Volk und über Seine Gemeinde bringen - diejenigen sind, die Gottes Wort beiseite setzen und ihre Götzen, ihre Traditionen, Einrichtungen und menschlichen Ordnungen an dessen Stelle aufrichten. Nie aber sind jene, die das Wort des Herrn festhalten, Trübsalsbringer. Vom Standpunkte Ahabs aus waren Luther und alle jene Männer, die ihr Leben für den Herrn und die Unantastbarkeit Seines Wortes einsetzten, Unheilstifter und sind es heute noch in den Augen der Ahabsfamilie unserer Tage. Der Herr aber erkennt sie als treue Knechte an, die gleich Elia inmitten des Verderbens Sein Wort bewahren und Seinen Namen nicht verleugnen (Off 3,8). Das Wort Samuels: „Siehe, Gehorsam ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken (auf Gottes Stimme) besser als das Fett der Widder“ (1Sam 15,22), hat heute noch seine Gültigkeit. Wie Elia nicht mit Obadja, so mögen wir mit denen, die über Gottes Wort hinweggehen, nicht verbunden sein können, denn wir müssen in Übereinstimmung mit dem Herrn und mit Seinem Worte sein.
Kein Wort vermag Ahab zu antworten. Sein Gewissen ist berührt. Wie klein und still ist er geworden! Er steht dem Manne gegenüber, der vor Jehova steht. Welche Kraft geht von einem Menschen aus, der mit Gott wandelt! Wie hat sich das Blatt gewendet! Der Untertan gebietet dem König: „Und nun sende hin, versammle ganz Israel zu mir nach dem Berge Karmel, und die vierhundertundfünfzig Propheten des Baal und die vierhundert Propheten der Aschera, die am Tische Isebels essen.“ Der König gehorcht!
Elia hatte für seinen Weg das klare Wort seines Herrn. Und deshalb fürchtete er nicht das Heer der achthundertfünfzig Propheten des Baal und der Aschera. Haben wir nicht auch das Wort Gottes und klare Anweisung für unseren Weg? Möchte auch in unserem Herzen der Glaube eine solche Kraft sein, Sein Wort zu verwirklichen!
A. v. d. K.
Erstellt: 23.05.2024 21:55, bearbeitet: 28.10.2024 14:34