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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Die Gleichnisse des Herrn in Mat 13
Mt 13,24-30 – Das Unkraut unter dem WeizenMt 13,24-30 – Das Unkraut unter dem Weizen
Unkraut in das Weizenfeld zu streuen ist eine bekannte Arglist im Orient. Kann man seinen Feind nicht anders schädigen, so sät man Lolch (das ist falscher Weizen, der dem rechten Weizen sehr ähnlich ist), nachdem der gute Same gesät worden ist. Ist der Lolch reif, so gleichen seine Ähren wohl dem Weizen, die Frucht selbst aber ist schwarz, bitter, ungenießbar, ja sogar giftig. Die deutschen Übersetzungen übersetzen Unkraut. Darunter aber verstehen wir allerlei Sorten von Unkraut. Das aber meint Jesus nicht im Gleichnis. Sofort verstehen wir das Gleichnis, wenn wir erkennen, daß der gute Weizen die Gläubigen sind, der Lolch aber die falschen Bekenner mit ihren falschen Lehren, die auch in Jesu Namen auftreten (Mt 7,21-23). Diese sind in die Gemeinde eingedrungen und haben das Feld verderbt. Der Hauptzweck in diesem Gleichnis ist, das Werk des Feindes zu zeigen.
Ein bekanntes Bild. Nochmals redet der Herr vom Säemann (Vers 24). Es ist wohl der des ersten Gleichnisses, der eben sein
Werk vollendet und guten Samen ausgestreut hat. Das Gleichnis aber weicht vom vorhergehenden ab, indem hier zwei Säemänner, der Herr und der Feind, und zweierlei Samen, der gute Weizen und der Lolch, genannt werden. Alle Zuhörer waren sofort im Bilde, und die Verständigen konnten gleich an ihr eigen Herz denken und es durchforschen.
Das Werk des Feindes. Der böse Nachbar, der Feind, wählt die Nachtzeit. Er hat sich überzeugt, daß der Nachbar schläft, und übersät dessen Feld mit Lolch. Der gute Same ist gesät worden und bringt als Frucht hervor Söhne des Reiches. Der Feind vermochte nicht die Aussaat zu verhindern, und so bedient er sich dieses schlechten Mittels. Wo der Feind kann, versucht er die Aussaat zu hindern; gelingt ihm aber dieses nicht, so versucht er andere Mittel, die Aussaat zu verderben. Wie oft der Feind die Aussaat des Wortes verhindert, wissen alle Knechte Gottes. Satan verschließt die Türen und verfolgt die Knechte Gottes von Ort zu Ort.
Der Zeitpunkt der bösen Aussaat. Es geschah kurz nach der Aussaat des Säemanns. Der Feind wählte die Nachtzeit, da die Knechte schliefen. Als die Apostel entschlafen waren, da begann so recht das Werk des Feindes, da sproßte der Lolch. Ja sogar schon in ihren Tagen begann das Geheimnis der Bosheit sich zu regen (2Thes 2,7). Aber erst nachdem diese treuen Wächter entschlafen waren, begann so recht die böse Aussaat von allerlei Irrtümern. Es kamen nicht allein falsche Bekenner in die Gemeinden, sondern auch mit ihnen falsche Lehren, jene von Paulus geweissagten Wölfe (Apg 20,29.30). In Ephesus war der Anfang. Die Epheser hatten die erste Liebe verlassen, und wer das tut, öffnet das Herz für Abfall und Weltförmigkeit, und beides setzte bald heftig in der Gemeinde ein. Gegen nichts muß der Gläubige ernsthafter wachen als gegen das Verlassen der ersten Liebe. Damit schwinden innere Wärme und Freude, und damit sind wir unfähig, gottgemäß zu zeugen.
Das Unkraut oder der Lolch sind vornehmlich die falschen Lehren, die Irrlehren, die schon frühzeitig einsetzten. Man beraubt den Herrn aller Würde, leugnet Seine übernatürliche Geburt, Seine leibhaftige Auferstehung, Seine Gottessohnschaft usw. Je näher wir aber dem Ende zugehen, um so mehr wird der Lolch wuchern. Die vielen Irrlehren um uns her sind ein Zeichen der Endzeit.
Untreue Verwalter. Während die Menschen schliefen, kam der Feind. Der Schlaf bezeichnet beim Gläubigen, besonders aber beim Diener Gottes, einen erbärmlichen Zustand (1Thes 5,5-7). Der Feind schläft nicht, Gottesknechte aber werden oft müde; man denke an Elias unter dem Wacholder. Treue Diener aber sind Wächter (Heb 13,17), sie wachen über die Herde und sind Tag und Nacht um die Herde besorgt (1Pet 5,1-5). Das tun sie in unablässiger Belehrung, Fürbitte und Ermahnung, indem sie nicht ihr Wohl, sondern das der Schafe suchen.
Ein großer Schrecken. Die Knechte des Herrn, die aufs Feld hinausgehen, entdecken das schreckliche Werk des Feindes. Ach, sie waren zu spät erwacht, das böse Werk war bereits geschehen. Wie oft sind Gottesknechte in ähnlichen Schreck gekommen, als sie das Werk des Feindes durch Vernachlässigung sehen mußten, durch Irrlehren, in welche einzelne Glieder geraten sind. Wir handelten nicht nach Pauli Vorbild, wir ermahnten nicht mit Tränen (Apg 20,31). Prüfen wir uns, ob wir etwa gar auch schlafende Diener sind, damit uns der Feind nicht das vom Herrn Anvertraute entreißen kann. Bald kommt der Herr der Ernte, und Er wird von den Knechten Rechenschaft fordern.
Jäten. (Vers 28) Eiligst wollen die Knechte Versäumtes nachholen, aber es war zu spät. Die Lolchwurzeln umschlingen die des Weizens, somit hätten sie auch den Weizen ausgerauft. Ihre Frage, ob sie jäten sollen, verrät gleichzeitig ihre Untreue. Die Diener sind über das boshafte Werk entrüstet, sie sind aber nicht weise. Am liebsten möchten sie wie jene Feuer vom Himmel fallen lassen und den Feind vernichten. (Lk 9,54)
Ein glattes Nein. Der Herr sagt „Nein“. „Laßt beides zusammen wachsen“, bezieht sich nicht auf die Gemeinde, denn in ihr darf niemals Lolch geduldet werden (Mt 18,16.17). Der Herr sieht hier die böse, gegenwärtige Zeit. Es wäre töricht, da verbessern zu wollen, wo Satan der Fürst ist, ja sogar der Gott dieser Welt. Ein ebenso großer Fehler aber ist der, mit dieser Stelle zu behaupten, in der Gemeinde dürfe alles wachsen.
G. Brinke (Aus „Ährenlese“) Verlag i. Bern.
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 09.10.2024 02:50