Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Mehr Freude! (1)Mehr Freude! (1)
Mehr Freude! Eine Forderung, die oft in unserer Zeit gestellt wird. Ein Ruf aber zugleich, den auch die Gläubigen in rechter Weise beachten sollten. Nur frohe Menschen sind den schweren Aufgaben des Lebens gewachsen; und Christen nur mit wahrer Freude im Herzen vermögen im Glaubenskampf siegreich zu stehen. Wahrhaft freudige Menschen sind eine Ermunterung für ihre Umgebung und wirken anziehend, weil sie naturgemäß auch aufrichtige Freundlichkeit besitzen. Und solche sollten die Gotteskinder sein!
Der Grund ihrer Freude ist für die Gläubigen der Herr, Dessen Liebe sie sowohl genießen als auch ausstrahlen möchten. Und die Quelle, aus der sie diese Freude schöpfen, ist das Wort Gottes, das ihnen den Herrn Jesus offenbart und kostbar macht. Sie kennen wohl alle das Wort aus Nehemia 8,10: „Die Freude an Jehova ist eure Stärke“, und doch ist bei so vielen Gotteskindern oft wenig oder nichts von dieser Freude zu spüren. Gewiß liegt das nicht daran, daß der Herr nicht zu jeder Zeit und unter allen Umständen bereit und in der Lage wäre, uns mit Seinem Segen zu füllen und mit Seinem Nahesein zu erfreuen. Vielmehr ist es unsere eigene Schuld, indem wir nicht genügend die Voraussetzungen und Bedingungen beachten, an die das Empfangen göttlicher Freude geknüpft ist, wie sie uns in dem angeführten Kapitel des Buches Nehemia gezeigt werden.
Mehr als vierzigtausend Kinder Israel (Neh 7,66) waren unter Esra und Nehemia aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt. Nachdem sie die Mauern Jerusalems wieder aufgebaut und bereits sechs Monate in dem Lande ihrer Väter geweilt hatten, wurde in ihnen der Wunsch lebendig, wieder wie ehedem als Volk Gottes zusammenzukommen und gemeinsam das Wort zu hören. „Und als der siebente Monat herankam, und die Kinder Israel in ihren Städten waren, da versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platze, der vor dem Wassertore liegt. Und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, daß er das Buch des Gesetzes Moses bringen sollte, welches Jehova Israel geboten hatte.“ (Neh 8,1) „Das ganze Volk wie ein Mann!“ Darin lag es zunächst begründet, daß die Zurückgekehrten an jenem Tage etwas von der Freude an Jehova erleben durften. Das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit stärkt den Glauben, und der Ausdruck der Gemeinschaft erwärmt die Herzen! Daß sie „einmütig“ beisammen waren, ließ die Gläubigen der ersten Christengemeinde ein so lebendiges und fruchtbringendes Zeugnis sein (Apg 2,46). Wie sollten wir das in bezug auf unser Zusammenkommen beachten!
Wohl mag das Wort, das uns verkündigt wird, dasselbe sein, ob nun alle Gläubigen eines Ortes bzw. einer Gemeinde zusammengekommen sind oder ob nur zwei Drittel, vielleicht sogar noch weniger vereint sind. Beschleicht uns aber nicht ein gewisses Gefühl der Wehmut und Traurigkeit, wenn in unseren Versammlungen oft so viele Plätze leer sind, die gut besetzt sein sollten und könnten? Wirkt dagegen der Dienst unserer Brüder nicht frischer und lebendiger, wird uns nicht das Gehörte gleichsam lieblicher und kostbarer, wenn möglichst keiner fehlt? Kommt dann nicht auch die Wirkung des Wortes nachhaltiger im gegenseitigen Helfen und Dienen zum Ausdruck? Darum ist, wie unser teurer, heimgegangener Br. Johannes Warns einmal sagte, das unbegründete und leichtfertige Versäumen der Versammlung eine Verletzung der Liebespflicht. „Laßt uns aufeinander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei etlichen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen sehet!“ (Heb 10,24.25)
Nicht hatte Esra die Kinder Israel zum Hören des Wortes Gottes auffordern müssen, sondern die Israeliten hatten ihn gebeten, aus dem Worte vorzulesen.
Muß es nicht die verantwortlichen und mit dem Worte dienenden Brüder allmählich ermüden und entmutigen, wenn sie immer wieder und schließlich gar noch vergeblich zum fleißigen und regelmäßigen Besuch der Versammlungen anregen müssen? Vielleicht klagen wir darüber, daß ihr Dienst nicht belebender wirkt, und tragen doch selbst die Schuld daran. Wie helfen wir ihnen aber, ihren verantwortungsvollen und oft schweren Dienst zu erleichtern, wenn sie bei uns vermehrtes Verlangen zum Hören finden! Laßt uns mehr daran denken, auf daß sie auch in dieser Hinsicht ihren Dienst „mit Freuden tun und nicht mit Seufzen“ (Heb 13,17). Ob sich dann ihre Freude nicht gar bald auch uns mitteilt?
H. Metzger. (Schluß folgt, s. G. w).
Erstellt: 24.05.2024 23:14, bearbeitet: 28.10.2024 13:37
Quelle: www.clv.de