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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (4)Wie kam es? (4)
(Fortsetzung).
In den seitherigen drei Lieferungen dieses Jahres haben wir uns eingehend beschäftigen dürfen mit einigen Charakteren der Schrift, wie Saul, Jonathan, Orpa, Demas, Salomo, und zwischendurch auch Israel, unter dem Gesichtspunkt, wie es kam, daß diese Personen usw. nicht auf der Höhe ihrer Berufung blieben bzw. das Ziel nicht erreichten, das ganz sichtlich Gott ihnen gesteckt hatte, kurz, Ihm nicht zur Ehre ihren Lauf vollendeten, sondern zur Schande und sich selbst zum Verderben oder wenigstens zur Beschämung. Das Beispiel von dem großen Salomo wird - so hoffe ich - noch lange in uns nachwirken und helfen, daß wir uns vor ähnlichen Gefahren hüten. 1Kor 10,12!
Heute möchte ich nun, wie schon in letzter Lieferung angekündigt, zur Abwechslung mehrere Typen kürzer besprechen, um dann später wieder zu ausführlicheren Schilderungen überzugehen, so der Herr will.
Zunächst werfen wir einen Blick auf die „Rotte Korah“, die ein so schauerliches Ende fand in 4Mo 16 (V. 32.33)!. Im Judasbrief Vers 11 wird eine geistliche Anwendung jener erschütternden Geschichte für unsere Zeit gemacht: „... sie sind in dem Widerspruch Korahs umgekommen“ Also gibt es so etwas auch heute noch? O gewiß, denn was war ihre Sünde? Einfach die: Mangel an Unterwürfigkeit dem gottgegebenen Führer des Volkes, dem Mose, gegenüber sowie ebenso (gleichgeschalteter) Mangel an Anerkennung der überragenden Bedeutung des gottgegebenen Priestertums Aarons. Sie - d. h. Korah mit den Seinen - wollten, obwohl sie Leviten (also bevorzugte Diener)! waren, mehr sein als sie sein konnten und durften, sie trachteten nach dem Priestertum (V. 10), mit hochtönenden Worten von Gleichmacherei (V. 3)!, die Korah aber in Wahrheit nur auf sich bezog, widersprachen sie der einzigartigen Anordnung des Priestertums und sind damit für alle Zeiten gekennzeichnet als „Widersprechende“. Wer etwas sein will, was er weder ist noch sein kann, widerspricht der Anordnung Gottes. Und heute - heute, wo es kein anderes wahres Priestertum hienieden gibt als das in 1Pet 2,1-10 geschilderte, heute, wo unser großer Hoherpriester droben ist (Hebräerbrief) - gibt's da auch noch den Widerspruch Korahs? Ja, eben in der Tatsache der Nichtanerkennung jenes alleinigen Hohenpriesters und in dem sich-zu-etwas-machen-Wollen, was man nicht ist: denn wer anders konnte zum Priestertum Gottes, zum heiligen oder auch zum königlichen Priestertum gehören, als der, welcher zu dem lebendigen Steine, Christus, gekommen ist?! (1Pet 2,4.5) Wer auf andere Weise als auf diese alleinige gottgewollte ein Priester Gottes zu sein wünscht, der macht sich des Widerspruchs Korahs schuldig, wenn auch allermeist ohne sein Wissen, während Korah wohl wußte, was er tat. Und wer den großen Hohenpriester nicht anerkennt, ähnelt dem Korah auch - und wenn Religionsgesellschaften so handeln? Sie werden einst die Folgen zu tragen haben! - Wie kam es also, daß Korah und seine Rotte ins Verderben gingen? Ihr sträflicher, böser Widerspruch war die Ursache. Und wir - wollen wir doch ja nie des Widersprechens gegen göttliche Anordnungen uns schuldig machen - wir können damit nie zur Ehre des Herrn sein und dienen! „... nicht widersprechend ...!“ (Tit 2,9) - so im Kleinen - so im Großen!
Und wie kam es, daß Esau seiner Erstgeburtsvorrechte verlustig ging! Mehrfach ist in den „Handr.“ in den letzten Jahren über Esau geschrieben, u. a. im letzten (18). Jahrbuch (S. 172ff)., so daß ich mich hier erst recht kurz fassen kann. Ich bitte aber nachzulesen, was ich auf S. 143f. in Jahrbuch 17 zu Frage 8 schrieb, u. a.: „... Wir sehen die ‚Edoms‘, die ‚Esaumenschen‘ von heute vor uns, die um kurzer Erdengenüsse halben himmlische Anrechte verscherzen ...“ - Ja, wie kam es bei Esau? Bei Esau, der auch ein religiöser Mensch sein wollte? Er war in Wahrheit „ein Ungöttlicher“ (Heb 12,16); ihm war der irdische Genuß des Augenblicks mehr wert als die Verheißung für die Zukunft! Und wie oft wirft man uns Christen vor, wir seien keine rechten Gegenwartsmenschen, sondern lebten für eine ungewisse (!!?) Zukunft. Ja, das tun wir auch, nur daß unsere Zukunft durchaus gewiß ist, aber diese Herrliche Zukunft bringt's mit sich, daß wir auch die Gegenwart richtig beurteilen, vor allem, daß wir uns durch die Scheingenüsse derselben nicht blenden lassen. Wie kam es bei Esau? Er lebte in einem falschen Verhältnis zur Gegenwart, er sah sie nicht an im Lichte der Ewigkeit, sondern er genoß sie gleichsam wie 1Kor 15,32 geschrieben steht: „Lasset uns essen und trinken, denn morgen sterben wir!“ - Nun - wie anders sehen wir die Dinge an! Ja! laßt uns uns aber warnen lassen durch Esaus „Wie kam es“?
Und wie kam es bei Pilatus, daß er, der eine so kostbar-nahe Begegnung mit dem von ihm, dem obersten Richter, als „schuldlos“ angesehenen Herrn Jesus hatte, dennoch nicht recht richtete und damit sein Gewissen befreite und sich selbst die Möglichkeit gab, zu dem Herrn in nähere, in Herzensbeziehung zu kommen? Wie es kam? Ein paar Stellen sagen alles: Joh 19,8.12, kurz, es war nichts als Menschenfurcht! Gewarnt war er genug, zumal durch sein treues Weib (Mt 27,19), aber angeklagt zu werden, „des Kaisers Freund nicht mehr“ zu sein - das hält auch der Beste nicht aus! - also: der Herr wird verurteilt - und Pilatus geht innerlich genau so in die Nacht wie Judas vorher. Ja, „Menschenfurcht legt einen Fallstrick“ (Spr 29,25) - und wie manche Gläubige sind in solchem Fallstrick zu Verleugnern der Wahrheit, zu „Feinden des Kreuzes Christi“ (nach Phil 3,18, d. h. nicht gerade zu Feinden Christi, wohl aber Seiner Leiden; doch bedenke Röm 8,17)! geworden! Möchten wir „stehen“ wie Paulus nach Apg 26,22 und ohne Menschenfurcht die ganze Wahrheit bezeugen nach Off 3,8! Wie kam es?
Und wie kam es bei Hymenäus und Alexander 1Tim 1,20 (Vgl. noch Philetus, der nach 2Tim 2,17 anscheinend zu der gleichen Gesellschaft gehörte, vielleicht nach der Regel von 1Kor 15,33: „Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.“). Wie kam es, daß sich diese Menschen, die gewiß aus den Gläubigen waren, unter so schwere Zucht brachten, aber bis in den 2. Timoteusbrief nicht zurechtkamen, sondern immer weiter von der Wahrheit abirrten? (2Tim 2,18; 4,14) Sehr einfach zu sehen, wenn man sehen will! 1Tim 1,19 heißt es: „Sie haben ein gutes Gewissen von sich gestoßen, und so, was den Glauben betrifft, Schiffbruch gelitten.“ Es tut nicht not, darüber mehr zu sagen als dasteht: „Sie haben ein gutes Gewissen von sich gestoßen!“ Wie sie das machten, worauf es sich bezieht, ist hier gleichgültig, genug, sie taten es! Paulus „übt sich, allezeit zu haben ein Gewissen ohne Anstoß vor Gott und den Menschen“ (Apg 24,16), sie aber stießen solch Gewissen fort und taten es offenbar lange und fortgesetzt, und die Folge war schauerlich. Geliebte, hat uns dies etwas zu sagen? Prüfen wir uns und hüten wir uns - „denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“! (Heb 12,29) Anwendungen kann jeder selber machen - hier brauchen wir nur den traurigen Grundsatz zu sehen, um für unter Gläubigen leider häufige, tiefe Fälle das „Wie kam es?“ beantwortet zu finden: „Ein gutes Gewissen von sich gestoßen!“ Der Herr bewahre uns davor! Er gebe uns Gnade, mehr und treuer zu wandeln nach 1. Kor. 10,12!
Genug für dieses Mal! Manche Belehrung, viel Mahnung und Warnung in diesen kurzen Darstellungen, die eigentlich noch kürzer sein sollten, aber nehmen wir sie, wie der Herr sie mir gab! Vielleicht das nächste Mal in ähnlicher Weise weiter! Ich schließe mit Eph 5,15-17: „Sehet nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse. Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei!“ - Wie kam es?
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).