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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Joh 4,23.24 - Etwas über AnbetungJoh 4,23.24 - Etwas über Anbetung
Der Herr Jesus spricht in dieser Stelle davon, daß die wahrhaftigen Anbeter schon jetzt den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden. Er sagt nicht: Gott anbeten, sondern den Vater. Damit zeigt Er ganz eindeutig und klar, daß die wahrhaftigen Anbeter nur Kinder Gottes sein können, also solche, die wiedergeboren sind. Daß nur Gottes Kinder wahrhaftig anbeten können, geht weiter aus den Worten des Herrn hervor, daß die, die Ihn anbeten, Ihn in „Geist und Wahrheit“ anbeten müssen.
Zu Nikodemus sagt der Herr in Joh 3,5-7: „Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleische geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist ... Ihr müsset von neuem (von oben her) geboren werden.“ Und in der oben angegebenen Stelle Joh 4,24 steht geschrieben: „Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ In diesen Stellen wird uns gezeigt, daß Gott Geist ist, was uns ja schon bekannt ist, ebenso auch, daß wir durch die Wiedergeburt dieser göttlichen Natur teilhaftig werden. Und nur in dieser neuen Natur sind wir befähigt, zu erkennen, was in Gott ist, welches Sein Wille und was zu Seinem Wohlgefallen ist. Und deshalb ist es uns auch nur in der neuen Natur als Wiedergeborene und Versöhnte möglich, Ihm zu nahen als Seine Anbeter, als wahrhaftige Anbeter, die es in Geist und Wahrheit tun.
Wenn wir von Anbetung sprechen, so ist uns das ein nicht unbekannter Begriff. Wir verbinden damit eine gewisse Vorstellung. Trotzdem ist es vielleicht doch gut, sich näher damit zu beschäftigen, um klarer zu sehen und den tiefer liegenden Sinn besser zu verstehen. Wir werden es niemals ganz erkennen und verstehen können hier im Fleische; das wird einst der Vollendung, der Herrlichkeit vorbehalten bleiben. Und doch sind wir schon jetzt berufen, wahrhaftige Anbeter zu sein.
Die Anbetung hat als erstes wahre, innige, tiefe Liebe und Zuneigung zur Grundlage und damit verbunden Hingabe, Ehrfurcht, Treue, tiefempfundener Dank, Unterwürfigkeit u. a. m. Alle diese Tugenden kommen aus einem willigen Herzen, nicht aus Zwang oder irgendwelchem Druck, sondern „aus der Liebe, die Den liebt, der uns zuerst geliebt hat“. Anbetung ist der hingebende Drang eines in Gott erneuerten Herzens. Es ist der Zug der Liebe, die Gott Selbst in unsere Herzen gegeben hat - eine innere Notwendigkeit, der das Herz freudig folgt. Gottes Liebe gab den eigenen Sohn, so wie der Dichter singt: „Er ist die höchste Gabe, nichts Höheres hattest Du.
Und weil ich Ihn jetzt habe, hat meine Seele Ruh.“
Gott gab das Höchste. Er hatte nichts Höheres zu geben als Seinen eingeborenen geliebten Sohn. Und auf eine solche Liebe sollten wir nicht bereit sein zu Hingabe, Dank und Anbetung? Im Blick auf uns dürfen wir wohl hinzufügen: „Nicht, daß ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei, ich jage ihm aber nach.“ (Phil 3,12)
Selbstverständlich können wir zu einer innerlich so gottgewollten Stellung nur gelangen, wenn wir das Wort verwirklichen: „Der reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist.“ (1Joh 3,3b) Alles, was irgendwie uns beeinflussen könnte, nicht das Höchste unserem Gott zu weihen und zu geben, das muß hinweggetan werden in Buße und Beugung.
Weiter lesen wir: „Denn auch der Vater sucht solche als Seine Anbeter.“ (Joh 4,23) Ja, solche sucht Er, solche, die in der oben geschilderten inneren Hingabe an Ihn sich befinden. Nach solchen schaut Er aus. Solche möchte Er unter Seinen Kindern finden. Er sehnt Sich nach solchen, die den Willen haben, Ihm das Beste, Kostbarste und Höchste zu geben - zu opfern. Wollen wir das Ausschauen, das Suchen unseres Gottes nach wahrhaftigen Anbetern spurlos an unserem Herzen vorübergehen lassen? Oder soll es uns nicht immer wieder neu ein Ansporn sein, Ihm alles zu geben, was Ihm wertvoll ist und woran Er Wohlgefallen hat? Doch gewiß, wir wollen es gern tun, in freiwilliger Liebe, Hingabe und Dankbarkeit! „Während der König an Seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft“, so sagt die Braut im Hohenlied 1,12. In Vers 3 sagt sie: „Ein ausgegossenes Salböl ist Dein Name.“ V. 7: „Du, den meine Seele liebt.“ 2,4: „Sein Panier über mir ist die Liebe.“ Und vorher: „Ich habe mich mit Wonne in Seinen Schatten gesetzt, und Seine Frucht ist meinem Gaumen süß.“ 2,16: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin Sein.“ Als sie gefragt wird, was ihr Geliebter vor einem anderen Geliebten sei, gibt sie in Kapitel 5,10-16 eine Beschreibung von Ihm, die ausklingt in dem Ausruf: „... und alles an Ihm ist lieblich. Das ist mein Geliebter, und das mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!“
Diese Schriftstellen zeugen von wahrer Verbundenheit, von echter, tiefer Liebe und Hingabe an den Geliebten! Sie hatte Seine Liebe erfahren und geschmeckt, und ganz von selbst kam und wuchs in ihrem Herzen die Liebe zu Ihm, ihrem Geliebten. Wir wissen, daß Er, der Herr Jesus, der Herr der Herren, der König aller Könige, unser Geliebter ist. Ihm gilt aus unserem Herzen dargebracht der Duft der Narde, der duftende Wohlgeruch unserer Anbetung. Wenn wir uns mit Ihm beschäftigen, Ihn betrachten und anschauen, dann werden auch unsere Lippen überfließen in Lob und Dank.
Etwas ganz Ähnliches finden wir auch in Joh 12,1-3, wo Maria von Bethanien ein Pfund Salbe von echter, sehr kostbarer Narde nahm und die Füße Jesu salbte und Seine Füße mit ihren Haaren trocknete. Auch diese Maria gab aus dem eigenen Antrieb ihres Herzens das Kostbarste, was sie hatte: ein Pfund Salbe von echter, sehr kostbarer Narde. Das Beste war ihr gerade wertvoll genug, ihrem Herrn zu geben. Ihr Herz trieb sie dazu. Niemand hatte sie dazu veranlaßt, und darin liegt der Wert für Gott. Von den Versammlungen Mazedoniens heißt es in 2Kor 8,3: „... und über Vermögen waren sie aus eigenem Antrieb willig.“ Danach schaut Gott aus, das sucht Er an uns, Seinen Kindern.
Bei der Maria heißt es weiter: „Das Haus aber wurde von dem Geruch der Salbe erfüllt.“ Das ist die Wirkung, die eine gottgewollte, Seinen Gedanken entsprechende Herzensstellung bei der Anbetung hervorbringt. Das kann nicht anders sein. Wo der Herr geehrt wird und wo Er in allem den ersten Platz einnimmt, wird bei der Anbetung das Herz überfließen und andererseits auch in unserem Wandel wahrgenommen werden. Denn das eine hat immer Rückwirkung auf das andere.
Der Herr sagte: „Erlaube ihr, es auf den Tag Meines Begräbnisses aufbewahrt zu haben.“ Ihm war es wertvoll und kostbar im Hinblick auf Seinen Opfertod. So sah Er es an!
Möchte auch unsere Salbe, echt, von kostbarer Narde, aus eigenem Antriebe dem Herrn geweiht, ihren Duft geben zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit, zu Seines Namens Ehre! Das kann nie zu oft geschehen, wird bei solcher innerer Stellung auch niemals an Wert für Gott und das eigene Herz einbüßen, sondern wird im Gegenteil noch kostbarer werden.
P. Seifert.