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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
Einige Hindernisse für das Wachstum des GlaubensEinige Hindernisse für das Wachstum des Glaubens
1. Nachlässigkeit.
Eine große Gefahr für die Gläubigen ist die Neigung, lässig zu sein.
„Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm“ (Spr 10,4). Immer wieder
werden wir ermahnt „fest zu halten“ (Heb 4,14; 10,23;
Obgleich ihnen das Land gegeben und der Herr sie hineingebracht hatte (Er brachte sie heraus aus Ägypten und Er brachte sie hinein ins Land), so war doch die Besitzergreifung des Landes ihre Sache. Sie hatten im Glauben ihre Füße auf das zu stellen, was Gott ihnen gegeben hatte, und das war mit Kampf verbunden. „Jeder Ort, auf den eure Fußsohle treten wird, euch habe Ich ihn gegeben“ (Jos 1,3).
In Jos 18 sehen wir, obgleich die ganze Gemeinde versammelt und sie die Stiftshütte zu Silo aufgeschlagen hatten und das Land vor ihnen unterworfen war, daß doch sieben Stämme noch kein Erbteil hatten. Nur zwei und ein halber Stamm hatten wirklich ihr Erbteil im Lande in Besitz genommen und ihre Fußsohle darauff gestellt; die anderen zwei und einhalb Stämme wählten die Wüstenseite des Jordans für sich, und obwohl sie in dem Lande kämpften, waren ihre Herzen anderwärts. „Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ (Lk 12,34).
Wie gesagt: Sieben Stämme hatten kein Erbteil, zwei und ein halber Stamm hatten es an dem Ort, den sie sich nach ihrem Gefallen selbst gewählt hatten, und nur zwei und ein halber Stamm hatten das ihnen von Gott gegebene Erbteil wirklich ergriffen und in Besitz genommen, so daß Josua klagen mußte: „Wie lange werdet ihr euch lässig zeigen hinzugehen, um das Land in Besitz zu nehmen, welches Jehova, der Gott eurer Väter, euch gegeben hat?“ (Jos 18,3).
Solche Nachlässigkeit war damals, und die gleiche Laßheit und Lauheit sieht man heute. Petrus warnt uns in seinem zweiten Briefe davor. Er ermahnt uns, unserem Glauben hinzuzufügen die sieben Dinge des ersten Kapitels und uns zu hüten vor dem Irrtum der Ruchlosen, um nicht davon mit fortgerissen zu werden, sondern zu wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. (2Pet 3,17.18).
In Epheser 1 sehen wir, was unser wahres und ewiges Teil ist - das Teil aller Gläubigen. „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo“; und in Kolosser 3 werden wir ermahnt, zu suchen und zu sinnen auf das, was droben ist.
2. Trägheit.
Ein anderes der Nachlässigkeit ähnliches großes Hindernis ist Trägheit. Trägheit in den Dingen Gottes, in himmlischen Dingen, kennzeichnet viele Heilige Gottes in dieser Zeit. „Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern“ (Spr 19,15). Wenn dieses schon in den irdischen Dingen wahr ist, wieviel mehr noch in den geistlichen und himmlischen Dingen. Und ach, wie träge sind Kinder Gottes in den Dingen, die droben sind zur Rechten Gottes, wo Christus sitzt. Mit Recht ermahnt sie der Heilige Geist, „nicht träge zu werden“ (Heb 6,12).
In dem Buche der Richter lesen wir von den Danitern, daß sie sich ein Erbteil zum Wohnen suchten, „denn es war ihnen nichts als Erbteil zugefallen“ (Ri 18,1). „In jenen Tagen war kein König in Israel; ein jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (17,6). Wie gleicht dieses unserer Zeit! Man tut nicht, was man für unrecht hält. Durchaus nicht! Aber jeder tut, was recht ist in seinen Augen (Spr 12,15; 14,12). „Ein Weg erscheint recht dem Menschen, aber das Ende sind Wege des Todes.“ Hiskia tat, was gut und recht und wahr war vor Jehova, seinem Gott (2Chr 31,20). Was für ein Gegensatz zwischen dem, was recht ist in unseren Augen, und dem, was recht ist in Gottes Augen!
Die Ursache, weshalb die Daniter „nichts“ empfingen, war ihre Trägheit - zu träge, ihr Erbteil in Besitz zu nehmen; „seid nicht träge ..., das Land in Besitz zu nehmen“ (Ri 18,9). Ihre Herzen waren in diesem Zustande nicht befriedigt, „sie suchten ein Erbteil zum Wohnen“, aber sie suchten nach einem solchen, welches sie ohne Kampf und Anstrengung haben konnten, und so nahmen sie schließlich das in Besitz, was zu erreichen ihnen nicht schwer fiel.
Herzen, die nicht Fleiß anwenden, ihr Erbteil ganz in Besitz zu nehmen, fallen dem Feinde sehr leicht zur Beute. So sehen wir denn auch, wie in Dan Abfall und Götzendienst eine Wohnstätte fand. Schon im 17. Kapitel finden wir beides in dem Hause Michas. Ein Levit ließ sich für Geld als Hauspriester anstellen. Als sich ihm dann später (Kap. 18) ein besserer Platz darbot, verließ er seine erste Anstellung, um Priester eines ganzen Stammes zu werden. Und wie zeigt sich heute der Abfall und Götzendienst nach allen Seiten hin! Habsucht ist Götzendienst (Eph 5,5). Wie viele haben sich für Geld anstellen lassen, um in geistlichen Dingen der Menschen Knechte zu sein. Wie ermunternd sind solchem Tun gegenüber die Worte der fünf Männer, welche das Land gesehen hatten! Sie sprachen: „Machet euch auf und laßt uns wider sie hinaufziehen, denn wir haben das Land besehen, und siehe, es ist sehr gut. Und ihr bleibet stille? Seid nicht träge, hinzugehen, um hineinzukommen, das Land in Besitz zu nehmen; ... denn Gott hat es in eure Hand gegeben: es ist ein Ort, wo es an nichts mangelt von allem, was auf Erden ist“ (Ri 18,9.10).
Sicherlich brachten sie einen guten Bericht. Und in der gegenwärtigen Zeit bedürfen es die Kinder Gottes überall, ermuntert zu werden. Stehe auf, komme heraus und löse dich von deiner Trägheit! Manche Gläubige kommen nie weiter. Da wo sie im Anfang standen, da stehen sie noch; sie nehmen das himmlische Land nicht in Besitz. „Die Tür dreht sich in ihrer Angel: so der Faule auf seinem Bette“ (Spr 26,14). Er liegt auf dem gleichen Fleck und kommt aus seinem Bett nie heraus! Ehe Jehova zu Abram sagen konnte: „Hebe doch deine Augen auf und schaue von dem Orte, wo du bist, gegen Norden und gegen Süden und gegen Osten und gegen Westen! ... mache dich auf und durchwandle das Land“ (1Mo 13,14.17), mußte er herausgehen aus seinem Lande, aus seiner Verwandtschaft und aus seines Vaters Hause. Er konnte nicht in seinem Bette bleiben, er mußte heraus, wenn er den Segen haben wollte. Die Trennung mußte vollzogen werden. Erst nach der Trennung Lots von Abram zeigte ihm Gott sein wahres Erbteil. „Und Abram schlug Zelte auf und kam und wohnte unter den Terebinthen Mamres, die bei Hebron sind, und baute daselbst Jehova einen Altar“ (1Mo 13,14-18).
Wenn wir uns unseres gesegneten Platzes in des Herrn Gegenwart erfreuen wollen, dürfen wir nicht träge stehen bleiben, sondern müssen gleich den Leviten ganz auf die Seite des Herrn treten und das Schwert gebrauchen gegen alles, was nicht auf des Herrn Seite ist. Auch das scharfe Messer der Beschneidung muß an unser eigenes Fleisch gelegt werden, ehe wir das alte Korn und die Frucht des Landes essen können. Wenn wir für uns erfaßt und in Besitz genommen haben, was das ist, mit Christus gestorben und auferstanden zu sein (Kol 2,20; 3,1-4), dann suchen und sinnen wir auf das, was droben ist, wo Christus ist.
3. Schlaf.
Ein anderes großes Hindernis für die wirkliche Besitzergreifung und Freude der himmlischen Dinge ist der Schlaf. „Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst; tue deine Augen auf, so wirst du satt Brot haben“ (Spr 20,13). Faulheit und Schlaf gehen sehr nahe zusammen. Der armselige Stand, mit dem manche Gläubige sich begnügen, und die geistlich ungesunden, traurigen Dinge und Umstände, in denen sie stecken, sind die Folgen ihres Schlafes. Während die Menschen schliefen, kam der Feind und säte Unkraut. Als der Bräutigam verzog, wurden die Jungfrauen schläfrig und schliefen ein. Dem Herrn sei Dank, die Stunde des Aufwachens ist gekommen. Aus Röm 13,11; 1Thes 5,6; Eph 5,14 ersehen wir, daß Gläubige eingeschlafen waren. Schlafende sind bewußtlos über ihren Zustand. Sie gehen unbekümmert dahin, und ihre Lampen stehen unter dem Bett oder dem Scheffel (Mk 4,21; Lk 11,33). Das, was der Herr dem Türhüter einschärfte, war, daß er wachen solle, und Seine eigenen Worte an alle sind: „So wachet nun ...“ (Mk 13,34.35).
Von den drei Jüngern, welche Er mit auf den Berg nahm, lesen wir, daß sie in der Gegenwart Seiner Herrlichkeit vom Schlaf beschwert waren (Lk 9,32), und dieselben drei Jünger schliefen in dem Garten in der Gegenwart Seines ringenden Kampfes (Lk 22,44.45). „Ich schlief,“ sagt die Braut im Hohenliede, „aber mein Herz wachte“ (Kap. 5,2). In dem Herzen des Gläubigen bleibt immer ein Gehör, ein Empfinden für Christus. Aber Er erwartet, daß Geist, Seele und Leib wach und zu Seinem Gebrauch bereit sind. Wir sehen, wie durch ein wenig sich dem Schlafe Überlassen die Braut den Blick auf ihren Geliebten verlor. Sie wollte ihn suchen in der Stadt und fiel in die Hände der Wächter zu ihrer Schande. Wer kann den Schaden nennen, welcher durch Schlaf über die Heiligen Gottes gebracht worden ist! (Spr 6,10.11). „An dem Acker eines faulen Mannes kam ich vorüber und an dem Weinberge eines unverständigen Menschen. Und siehe, er war ganz mit Disteln überwachsen, seine Fläche war mit Brennesseln bedenkt und seine steinerne Mauer eingerissen. Und ich schaute es, ich richtete mein Herz darauf; ich sah es und empfing Unterweisung: Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen, und deine Armut kommt herangeschritten und deine Not wie ein gewappneter Mann“ (Spr 24,30-34; 6,10.11).
4. Eigenliebe.
Eine andere Sache, die mit dem Schlafe verbunden ist, ist die Eigenliebe und Selbstsucht, das Streben nach Wichtigkeit und Höherkommen.
Es ist das, was Paulus von Gläubigen seiner Tage sagt: „Alle suchen das Ihrige, nicht das, was Jesu Christi ist“ (Phil 2,21). Unter den Kennzeichen der schweren Zeiten in den letzten Tagen wird uns als erstes genannt: „Die Menschen werden eigenliebig sein“ (2. Tim,3,1.2). Auch in dem letzten Kapitel des Römerbriefes, wo uns die Namen vieler genannt werden, die dem Herrn dienten, Phöbe als erste in der Liste; Priska und Aquila (die Frau und ihr Mann), welche für Paulus ihren eigenen Hals preisgaben, diese Gläubigen werden ermahnt: „Habet acht auf die, welche Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauche, und durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen“ (Röm 16,17.18). Wem dienen wir, unserem Ich oder Christus? Ist Er der Anfang und das Ende unseres Dienstes - ist Er Mittelpunkt, Beweggrund und Gegenstand alles dessen, was wir tun? Man mag bekennen, des Herrn Werk zu tun, und doch sich selbst zum Mittelpunkt haben gleich den nichtigen Hirten, die sich selbst weiden (Sach 11,16.17). Einem guten Hirten aber ist sein Leben nicht zu teuer; die Liebe zum Herrn treibt ihn, sich der Herde hinzugeben. Diotrephes aber in seiner Eigenliebe wünschte den ersten Platz zu haben (3Joh 9). Wo dies unter Kindern Gottes geschieht, daß jemand für sich selbst etwas sucht und in eigener Wichtigkeit und Wertschätzung einen Platz einnehmen will, der wird nicht nur die Herde leidend machen, sondern auch selbst eine Niederlage erfahren. „Wer sich selbst erhöht, soll erniedrigt werden.“ „Der Erste in seiner Streitsache hat recht, doch sein Nächster kommt und forscht ihn aus“ (Spr 18,17). Wie vieles, was heute als ein Dienst dem Herrn gilt, ist nur Eigenliebe. Das zweite Kapitel an die Philipper gibt uns ein vollkommenes Beispiel für den Dienst. „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war.“ Unter dem Gesetz war der Maßstab: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, unter der Gnade aber ist Christus der Maßstab. Alsdann wird in der Demut einer den anderen höher achten als sich selbst und ein jeder nicht auf das Seinige sehen, sondern ein jeder auch auf das des anderen. Das Ich muß ganz beiseite treten. „Wenn wir außer uns sind, sind wir es Gott; sei es, daß wir vernünftig sind - euch; denn die Liebe Christi drängt uns“ (2Kor 5,13.14).
5. Sünde.
Wenn Laßheit, Trägheit, Schläfrigkeit und Selbstsucht Hindernisse für das Wachstum der Heiligen sind, so ist es noch ein anderes (welches nie unter den Gläubigen genannt werden sollte): Sünde. Leider im einzelnen wie im allgemeinen, immer wieder zeigt sich Sünde, die nicht sein sollte. Sünde hat kein Anrecht auf den Leib des Gläubigen. Römer 6 zeigt, wie wir befreit werden von der Herrschaft der Sünde, Kapitel 8, daß der Leib tot ist der Sünde wegen, Kapitel 12 ermahnt uns, unsere Leiber Gott als ein lebendiges Schlachtopfer darzustellen, und Epheser 5 lehrt uns, zu „wandeln in der Liebe“ und zu „wandeln als Kinder des Lichtes“. Böse Taten und schlechte Worte sollen nicht einmal genannt werden unter den Gläubigen, „denn die Frucht des Geistes ist in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit“.
Ein Grund, weshalb Johannes seinen ersten Brief schrieb, war: „auf daß ihr nicht sündiget“ (Kap. 2,1). Es gibt keine Entschuldigung für ein Kind Gottes, wenn es sündigt; und doch keiner kann sagen, daß er ohne Sünde ist oder daß er nicht gesündigt hat. Wer solches sagt, betrügt sich selbst, und die Wahrheit ist nicht in ihm, und er macht Gott zum Lügner (1Joh 1,8-10). Wenn wir aber dem Herrn die Sünden bekennen und in Selbstgericht nach Seinem Worte wandeln, so werden wir bewahrt und rein bleiben.
Aus der Seite Jesus, des Sohnes Gottes, floß Blut und Wasser. Das Blut als die Sühnung ordnet die Frage unserer Sünden und der Gerechtigkeit Gottes und macht uns fähig, im Lichte zu wandeln. Das Wasser - Sein Wort - bewahrt und reinigt uns auf dem Wege, um mit Christo Gemeinschaft zu haben (1Joh 1,7.9). Ein Israelit konnte sich leicht verunreinigen, aber es gab keine Entschuldigung, in einem unreinen Zustand zu bleiben - das Wasser der Reinigung war für ihn da. Machte er keinen Gebrauch davon, daß er sich entsündigte, so verunreinigte er das Heiligtum Gottes, und er sollte ausgerottet werden aus der Mitte der Gemeinde (4Mo 19,20). In Joh 13 sagt der Herr: „Wenn Ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit Mir.“ (In diesem Kapitel wird nichts vom Blute gesagt).
Durch das Blut Seines Kreuzes hat Christus „Frieden gemacht“, und durch den Glauben an Sein Blut (Röm 3,25) ist jeder Gläubige passend gemacht, danksagend jetzt in dem Lichte zu wandeln, wie Gott im Lichte ist (Kol 1,12.20; 1Joh 1,7). Aber in den Kapiteln 13-17 des Ev. Johannes sehen wir, daß Er durch das Wasser des Wortes unsere Füße reinigt, damit wir Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne und untereinander haben und damit wir in dem Leibe der Niedrigkeit Ihm Gefäße seien, geheiligt, nützlich und zu jedem guten Werke bereitet.
Das Wort Gottes und das Priestertum Christi finden wir in Heb 4,12-16 zusammen als Hilfen, uns zu bewahren vor der Sünde. Sünde in Wort und Tat war die Ursache der traurigen Geschichte des Volkes Gottes, welches in der Wüste hingestreckt wurde. Kaum hatte Israel das Land betreten und den ersten Sieg über den Feind erlangt, da hören wir schon den Herrn sagen: „Israel hat gesündigt“ (Jos 7,11). Und so war es auch nach dem Herrlichen Anfang der Gemeinde: Ananias und Sapphira, sein Weib, sündigten (Apg 5). Die Habsucht brachte das Gericht Gottes über Achan und Ananias. Ebenso sehen wir Gottes Gericht in Korinth. „Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig“ (1Kor 5,6). Und weil sie sich nicht selbst richteten, kam Gottes Gericht über sie, und viele von ihnen waren schwach, krank und ein gut Teil entschlafen (1Kor 11,30.31). Ihre Leiber fielen sozusagen in der Wüste. Der Herr richtete sie, weil sie aufgeblasen waren und nicht Leid trugen und sich demütigten vor dem Herrn. Die, welche schwach und krank und entschlafen waren, mögen nicht gerade die einzelnen gewesen sein, die da gesündigt oder persönlich schuldig waren. Der Herr handelt nicht nur mit einzelnen, sondern mit der Versammlung als Ganzem. Wir sehen, daß der, welcher nach Kapitel 5 der Böse war, nicht durch Tod hinweggenommen wurde, sondern die Gläubigen hatten ihn als einen „Bösen“ aus ihrer Mitte hinauszutun. Wenn der Herr richtet, so betrifft es die Versammlung als ein Ganzes. Und wenn Schwachheit, Krankheit, Tod unter den Gläubigen Herrscht, spricht Er zu allen, und jeder hat sich zu fragen: „Bin ich es, Herr?“
Der Vater richtet den einzelnen, das ist persönlich. Er richtet jeden Menschen nach seinen Werken (1Pet 1,17). Ist es eine Sünde zum Tode (dem Tode des Leibes, 1Joh 5,16), wo der Vater sieht, Sein Kind kann in dieser Welt nicht länger bleiben, so kann die Bitte um Verlängerung seines Lebens ihn nicht erhalten. Der Herr bittet in Joh 17 nicht, daß der Vater sie aus der Welt herausnehmen möchte, sondern daß Er sie bewahren möchte vor dem Bösen. Wenn jemand seinen Bruder sieht sündigen nicht zum Tode, so wird er für ihn beten. Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen (Jak 5,15). Auch von dem Herrn sehen wir, wie Er für Petrus betete und Petrus wiederhergestellt wurde (Lk 22; Joh 21).
Er ist der Fürsprecher bei dem Vater, und nichts kann jemals das Band der Verwandtschaft des Gläubigen mit dem Vater verändern.
Was ist das erste, was wir tun sollen, wenn wir einen Gläubigen sündigen sehen? Beten - beten für ihn - für ihn zum Vater gehen. Wenn wir unserem Herrn und Meister gleichen, so werden wir mit Ihm allein sprechen, so wie der Herr allein mit Petrus sprach. „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und ist Simon erschienen“ (Lk 24,34). Warum findet man oft so wenige von den gefallenen und irrenden Schafen zurechtgebracht? Weil soviel Böses über sie gesprochen wird, statt zum Vater zu gehen und zu dem, der von dem Fehltritt übereilt wurde. Die Schrift unterweist uns, Sünde zu verhüten und den Sünder zu gewinnen und wiederherzustellen: „Habet acht auf euch selbst: wenn dein Bruder sündigt, so verweise es ihm, und wenn er es bereut, so vergib ihm“ (Lk 17,3). „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ (Jak 4,17). Nicht nur was getan ist, sondern auch was unterlassen ist, ist Sünde. Der Mensch, welcher seine Gabe nicht benutzt, wird nicht gerichtet für eine böse Tat, sondern für den Nichtgebrauch dessen, was er empfangen hat. Wieviel sind der Unterlassungssünden! „Und wisset, daß eure Sünde euch finden wird“ (4Mo 32,23). Die Sünde, von welcher in dieser Stelle die Rede ist, ist Nachlässigkeit; wenn die zwei und einhalb Stämme sich nicht bewaffneten vor dem Herrn, um für die Brüder in dem Lande zu kämpfen, sondern sich zur Ruhe setzten, bevor ihre Brüder ihr Erbteil in Besitz hatten, so würde es Sünde für sie sein. „Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Barmherzigkeit erlangen“ (Spr 28,13). „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünde vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1Joh 1,9). Liebe bedeckt eine Menge von Sünden, aber auch ein völliges Bekenntnis vor Gott wird gefordert, und wo nötig „bekennet einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“. Ist Sünde in der Gemeinde Gottes, so kann kein Wachstum sein, das Böse muß hinweggetan werden, und wenn ein Gläubiger mit Sünde belastet ist und das Wasser der Reinigung nicht angewandt wird (4Mo 19), so wird die Gemeinde verunreinigt, und jene Seele muß hinausgetan werden aus der Mitte der Gemeinde Gottes. „Die da sündigen, überführe vor allen, auf daß auch die übrigen Furcht haben“ (1Tim 5,20).
Möchten wir wachsam sein und mit umgürteten Senden Dem in Gehorsam folgen, der gesagt hat: „Seid heilig, denn Ich bin heilig!“ (Röm 12,1.2; 1Pet 1,13-16).
W. - v. d. K.