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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
„Wege des Glaubens“„Wege des Glaubens“
Wege des Glaubens sind Wege, auf denen wir mit keiner anderen Kraft und Hilfe rechnen als nur mit der des Herrn. Wer solche Wege geht, wandelt nicht nur mit seinem Gott, sondern tritt auch offen für Seine Rechte ein, auch dann, wenn der Widersacher sich in seiner ganzen Kraft offenbart, so wie der Prophet sagt: „Wenn der Bedränger kommen wird wie ein Strom“ (Jes 59,19). Wenn alles wider uns ist, wenn niemand uns zur Seite steht, dann wird offenbar, ob wir Vertrauen zu Gott haben und allein abhängig von Ihm sind, ob wir, je mehr alles von Ihm abweicht, um so fester und treuer für Ihn stehen. So stand Paulus, als er, vereinsamt im Gefängnis, sagte: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe“ (2Tim 1,12). Und so stehen Glaubensmänner auch heute. Ihre Augen sehen Ihn, den Unsichtbaren, und je größer der Abfall, desto entschiedener nehmen sie Stellung für Ihn und behaupten und bezeugen Sein Wort.
Diese Züge sind zu allen Zeiten in dem Leben treuer Knechte Gottes sichtbar geworden.
Henoch muß ein einsamer Mann gewesen sein. Von keinem seiner Zeitgenossen, nur von ihm allein lesen wir, daß er „mit Gott“ wandelte. Und so behauptete er die Rechte seines Gottes, daß er, im Geiste schon den Tag des Gerichts sehend, weissagend verkündigte: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten Seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen“ (Heb 11,5.6, Jud V. 14.15).
Noah wandelte einen einsamen Pfad, als er die Arche baute, und ein nicht geringer Glaubensschritt war es, als er mit seiner Familie in die Arche ging. Er ganz allein mit den Seinigen. Es ist leichter, wenn wir auf unseren Wegen Mitgenossen haben. Noah stand allein, und nicht nur allein, die ganze, in Gottentfremdung und -verachtung dahingehende Welt war wider ihn, aber er stand im Glauben und bezeugte (die Gerechtigkeit Gottes,) Seinen Gott (Heb 11,7).
Joseph ging den Weg der Verwerfung. Er wandelte in Reinheit in den versuchungsvollsten Umständen und offenbarte die Gedanken Gottes dem König von Ägypten (vgl. z. B. 1Mo 39 bis 41).
Mose mußte lernen, seinen Stand für Gott zu nehmen. Und er wählte lieber, Ungemach mit dem Volke Gottes zu leiden und die Schmach Christi zu tragen, als die Schätze Ägyptens zu haben (Heb 11,24-28). Für eine solche Stellungnahme ist Herzenshingabe nötig. Gehört Ihm unser Herz? Dann verlassen wir im Glauben Ägypten und „fürchten nicht die Wut des Königs“.
Alsdann kam ein Tag, an dem Mose lernen mußte, daß er nicht allein Ägypten, sondern auch dem Volke Gottes gegenüber Stellung für Gott zu nehmen hatte. Es war, als er vom Berge herabkam und Gottes Volk um das goldene Kalb tanzte. Was sollte er tun? Er hatte keine Vorschrift dafür, wie er sich jetzt verhalten sollte. Aber auf dem Berge hatte er Einblicke in die Herrlichkeit Gottes getan. Gottes Herrlichkeit und Gottes Ehre standen vor seinem Auge. Er fürchtete nicht den Zorn der Menge. In der Hingabe seines Herzens tritt er für Gott ein und ruft: „Her zu mir, wer für Jehova ist“ (2Mo 32,26). Nur wer selbst in ein Leben für den Herrn eingetreten ist, kann die Größe eines solchen Augenblickes nachfühlen - weiß, was das ist, seinen Mitgenossen - denen, die man lieb hat - in fester Entschiedenheit entgegenzutreten. So völlig stand die Herrlichkeit Gottes vor Mose, so wirklich war ihm die Gegenwart des Unsichtbaren, daß der sichtbare Mensch vor seinen Augen verschwand. Ja, es ist etwas Wunderbares, wenn wir den Herrn so völlig vor uns haben, daß wir nur an Ihn denken und mit Herzensentschluß für Ihn stehen. Dann erfahren wir das Wort Davids: „Du umgürtest mich mit Kraft zum Streite usw.“ (Ps 18,39). In solchen Zeiten erlebt man die Allgenugsamkeit Gottes, aber auch sein eigenes Nichts.
So mußten auch Josua und Kaleb den anderen Kundschaftern entgegentreten. Und als das ganze Volk sich vom Herrn abwandte, da standen sie treu für den Herrn wie ein Licht in der Dunkelheit und behaupteten die Macht Jehovas: „Wenn Jehova Gefallen an uns hat, so wird Er uns in dieses Land bringen“ (4Mo 14,8). Es mochte nur ein kleines Licht sein und ein einsames Licht, aber es war ein Licht der Treue in einer Zeit der Untreue.
Und jeder von uns hat seine Gelegenheiten, für den Herrn zu stehen. Wir können diese nicht im voraus sehen, so daß wir uns darauf vorbereiten könnten, um unsere Hingabe für den Herrn zu zeigen. Oft plötzlich, unerwartet ergibt sich die Gelegenheit, und dann offenbart es sich, wie unser Herz zum Herrn steht. Ein treues Herz wird nicht überrascht, sondern ist fertig, für den Herrn einzutreten. Wir sehen dies bei dem Weibe in Mk 14,1-9. Sie fühlte den Widerstand, der dem Herrn überall entgegengebracht wurde. Sie sah, wie die Flut des Hasses anschwoll; um so mehr verband sich ihre Liebe und Hingabe mit Ihm, und sie nimmt das Beste, das sie besaß, und furchtlos kommt sie und bringt Ihm die Huldigung ihres Herzens und salbt Ihn mit der kostbaren Salbe. Sie beredet sich mit keinem. Sie fragt nicht. Aus der Lage der Dinge heraus bringt sie Ihm die Huldigung ihres Herzens. Wie passend! Welche Freude für Ihn! Da war wenigstens eine, die die Lage dieser dunklen Stunde erfaßte und Ihm huldigend das Beste brachte, was sie besaß. Und der Herr sagt: „Wo dieses Evangelium gepredigt wird, wird gesagt werden, was sie getan hat“.
Wir haben uns auch nicht mit den Gelegenheiten zu beschäftigen, sondern vielmehr auf unseren Herzenszustand acht zu geben, damit wir, wenn die Gelegenheit kommt, bereit sind, für Ihn zu stehen. Liebe freut sich jeder Gelegenheit, wo sie sich in Hingabe erweisen kann. Wahre Herzenshingabe sieht sich auch nicht um, um es so zu machen, wie es andere gemacht haben; schaut auch nicht aus nach dem Beifall oder der Unterstützung anderer, sondern gibt sich so, wie sie ist.
Wie bereit und entschlossen war Daniel, den Weg der Treue zu gehen, als er erfuhr, daß der Erlaß ausgefertigt sei und die Löwengrube ihn erwarten würde. Fest, unbeweglich stand er für seinen Gott (Dan 6). Auch unsere Tage sind dunkel, und wie damals wird auch heute Gott die Ehre geraubt und Menschen gegeben. Das aber sind gerade für ein entschiedenes Herz Gelegenheiten, Glaubenswege zu gehen und dem Herrn die Treue zu halten.
Als David im Auftrage seines Vaters seine Brüder besuchte, da wußte er nicht, daß er dem Riesen Goliath zu begegnen habe. Er war aber für diese Gelegenheit gerüstet, nicht, weil er sich darauf vorbereitet hatte, sondern weil er in seinem täglichen Leben, auch beim Weiden der Schafe, gewohnt war, Wege des Glaubens zu wandeln. Er kannte Gott und vertraute Ihm, und weil er Gott kannte und mit rechnete, konnte er in der Kraft des Glaubens für Ihn und Sein Volk eintreten und dem Riesen begegnen (1Sam 17).
Mangelt es uns im täglichen Leben an dem verborgenen Umgang und Wandel mit Gott, so mangelt es auch an Hingabe und Entschiedenheit, Stellung für Ihn zu nehmen. Statt uns dann aber in Buße und Bekenntnis zu beugen, sind wir so gern bereit, die Schuld an unserem Zukurzkommen auf andere zu schieben oder die Lage der Umstände zu beklagen.
Führen wir aber ein Leben des Glaubens mit dem Herrn, so werden wir inmitten des Abfalls und der Treulosigkeit nur um so mehr uns erkühnen, gleich einem Kaleb und Daniel standhaft beim Herrn zu verharren. Verzagtheit und Lauheit kann ein Herz, das dem Herrn gehört, nicht entmutigen. Gideons großes Heer von 32000 Mann wurde klein bis auf 300. Aber er klagte nicht über die große Abnahme. Fest und treu ging er voran und hieß alle, so zu tun, wie er tat (Ri 7). Der Herr sagt, der erste sei der letzte und aller Diener (Mk 9,35). Klagende Kinder Gottes sind nicht tapfere Männer, die mit Herzensentschluß auf den Herrn harren. Wir sehen Paulus nie in größerem Vertrauen und in größerer Kraft die Wahrheit behaupten als im 2. Timotheus-Brief, als der Mangel der Heiligen und die Schwierigkeiten der letzten Tage vor seinem Auge standen und er selbst einsam und verlassen war (1,15; 4,16.17).
Möchten die Lauheit des Volkes Gottes, das Abweichen vom Worte des Herrn und die mancherlei Irrtümer der letzten Tage für uns ein Ansporn sein, uns eng an den Herrn und Sein Wort zu schließen, um Wege des Glaubens zu wandeln und in wahrer Treue und Hingabe Sein Wort zu bewahren und Seinen Namen nicht zu verleugnen.
(F). v. d. K.