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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Joh 1-21 - Der Fremdling vom Himmel
Der Fremdling vom Himmel (2)Der Fremdling vom Himmel (2)
Einige Gedanken über das Johannesevangelium.
(Fortsetzung)
Von den Jüngern hören wir in diesem Evangelium verhältnismäßig wenig. In Seinem öffentlichen Dienste treten sie gegenüber den anderen Evangelien auffällig zurück. Sie werden nicht ausgesandt wie in Mt 10, Mk 6 und Lk 9, und wir treffen sie, die mit wenigen anderen den wahren Überrest Israels bildeten, in hervorragendem Maße nur dort (ausgenommen die Kapitel 13-17), wo es sich um die zukünftige Geschichte dieses Überrestes handelt, so in den Schlußabschnitten des 1. Kapitels, dem 2. Kapitel und dann dem 20. und 21. Kapitel. Gerade diese Anfangs- und Schlußabschnitte des Evangeliums umschließen in geheimnisvoller Weise gleich einem Rahmen das kostbare Gemälde der Herrlichkeit, das unser Evangelium enthüllt, und sie bilden gleichsam ein Band zwischen der himmlischen und irdischen Herrlichkeit. Jene Anfangsabschnitte gehen von den Verheißungen des Alten Testamentes, die Schlußabschnitte von dem Boden der Auferstehung aus30. Die Kapitel 13 bis 17 aber zeigen etwas ganz anderes. Hier ist der Herr allein mit den Jüngern beschäftigt, und das nicht in dem Sinne, daß sie den Überrest Israels auf Erden bildeten, obwohl sie es in der Tat waren, sondern in der Weise, daß sie Fremdlinge auf Erden sein würden, so wie Er es jetzt war. Diese Tatsache, die nach dem Werke auf Golgatha eintrat - der Herr stellt Sich in den genannten Kapiteln hinter das Werk am Kreuze -, verbindet sie in wunderbarer Weise mit Ihm. Die Verbindung ist viel inniger als zuvor, wo es sich um die irdischen Dinge Israels handelte, inniger auch als in den anderen Evangelien. Hatte Sich nach der Darstellung des Johannesevangeliums der Fremdling vom Himmel zuvor nicht mit dem Überrest eins gemacht, jetzt tat Er es, indem Er sich auf den Boden des Werkes, das der Verherrlichung Gottes diente, stellte und die Jünger mit Ihm. Der göttliche Fremdling verband Sich in der tiefsten und wunderbarsten Welse mit denen, die von nun an Fremdlinge hienieden sein würden. Er tröstete sie ob Seines Weggehens. Er verstand ihren Kummer und ihren Weg inmitten einer Welt, die nichts von Ihm wissen wollte und Seine Jünger gleich Ihm verfolgen würde, weil sie weder den Vater noch Ihn erkannt hatte (Kap. 16,1-3). Ihr Herz sollte nicht bestürzt sein (Kap. 14,1-27). Zweimal sprach Er diese tröstlichen Worte und fügte schließlich hinzu: „Seid gutes Mutes, Ich habe die Welt überwunden.“ (Kap. 16,33) Wohl waren sie Fremdlinge in dieser Welt, aber ihr Teil war in den Wohnungen des Vaterhauses, und Er Selbst ging hin, die Stätte für sie zu bereiten (Kap. 14,1-3). Zudem würde Er sie nicht als Waisen lassen: Der Vater würde den Heiligen Geist in Jesu Namen senden, und Er würde Ihn von dem Vater senden (Kap. 14,26; 15,26; 16,7). In Kap. 17 endlich versetzt Er sie - wunderbare Tatsache! - an Seinen eigenen Platz und läßt sie teilhaben an Seiner Herrlichkeit. Was konnte es Höheres geben? Ein überströmendes, von Liebe überströmendes Herz offenbarte sich in diesen Stunden, und das kurz vor dem Weg ans Kreuz!
Zu diesen stillen Stunden im Obersaal und auf dem Wege zum Garten hatte die Welt keinen Zutritt. Judas, der Verräter, mußte noch gehen in die dunkle Nacht hinaus, um seine finsteren Pläne auszuführen; dann war der Herr mit den Seinen allein. Dann sprach Er diese göttlich erhabenen Worte, in vollkommener Ruhe, in tiefgefühlter Abhängigkeit von dem Willen des Vaters. Die Welt, die in Finsternis, in der Nacht des Todes lag, ratschlagte in den gleichen Stunden, wie sie Ihn finge und ans Kreuz brächte. Sie rückte mit Leuchten und Fackeln und Waffen an, um den Herrn der Herrlichkeit gefangen zu nehmen. Welche Gegensätze bergen doch diese Kapitel! Auf der einen Seite der Herr, der als Licht in die Welt gekommen war, auf daß jeder, der an Ihn glaubte, nicht in der Finsternis bleibe; (Kap. 12,46) in vollkommener Ruhe, vollkommenem Frieden führte Er Seine Jünger in die Geheimnisse Seiner Herrlichkeit ein. Auf der anderen Seite der Verräter in der
Nacht und die unruhigen Leuchten und Fackeln der bewaffneten Diener, die kamen, um den Herrn noch in der gleichen Nacht vor ihre Obersten zu bringen. Und der Sohn Gottes gab Sich in ihre Hand. Er tat es, um den Willen des Vaters zu erfüllen. Darum liebte Ihn der Vater, weil Er Sein Leben ließ. (Kap. 10,17)
Schluß folgt, s. G. w.
30 Zum besseren Verständnis sei die prophetische Bedeutung
dieser Abschnitte kurz erläutert: Kap. 1,35-42 weist vorbildlich auf den
Überrest Israels hin, der die christliche Gemeinde zu Anfang der
Apostelgeschichte bildet, Kap. 1,43-51 auf den Überrest am Ende der
Tage, der den Herrn Jesus als Sohn Gottes nach Psalm 2 erkennt und dem
Seine Stellung als Sohn des Menschen nach Psalm 8 geoffenbart wird. Kap.
2,1-11 zeigt den Herrn inmitten des Überrestes zu einer Zeit, da das
Wasser der Reinigung in den Wein der Freude verwandelt wird, das ist im
kommenden Segensreiche auf Erden.
Die Jünger in Kap. 20,19-23 kennzeichnen wiederum den Überrest zu Beginn
der Apostelgeschichte, jedoch in einem neuen und höheren Sinne, was aus
Vers 17 dieses Kapitels hervorgeht, Thomas in V. 24-29 den Überrest der
letzten Tage, der erst glaubt, wenn er gesehen hat. Der Fischzug in Kap.
21 zeigt den Überrest zu Beginn des Reiches, wenn durch das Evangelium
des Reiches die Fische aus dem Meere der Nationen herzugebracht werden -
die Heiden, die ins Reich eingehen. Der Herr steht am frühen Morgen am
Ufer; es ist der Morgen, an dem die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht mit
Heilung in ihren Flügeln (Mal 4).
Auch die Kapitel 11 und 12 behandeln die kommenden Ereignisse. Jedoch
handelt es sich da weniger um die Geschichte des Überrestes als um die
Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn als des Sohnes Gottes (Kap.
11,4), des Sohnes Davids (Kap. 12,13) und des Sohnes des Menschen (Kap.
12,23), Szenen, die damals eine letzte, freilich vergebliche Warnung an
die Juden bildeten.↩︎
Erstellt: 13.05.2024 22:00, bearbeitet: 27.10.2024 17:15