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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (12)Wie kam es? (12)
(Schluß).
Noch ein letztes Mal sammeln wir uns kurz um das so vielfach genannte Wort: „Wer da stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht falle!“ (1Kor 10,12), und da dieses Wort an sich deutlich genug redet, besonders für solche, die stets mitgelesen haben, so will ich kein weiteres Wort als Einleitung sagen, um den knappen Raum nicht mehr als nötig zu belegen.
Gern hätte ich noch ausführlicher geschrieben über Aaron, wie ich auf S. 157 dieses Jahres ankündigte, wo ich mich kurz mit ihm beschäftigte in Verbindung mit 4. Mose 12. Aber wenn ich auch auf das Hauptkapitel hinweisen darf, das uns Aarons Sünde zeigt und die Sünde, die er über das Volk brachte, wodurch er es sündigen machte: 2. Mose 32, so kann ich doch nicht mehr so eingehend betrachten, wie der Hohepriester dazu kam, „das Volk zügellos“ zu machen (V. 25, vgl. 21 mit dem herben Vorwurf Moses an ihn: „Was hat dir das Volk getan ...?“). Wohl war das Volk zügellos (V. 25), wohl war es widerspenstig und „hartnäckig“ (V. 9; man vergleiche dazu die neutestamentliche Beurteilung in Apg 7,39-41), so daß man einerseits sagen kann: Aaron, auf den doch damals noch nicht die ganze Würde des Hohepriestertums gelegt war (3Mo 8 u. 9), folgte nur ihrem bösen Willen, der sich dann auch so recht äußerte in V. 6 (Vgl. Apg 7,41)!. Aber andererseits war Aaron damals schon der stellvertretende Führer des Volkes (siehe 2Mo 4,14-16; auch 24,14)!, und als solcher hätte er ihre Ungeduld beschwichtigen können müssen (32,1), zumal er selbst doch auf dem heiligen Berge gewesen war und wußte, was mit Mose geschehen war! Aber dazu zeigte er sich unfähig, und so führte er (vorsichtig sei's gesagt)! selber das Volk in die Sünde hinein und entschuldigte sich dann später mit der argen Gesinnung des Volkes (V. 22)!. Sein Verhalten ist tiefbeschämend für uns alle und ein ernster Prüfstein für uns, die wir 1Kor 10,11 und Röm 15,4a kennen. Aber wenn wir nun fragen, „wie kam es“, daß Aaron sich so versündigte und andere, die auf ihn blickten, sündigen und sie zum Gespött machte (V. 25), so möchte ich nur eine einzige Schriftstelle dazu anführen, die uns das Zukurzkommen Aarons begreiflich macht und als Frage an uns vor uns steht: Als Hoherpriester sollte er (später) das Volk auf dem Herzen tragen, statt dessen verführte er dieses zur Sünde - wie weit war er damals von solch priesterlicher Gesinnung entfernt, wie sie sein Bruder Mose, der wahre Führer Israels, offenbart in V. 32! (Kap. 32, V. 32!! Man vgl. Paulus in Röm 9,3! Das ist wahre Priestergesinnung)! So kam es: in seiner Gesinnung war der Mangel, daher folgte er auch in der Tat! Die Gesinnung Jesu Christi (Phil 2,5) schützt uns vor Abgleiten, und wenn Aaron in wahrer, echter Gesinnungs- oder Herzensgemeinschaft mit Jehova gewesen wäre, dann hätte das ungeduldige Bitten des Volkes ihn nicht so überrascht, daß er nun seinerseits das Volk zu Fall brachte! Geliebte, nur wenn wir nichts zwischen den Herrn und uns kommen lassen (innerlich), werden wir gesegnet und zum Segen sein! Ein Aaron war aber - so groß er war - nie (auch später nicht) das, was ein Mose war - und wie oft ist ähnliches heute der Fall! Halten wir uns „nahe bei Jesu“, dann fallen wir nicht und bringen auch andere nicht zu Fall!
Einen kurzen Blick werfen wir im Vorbeigehen auf das „Wie kam es?“ bei dem großen Elia, den wir noch viel weniger kritisieren dürfen als Aaron. Mit jeder Kritik biblischer Menschen kritisieren wir uns selbst! - Auf des Elias Flucht vor Isebel (1Kön 19) - vgl. Petri Verleugnung vor einer Magd! (siehe S. 177ff.)! - möchte ich hier nur hinweisen in Verbindung damit, daß es bei einem anderen Gottesmann so ganz anders war, nämlich bei Paulus in Apg 20,24! Aber die fast unerklärliche Menschenfurcht bei dem gewaltigen Propheten Elias war doch nicht eigentlich nur solche für sich bestehende, sondern sie war vielmehr erst die Folge von seinem Enttäuschtsein darüber, daß die anfangende Erweckung Israels auf Ahab keine durchgreifende Wirkung gehabt hatte, und darum auf Isebel schon gar nicht. Und enttäuschte Leute, das sagte ich schon oft, begehen leicht Torheiten! Laßt uns, wenn wir je uns unter den Ginsterstrauch (V. 4) setzen, uns jedesmal genau prüfen, ob wir nicht selber schuld sind an dem erlittenen Zukurzkommen, und dann laßt uns, gleichsam das „Was tust du hier?“ von V. 9 u. 14 hörend, bereit sein, uns vom Herrn durch die Offenbarung Seiner Selbst zurechtbringen zu lassen! In Seiner Nähe verlernen wir das Sehen auf uns, und so werden wir fähig, nachdem wir „alles ausgerichtet“ haben, „zu stehen“! (Eph 6,13)
Und nun zuletzt - „wie kam es“ bei David? Wie bei Mose und anderen gehen wir nur zitternd an seine Beschämung heran und fragen erschüttert: Wie war es nur möglich? Und leise, eindringlich sagt die Antwort: Wenn zu einer Zeit, da die Könige ausziehen zum Kampf, ein David bequem und etwa des Kampfes überdrüssig daheim bleibt und seine Augen, statt sie auf seinen tapferen Helden (wie Uria)! ruhen zu lassen, umherschweifen läßt, dann „lauert die Sünde vor der Tür“ (1Mo 4,7), und die Katastrophe ist nicht weit (2Sam 11,1.2)!. Wachsamkeit! „Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommt!“ (Mt 26,41), so heißt es auch hier wie bei Petrus, Simson u. a. Und sich stets dessen bewußt bleiben, wer und was man ist und sein darf! „Standesgemäß man wandeln muß!“ Wir sind auch „Könige und Priester“ (Off 1,6), und uns gebührt eine königliche und priesterliche Haltung inmitten dieses bösen Zeitlaufs (1Pet 2,9.10). Aber davon ist nicht mehr zu reden; nur eins noch sei gesagt: Wohl selten ist eine biblische Persönlichkeit so tief gebeugt worden über sein Zukurzkommen wie der große, treue König David, der trotz jener Schuld (vgl. 1Kön 15,4.5) ein Vorbild blieb für spätere Zeiten (mit ihm wurden die späteren Könige stets verglichen)!, - aber wäre das wohl so gewesen, wenn er nicht eine so tiefe, bleibende Buße getan hätte, wie sie z. B. Ps 32 oder 51 zeigen? Wenn je bei uns ein tiefer Fall zu beklagen wäre, laßt uns handeln nach 1Joh 1,9, aufrichtig, und der Herr wird uns wieder zurechtbringen und vielleicht auch uns, wie David, anderen wieder zum Segen setzen können. „Wie kam es?“ Noch viele Typen der Schrift ließen sich nennen, z. B. Hiskia u. a.! Mögen wir alle weiter darüber forschen unter der Leitung Seines Geistes an Hand Seines Wortes! Mögen aber die vielen betrachteten Typen und Personen (über 40)! unsere Herzen berührt haben und noch berühren, auf daß der uns vom Herrn durch diese Aufsätze zugedachte Segen uns voll zunutze komme, was wiederum zu Seiner Ehre dienen würde! Laßt uns mehr und mehr nicht „Hörer allein“ sein, sondern in Wort, Wesen und Werk „Täter Seines Wortes“ werden nach Jak 1,22, und zwar in Seiner Kraft! (Gal 5,25) Seine Gnade genügt dazu! (2Kor 12,9) - „Wie kam es?“
F. K.