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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 6 -Jahrgang 1918/19
„Der Sohn des Menschen“ (3)„Der Sohn des Menschen“ (3)
Ich habe bisher in schwachen Worten zu zeigen versucht, daß die Selbstbezeichnung des Herrn Jesus, die des verkannten Messias, von Ihm angewandt wurde aus Liebe sowohl zu Seinem Ihn als Messias ablehnenden Volke wie auch zu der übrigen Welt, da Er gekommen war, „zu dienen und Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mt 20,28). War Er als der Immanuel, als Messias nicht anerkannt, so war damit Seine Gnade nicht erschöpft, Er trat in der Folge in einem umfassenderen Charakter auf, dem „des Sohnes des Menschen“, durch den Er allen Menschen in Gnade nahe kam.
In diesem Charakter sehen wir auch Seine Herrlichkeit als die Dessen, dem „der zukünftige Erdkreis“ (das Tausendjährige Reich) unterworfen ist (Heb 2,6). Nicht Engeln, sondern Ihm, dem wiederkommenden Herrn, ist derselbe unterworfen. Die Engel stehen höher als die Menschen, aber Er, „der zweite Mensch“, „der Sohn des Menschen“, einst hienieden der Gegenstand des Dienstes jener (Joh 1,51), wird in der Zukunft den Erdkreis beherrschen. Er als „Sohn des Menschen“, einst gleichsam einer von uns, der hienieden, wo wir Gott verunehrt haben, Gott völlig verherrlicht hat, Er hat in Seinem Charakter als Sohn des Menschen ein Recht an die Menschen, ja, auch das Recht, sie zu richten, Joh 5,27. Diese Stelle, in der Er auch nicht heißt „der Sohn des Menschen“, sondern „(ein) Sohn (eines) Menschen“ (d. h. ohne Artikel), leitet uns über zu Seiner richterlichen Herrlichkeit, in der Er erscheint in Off 1,13 u. 14,14, von denen die letzte Stelle fast in gleichen Worten redet wie Dan 7,13.14 (Ich muß mich aus Raummangel kurz fassen). Wir haben hier in Erfüllung der Daniel-Stelle (vgl. auch Ps 80,17-19) den Anbruch des verheißenen Reiches, beginnend mit Israels Erlösung. Diese kann nicht eintreten ohne vorangegangenes Gericht. Das Gericht über die dann lebenden Nationen, die Seinem Volk, Seinen Brüdern keine Liebe zuteil werden ließen - hier findet der grobe und feine Antisemitismus sein Gericht! -, wie auch das Gericht über Israel selbst muß dessen Erlösung vorausgehen (Mt 25,31-46; Lk 21,27.28; Off 14,14-16. u. 17-20; vgl. zu letzerem Jes 5,1-7 u. Ps 80,8.14)!.. Dann wird Dan 7,13.14 erfüllt sein, und der Herr Jesus wird nicht nur als Messias-König über Sein Volk Israel in Gerechtigkeit herrschen (Lk 1,32.33; Jes 32,1 usw)., sondern auch als „der Sohn des Menschen“ nach Ps 8 und Heb 2 über alles gesetzt werden, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt sein. Dann werden wir Ihm alles unterworfen sehen, was wir jetzt (nach Heb 2,
8) noch nicht sehen. Dann wird das Lied völlig wahr, das wir jetzt schon so gerne singen: „Jesus Christus herrscht als König, alles wird Ihm untertänig, alles legt Ihm Gott zu Fuß -, jede Zunge soll bekennen: Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muß!“ Dann ist Er, den ich im 2. Teil meiner unvollkommenen Betrachtung „den großen Unbekannten“ nannte, zu dem Er erst werden mußte, da der Mensch in Ihm, „dem Sohne des Menschen“, weder den Messias noch den Sohn Gottes erkannte, dann ist Er aller Welt bekannt als Herr und König, nachdem Er wahr gemacht hat, was Er Mt 26,64 (in dem Evangelium, das zuerst für Israel ist) gesagt hat: „Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels“ (vgl. Lk 21,27.28, d. h. in dem Evangelium, das den Herrn besonders als Menschen zeigt und daher in erster Linie für den Menschen im allgemeinen gilt). Von damals an, d. h. von Seinem Tode an, sah Ihn keiner, vor allem kein Ungläubiger (von denen Er nach Seiner Auferstehung überhaupt nicht mehr gesehen wurde), je wieder in diesem Charakter, dem Charakter der Güte und Menschenliebe, wie Er als Sohn des Menschen den Menschen nahe trat! (Saulus vor Damaskus sah Ihn nicht; Er wurde von Licht umstrahlt und hörte eine Stimme). Nur einer hat Ihn noch einmal gesehen in diesem Charakter, also als den Sohn des Menschen (Johannes auf Patmos sah „Einen gleich einem Sohne eines Menschen“), und das war Stephanus in Apg 7,56! Und zwar sah er Ihn stehend. Warum so? Weil das Zeugnis an Israel noch nicht völlig verworfen war und Er noch hätte wiederkommen können in Gnade. Seit Seiner völligen endgültigen Verwerfung sitzt der Sohn des Menschen, und so wird Ihn einst - wann? o, es wird nicht lang mehr währen! - Sein Volk und die dann lebenden Nationen sehen. Herrliche Aussicht!
Und doch weit überstrahlt von dem Licht unserer Berufung, d. h. der Gemeinde des Herrn, Seines Leibes, des Leibes Christi, erwählt aus Israel und den Nationen (Eph 2. u. 3) und der Zeit nach zwischeneingefügt zwischen die Verwerfung des Messias durch Sein Volk und dem Wiederkommen des Sohnes des Menschen zum Gericht und zum Reich!
Auch wir dürfen wandeln, gleich Stephanus vor seinem Märtyrertode, als Bürger der himmlischen Berufung, die durch Glauben Ihn schauen („wir sehen Jesum ...“ Heb 2,9) in den geöffneten Himmeln, die für uns geöffnet sind (Heb 12,19ff)., und dies Schauen wird nach 2Kor 3,18 auch unser Wesen in Jesu Bild umwandeln, wie es bei Stephanus der Fall war (vgl. Apg 7,59.60 mit Lk 23,34a u. 46). Sehen auch wir durch Glauben jetzt in Ihm „den Sohn des Menschen“? Gewiß - aber mehr als das: wir sehen Ihn als den großen Hohenpriester, den Sachwalter und vor allem auch als das Haupt Seines Leibes und als den für Seine himmlische Brautgemeinde bald wiederkommenden Bräutigam! Wie kostbar!
Gepriesen sei unser herrlicher Heiland und Herr, der alles, alles für uns ist, Er, der einst hienieden als „der Sohn des Menschen“ weilte in Gnade, „um zu suchen und zu retten, was verloren ist“, und der wieder dorthin aufgefahren ist, „wo Er zuvor war“! (Lk 19,10; Joh 6,62).
F. K.
Erstellt: 28.03.2024 19:58, bearbeitet: 29.10.2024 17:41