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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
Wohin gehst Du? ( 4) - Drei IrrlehrenWohin gehst Du? ( 4) - Drei Irrlehren
Die Erlösung des Menschen war bereits von Gott dem Vater und Gott dem Sohne beschlossen, ehe die Welten und mit ihnen die Menschen erschaffen waren. (Eph 1,4; Röm 8,29.30)
Wenn nun auch Gott der Vater in Seiner Allwissenheit die genaue Zahl derjenigen Menschen kennt, die sich einmal für Seinen Sohn entscheiden werden, so nimmt dies doch keineswegs dem einzelnen die freie Willensbestimmung. Der Gang zu Christo ist der einzige Schritt, den der Mensch selbständig tun kann. Vorher ist er ein Knecht Satans, nachher ein Knecht Jesu Christi. Die Prädestinationslehre, nach welcher die Menschen von vorneherein entweder zur Seligkeit oder zur Verdammnis bestimmt sind, ist also irreführend. „Gott, unser Retter, will, daß alle Menschen gerettet werden und zur vollen Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott, ebenso ein Mittler zwischen Gott und Menschen, nämlich Jesus Christus als Mensch, der Sich Selbst zum Lösegeld für alle hingegeben hat.“ (1Tim 2,3-6) Gott gibt jedem Menschen die gleichen Bekehrungsmöglichkeiten. Er haßt die Sünde und hat sie völlig gerichtet; aber Er liebt den Sünder und hat eine ewige Erlösung bereitet. Er will jedoch freiwillige Entscheidungen erzielen. Darum läßt Er Sich herab, die Menschen zu bitten, sich mit Ihm versöhnen zu lassen (2Kor 5,20). Er zwingt sie jedoch nicht.
Falsch ist auch die sogenannte
Allversöhnungslehre.
Es gibt keine Errettung nach dem Tode (Jes 38,18). Sonst wäre jede Verkündigung des Evangeliums in der gegenwärtigen Zeit überflüssig. Auch der reiche Mann weiß, daß ihm nicht mehr zu helfen ist; deshalb möchte er seine noch auf Erden lebenden Brüder vom Jenseits aus besonders gewarnt wissen. (Lk 16,27.28)
Es gibt nur zweierlei: ewig errettet (Off 22,5) oder ewig verloren. (Off 22,10.15)
Die Entscheidung über sein Geschick fällt der Mensch bereits auf dieser Erde (Joh 3,18). Auch das geistliche Leben des
Gotteskindes in Christo, der ja unser ewiges Leben ist, beginnt, wenn
auch zunächst unsichtbar (Kol 3,3), schon hier unten (
Das Gegenstück zur Allversöhnungslehre bildet die Allvernichtungslehre. Sie ist ebenfalls unbiblisch (Mk 9,44-48). Die Schrift spricht von ewigem Feuer (Mt 18,8), ewiger Strafe (Mt 25,46), ewigem Verderben (2Thes 1,9) und ewiger Verdammnis (Heb 6,2). Die Stelle Mal 3,19 betrifft ihrem offensichtlichen Zusammenhange nach nur die Vertilgung der „Gottvergessenen und Übeltäter“ von der Erde vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches. Ursächlich für die Entstehung beider Lehren sind offensichtlich menschliche Empfindungen und Gefühle, namentlich wohl für ungläubig gestorbene Verwandte, gewesen. Diese Regungen sind aber irdischer Natur und fallen in der Ewigkeit fort. (Gal 3,28; Kol 3,11)
Wie Gott mit solchen Menschenkindern verfahren wird, die nie die
Botschaft vom Kreuze gehört haben, wollen wir getrost Seiner
Gerechtigkeit überlassen. Einen Anhalt geben die Stellen
5. Stellung und Zustand.
Ein Christ ist ein Mensch „ohne Vergangenheit“. „Ihrer Sünden und Gesetzesübertretungen will. Ich nicht mehr gedenken.“ (Heb 10,17. Ebenso: Ps 103,12; Jes 38,17; 43,25; 44,22; 53,6; Micha 7,19; Sach 3,4; Joh 1,29; Röm 4,7.8; 6,7.22; 8,2; Kol 2,13; 1Pet 2,24; 1Joh 3,5)
Deshalb geht ein wirklich Bekehrter (nicht nur „Erweckter“: um einen
solchen handelt es sich in 2Pet 2,20-22; Heb 6,4-6; 10,26-30) nie
mehr verloren (Jes 43,1; Joh 5,24; 6,51; 10,27-30; 11,25.26;
Jesus restlos erfüllt. Sein Leben „zur Rechten der Majestät Gottes in der Höhe“ (Heb 1,3) ist unwiderlegbarer Beweis dafür! Wäre unsere ewige Errettung abhängig von unserem treuen Wandel, so würde sie die Frucht unseres geheiligten Lebens bilden, mithin unser Werk sein. Alle unsere Tugenden sind aber „wie ein besudeltes Gewand“ (Jes 64,6). Auch wäre die Verantwortung wieder auf unsere wunden, tragunfähigen Schultern zurückgelegt. Dem widerspricht jedoch der Charakter unserer Errettung: umsonst (Jes 55,1; Off 22,17), als freie Gnadengabe Gottes (Röm 6,23), durch den Glauben. (Apg 16,13)
Der Herr gibt darum Wollen und Vollbringen (Phil 2,13); Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens (Phil 1,6; Heb 12,2). Eine an Bedingungen geknüpfte Gnade ist keine Gnade; die Bibel kennt keine „Strafaussetzung mit Bewährungsfrist“. Wen Gott einmal als Kind angenommen (wiedergeboren) hat, den verstößt Er nicht wieder (Röm 8,15.16.38.39; Eph 2,19-22). Auch beginnt ja für uns das ewige Leben bereits mit unserer Bekehrung: ewiges Leben schließt aber begrifflich ein Aufhören aus. (Joh 11,24-26; 17,2.3)
Wie steht es nun mit der sogenannten „Sünde wider den Heiligen Geist“? Der Ausdruck selbst findet sich nirgends in der Schrift. Die Bibel spricht:
1. Vom Widerstreben gegenüber dem Heiligen Geiste (Apg 7,51);
2. vom Schmähen des Geistes der Gnade (Heb 10,29);
3. von der Lästerung des Geistes oder dem Reden wider den Heiligen Geist (Mt 12,31.32; Mk 3,28.29; Lk 12,10);
4. vom Versuchen und Belügen des Heiligen Geistes (Apg 5,3.9);
5. vom Betrüben des Heiligen Geistes (Eph 4,30) und schließlich
6. vom Unterdrücken (Dämpfen oder Auslöschen) des Heiligen Geistes. (1Thes 5,19)
Alles dies sind Sünden wider den Heiligen Geist. Die ersten drei werden von den Weltkindern, die letzten drei von
Gotteskindern begangen, wie der Zusammenhang der angeführten Schriftstellen deutlich ergibt.
Für unsere Betrachtung kommen nur die ersten drei in Frage. Sie haben das Gemeinsame, daß sie nicht vergeben werden. Bei der Lästerung des Geistes wird diese Tatsache ausdrücklich ausgesprochen, bei den anderen beiden Schriftstellen wird ebenfalls über die Folge dieser Versündigungen kein Zweifel gelassen. Wie ist dies zu erklären?
Die Aufgaben des Heiligen Geistes sind sehr mannigfacher Art. Wir müssen unterscheiden zwischen Seiner Tätigkeit gegenüber Gotteskindern und gegenüber Weltkindern. In bezug auf letztere sagt das Wort Gottes, daß Er die Welt überzeugen wird von der Sünde, von der Gerechtigkeit und von dem Gericht. (Joh 16,8)
Der Heilige Geist ist also bestrebt, den Menschen zur Buße zu leiten (Röm 2,4), ihn zu Christo zu führen. Wer nun dieser Arbeit des Geistes Gottes an seinem Herzen und Gewissen beharrlich und bewußt widerstrebt (Apg 7,51), der verfehlt dadurch den einen Weg, der allein zum Vaterherzen Gottes führt. Und so wird ihm sein gewollter Unglaube (Mt 23,37) zu der einzigen unvergeben bleibenden Sünde, weil ihm somit durch eigene Schuld die Möglichkeit genommen wird, Vergebung aller seiner Sünden durch die gläubige Annahme des Sühnopfers Christi zu erlangen.
Dieser bewußte und gewollte Unglaube, wie er uns z. B. bei den Juden bei der Steinigung des Stephanus entgegentritt (ein beharrliches, unbeugsames Widerstreben, vgl. auch 2Kön 17,14; Spr 29,1), kennt noch zwei Steigerungen. Er erkühnt sich in frecher Verblendung, den Geist der Gnade zu schmähen (Heb 10,29), und er lästert ihn endlich sogar als Satansgeist. (Mt 12,31.32; Mk 3,28.29; Lk 12,10)
Der Herr Jesus Christus trieb die Dämonen durch den Geist Gottes aus. (Mt 12,28) Die Pharisäer dagegen sagten: „Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch Beelzebub, den Obersten der Dämonen.“ Das ist die Lästerung des Geistes, die den Menschen nicht vergeben wird. -
Verschieden von unserer herrlichen Stellung in Christo ist aber unser praktischer Zustand (Röm 6,11; 1Kor 15,31; Phil 2,12; 1Tim 6,12). Die Schrift trennt beide Seiten unseres neuen Lebens klar und deutlich. Unser
Zustand wird erst dann unserer Stellung restlos entsprechen, wenn wir „Ihn sehen werden, wie Er ist“ (1Joh 3,2). Bis dahin sollen wir heranreifen „zum Vollmaß des Wuchses in der Fülle Christi“. (Eph 4,13)
Durch untreuen Wandel können wir uns um den Lohn bringen (1Kor 3,12-15; 2Tim 2,5). Glaube und Seligkeit, Wandel und Lohn sind untrennbar (1Kor 9,24.25; 2Tim 4,8; 2Joh 8; Jak 1,12; Off 3,11; 22,12). Darum: „Seid wachsam, stehet fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark!“ (1Kor 16,13) „Wenn aber das Werk jemandes verbrennt, so wird er den Lohn einbüßen; er selbst wird zwar gerettet werden, aber so, wie einer, der bei einem Brande nur mit dem nackten Leben davonkommt.“ (1Kor 3,15)
Darum wollen wir weder an der Hochmutsklippe noch an der Schwermutsklippe scheitern, sondern bestrebt sein, daß uns „der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus in reichem Maße gewährt werde“. (2Pet 1,3-11)
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!
H. J. M.