Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 11 -Jahrgang 1926
Mitarbeiter GottesMitarbeiter Gottes
Wenn wir an dem Bau Gottes mitarbeiten wollen, so müssen wir mit göttlichem Material und in göttlicher Weise arbeiten. Das sind zwei Erfordernisse, die, wenn sie bei uns mangeln, verhängnisvoll für den Bau werden. Das einzige gute Material ist das reine, unverfälschte Wort Gottes, und die göttliche Weise, zu bauen, ist in der Liebe und Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und in der Gemeinschaft mit Ihm empfangen wir das geistliche Verständnis Seiner Gedanken und Wünsche.
Wenn eins der genannten beiden Dinge fehlt, so ist ein Mangel in dem wirklichen Dienst für die Heiligen. Wir mögen den Wunsch und den Vorsatz in unserem Herzen tragen, Mitarbeiter Gottes zu werden, und doch noch nicht für diesen Dienst von Gott zubereitet sein.
Mose war durchaus aufrichtig in seinem Vorsatz, Jehova zu dienen, und er hatte Opfer dafür gebracht, aber im Anfang schlug ihm alles fehl, erst als er er nach Verlauf von 40 Jahren nach Ägypten zurückkehrte, wurde er mit dem Worte des Herrn betraut und besaß die Geduld und Gnade eines wahren Dieners. Dann erst war sein Dienst wirksam, wenn sich ihm auch oft große Schwierigkeiten entgegenstellten, daß er fast davon überwältigt wurde. Es ist nicht selten, daß eifrige Diener im Anfang oft Fehler machen, daß sie wie Petrus, der auch sehr eifrig war, irgend ein rechtes Ohr abhauen.
David hatte auch den aufrichtigen Wunsch, Jehovas Tempel zu bauen. Obwohl es recht war, daß er diesen Gedanken in seinem Herzen trug, Gott in dieser Weise zu dienen, so wurde ihm doch vom Herrn das Bauen nicht gestattet, weil der Charakter seiner früheren Dienste ihn davon ausschloß.
Salomo anderseits, obschon er hoch mit Weisheit begabt war, die ihn völlig zum Dienst befähigte, mangelte es an der rechten göttlichen Weise, weil er seine eigene Befriedigung suchte.
Es ist köstlich, zu sehen, welche Mühe der Herr Sich oft gibt, um Seine Diener zur Mitarbeit an dem großen Bau Gottes geschickt zu machen. Auch die genannte Erkenntnis des Wortes Gottes wird keinen wirklichen Erfolg haben, wenn sie nicht in der Liebe angewandt wird (1Kor 13). Jemand mag das rechte Wort haben und doch nicht fähig sein, es in seiner Kraft darreichen zu können, weil es ihm an jener Selbstlosigkeit mangelt, durch welche allein das Wort Gottes wirksam dargestellt werden kann. Wenn die Wahrheit in unserem Leben nicht lebendig dargestellt wird, so schwächen wir die Kraft der Wahrheit.
Wirksame Belehrungen finden statt, wenn jemand mit Gideon sagen kann: „Wie ich tue, so tut auch ihr“, oder wie der Apostel: „Wir gaben uns selbst euch zum Vorbilde, um uns nachzuahmen“ (2Thes 3,9), und wiederum: „Seid zusammen meine Nachfolger, Brüder“ (Phil 3,17), und weiter: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi“ (1Kor 11,1).
Möchten wir doch auf uns achten, daß nichts in uns sei, wodurch das Wort in seiner Wirkung gehindert werden könne! Dem Diener des Herrn ist die Verheißung gegeben: „Wenn du das Köstlichste vom Gemeinen ausscheidest, so sollst du wie Mein Mund sein“ (Jer 15,19).
Wir müssen in erster Linie selbst in unserem Herzen und in unserem Leben praktisch dem Worte Gottes unterworfen sein, denn bei uns, die wir das Wort lehren, muß die Wirkung desselben zuerst gesehen werden. Wenn das nicht der Fall ist, so werden wir anderen nicht von Nutzen sein können. Jakobus (3,1). sagt deshalb: „Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisset, daß wir ein schwereres Urteil empfangen werden“, und er begründest dieses damit, daß er hinzufügt (V. 2): „Denn wir alle straucheln oft“.
Ein Mitarbeiter Gottes zu sein ist eine für das Fleisch mühevolle Sache. Der Apostel sagt über seinen Dienst in Ephesus: „Gedenkt, daß ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, einen jeglichen von euch mit Tränen zu ermahnen“ (Apg 20,31). An diesem Fleiß und dieser Ausdauer sollen wir uns ein Beispiel nehmen.
Unser erstes Ziel sollte sein, daß das Wachstum der Heiligen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus gefördert werde, und nicht nur, Seelen zum Anschluß an die Gemeinde zu bringen. Ist das unser erstes Ziel? Dann wird durch den Dienst des Wortes die Schläfrigkeit in der Gemeinde verschwinden und sich mehr Tätigkeit für den Herrn und Liebe und Gnade untereinander zeigen.
Wenn wir nicht Anstoß oder Ärgernis geben wollen, auf daß der Dienst nicht verlästert werde, so bedarf es vieler Gnade und Selbstbeherrschung auf unserer Seite. Welch eine Macht der Gnade Gottes offenbarte sich in Paulus, der da sagen konnte: „In allem erweisen wir uns als Gottes Diener, in vielem Ausharren, in Drangsalen, in Nöten, in Ängsten, in Streichen, in Gefängnissen, in Aufständen, in Mühen, in Wachen, in Fasten, in Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Gütigkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe, im Worte der Wahrheit, in der Kraft Gottes; durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken; durch Ehre und Unehre, durch böses Gerücht und gutes Gerücht, als Verführer und Wahrhaftige, als Unbekannte und Wohlbekannte, als Sterbende, und siehe, wir leben; als Gezüchtigte und nicht getötet; als Traurige, aber allezeit uns freuend; als Arme, aber viele reich machend; als nichts habend und alles besitzend“ (2Kor 6,4-10).
Wir sehen oft, daß Diener am Wort, die zwar wenig Licht und
Erkenntnis haben, deren Leben aber unter der Kraft des Wortes steht,
viel geschickter und wirksamer in dem Dienste sind als andere, die
vielleicht mehr Licht besitzen, aber deren Leben nicht so sehr der
Spiegel des Wortes ist. Es ist eine sehr ernste Tatsache, daß die Fehler
des Dieners dem Worte die Kraft nehmen und seine Fehler sich oft noch
vergrößert in denen zeigen, denen er dient. Der Knecht sagte in seinem
Herzen: „Mein Herr verzieht zu kommen“, und dann finden wir ein wenig
später: „Und sie wurden alle schläfrig und schliefen ein“ (
Der Herr hält gewissermaßen den Diener für den Zustand der Heiligen verantwortlich, welchen er dient. Johannes ermahnt die Gläubigen, indem er es ihnen als einen Beweggrund zur Treue darstellt: „Daß wir nicht beschämt werden vor Ihm bei Seiner Ankunft“. Möchten wir, so viele wir am Worte dienen, dieses recht in unser Herz nehmen, nicht beschämt zu werden vor dem Herrn bei Seiner Ankunft wegen des Zustandes der Gläubigen.
Wenn das lebendiger vor unserem Herzen steht, so werden wir um das geistliche Wohlergehen der Heiligen besorgt sein. Paulus sagt: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei Seiner Ankunft? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude“ (1Thes 2,19.20). Und Johannes sagt: „Sehet auf euch selbst, daß wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen“. Und weiter lesen wir Heb 13,17: „Denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft geben sollen“. Solche Schriftstellen legen uns den Ernst des Dienstes tief ins Herz. Und doch ist es ein gesegnetes Werk, das unsagbar köstlichen Lohn mit sich bringt.
Bauen wir aber „Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird; und welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das Feuer bewähren. Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn das Werk jemandes verbrennen wird, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird errettet werden, doch so wie durchs Feuer“ (1Kor 3,13-15). Jenes Material, welches das Feuer nicht aushält, ist das, was dem natürlichen Sinn und dem Herzen der Menschen entspricht. Es paßt sich unserem Auge und unserem natürlichen Geschmack an, aber es ist nicht göttliches Material und göttliche Weise.
Die sieben Sendschreiben in Off 2 und 3 zeigen uns den fortschreitenden Verfall der Gemeinde, und wir können darin Grad für Grad die zunehmende Entfremdung von Christus sehen. Ephesus verließ, obwohl es die Bösen nicht ertragen konnte, die erste Liebe. Nach der äußeren Seite hin war man bedacht, alles Böse fern zu halten, nach der inneren Seite fehlte es jedoch an der Treue. Der größte Schatz wurde preisgegeben, und trotz aller Antipathie gegen das Böse wurden sie doch in der Folge unfähig, noch als Leuchter da zu stehen. Klein war der Anfang, aber er führte Schritt für Schritt hin zum Zustand von Laodicäa, welches sich des mit dem natürlichen Verstand erworbenen Besitzes von Lehren und Schriftkenntnis rühmte und auf große, in den menschlichen Augen glänzende Resultate hinweisen konnte, während Christus Selbst draußen stand. Laodicäa ist das Bild der Welt, die durch das Christentum Wohltaten empfängt, aber Christus Selbst vollständig übersieht.
Möchten wir alle, die wir berufen sind, dem Herrn zu dienen, von Ihm Gnade erflehen, daß wir davor bewahrt bleiben, mit menschlichem Material und menschlicher Geschicklichkeit zu arbeiten, um dem Geschmack der Ungeistlichen zu gefallen. Möchte das göttliche Material, das reine Wort Gottes und die göttliche Bauweise der Liebe und der Gnade unseres Herrn Jesus Christus bei uns zum Segen des Volkes Gottes gefunden werden!
S. (v. d. K).