verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (4)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (4)
In den vier schon erschienenen Lieferungen beschäftigten wir uns mit acht Dingen, zu denen wir „jederzeit bereit“ sein möchten: 1. auf das Kommen des Herrn, 2. zum Sterben, 3. zum Leiden, 4. zum Leben, 5. zum Dienen, 6. zum Gehorchen, 7. zum Lieben, 8. zum Beten! Möge der Herr uns zeigen, wie wichtig dies alles ist, und zwar heute mehr denn jemals zuvor!
In vorliegender Lieferung will ich nur ein wenig auf einen 9. Punkt eingehen, um dann in dem nächstfolgenden Heft, so Gott will, ganz kurz etliche Dinge zu nennen, die uns „jederzeit bereit“ finden sollten, worauf ich dann daran anschließend, s. G. w., auf den Gegenstand zu kommen gedenke, der in der dem Aufsatz zugrunde liegenden Stelle uns ans Herz gelegt ist. - Heute also: „Seid aber jederzeit bereit“ ...
9. zum Glauben!
Wenn das Gebet (vgl. vorige Lieferung)! so überaus wichtig, weil unersetzlich, ist, so das Gebet im Glauben noch ganz besonders, vielmehr unser Beten sollte stets im Glauben sein! „Das Gebet des Glaubens“ (Jak 5)! - wie mächtig, wie gesegnet ist das doch! Ach, daß wir alle, alle „Gläubigen“ - welch eine Bezeichnung - „gläubig“!! - doch mehr im Glauben beten möchten! Was könnte dann alles geschehen! „Habt Glauben an Gott!“ (Mk 11,16)
Also zum Zwecke des erhörlichen Gebets ist Glauben nötig, aber nicht nur allein zu diesem Zwecke! Der Glaube ist eine der unerläßlichen Vorbedingungen für die geöffneten Segenshände unseres Gottes, die bereit sind, wahrlich „jederzeit bereit“, uns mit Herrlichkeiten zu überschütten (Joh 11,40, vgl. vor. Lief. S. 86)!, aber der Glaube ist ebenso unerläßlich für unseren ganzen Wandel, wie das Wort sagt: „Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen!“ (2Kor 5,7) Ein Glaube, der erst sehen will, wird vom Herrn getadelt, wenigstens für die jetzige Haushaltung der Familie Gottes und der Jetztzeit: Thomas war noch nicht in das Verständnis der Familienbeziehungen Gottes eingegangen, als er zu „sehen“ wünschte, um glauben zu können! (Vgl. Joh 20,
17.24! 25-29) An einem späteren Tage wird Israel zu sehen bekommen, wie es dies einst vor'm Kreuze seines verworfenen Messias wünschte. (Mk 15,32! Off 1,7)!
Was bedeutet denn „Glauben“? Viel ist schon über den Glauben geschrieben worden, u. a. ja auch von dem teuren Bruder General von Viebahn, der nun schon seit 18 Jahren daheim ist, in seinem Heft „Was heißt Glauben?“ Aber es ist, wie bei den Schriften über das Beten: man wird nie fertig mit diesen unerschöpflichen Gegenständen aus der Rüstkammer Gottes. Und je mehr man liest oder forscht über diese Dinge, desto mehr empfindet man den Abstand zwischen den herrlichen Ermahnungen zum Glauben und dem eigenen, oft so mangelhaften praktischen Glauben! „Seid aber jederzeit bereit“ - zum Glauben!
Der Glaube! Die Schrift redet, soweit ich sehe, vom Glauben in vierfacher Wirkungsweise: 1. vom Gläubigwerden der Unbekehrten (von dem Sich-Ihm-Anvertrauen, Seinem-Opfer-Trauen), siehe z. B. Apg 10,43 oder 16,30.31; 2. vom Gläubig-geworden-sein der Glaubenden, z. B. Röm 4 und Röm 5,1ff.; 3. von ihrem fortgesetzten Glaubenswandel und Glaubenskampf, z. B. 2Kor 5,7; Heb 11,27; 1Tim 6,12 und 2Tim 4,7; 4. vom Glauben als dem Inbegriff dessen, was wir glauben auf Grund der Schrift, d. h. vom christlichen, heiligen Glauben (Judas V. 20 oder V. 3! oder 1Joh 5,4). Ebenso zeigt uns andererseits das Wort den Glauben in einer vierfachen Praxis oder Erfahrungstatsache, d. h. Glauben ist: 1. Vertrauen und 2. Gehorsam - dem, dem ich vertraue, dem muß ich auch gehorchen, sonst ist mein Vertrauen ein leeres Wort, und dem, dem ich gehorche, dem muß ich auch vertrauen, sonst ist mein Gehorsam tote Gesetzlichkeit -; 3. Rechnen mit Gott und Seinen Verheißungen; 4. Annahme und Verwirklichung (im Leben)! derselben (Heb 11,1) - ich darf nicht sagen, daß ich mit Gott rechne, wenn ich in der Praxis Ihn und Sein Wort verleugne, erst die tägliche tätige Verwirklichung meines Rechnens mit Gott und Seinem Wort zeigt den Wert des Glaubens! Alles dieses und noch mehr sieht man in dem kostbaren 11. Kapitel des Hebräerbriefes, worauf einzugehen sich hier erübrigt. Aber man mache doch z. B. mal Ernst mit V. 1 im Blick auf V. 27!
- Sehr wichtig ist auch das Wort vom Glaubensgehorsam, Röm 1,5 u. a.
Wir dürfen uns aber nie hineinsteigern in ein Glaubenwollen von allem möglichen, wozu das Wort uns keine Grundlage gibt. Unendlich viele Enttäuschungen liegen auf diesem Gebiet mit nachfolgenden „Glaubensschiffbrüchen“ (1Tim 1,19), und zwar einfach deshalb, weil man meinte, im selbsterwählten, nicht durch den Geist bewirkten Glauben alles mögliche, was Gott gar nicht wohlgefällig war, sich nehmen zu dürfen, z. B. Gesundheit oder sonstige irdische Güter. Man verstand das Wort Mk 11,24 mechanisch anstatt geistlich und kam so zu Entgleisungen, die manchmal die traurigsten Folgen zeitigten. Wohl ist „dem Glaubenden alles möglich“ (Mk 9,23), aber nimmermehr ist uns möglich, alles zu glauben, d.h. alles, was wir möchten, sondern „nur“ das, was „nach Seinem Willen“ ist, und ob es das ist, darüber entscheidet Sein Wort, das Er uns durch Seinen Geist lebendig macht und das den Glauben wirkt. (Röm 10,17)!
Doch genug mit diesen äußerlich so einfachen, tatsächlich aber doch schwierigeren Dingen, schwierig aber nur, weil wir im allgemeinen so wenig praktisch im Worte leben. Wer im Worte lebt, der weiß, mit wem er rechnen darf. Hatte Abraham sichtbare Schwierigkeiten, Glaubensvertrauen zu betätigen? Er ist unser „Vater“ (Gal 3) und er kann uns gute Unterweisung im Glauben geben, vgl. Röm 4,19-21! Wer daraus nicht lernt, der lernt nie, recht praktisch zu glauben. Sehen wir nicht viel zu viel auf die Umstände, Geliebte? Sollten wir nicht mehr rechnen mit Gott, rechnen mit Seiner Liebe, rechnen mit dem Herrn und Seinen Verheißungen? Was würden wir dann erleben! Laßt uns - endlich sei's betont! - „jederzeit bereit“ sein, den gottgegebenen Verheißungen zu trauen! Nicht darauf kommt es an, Glaubenserfahrungen machen zu wollen - etwa um damit zu glänzen?! -, die Gottes Wort uns nicht verheißen hat, sondern darauf, „jederzeit bereit“ zu sein, Sein Wort im Vertrauen und Gehorsam zu verwirklichen, dann werden wir Erfahrungen machen, und zwar immer aufs neue, die uns die Wirklichkeit der Nähe Gottes gleichsam innerlich so spürbar (nicht gefühlsmäßig)! machen, daß wir „wandeln an Seiner Hand, wenn wir sie auch nicht sehn“, wie es in einem schönen Liede heißt. So wandelten Henoch, so Noah (Heb 11,7)!, so Abraham, so Joseph, so Moses (Heb 11,27), so David, so Elias und Elisa, so Daniel, so Esra und Nehemia usw., so auch Stephanus, Paulus und auch Petrus (vgl. z. B. Apg 10)! und so vor allem unser geliebter Herr Jesus, Dessen vorbildliches irdisches Glaubensleben uns in Heb 12,1-3 u. a. gezeigt ist. „Lasset uns hinschauen auf Jesum, den Bahnbrecher und Vollender des Glaubens!“ (V. 2)
Genug der Worte - laßt uns nun zu Taten schreiten! Lasset uns „jederzeit bereit“ sein zum Glauben und Glaubens- d. i. Vertrauensgehorsam! Wir wissen doch, wem wir glauben und „wem wir geglaubt haben“ (2Tim 1,12), und Er wird uns nie enttäuschen, wie er z. B. den Glaubensmann Georg Müller „nie enttäuscht“13 hat. Es kommt nur darauf an, ob wir nach Jak 1,22 „Täter Seines Wortes“ sein wollen, also ob wir „jederzeit bereit“ sein wollen - zum Glauben!
Der Herr vermehre uns diese Bereitwilligkeit!
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!
F. K.
13 „Nie enttäuscht!“ heißt die Lebensbeschreibung von Pierson über jenen Glaubensmann, der ein wunderbares Vorbild war!↩︎