Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Jak 5,10-11 - Voll innigen Mitgefühls und barmherzigJak 5,10-11 - Voll innigen Mitgefühls und barmherzig
In der Welt, die Christus, unseren Herrn , verworfen hat, haben wir nichts anderes als Haß, Verfolgungen und Leiden aller Art zu erwarten. Der Herr Jesus sagte dieses Seinen Jüngern zuvor: „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie Mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“, und wiederum: „Es kommt die Stunde, daß jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst darzubringen.“ (Joh 15,20; 16,1) Sind wir mit dem verworfenen Christus eins gemacht, so werden wir auch dieselbe Behandlung von seiten der Welt erfahren, die Ihm zuteil wurde. Deshalb werden alle, die gottselig leben wollen, verfolgt werden.
Der Herr in Seiner Liebe zu den Seinigen leitet sie unter Seiner erziehenden und züchtigenden Hand (welche Wege und Werkzeuge Er dazu auch immer gebrauchen mag), um Sein Ziel und „Ende“ mit ihnen zu erreichen. Der Weg durch diese Wüste hienieden kann deshalb kein angenehmer und leichter für sie sein. Hiervon spricht Jakobus in diesem Kapitel. Er zeigt den Brüdern einige Quellen ihrer Leiden und weist sie tröstend auf das Kommen des Herrn hin und erinnert sie an die Leiden und die Geduld der Heiligen der früheren Tage sowie an das Mitgefühl und die Barmherzigkeit des Herrn auch in den Wegen Seiner Erziehung und Züchtigung.
Zuerst ermutigt er diese armen und bedrängten Heiligen, auszuharren, und bittet sie, die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, als Beispiele der Leiden und der Geduld anzuschauen. Er ruft aus: „Siehe, wir preisen die glückselig, welche ausgeharrt haben.“ Zuvor hatte er ihnen geschrieben: „Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet, da ihr wisset, daß die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.“ (Jak 1,2.3) Die Welt würde dieses als ein schreckliches Mißgeschick ansehen, aber ein Kind Gottes, welches nur ein wenig in die Gedanken Gottes eingegangen ist und Seine Ziele mit Seinem Volke kennt, versteht etwas von dieser Freude in den mancherlei Versuchungen, denn es weiß sich in der Hand des Herrn , der voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, und daß reiche und unerforschliche Segnungen das Ziel und Ende aller Seiner Wege mit ihm sind.
Gottes Gedanken und Wege sind anders und höher als die der Menschen. So sehen wir oft, daß gerade jene, in deren Häusern bittere Not Einkehr gehalten oder die durch schwere Leiden und Kümmernisse gehen, die besonderen Gegenstände Seiner Liebe und Gnade sind. Ja, der Apostel nennt geradezu diejenigen glückselig, die die Versuchungen, die Prüfungen, erdulden und darin bewahrt werden. In vollkommener Weise sehen wir dies in dem Pfade des Herrn Selbst durch diese Welt. Als Er uns in Heb 12,2 als das vollkommene Beispiel des Glaubens vor Augen gestellt wird, geschieht es mit einem Hinweis auf das Kreuz, das Er auf Seinem Wege erduldete. Und dieser Hinweis läßt uns nach dieser Seite hin Sein ganzes Leben erkennen.
Als ein Beispiel für seine Belehrungen weist Jakobus auf die Geschichte des schwergeprüften Hiob hin. Hat jemals ein Gläubiger mehr und schmerzlicher gelitten als Hiob? Alles, was ihm in dieser Welt teuer war, wurde ihm genommen: Kinder, Besitz, Gesundheit, und zuletzt kam sein eigenes Weib zu ihm, das, verbittert durch die vielen Leiden, ihn aufforderte, Gott zu fluchen und zu sterben. Man möchte fragen: War Hiob da noch ein glücklicher Mann? Nicht, daß Hiob glücklich war, fast über Vermögen versucht zu werden, glücklich aber war er, sich in seines Gottes Hand und Sorge zu wissen. Und von dieser Hand wurde er zu dem sicheren Ziel, zu überströmenden Segnungen geführt. Seine unsagbaren Leiden waren für die Gegenwart nicht Freude, sondern Schmerz und Elend, aber sie führten hin zur Erlangung der friedvollen Frucht der Gerechtigkeit, weil er durch sie geübt wurde. Jakobus konnte deshalb seinen Brüdern schreiben: „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, daß der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.“ „Das Ende des Herrn “ finden wir in den letzten Kapiteln der Geschichte Hiobs. Gott hatte das Ziel Seiner Wege mit Hiob erreicht, und Sein Ende waren Segnungen und Gnadenerweisungen, wie sie Hiob nie zuvor gekannt hatte. Diese Fülle von Segen, die Hiob, nachdem er ausgeharrt hatte, zuteil wurde, bewies das innige Mitgefühl und die Barmherzigkeit des Herrn .
Vielleicht sind auch unter unseren Lesern solche, die so unter dem Druck der Leiden und Entbehrungen stehen, daß Zweifel an Gottes Liebe in ihren Herzen aufsteigen wollen. Gerade die schweren Umstände und Lagen benutzt der Satan, um mit allerlei und feinen Versuchungen an uns heranzutreten und unser Herz zu betören. Die Tatsache, daß Gott Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, sollte uns Beweis Seiner Liebe genug sein, um den Versucher abzuweisen! Aber wenn Zweifel und Unglaube uns umstürmen, wie leicht ist unser Herz dann mutlos, weil Seine Wege uns dunkel sind! Und doch ist Sein Herz voll innigen Mitgefühls mit uns. Wir lernen dies auch auf Seinen Wegen mit Ephraim. Ephraim halte gefehlt und ging nun durch tiefe, tiefe Wege, den Herrn suchend. Und welch ein inniges Mitgefühl und Erbarmen finden wir da bei dem Herrn . Er spricht: „Ist mir Ephraim ein teurer Sohn oder ein Kind der Wonne? Denn so oft Ich auch wider ihn geredet habe, gedenke Ich seiner doch immer wieder. Darum ist Mein Innerstes um ihn erregt; Ich will Mich gewißlich seiner erbarmen, spricht Jehova.“ (Jer 31,20) Und wiederum sagt Er durch den Mund Hoseas (Kap. 11,8) voll Erbarmen: „Wie sollte Ich dich hingeben, Ephraim, dich überliefern, Israel? Wie sollte Ich dich wie Adama machen, wie Zeboim dich setzen? Mein Herz hat sich in Mir umgewendet, erregt sind alle Meine Erbarmungen.“ Das Allergewisseste, was wir in dieser Welt wissen, ist, daß der Herr Sein Volk liebt. Alle Seine Wege mit uns können nur von uns in dem Lichte Seiner Liebe verstanden werden. Sein Gnadenvorsatz ist, uns zu segnen, und aus Seinem Worte wissen wir, „daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind. Denn welche Er zuvorerkannt hat, die hat Er auch zuvorbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“. (Röm 8,28.29)
Leuchtet das Licht des Ratschlusses Gottes in unsere Seele, so haben wir den Schlüssel für das Verständnis Seiner Wege mit uns. Laßt uns deshalb nie an Gottes Liebe zweifeln, so schwer auch die Umstände uns bedrücken mögen! Er ist barmherzig und voll innigen Mitgefühls.
D. - A. v. d. K.