Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (3)Wie kam es? (3)
(Fortsetzung).
Da wohl jeder Leser dieser Lieferung auch die ersten beiden dieses Jahres zu seiner Verfügung hat, so kann ich mir eine ausführliche Einleitung ersparen, da das, was ich mit diesem Aufsatz bezwecke, besonders in Lieferung 1 genügend beschrieben ist: Wie kam es, daß Personen der Bibel nicht die Ziele erreichten, die Gott ihnen vorbehalten hatte? Wie kam es, daß mancher einen tiefen Fall tat, bei dem ein Siegesleben das Selbstverständlichere zu sein schien? Wie kam es, daß Vorrechte verscherzt wurden, daß man nicht auf der geistlichen Höhe blieb, daß aus einem zugesprochenem Segen ein Fluch werden mußte usw., usw.? Ja, „wie kam es“? ... 1Kor 10,12.
Die Persönlichkeiten, die uns bisher beschäftigten, waren
Saul - Jonathan - Orpa - Demas, und zwischen hinein warfen wir einige Blicke auf Israel.
Heute wollen wir uns aus Raummangel nur einen Mann ansehen, dessen Weg schon oft zu den schmerzlichsten Betrachtungen Anlaß gegeben hat, nämlich: Salomo!
Der König Salomo, Davids Sohn und frühzeitig von seinem Vater zu seinem Nachfolger bestimmt, war ein überaus gesegneter Mann, solange er in der demütigen Gesinnung von 1Kön 3,5-15 verharrte. Gott hatte ihm „über Bitten und Verstehen“ gegeben (3,12.13), und lange Zeit erzeigt sich der fromme junge König in seinem Verhalten gleichsam als „würdig der Berufung“ (Vgl. Eph 4,1). Lange Zeit hindurch ist Jerusalem durch die dort zu Gehör aller Besucher kommende Weisheit Salomos der Mittelpunkt zahlreicher „Pilgerzüge“, die kamen, um seine Weisheit zu hören und ihm - ein Vorbild von den Segnungen des Tausendjährigen Reiches! - ihren Tribut zu zollen (siehe z. B. 1Kön 10,1-13.23-25); lange ist er ein Vorbild auf Christum, den Messias, und eben auf zukünftige Herrlichkeiten Israels hin, bis dann leider, leider - es ist zum Weinen! - auch bei ihm die Nichtbeachtung des Grundsatzes 1Kor 10,13 einsetzt und es dann wie im Gleitfluge mit dem einst so kostbaren Leben dieses Hochbegnadeten Mannes abwärts geht, kaum daß man sagen durfte, es sei vor seinem Ende noch zur Beugung bei ihm gekommen! (Vielleicht doch, etwa nach Prediger 2?)
Wie kam es? Anfänge zum Abgleiten mögen in dem übergroßen Reichtum gelegen haben! Nicht etwa, daß, wem der Herr diesen schenkt, der Beschenkte denselben mißbrauchen müßte (vgl. 1Tim 6,10[.11])!, aber es scheint doch, als wenn Salomo mehr und mehr von dem Glanz seiner Herrlichkeit berauscht gewesen sei und ihn dann so übersteigert hätte, daß er eine Gefahr für sein Innenleben bildete. Die Schrift spricht von den Gefahren des „reich-werden-Wollens“ (1Tim 6,9.10), und wenn man sieht, wie bei Salomo, also schon beim 3. König Israels, die gottgewollten Grundsätze des Königtums verlassen werden (5Mo 17,16.17), so möchte man zittern vor den Folgen für diesen einst so demütigen Mann, dessen Herz sichtlich in Gefahr schien, sich zu überheben (1Kön 10,26-29; vgl. 2Chr 9)!. Ist es nicht so, daß, „wenn der Reichtum wächst“, der Mensch gern sein Herz darauf setzt? Würde Gott uns eine Warnung zuteil werden lassen, wenn sie nicht nötig wäre? (Ps 62,10c)
Wieweit nun der große Salomo den Lockungen des gleißenden Glanzes nachgegeben haben mag, wenn er durch seine an Inhalt schier unermeßlichen Schatzkammern ging - einerlei, der Salomo von 1Kön 3 und der von 1Kön 11 würden für uns fast nicht die gleichen Träger dieses Friedens-Namens scheinen, wenn wir nicht wüßten, daß das Herz ein trügerisches, leicht zu beeinflussendes Ding ist und daß „vom Herzen die Ausgänge des Lebens“ gehen. Spr 4,23! Wie schön hat der königliche Dichter dieses selbst gesehen und hier gesagt, aber es ist leichter, etwas Richtiges zu sehen und zu sagen als sich unter allen Umständen darunter zu beugen, und er selber sagt ja ebenfalls - und wohl mag er auch an sich selber dabei gedacht haben: „Besser ein armer und weiser Jüngling als ein alter und törichter König, der nicht mehr weiß, sich warnen zu lassen!“ (Pred 4,13) - Genug - es kommt zu dem so unsäglich traurigen 11. Kap. in 1. Könige. Ich mag darüber eigentlich nichts schreiben, die Worte reden eine so laute, klare Sprache, daß Menschenworte nichts Wesentliches dazu zu sagen haben können, nur mit tiefer Beschämung können wir dergleichen lesen, und wir müssen, uns beugend, uns fragen, ob es auch bei uns Personen oder Sachen gibt oder geben sollte, die unser Herz nicht ungeteilt mit dem Herrn sein lassen, ob es Dinge gibt, die unser Herz „neigen“ zu den Götzen, den religiösen Beeinflussungen unserer Zeit. Wieviel ernste Worte über die Folgen jener scheußlichen Handlungsweise: „Er hing mit Liebe an den fremden Weibern“ (über die er einst in den ersten Kapiteln der Sprüche als über schwere Gefahren gesprochen hatte) (V. 3). - „Die Weiber neigten sein Herz“ (V. 3 und 4; vgl. die Warnung V. 2)!, „sein Herz war nicht ungeteilt mit Jehova, seinem Gott“, „wie das Herz seines Vaters David“ (er richtete sich nicht nach biblischem Vorbild)!; „Salomo wandelte der Astoreth nach“; Salomo tat, was böse war in den Augen Jehovas; „er folgte Jehova nicht völlig nach wie sein Vater David ...“, „er baute eine Höhe dem Kamos“ ()!, „und also tat er für alle seine fremden Weiber“.
Welche Erniedrigung, welch Abirren, welches Verfehlen seines Zieles! Wir wollen alttestamentliche Männer Gottes nicht kritisieren, aber wir müssen der Schrift folgen, und sie zeigt uns hier Abgründe ohnegleichen und Folgen, unverständlich für den, der das Herz des Menschen nicht kennt. Der treue Nehemia weist auf diese Sünden Salomos hin, als er das aus Babel zurückgekehrte Volk warnt (Neh 13,23-27. V. 26)!, und hier haben wir eine schriftgemäße Auslegung und Anwendung jenes so tiefschmerzlichen Verhaltens des einst so großen Salomo!
Geliebte, laßt uns diesen Warnungen nicht für uns die Spitze abbrechen, indem wir sagen, derlei käme für uns gar nicht in Betracht, wir seien nicht „Salomo“, wir auf dem Boden des N. T. hätten nicht „viele Weiber“ und der - grobe - „Götzendienst“ sei keine Gefahr für uns (und der feine??). Wir müssen uns stets bemühen, geistliche Vergleiche zu ziehen, wenn auch die Einzelheiten bei uns andere sind. Und da sind in der uns umgebenden Welt in ihrem religiösen, auch kulturellen, und dadurch bestechenden Charakter und in ihren sonstigen Beziehungen auf unser Leben genügend Gefahren für uns „entschiedene“ Christen, uns beeinflussen zu lassen statt zu beeinflussen, uns von Christus abzuziehen, statt daß wir andere zu Christus ziehen, uns zu nicht an der Oberfläche liegendem Götzendienst zu leiten, statt daß wir andere von Götzen „feinster“ Art abbringen usw. Johannes hat die Aufgabe in seinem letzten Satz seines 1. Briefes, uns vor den Götzen zu warnen: „Kindlein, hütet euch vor den Götzen!“ (5,21) Nehmen wir seine Ermahnung und damit des Herrn Warnung an, oder lehnen wir sie ab? Wollen wir von Salomo in seiner Blütezeit lernen oder von ihm in der Zeit seines Niedergangs? Wem gehören unsere Herzen? Wo ist unser Schatz? (Denn da, wo er ist, wird unser Herz sein, das sagt uns der Herr Jesus in Mt 6,21). Was unser Herz gefangen hält, wenn es nicht der Herr ist, dürfte ein Götze sein, der Verehrung und Dienst in irgendeiner feinen Weise beansprucht und empfängt. Doch sei darüber hier nichts weiter gesagt!
Aber wir müssen uns ja vor allem noch fragen, wie es dazu kommt! „Wie kam es“, daß ein Salomo so weit zurückging, daß er den Götzen Häuser baute? „Er liebte viele fremde Weiber“, heißt es in Vers 1. Vielleicht sagen wir nun: „Aber das tun wir doch nicht!“ Gewiß nicht, und hoffentlich nicht und niemals in so äußerlicher Weise! Aber der Ton liegt auch doch wohl mehr auf „fremde“, nicht wahr? Und da ist uns der Faden gegeben, der ihn in die Irre leitete: fremde Weiber! Eine doppelte Gefahr, aber durch das Wort „fremde“ sogar eine furchtbare und verderbliche Schlinge! Und, Geliebte, das Fremde (im geistlichen Sinne), das ist unsere Gefahr, und möge es nicht eine Schlinge für uns sein! Da liegen die Beeinflussungen, die auch heute uns gefährlich werden, nicht müssen, aber können, wenn wir nicht auf der Hut sind. Laßt uns zu dem Worte „fremd“, das in diesem Sinne im A. und N. T. oft vorkommt, noch lesen Lk 16,12 oder Heb 13,9, und laßt uns bedenken - ernstlich und treu! -, was Joh 10,5 geschrieben ist, was der Herr Jesus den Seinen sagte! Wie wichtig ist das!
Und damit genug der geistlichen Anwendungen jener Gefahren, denen ein Salomo erlag! Der Herr gebe uns Gnade und Weisheit, dem nachzudenken und es sinngemäß auf uns, unseren Wandel, unser Zeugnis, unsern Dienst, unsere Stellung, auch mitten im heutigen Leben, anzuwenden! Ps 119,105! 1Kor 10,13!
In der nächsten Lieferung möchte ich nun, wenn der Herr will, zur Abwechslung eine ganze Reihe von Bildern über das „Wie kam es?“ anführen und stets nur wenige Worte darüber sagen, um dann später wieder ausführlichere Schilderungen zu geben. Der Herr aber lasse alles zu Seiner Ehre gereichen und gleicherweise zu unserer Auferbauung! 2Pet 3,18!
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).