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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
Als Unbekannte und (doch) Wohlbekannte
2Kor 6,9a - Als Unbekannte und (doch) Wohlbekannte (4)2Kor 6,9a - Als Unbekannte und (doch) Wohlbekannte (4)
In voriger Lieferung durfte ich ausführlich schreiben über Hanani, den Bruder Nehemias (Neh 1,2; 7,2). Ich sagte schon, daß dieser Mann und der, den ich mit ihm zusammen betrachten wollte, Hananja, einander würdig seien und daß sie, wie uns 7,2 zeigt, einen verantwortungsvollen Dienst bekommen hätten, der auch noch Gegenstand einer kurzen Betrachtung hier sein soll. Zuvor aber müssen wir uns noch mit diesem Hananja ein wenig näher befassen.
Nur ein kurzes Wort handelt von ihm, eben Neh 7,2, aber was liegt doch in diesen wenigen Worten! Wie knapp und doch inhaltsreich zeichnet die Schrift solche Leute - gegenüber oft langatmigen Lebensbeschreibungen bedeutender Männer der Geschichte! Es kommt eben darauf allein an, was solche Menschen der Schrift für Gott sind, alles andere wäre hier überflüssiges Beiwerk. (Es ist für uns stets wichtig, „mit Gott Schritt zu halten“! Was Er nicht als groß ansieht, das ist es auch nicht, was Er aber hervorhebt, das müßte uns viel mehr beschäftigen, als es gemeinhin geschieht)!
Hananja war Oberster der Burg, „Burgkommandant“. Als solcher muß er sich bewährt haben, sonst hätte er nicht befördert werden können zum Stadtkommandanten, d. h. mit Hanani zusammen, mit dem er sich sicher in den Dienst teilte. Dieser Dienst, in wie vielen Einzelfällen er auch bestanden haben mag, war in der Hauptsache ein gewissenhafter Wachdienst über die Tore! Sage nicht, dies sei doch nichts Besonderes und dies könnten doch auch minder wichtige Personen besorgen! Gewiß, die Ausführenden waren ja auch „gewöhnliche“ Wachen (V. 3) - gewöhnliche? Nein, es waren Bürger Jerusalems! Aber die Oberaufsicht führten neben ihren sonstigen Obliegenheiten eben Hanani und Hananja, und wahrlich, für ein Volk, das „abgesondert wohnt“ (wohnen sollte! 2Mo 19,5.6 u. v. a. St., vgl. auch 4Mo 23,9 [wie ernst!]), ist der Wachdienst an den Toren ein unsagbar wichtiger, vor allem in solchen Zeiten wie damals, wo Vermischung so leicht möglich war. Wieviel hat uns, dem neutestamentlichen Volke Gottes, das doch zu sagen, nicht wahr?!
In diesem Dienst waren nur Leute zu gebrauchen, die sich nicht nur schon anderweitig bewährt hatten, sondern denen man zutrauen konnte, sie würden sich auch fernerhin bewähren (man beachte „nicht ein Neuling!“ in 1Tim 3,6). Hanani war solch ein „Bewährter“ (vgl. Apelles, Röm 16,10 und siehe dazu Jahrb. 8, S. 68ff). - das sahen wir schon - und Hananja? O von ihm ist der kurze Satz gesagt, der geradeso, d. h. mit dem Worte „sehr“, soweit ich weiß, von gar keinem anderen gesagt wird: „Er war ein sehr treuer Mann und gottesfürchtig vor vielen.“ Das genügt doch als Charakteristik! Es genügte Nehemia zu wissen, daß Hananja so war, es genügte Gott, der ihn durch Nehemia auf hohen Posten stellte, genügt es auch uns, um uns zur Selbstbeugung zu veranlassen und uns zu fragen, ob wir auch wohl so genannt werden könnten, d. h. von Gott? Prüfen wir uns!
Über die kostbare Eigenschaft, welche die Schrift „Treue“ nennt, haben die „Handreichungen“ schon so oft Aufsätze gebracht, habe auch ich schon so oft schreiben dürfen, daß ich es mir sparen kann, hier auf solche Artikel hinzuweisen; jeder, der ältere Jahrbücher hat, kann mit leichter Mühe solche finden. - Wenn wir beachten, welch großen, ja einzigartigen Wert unser Gott auf die „Treue“ legt bei denen, die Ihm dienen, dann müssen auch wir uns stets aufs neue dazu bereit finden, diese Eigenschaft nicht nur zu kennen, sondern auch zu üben (Jak 1,22). Gott schaut auf die Treue, auf sie sind Seine Augen gerichtet (Jer 5,1 u. 3a; 1Kor 4,2 [so macht’s schon die Welt!]; 2Tim 2,2 u. v. a)., nicht auf die Größe der Leistungen! Die Treue findet großen Lohn, dann, wenn's aufs Lohnen ankommt (Mt 25), nicht die Leistung entscheidet („über weniges“)!; unser erhabenstes Vorbild ist Der, der zugleich uns die Kraft zum Treusein schenkt: „der Gott der Treue“, der treu ist (5Mo 32,4; 1Kor 1,9 u. a., vgl. Jahrb. 17, S. 274ff).; Gott ist treu, der Herr ist treu!
Bei der „Treue“ kommt's auf das Durchhalten, die Beständigkeit an! Es kann ein Mensch etwas Großes tun,1mal, 2mal, aber nicht immer ist er der gleiche treue Mann, er läßt vielleicht gerade dann nach, wenn's drauf ankommt: Er wird nicht „treu“ genannt werden, wohl „fähig“, „tüchtig“, „stark“ und „groß“, aber nicht „treu“! Das ist sehr ernst. Ein Schüler mag einmal etwas Besonderes leisten, er bringt eine „1“ nach Hause, jedermann freut sich und - doch war's eine zu frühe, weil leider zu bald vorübergehende Freude: Er fuhr nicht fort! (Vgl. 4Mo 11,25) Er wurde wieder nach einer einmaligen Anstrengung nachlässig, wie er vordem gewesen. Da vergißt man auch seine einmalige gute Leistung! Da ist ein anderer, treu im täglichen, kleinen Dienst tut er mit Lust und Liebe, Hingabe und Fleiß seine Pflicht, und eben durch seine „Treue im Kleinen“ tut er auf die Dauer mehr als nur seine Pflicht, und sein Lohn wird groß sein! Es ist gar nicht auszudenken, was sich durch Treue erreichen läßt und - wieviel durch Untreue verscherzt werden kann, im täglichen Leben in der Welt schon, und erst recht im Leben für Gott (Beispiele aus der Schrift anzuführen erübrigt sich hier). Nun, Hananja war treu, mehr als das: Er war „ein sehr treuer Mann“. Man möchte denken, daß das Treusein keine Steigerungsform haben kann: Man sei entweder treu oder nicht treu. Aber es ist doch unter Umständen wohl angängig, jemandes Treue besonders zu rühmen, wenn bei besonderen Gelegenheiten, wo man kaum darauf rechnet, ein Beweis von Treue gegeben wird, der um so mehr ins Gewicht fällt, als andere völlig versagen. In dieser Weise mag Hananja seine große Treue erwiesen haben. Treu mußten die Torwächter ja schon sein, aber bei dem, der sie unter sich hat, kann man mit Recht noch ein besonderes Vorbild in der Treue erwarten. Hananja gab es, und warum?, weil er ein gottesfürchtiger Mann war. Er tat, was und wie er's tat, für Gott! In heiliger Hingabe opferte er sein Leben auf im Dienst des Herrn als ein Muster von besonderer Treue - tat er alles so, wie es uns (neutestamentlich) in Kol 3,17 u. 23.24 anempfohlen ist. Und solche Leute braucht Gott - damals wie heute, solchen Leuten vertraut Er Seine Sachen an, Seine Aufgaben, Seine Dienste, Seine Belange!
Wie schön ist der Pflichtenkreis der beiden treuen Männer Hanani und Hananja in 7,3 beschrieben! Womöglich sagst du, es sei wenig gewesen, was sie zu tun gehabt hätten! Wenn es wenig war, dann doch nicht zu wenig, um eben unter die Anerkennung des Herrn in Mt 25 zu fallen („über weniges getreu“), aber war es wirklich „wenig“? Wäre nicht denkbar, daß mit dem Inhalt dieses 3. Verses nur die Hauptsache geschildert worden sei, daß aber der dazu gehörenden Obliegenheiten eine große Menge von Einzelheiten gewesen sei?! Man denke dem nach! Vielleicht darf ich hieran kurz anknüpfend in der nächsten Lieferung noch einiges dazu sagen, während ich heute aus Raummangel schließen muß. „Treuen Leuten“ (2Tim 2,2) wird etwas anvertraut; ja, das zeigt Neh 7,2.3, und „treue Leute“ verdienen aus dem Übersehenwerden herausgehoben zu werden, und darum glaubte ich, dieser beiden Männer besondere Erwähnung tun zu sollen, damit sie aus Unbekannten - Wohlbekannte werden möchten, ihnen zu einem dankbaren Gedächtnis, uns zur gesegneten Mahnung, ihnen nachzueifern, dem Herrn allein zur Ehre!
(Forts. folgt, s. G. w.)!
F. K.