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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
2Mo 25,9; Apg 2,41-42; 5,13-14; 9,26-28; 1Kor 5,2.13; 12,13; 14,33.40; Eph 4,4; 1Tim 3,15; 2Tim 2,15; 3Joh 8-10; Jud 4 - Christus und die Gemeinde (3)2Mo 25,9; Apg 2,41-42; 5,13-14; 9,26-28; 1Kor 5,2.13; 12,13; 14,33.40; Eph 4,4; 1Tim 3,15; 2Tim 2,15; 3Joh 8-10; Jud 4 - Christus und die Gemeinde (3)
(Fortsetzung).
Die Wahrheit der Gemeinde in ihrer Vielseitigkeit ist nicht mit einem Blick erfaßt. Wenn man in dieser Hinsicht auch von der Gemeinde sagen möchte, daß „etliches schwer zu verstehen ist“, so sind doch die Grundelemente für den Jüngsten faßbar, und niemand sollte darüber unwissend sein.
Die Schrift zeigt uns die Gemeinde von verschiedenen Gesichtspunkten. Warum? Weil wir die reichen Gedanken Gottes über das Geheimnis, Seine Gemeinde, nur stückweise hier unten erkennen können. So finden wir es oft in der Schrift. Zum Beispiel: Wie wäre es möglich, die Herrlichkeit Seines Sohnes hienieden zu erkennen, wenn Gott sie uns nicht stückweise, sei es in den vier Evangelien oder in den verschiedenen Titeln des Herrn usw., offenbarte. Und wie könnten wir den Wert Seines Opfertodes erfassen, wenn uns Gott in den verschiedenen Opfern des Alten Testamentes nicht stückweise
Licht über seine Größe gäbe? So wird uns auch die Gemeinde stückweise von verschiedenen Gesichtspunkten aus gezeigt, sei es in dem Sinnbilde des Leibes, des Tempels, des Baues, des Hauses, des Leuchters, der Stadt usw. Welch Gesamtbild und welche Herrlichkeit, aber auch welche Summe von Aufgaben und von Verantwortlichkeit entfaltet sich unseren Blicken, wenn wir diesen nachspüren!
Man findet oft junge Gläubige, denen es schwer wird, diese Weise der Belehrungen (ich möchte sagen Anschauungsunterricht) von verschiedenen Stand- oder Gesichtspunkten aus zu erfassen; besonders weil sie darin oft scheinbare Widersprüche und Gegensätze finden, während es sich doch um ein und dieselbe Gemeinde handelt. Ein kleines Bild mag solchen eine Hilfe sein.
Denken Sie, ich halte in meiner Hand ein Stück Apfelsinenschale. Recht und links davon stehen zwei Knaben. Ich frage: Welche Farbe hat diese Schale? Der eine antwortet: Gelb, der andere: Weiß. Ich frage weiter: Welche Form hat diese Schale? Die Antwort des einen ist: Gewölbt, die des anderen: Hohl. Würde ich fragen: Weshalb sind eure Antworten so verschieden? Seht ihr zwei verschiedene Schalen? Die Antwort würde sein: Wir sehen die gleiche Schale, aber wir sehen sie von zwei ganz verschiedenen Seiten. Der eine Knabe sieht und spricht von der inneren, der andere von der äußeren Seite der Schale. So gleichsam gibt uns auch die Schrift die innere und die äußere Seite der Gemeinde. Sie zeigt uns die Gemeinde in ihrer Vollkommenheit nach Seinem Vorsatz als Sein eigenes Werk, als Sein Leib, Sein Tempel, Sein Bau, den Er Sich Selbst errichtet zu Seinem Wohlgefallen - und andererseits wieder die Gemeinde unter der Hand des Menschen, unter Verantwortlichkeit als Haus Gottes, als Leuchter usw.
Wieviel Verwirrung und Unklarheit ist entstanden dadurch, daß man die Gesichtspunkte nicht unterschieden hat, von denen aus die einzelnen Belehrungen in der Schrift gegeben sind! Man hat das, was die Schrift über die Gemeinde als „Leib Christi“ sagt, auf das „Haus Gottes“ angewandt - die göttliche Seite der Vollkommenheit mit der menschlichen Seite der Verantwortlichkeit und Unvollkommenheit verwechselt - und umgekehrt. Verwirrung und falsche Lehren sind daraus hervorgegangen. Und man meint dazu ein Recht zu haben, weil alles doch dieselbe Gemeinde betrifft. Das kleine Bild von der Schale zeigt schon, welche Torheit hervorkommen würde, wenn man meint, deshalb, weil es ein und dieselbe Schale ist, auch das, was von der inneren Seite wahr ist, auf die äußere Seite anwenden zu können. Hier liegt ein Schlüssel für so manches Mißverstehen und so manche falsche Auffassung über die Gemeinde Gottes.
Ohne auf die einzelnen Sinnbilder einzugehen, sei auf einige Unterscheidungsmerkmale der Gemeinde als „Leib Christi“ und „Haus Gottes“ hingewiesen. Diese beiden Seiten der Gemeinde treten in der Schrift besonders hervor. Und mit der einen oder der anderen stehen mehr oder weniger fast alle anderen Bilder von der Gemeinde in Beziehung. (Obwohl jedes seine besondere Belehrung und Schönheit enthält).
In diesen beiden (der Gemeinde als „Leib Christi“ und „Haus Gottes“) wird uns gleichsam die göttliche und die menschliche Seite gezeigt. Die Seite der göttlichen Segensbestimmung und die der menschlichen Verantwortlichkeit, ihre himmlische und ihre irdische Beziehung. Als „Leib“ sehen wir die Gemeinde in ihrer untrennbaren Vereinigung und unlösbaren Lebensverbindung mit Christo, ihrem Haupte im Himmel. Als „Haus“ ist sie die Wohnstätte Gottes im Geiste auf Erden, von der das
Licht und Zeugnis der Wahrheit an die Menschenkinder ausgehen soll. Das eine zeigt die Einheit der Gemeinde mit ihrem verherrlichten Haupte im Himmel, das andere ihre Aufgaben und ihre Verantwortlichkeit auf Erden, Träger, Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit zu sein (1Tim 3,15). Dem „Leibe“ ist Er „Haupt“. Dem „Hause“ ist Er „Hausherr“, und die, die „Sein Haus“ sind, sind verantwortlich, Seine Autorität und Rechte anzuerkennen und durch ihr Verhalten und Benehmen im Hause der Welt sichtbar die Wahrheit darzustellen, so daß Gott in Seiner gegenwärtigen Offenbarung erkannt und gelesen werde.
In Seinem „Hause“ soll Ordnung und Zucht walten. Er „ist nicht ein Gott der Unordnung“. „Alles geschehe in Ordnung“ (1Kor 14,33.40). Und böses Verhalten soll mit Hinaustun aus der Mitte der Gemeinde geahndet werden (1Kor 5,2). Es ist ein Unding, solche Belehrungen auf die Gemeinde als „Leib Christi“ anzuwenden. Der Leib ist ein Organismus - ein Körperbau, da ist alles in lebendiger Harmonie und Einheit. Von „Ordnung“ und „Zucht“, von „ehrbarlich zugehen lassen“ und „hinaustun“ kann man nicht in bezug auf den lebendig gegliederten Körper des „Leibes“ reden - wohl aber vom „Hause“. „Sein Leib“ ist die Gemeinde, gesehen von dem Standpunkte des ewigen, unzerstörbaren Planes Gottes aus, als Sein eigenes Werk, vollkommen und passend für das himmlische Haupt. Der „Leib“ ist wachsend. Gottes Gnade errettet Sünder. Von dem Augenblick, wo jemand den Heiligen Geist empfängt, gehört er der Gemeinde, die Sein Leib ist, an (1Kor 12,13), ob er sich dessen bewußt ist oder nicht. Dies geschieht nicht erst auf unseren Wunsch, noch bedarf es dazu der Zustimmung der Gemeinde oder des Zeugnisses irgendwelcher Person, niemand hat hierin etwas zu sagen - es ist
Sein alleiniges und eigenstes Werk. - Ganz anders ist dieses aber in bezug auf die Gemeinde als „Haus Gottes“. Da haben wir es mit der auch der Welt sichtbaren Stätte der göttlichen Wahrheit, Ordnung und Zucht zu tun, und hier gibt es unsererseits ein „Hinzu-getan-werden“ zur Gemeinde, wie auch ein „Hinaus-getan-werden“ aus der Gemeinde. (Apg 2,41.42; 5,13.14; 9,26-28; 1Kor 5,2.13; 3Joh 8-10; Jud 4).
Die Gemeinde als „Leib Christi“ gesehen kann nie zerrissen oder zerstört werden, weder durch unsere Untreue noch durch Parteisucht oder Spaltungen. Wohl kann die offenkundige, sichtbare Einheit des „Leibes“ verloren gehen, aber niemals die Einheit selbst, sie bleibt unverändert in ihrer Tatsächlichkeit bestehen. Dies ist nicht nur Lehre. Es ist eine Tatsache, die nie aufgehoben werden kann. „Da ist ein Leib“ (Eph 4,4). - Ganz anders ist es wieder, wenn wir die Gemeinde auf dem Grunde der Verantwortlichkeit als „Haus Gottes“ sehen. Dieses kann durch unsere Untreue zu einer Trümmerstätte werden, und „Gottes Bau“ kann gebaut werden nicht nach dem Muster, nicht nach der göttlichen Vorschrift. So mag die Gemeinde als „Pfeiler der Wahrheit“ zusammengebrochen sein, aber kein Zusammenbruch kann im „Leibe Christi“ sein. In dem Bereich des „Hauses“ mögen „Gefäße zur Ehre und zur Unehre“ gefunden werden, aber in Christi „Leib“ gibt es kein falsches Glied. (Niemand ist ein Glied Seines Leibes, der nicht Seinen Geist hat).
Alles dieses zeigt uns, wie wichtig es ist, diese beiden Seiten der Gemeinde zu beachten und zu unterscheiden. Sie sind für das Verständnis der Schrift und für einen Arbeiter, „der das Wort der Wahrheit recht teilen“ will, von großer Wichtigkeit. Es handelt sich wahrlich um nicht Geringes. Es handelt sich um den großen
Zentralgedanken Gottes im jetzigen Zeitalter: den Bau Seiner Gemeinde. - Wenn wir unserer hohen Berufung, „Gottes Mitarbeiter“ zu sein, entsprechen wollen, so müssen wir die göttlichen Baupläne kennen. Solchen, die nie wie Mose auf „dem Berge“ gewesen sind und sich das Muster des Baues, die Maße und Grenzen usw. haben dort oben zeigen lassen, mag es eine tote „Lehre“ sein. Solche ahnen nicht, welch heiliges, seliges Schauen es ist, in Gottes Baupläne hinein zu blicken. Aber der, der einst Israel nicht erlaubte, Ihm das Heiligtum zu bauen, wie sie es sich dachten, sondern befahl, „nach allem“, wie Er es gezeigt, „so sollt ihr's machen“ (2. Mose 25,9), hat kein Wohlgefallen daran, wenn wir es heute anders machen.
Sehen und stehen wir nur für eine Seite der Wahrheit der Gemeinde, so wird auch unser Werk einseitig sein und es wird nicht das Bild des Musters der Schrift zeigen. Es kann nicht anders sein. Beachten wir zum Beispiel nur die eine Seite der Gemeinde als Sein Leib, so mögen wir voll und ganz für die unverbrüchliche Einheit des Leibes eintreten, fehlt aber die andere Seite, die unserer Verantwortlichkeit als „Haus Gottes“ im Zusammenkommen nach dem Muster der Schrift in göttlicher Ordnung und Zucht, so wird unser Zusammenkommen herabsinken zu einer losen Sammlung einer Anzahl Gläubiger, die die Selbsterbauung oder das Evangelium zu ihrem Gegenstand machen, die aber kein Verständnis oder Interesse haben für das, was die Gemeinde für Gott ist.
Der Herr schenke uns Gnade, „Gott bewährte“ Arbeiter zu sein, die sich „nicht zu schämen“ haben, die „das Wort der Wahrheit recht teilen“ (2Tim 2,15), deren Wirken als „Mitarbeiter Gottes“ im Einklang ist mit Seinem Plane im jetzigen Zeitalter!
(Forts. f. s. G. w. in späteren Nummern).