Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Lk 10,38-42; Joh 11,32; 12,3 - Der köstlichste PlatzLk 10,38-42; Joh 11,32; 12,3 - Der köstlichste Platz
Einige schlichte Belehrungen durch Maria von Bethanien.
Haben wir schon beachtet, daß uns Maria von Bethanien dreimal zu Jesu Füßen gezeigt wird? Und zwar in Lk 10,38-42; Joh 11,32 und Joh 12,3 (vgl. 11,2)!. Jedesmal ist ein Gegensatz vorhanden, das erste und zweite Mal zu ihrer Schwester Martha, beim dritten Mal zu Judas und den übrigen Jüngern. Infolgedessen finden wir jedesmal ein entsprechendes Verhalten des Herrn: das erste und dritte Mal verteidigt Er Maria, und zwar zuerst gegen ihre
Schwester, dann nachher gegen Judas und die durch ihn Verführten, und in der zweiten Stelle sehen wir Ihn (welch ein tiefbeweglicher Anblick)! „erschüttert im Geist“, hauptsächlich infolge der Tränen der Maria! Diese zweite Stelle ist besonders bemerkenswert dadurch, daß Martha, die zweifellos seit Lk 10 viel gelernt hat - ja, in der dritten Stelle finden wir keinen Gegensatz mehr zwischen ihr und ihrer Schwester, sie tat vielmehr still und liebevoll, was sie stets tat: sie „diente“! -, daß Martha, sage ich, obwohl in gläubigem Bekenntnis an den Christus, den Sohn Gottes, und an die Auferstehung es doch nicht für der Mühe wert zu halten scheint, dem Herrn zu Füßen zu fallen, während Maria nicht nur eiligst zum Herrn geht, als sie von Seiner Ankunft hört (V. 29 und 31), sondern - sie kann garnicht anders - augenblicklich, als sie Ihn sieht, Ihm zu Füßen fällt: ich meine, das ist besonders bemerkenswert, daß sie anscheinend gar keinen andern Platz als den zu Seinen Füßen als möglich für sich sieht. Wahrlich, sie wußte stets dies gute Teil zu erwählen, mögen wir anschauen, welche der drei Geschichten wir wollen. Aber es konnte ja auch nicht anders sein bei den beiden letzten Gelegenheiten, hatte der Herr ihr doch verheißen, daß dies „gute Teil nicht von ihr genommen werden sollte“ (Lk 10,42). Es blieb ihr als köstlichster Besitz. Glückliche Maria, glückselig in deiner Liebe zu Ihm!
O, daß wir lernten von ihr, daß wir einsehen lernten, wie uns kein Platz so nötig ist als geistlicherweise der zu Seinen Füßen selbst in aller Unruhe des Lebens, auch wenn er uns in Gegensatz bringt zu andern selbstbewußteren, aufrechteren Gläubigen! Dann werden wir von selbst bei ernsteren Anlässen unseres Lebens diesen Platz zu schätzen wissen und uns gern ausweinen zu Seinen Füßen, weil wir wissen: Er versteht uns, und Sein Herz schlägt für uns; und dann sind wir auch fähig, einer Welt von hämischen, neidischen Feinden gegenüber, durch die womöglich auch Gläubige angesteckt werden wie Maria dort, etwas Außergewöhnliches um Seinetwillen zu tun, was Erstaunen, Aufsehen erregt, uns Worte liebloser Kritik einbringt, die uns aber nicht irremachen, nicht aufregen, nicht zum Widerspruch reizen, nicht um unsere Segnungen bringen können, da wir zu Seinen Füßen zur Ruhe gekommen sind und nichts weiter weder brauchen noch beachten als Sein Wohlgefallen und Seine Anerkennung!
Kennen wir diesen köstlichsten Platz, den Maria so hoch wertete und der seine Kraft bewies in allen Lagen ihres Lebens! - der allein auch uns sichert gegen die listigen Anläufe eines uns überall sonst angreifenden Feindes? Welch ein Verlust, diesen Platz nicht zu kennen, nicht zu würdigen! - Kennen wir ihn morgens früh? Kennen wir ihn abends spät? Ist er uns so unentbehrlich, daß wir keinen Tag dahingehen lassen möchten, ohne ihn aufzusuchen, ja, daß wir auch tagsüber gleichsam tiefinnerlich dies Heiligtum hüten und lieben? - „Eines aber ist not! Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden soll.“ -
Der Herr mache dies „gute Teil“ auch uns groß und köstlich!
F. K.
Erstellt: 31.03.2024 22:09, bearbeitet: 01.11.2024 19:33
Quelle: www.clv.de