Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
Mt 7,13.14 - Zwei WegeMt 7,13.14 - Zwei Wege
„Gehet ein durch die enge Pforte; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die durch dieselbe eingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.“ (Mt 7,13.14)
Klar und vernehmlich schildert der Herr Selbst in diesen so klaren und eindeutigen Worten die beiden möglichen Wege, auf denen die Menschen als Vielheit (und auch der Mensch als Einzelwesen) der Ewigkeit entgegeneilen. Zwei Wege und außer diesen kein anderer! Das ist für die Gläubigen um so ernster, als daraus die notwendige Konsequenz gezogen werden muß, den einen oder den anderen Weg zu gehen.
Der eine der beiden Wege ist der Weg ins Verderben. Er braucht nicht erst gesucht zu werden. Ohnehin wandelt der Mensch auf ihm; denn er ist der Weg der Gottlosigkeit, in welcher Form sich diese auch immer zeige. Er ist der Weg der Gottlosigkeit, auch wenn der Mensch mit irgendeiner religiösen Meinung und in nur äußerlicher religiöser Tradition einhergeht. Auf ihm gelten alle Meinungen und Anschauungen, jeder kann seine „Weltanschauung“ beibehalten und braucht davon nichts abzulegen. Jeder kann seinem eigenen Gutdünken entsprechend leben und handeln. Auf diesem Wege ist Platz für alles, was an Auffassung und Meinung nur je Menschenhirne dachten, schrieben, predigten und verkündigten. Eine breite Basis von der offenen und frechen Gottlosigkeit bis zur frommen religiösen Übung in eigener Gerechtigkeit und Werkheiligkeit. Doch noch weitaus mehr ist auf diesem Wege haltbar. Jeder kann nach Herzenslust leben und handeln. Es braucht sich keiner einer Tat zu fürchten, denn die Verantwortlichkeit kennt man nicht. Kein
Wunder, daß der Herr diesen Weg so kennzeichnet und von ihm sagt, daß viele auf ihm wandeln und auf ihm auch ins Verderben eingehen.
Ganz anders ist die Beschreibung des schmalen Weges, auf den der Mensch nur treten kann, wenn er die enge Pforte durchschreitet, d. h. wenn er ganz allein und persönlich vor Gott den Herrn hintritt und sich Ihm stellt als aus der Irre, aus der Gottlosigkeit kommend und Leben, Vergebung der Sünde und Frieden mit Gott suchend.
Wahrhaftig, die enge Pforte ist so eng, daß aller Eigenruhm und alles Geltenwollen vor Gott dahintenbleibt; so eng, daß auch persönliche Meinung und Anschauung keinen Platz haben. Gottes Auge wacht an dieser Pforte, und noch nie ist es jemandem möglich gewesen, durch diese Pforte zu schreiten unter Beibehaltung des eigenen und alten Wesens. Gott schaut jeden an mit Seinem alles durchdringenden Auge. Seien wir uns stets auch dessen bewußt, daß nach dem Hindurchschreiten durch die enge Pforte der Weg schmal ist. Auf demselben ist kein Raum mehr für ein fleischliches, geselliges Neben- und Miteinander. Auf ihm finden wir nur die schmale Linie der Fußtapfen Jesu, in die jeder persönlich treten muß. Es ist der schmale Weg dem Lamme nach. Wie ernst sind die Worte des Herrn, wenn Er von diesem Wege spricht: „Wenige sind, die ihn finden.“
So verschieden die Pforten, so sind es auch die beiden Wege und damit auch die beiden Ziele. Während der eine zum Verderben führt, hat der andere die ewige Seligkeit zum Ziele. Also, beide haben ein Ziel, beide münden laut der eindeutigen Darlegung des Herrn in der Ewigkeit, der eine in ewiger Verdammnis, der andere in ewiger Glückseligkeit, im Gottschauen. Auch das mag uns Gläubigen der besonderen Beachtung wert sein, daß es nicht auf die Stellungnahme der Menschen zur Darlegung des Herrn über die beiden Wege ankommt; nie wird der Herr um der Menschen willen Seine Worte ändern oder menschlichen Auslegungen recht geben. Es ist daher auch belanglos, ob der Mensch - wer immer es auch sei - die Worte des Herrn in diesem oder jenem Stück anerkennt oder nicht. Wesentlich ist aber, zu wissen, daß jeder Mensch nach dem Worte des Herrn, das er entweder ablehnte oder anerkannte, beurteilt wird.
Es ist daher auch töricht und für die Menschen von großem Schaden, wenn sie eine dem Worte des Herrn völlig entgegenstehende Lösung suchen und in der allzu menschlichen Konstruktion des sogenannten „goldenen Mittelweges“ zu finden glauben. Von einem solchen ist auch nicht ein Wort in der Schrift zu finden. Wenn in vielen Fällen menschlicher Entscheidungen ein „goldener Mittelweg“ durchaus zu begrüßen und gutzuheißen ist, so muß doch um das Wort Gottes und um der Verantwortlichkeit der Menschen willen mit allem Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß die Bibel bezüglich der Ewigkeit einen solchen Weg nicht kennt.
Er wird und muß deswegen als ein Versuch des Bösen gedeutet werden, Menschen in seinen Bannkreis zu ziehen und sie am Ende als arme Betrogene dem gleichen Ziele entgegenzuführen, in dem auch der breite Weg endet: ins Verderben.
Deswegen müssen alle unsere Entscheidungen eindeutig und klar sein, müssen sich aus dem Wort ergeben und uns an das Wort binden.
Verglichen mit den in früheren Lieferungen des laufenden Jahrganges Gebotenem kann zusammenfassend gesagt werden: Die vier Abhandlungen, „Zwei Berge“ (Sinai und Golgatha), „Zwei Gärten“ (Eden und Gethsemane), „Zwei Brüder“ (Kam und Abel) und „Zwei Wege“ (der breite und der schmale Weg), weisen auf die beiden großem Linien der Heiligen Schrift hin; die eine zeigt den Menschen in seiner zunehmenden Gottentfremdung und Sünde, in seinem ruhelosen und unsteten Dahintreiben in die Ewigkeit mit ihrem erschreckenden Ernst und Ausgehen im Verderben - die andere die Güte, die Gnade und das Erbarmen Gottes, der von Sich aus, unser ewiges Heil bedenkend, handelte, damit wir nicht nach Art des breiten Weges empfangen müssen, was unsere Taten wert sind, sondern als Begnadigte und Errettete gar fröhlich rühmen können - unseren Gott und Vater und unseren Herrn Jesus Christus hier zeitlich und dort ewiglich.
Möchte so allen lieben Lesern ein Segen werden und der Herr verherrlicht werden durch unser durch Ihn Selbst gewirktes entschiedenes Bekenntnis, bei Ihm zu sein und zu bleiben - um jeden Preis. Gott segne uns!
H. B., U.
Erstellt: 23.05.2024 21:55, bearbeitet: 28.10.2024 14:41
Quelle: www.clv.de