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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
Röm 16,10 - „Was meine Uhr mich lehrte oder Erprobt oder Bewährt"Röm 16,10 - „Was meine Uhr mich lehrte oder Erprobt oder Bewährt"
Ich hatte eine Uhr, eine silberne Taschenuhr, - so schön, wie ich vor oder nach dem nie wieder eine gesehen! Ich hatte sie als Lehrerin in der Französischen Schweiz vor vielen Jahren einmal in einer Bankiersfamilie zu Weihnachten bekommen.
Lange war sie meine treue Begleiterin auf meinen Reisen gewesen! Da, eines Tages drängte es mich, dem Herrn diese Uhr, meine liebe kleine Uhr, für die Kamerun-Mission zu Füßen zu legen, und ich tat es. -
Wo sie heute ist, weiß ich nicht, aber eins weiß ich, daß sie mich gestern auf meinem Krankenbett nach wohl über 20 Jahren noch eine Lektion gelehrt, - und wenn ich sie wiedergebe, so ist es in der Hoffnung, daß auch anderen damit gedient sein möchte! Eine Schwester im Herrn besuchte mich im Krankenhaus, wo ich zurzeit mit Herzklappenfehler liege, und sagte, den Blick auf mich gerichtet: „Ach, welch schöne goldene Uhr Sie da haben, Schwester M.!“ „Ja,“ erwiderte ich, „sie ist das Geschenk einer lieben Freundin und sehr kostbar! Aber ich hatte einmal eine silberne, die war erprobt, „au four et à la glace“, wie man mir auf französisch versicherte.“ „Was meinen Sie damit?“ sagte die Betreffende. „O,“ sagte ich, „au four“ bedeutet im „Glutofen“ oder in der Feuersglut und „à la glace“ „im Eise“. „Man hatte einfach geprüft, ob sich diese Uhr in der größten Hitze wie in der größten Kälte ‚bewähren‘ würde, ‚standhalten‘ würde, und hatte sie zu diesem Zweck in die Hitze und in die Kälte gelegt.“ „Wenn wir so standhalten würden!“ war ihre schlichte Antwort; aber - o, wie viel hatte sie mir zu sagen!
Hatte ich standgehalten?
Hatte ich mich „bewährt“ in dieser meiner Krankheit?
Ich hatte mich gerade anklagen müssen wegen Ungeduld mit einer Krankenschwester, durch die meine Geduld, wie ich meinte, auf eine harte Probe gestellt worden war!
Dem Herrn sei Dank für Seine erlösende und zurechtbringende Gnade, vermöge deren ich ihr ein freundlicheres Gesicht zeigen durfte, als sie wieder ins Zimmer trat und ich auch innerlich beruhigt wurde.
Ja, „standhalten“ in der Glut und Trübsalshitze!
Und „standhalten“ im Eise, wenn uns nach Liebe und Teilnahme verlangt und wir keine erfahren und verspüren!
Standhalten, wenn wir in unseren guten Absichten nicht verstanden werden, standhalten, wenn unsere christlichen Freunde zu versagen scheinen und wir Enttäuschungen erleben, standhalten, wenn wir nichts von Gottes Nähe und Eingreifen verspüren, wenn alles zu versagen und jede Stütze zu brechen scheint!
Haben wir also standgehalten? Haben wir uns bewährt? „Grüßet Apelles, den Bewährten in Christo!“ (Röm 16,10). M. B.
Erstellt: 29.03.2024 15:15, bearbeitet: 08.10.2024 21:03