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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 11 -Jahrgang 1926
1Pet 1,1.2 - „Worte an Fremdlinge“
Worte an Fremdlinge - (2)Worte an Fremdlinge - (2)
Die Heiligung des Geistes, von der wir sprechen, führt uns zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi - zur Lebens- und Todesgemeinschaft mit Ihm. Ein ganz neues Leben, das des Gehorsams Jesu Christi, beginnt auf Grund der Blutbesprengung. Diese beiden, der Gehorsam und die Blutbesprengung, gehören zusammen.
Wenn die Priester geheiligt wurden, so wurde das Blut an Ohr, Hand und Fuß gebracht. Jede Sünde und Befleckung war vor den Augen Gottes hinweggetan. Ihre Sinne, ihr Hören, Handeln und Wandeln stand unter der Blutbesprengung, und alles mußte derselben entsprechend sein. So hat auch die Blutbesprengung Jesu Christi jede Frage unserer Sünden vor Gott geordnet; auch unser Leben steht unter dem Zeichen der Blutbesprengung, und ebenso ist sie die Grundlage für unsere tägliche Reinigung durch das Wasser des Wortes.
Der „Gehorsam Jesu Christi“, zu dem wir durch Heiligung des Geistes geführt werden, ist nicht gleich dem Gehorsam eines Juden, der das Gesetz hielt. Gesetzes-Gehorsam und der Gehorsam Jesu Christi ist zweierlei.
Ich möchte hierfür ein bekanntes Bild gebrauchen: Ein Kind will spielen und schickt sich eben an, es zu tun. Da kommt die Mutter und sagt: „Gehe jetzt und mache deine Schulaufgaben“, und sofort gehorcht das Kind.
Wir sprechen in solchem Falle von dem Gehorsam des Kindes, aber wir können nie in dieser Weise von dem Gehorsam des Herrn Jesus Christus reden. Er hatte nie wie wir in bezug auf den Willen des Vaters einen eigenen Willen, der in Gehorsam unterordnet werden mußte, noch suchte Er je Seinen Willen zu tun, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte (Joh 5,30). Sein Wille, als Er hier als ein Mensch in Niedrigkeit wandelte, war: „Nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe“ (Lk 22,42), und Er sagt: „Ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht auf daß Ich Meinen Willen tue, sondern den Willen Dessen, der Mich gesandt hat.“ (Joh 6,38).
Der Gehorsam Jesu, von dem hier geredet wird, ist deshalb etwas anderes, als was wir im allgemeinen unter Gehorsam verstehen.
Sein Gehorsam bestand nicht in einem Aufgeben oder in einem Zurückgehaltenwerden von dem, was Er tun wollte. In all Seinem Tun war nie Sein eigener Wille die bewegende Kraft, sondern der Wille Gottes. Dieser allein war die Quelle all Seiner Handlungen. „Siehe, Ich komme, um Deinen Willen, o Gott, zu tun.“ (Heb 10,7). Ohne den Willen Gottes tat Er nichts. Dieses tritt uns auch besonders in der Versuchung vor Augen: Als Ihn hungerte, versuchte der Teufel Ihn, Seinen eigenen Willen zu tun, indem er zu Ihm sagte: „Sprich, daß diese Steine Brot werden“. Er tat es nicht. Gott hatte es zu bestimmen. Sicher hätte Er es können, aber Er hatte dafür nicht den Willen - das Wort Seines Vaters -, und so tat Er es nicht. Er antwortete: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht.“ (Mt 4,4). Er sagte damit gleichsam: „Ich lebe von dem Worte, das durch den Mund Gottes geht - Ich lebe, um den Willen Gottes zu tun“. Er tat nichts, ohne den Willen Gottes zu haben. Gottes Wille war die alleinige Triebkraft und der Inhalt Seines Lebens und die Freude Seines Herzens.
Wie ganz anders bei dem Menschen im Fleische! Der Inhalt seines Lebens ist der eigene Wille, und dieser ist das Wohlgefallen seines Herzens. Nach dem Willen Gottes fragt er nicht. Auch für den gesetzestreuen Juden blieb noch Raum für den eigenen Willen. Er hatte sich nur in dem Rahmen des Gesetzes zu halten und die vom Gesetz gezogenen Grenzen nicht zu überschreiten. Wir aber, die nach Vorkenntnis Gottes des Vaters Auserwählten, sind durch Heiligung des Geistes abgesondert zum Gehorsam Jesu Christi, und statt des eigenen Willens ist nun der Wille Gottes die alleinige Triebkraft und der Inhalt unseres Lebens und die Freude unserer Herzen.
Wie einfach, licht und klar ist unser Leben und Verhalten, wenn nicht mehr unser Wille, sondern der Wille des Vaters die alles bewegende Kraft unseres Lebens ist. Wir praktizieren dann den Gehorsam Jesu Christi, und unser Leben ist dann ein Wandeln in der Abhängigkeit von Gott, frei von allem unruhvollen Hasten, in der köstlichen Ruhe des Herzens, welches weiß: „Deine Rechte hält mich“. (Ps 18,35; 63,8).
Der Weg des Gehorsams Jesu Christi ist ein Weg der Freude, weil er ein Weg der Liebe ist - der Liebe, die den Willen Gottes tut. Wer diesen Weg betreten hat, möchte ihn nie wieder aufgeben - denn er ist voll Friede und voll Freude. Als der Herr diese Welt verließ, sagte Er Seinen Jüngern, daß Er ihnen Seinen Frieden lasse und daß Seine Freude in ihnen sei - auf dem Wege des Gehorsams Jesu Christi finden wir beides: Seinen Frieden und Seine Freude.
Weil wir uns bereits etwas eingehender mit der Auserwählung beschäftigten, möchte ich hier noch auf den Unterschied zwischen unserer Auserwählung und der Erwählung des Volkes Israel hinweisen. Dem Gläubigen aus dem Judentum war die Erwählung Gottes nichts Unbekanntes; hatte doch Gott in Seiner Unumschränktheit das Volk der Juden ohne jedes Verdienst aus allen Völkern als „Sein“ Volk erwählt, aber von dieser Auswahl, von der Petrus ihnen schrieb, wußten die Juden nichts. Kein Prophet hatte je davon geredet.
Durch die Verwerfung ihres Messias ist das Volk der Juden für eine Zeit als „Sein Volk“ beiseite gesetzt, aber die Gnadengaben und Berufung Gottes sind unbereubar. Seine Gnade wird dies Volk Seiner Auswahl unter dem Messias und dem Neuen Bunde zu seiner Segensstellung zurückführen. Es wird dann nicht mehr „Lo-Ammi“ - „Nicht Mein Volk“ heißen und nicht mehr ein unter allen Nationen zerstreutes Volk sein, sondern wie Jes 60,21.22 sagt: „Und Sein Volk, sie werden alle Gerechte sein, werden das Land besitzen auf ewig, sie, ein Sproß Meiner Pflanzungen, ein Werk Meiner Hände, zu Meiner Verherrlichung. Der Kleinste wird zu einem Tausend werden, und der Geringste zu einer gewaltigen Nation. Ich, Jehova, werde es zu seiner Zeit eilends ausführen.“
Heute ist dieses erwählte Volk noch ein zerstreutes Volk, aber aus diesem für eine irdische Berufung erwählten Volke hat Gottes Gnade (ebenso wie aus den Heiden) nach Seiner Vorkenntnis etliche auserwählt für die himmlische Berufung und zuvorbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein.
Diese beiden Auswahlen müssen wir klar unterscheiden:
Die eine fand statt in den Erzvätern (5Mo 4,37; 10,15; Röm 11,28), die andere vor Grundlegung der Welt. (Eph 1,4).
Die eine war die Auserwählung eines Volkes aus allen Völkern (5Mo 14,2), die andere war die Auserwählung einzelner Personen aus Juden und Heiden. (Eph 1,4; Röm 8,29-33; 1Thes 1,4.5).
Die eine war mit dem Messias auf Erden, die andere mit Christus im Himmel verbunden.
Die eine sonderte in der äußeren Weise der Beschneidung ein Volk ab, um als Sein Volk das höchste unter allen Völkern zu sein (5Mo 26,18.19), die andere sonderte durch Heiligung des Geistes usw. Personen ab, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein. (Röm 8,29.30).
Die eine war mit Segnungen auf dieser Erde (Jes 65,9.22), die andere mit Segnungen in den himmlischen Örtern verbunden. (Eph 1,3.4).
Die eine war die Erwählung eines Volkes und schloß nicht die Errettung der Seele des einzelnen Volksgliedes noch den Geist der Sohnschaft in sich, die andere war die Erwählung einzelner Personen und schloß beides ein.
Von den Teilhabern jeder dieser Auswahlen spricht die Schrift als von den Auserwählten. Die einen finden wir in Jes 65,9.15.22; Mt 24,22.24.31; Röm 11,28 und vielen Stellen des Alten Testamentes, die anderen in Röm 8,29.30; Eph 1,4 und vielen anderen Stellen des Neuen Testamentes.
Diese beiden Auswahlen Gottes müssen von uns klar unterschieden werden, wenn wir das Wort recht teilen wollen.
Was mußten die Herzen der Gläubigen aus dem Judentum empfinden, als sie, die einst dem auserwählten Volke angehörten, sich nun von Gott zu weit höheren Segnungen auserwählt sahen als zu den Segnungen des irdischen Volkes. Ja, das hatte Gott getan! In Seiner großen Barmherzigkeit hatte Er sie wieder gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi.
Der Himmel freilich mußte Ihn aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat (Apg 3,21). In jenen Zeiten der Wiederherstellung wird auch das irdische Volk Seiner Auswahl zu Seiner Berufung (als Sein Volk das höchste unter allen Nationen zu sein) wiederhergestellt werden, jetzt aber waren sie Fremdlinge hienieden - Fremdlinge in der Zerstreuung.
Fremdlinge sind Leute, die sich an einem fremden Orte nur vorübergehend aufhalten, die nicht Bürger, sondern nur Beisassen daselbst sind und keine Bürgerrechte besitzen. Möchten wir nie vergessen, daß auch wir dieses sind! (Heb 11,13). Nicht immer waren wir Fremdlinge, einst gehörten wir dieser Welt an, waren „Bürger dieses Landes“ und fühlten uns in ihr zu Hause. Aber seitdem wir den Herrn gefunden, sind wir Fremdlinge hienieden geworden, es kann nicht anders sein. An dem Platze, wo Er verworfen und ein Fremdling war, können wir nicht zu Hause sein. Sein Los ist unser Los. Wir sind hienieden Genossen des Christus geworden, und bald werden wir Seine Genossen droben sein. So drückte der Herr es schon in den Worten aus, als Er zu Seinem Vater sagte: „Sie sind nicht von der Welt, gleichwie Ich nicht von der Welt bin.“ (Joh 17,16).
Petrus richtete seinen Brief an die Fremdlinge in der Zerstreuung. Dies war zu jener Zeit eine allgemein gebräuchliche Bezeichnung für die außerhalb des Landes Kanaan unter den Heiden wohnenden Juden. (Joh 7,35).
Diese „Zerstreuung“, in der sie sich befanden, war ein Zeugnis von der Macht des Feindes, von ihrer Untreue und von dem Gericht Gottes.
Paßt dieses Wort „Fremdlinge in der Zerstreuung“ nicht auch heute in mehr als einer Beziehung auf uns? Sind wir nicht in fremdem Lande, zerstreut unter denen, die Gott nicht kennen - Fremdlinge, die hier keine bleibende Stadt haben und wie Abraham, Isaak und Jakob die zukünftige suchen?
Gleich den Kindern Israel pilgern wir durch die Wüste nach Kanaan. Das Vaterland, das wir suchen, ist nicht hier unten, sondern droben, wo Christus ist. Und so, wie Israel auf seiner Reise durch die Wüste von Feinden umgeben war, so sind auch wir auf unserer Pilgerreise von Feinden umringt, die mit List und Macht uns dahin bringen wollen, den Weg aufzugeben.
Wenn wir einen beschwerdevollen und langen Weg zu machen haben, so schauen wir oft nach dem Ende des Weges aus. Wie ermuntert es uns, wenn wir sehen, daß wir dem Ziele näher kommen. Das ist es, was der Heilige Geist in diesem Briefe tut. Er richtet den Blick des müden Wanderers auf das herrliche Ziel. Der Weg ist dornenvoll, aber das Ziel ist nahe und das herrliche Erbteil bald erreicht. Er zeigt es uns in Seiner unverwelklichen und unvergleichlichen Schöne. Nur noch ein wenig, dann hören alle Beschwerden auf, dann sind alle Mühen und aller Kampf beendet, und wir sind dort, wo Gott jede Träne von unseren Augen abwischen wird, wo kein Tod mehr sein wird, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz, wo Fülle von Freude ist vor Seinem Angesicht. (Off 21,4).
Dorthin richtet Petrus den Blick der Gläubigen (V. 4). Wir können verstehen, daß, als sein Auge auf dieses Erbteil blickte, ein Strom des Lobes über seine Lippen floß. Überwältigt von der Gnade ruft er aus: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach Seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.“ Er kann nicht anders, er muß die große Barmherzigkeit seines Gottes preisen, denn alle ihre Hoffnungen, die sie einst als Juden hatten, waren mit der Verwerfung ihres Messias zu Grabe getragen. Gott aber in Seiner großen Barmherzigkeit hatte sie (die Gläubigen) durch die Auferstehung Jesu Christi zu einer lebendigen Hoffnung wiedergezeugt. Sie mußten wiedergeboren werden; ohne Wiedergeburt konnten sie keinen Anteil an dem himmlischen Erbe haben. Ein Verdienst daran hatten sie nicht; es war allein das Werk der großen Barmherzigkeit Gottes, die sie durch die Auferstehung zu einer lebendigen Hoffnung wiedergezeugt hatte.
Indem er von der Auferstehung Jesu Christi aus den Toten spricht, berührt er die Grundlage ihrer Wiedergeburt, den Tod des Herrn für unsere Sünden und den herrlichen Sieg über das ganze Machtgebiet des Fürsten der Finsternis, und zugleich öffnet er ihnen damit auch den Blick für jene Welt, wo kein Tod, kein Verderben je hinkommen kann, und zeigt ihnen das unverwesliche Erbteil.
Das Erbteil, welches Gott vor alters Israel gab, ist verwest. Ihre Greuel haben es verunreinigt und verdorben, und das Land hat sie ausgespieen nach dem Wort des Herrn: „... damit das Land euch nicht ausspeie, wenn ihr es verunreinigt, so wie es die Nation ausgespieen hat, die vor euch war.“ (3Mo 18,28).
Ihr Erbteil ist befleckt. Das schöne Land, von dem Gott sagt: „Ich brachte euch in ein Land der Fruchtgefilde“ und klagt: „Ihr kamet hin und verunreinigtet Mein Land, und Mein Erbteil habt ihr zum Greuel gemacht.“ (Jer 2,7).
Ihr Erbteil ist verwelkt. Ihre Sünde befleckte es, und sie wurden von demselben ausgespieen, in die Gefangenschaft geführt, und vor ihren Augen trauerte und welkte das Land hin (Jes 24,4). Das herrliche Erbteil wurde zum Entsetzen und zum ewigen Gezisch aller, die an demselben vorüberzogen, so wie der Herr gesagt hatte: „Jeder wird sich entsetzen und den Kopf schütteln“ (Jerem. 18,16). Bis auf diesen Tag ruht der Fluch ihrer Sünde auf dem Lande. Der Hauch Jehovas hat es verzehrt. Alle Anstrengungen und alle Mühen der Menschen vermögen nicht den Ertrag des Landes, den es einst hatte, als Jehova es „Sein Land“ nannte, wieder hervorzubringen. Und so wird es bleiben, bis Sich Gott Seines Volkes wieder erbarmt.
Ist es nicht köstlich und zugleich tröstlich, daß der Heilige Geist ihren und unseren Blick von diesem Lande weg - und zu dem Erbteil hinwendet, welches unverweslich und unbefleckt und unverwelklich in dem Himmel aufbewahrt ist?
Dieses Erbteil kann nie verwesen, nie verdorben werden. Warum nicht? Weil es im Himmel ist. Es ist nicht, wie einst Israels Erbteil, unseren Händen anvertraut. Wäre es uns anvertraut, wir würden es ebensowenig (wie Israel sein Erbe) bewahrt haben. Gepriesen sei Gott! Unser Erbe, unsere Segnungen sind in den himmlischen Örtern! Wir können es weder bewahren noch verderben. Gott bewahrt es für uns. Und wenn Gott es für uns bewahrt, so kann keine Gewalt des Todes es verderben, keine Unreinigkeit und Sünde es beflecken, noch Seine ewige Unerschöpflichkeit verwelken.
Und wer will es uns rauben, wenn Gott es für uns aufbewahrt? Kein Feind, keine Macht im Himmel und auf Erden kann dieses Erbteil antasten, es ist sicher in den
Himmeln aufbewahrt für uns. Welch einen herrlichen Ausblick schenkt der Heilige Geist dem müden Wanderer auf seinem Wege durch die Wüste dieser Welt! Er läßt ihn das unverwesliche und unverwelkliche Erbteil anschauen in seiner ewigen Reinheit und in seiner ewigen Freude und Schönheit, die nie ihre Frische verlieren kann. So weiß der Herr die Fremdlinge und Pilgrime auf ihrem Leidenswege durch den Anblick jener Herrlichkeit zu stärken. Darum laßt uns mit neuem Mut den Glaubenspfad ziehen, indem wir wissen, daß all die Leiden dieser Zeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit jener Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. (Röm 8,18).
Und ist dies alles? Nein, noch Größeres, Herrlicheres wird uns geoffenbart. Unser Herz möchte im Blick auf die eigene Schwachheit und Unvollkommenheit seufzen: „Ja, das Erbteil ist sicher, daran ist kein Zweifel, es ist in den Himmeln aufbewahrt, aber wie ist es mit uns? Werde ich das Ziel erreichen? Wird der mächtige und listige Feind mich nicht hindern, es zu erlangen? Muß nicht gerade die Herrlichkeit des Erbes uns mit Furcht und Sorge erfüllen, ob wir es auch erreichen werden?“
Sicher, der Feind ist da und die Gefahren sind groß und der Versuchungen viele, aber Ihm sei Preis und Dank, der das Erbteil in dem Himmel für uns aufbewahrt, bewahrt auch uns zum Empfang des Erbteils! Wie das Erbe, so sind auch die Erben in Gottes Hut. Die Erreichung des Erbteils liegt nicht in der Größe unserer Anstrengungen, sondern hängt von Gottes Macht ab. Ja, es ist so, als ob der Heilige Geist der Sorge und den Überlegungen unserer kleingläubigen und furchtsamen Herzen zuvorkommen wolle. Er wendet sich deshalb an die Erben und bringt ihnen die frohe Zusage, daß auch sie selbst durch Gottes Macht, durch Glauben bewahrt werden zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden.
Zweimal gebraucht der Heilige Geist das Wort: „bewahrt“. Einmal, indem Er sagt: „Das Erbteil, welches in den Himmeln ist, wird aufbewahrt für uns“ (Vers 4), und das zweite Mal: „daß wir bewahrt werden durch Gottes Macht zur Errettung“. Gott Selbst ist in beiden Fällen der Bewahrende. Müssen solche Worte unseres Gottes uns nicht glücklich machen? Müssen nicht auch unsere
Herzen sich in Anbetung beugen und ausrufen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach Seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten“?
Kann uns nach solchen Worten noch bange sein vor dem Feinde? Umgeben uns nicht die starken und mächtigen, ja allmächtigen Hände unseres Gottes? Es will uns manchmal so gehen wie dem Knaben Elisas, der nur das Heer der Feinde sah, die die Stadt mit ihren Rossen und Wagen umringten, der aber nicht die Gottesmacht sah, mit der sie geschützt waren. Sein Auge mußte erst dafür geöffnet werden, sie zu sehen. Diese Gottesmacht war aber für ihn schon da, ehe sein Auge sie sah. Unsere Augen müssen für die unsichtbare Welt geöffnet sein, sonst haben wir keine Kraft. Der Diener des Mannes Gottes war in großer Sorge, solange er die Macht Gottes nicht kannte. Aber Elisa war ohne Sorge. Sein Auge schaute eine andere Welt, und er betete: „Herr, öffne die Augen des Knaben“. Und so öffnet der Heilige Geist uns die Augen für die unsichtbare Welt, daß wir das dort für uns aufbewahrte Erbteil sehen und zugleich auch die Macht Gottes, die uns durch Glauben bewahrt zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden. v. d. K.