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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (10)Wie kam es? (10)
(Fortsetzung).
Ohne eine andere Einleitung als den Hinweis - wieder und wieder! - auf: „Wer da stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht falle!“ (1Kor 10,13) und auf den dieser Stelle vorangehenden Vers: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben zu unserer Ermahnung ...“ möchte ich heute nun eine Reihe von Namen und Umständen nennen, ehe ich dann in der nächsten Lieferung, so Gott will, noch einmal über einen oder zwei Menschen ausführlicher schreibe.
Heute stelle ich an die Spitze unserer „Wie kam es?“ - Betrachtungen jene Persönlichkeit, auf die der Herr Jesus mit einem so unsagbaren Ernst als auf ein Warnungszeichen hinweist mit den Worten: „Gedenket an Lots Weib!“ (Lk 17,32) Am allerernstesten scheint es mir zu sein, daß Er dies Warnungswort an Seine Jünger richtet. (V. 22ff).
Also kann man ein Jünger sein und dennoch verlorengehen - denn daß Lots Weib verlorenging, daran ist doch nicht zu zweifeln! Somit ist das Wort „Jünger“ noch nicht immer gleichbedeutend mit „Kind Gottes“. Denn ein wahres Kind Gottes geht nimmermehr verloren! Oder aber Seine wahren Jünger sollen mit dieser Warnung zur Entschiedenheit angefeuert werden, da sie auch leicht auf andere den Eindruck machen könnten, sie glichen Lots Weib. Wie dem nun auch sei - „wie kam es“, daß dies unglückliche Weib eines, wenn auch noch so schwach stehenden, Gläubigen ihr Vorrecht, mit aus Sodom herausgerettet zu werden, verscherzte? (1Mo 19) O es ließe sich vieles sagen über das sicherlich traurige Leben dieser Frau, denn daß Lot in den Augen seiner ungläubigen Schwiegersöhne war „wie einer, der Scherz treibt“ (V. 14), das war auch ihre Schuld mit - in der Ehe haben stets beide Teile ihre Verantwortung mit- und füreinander und zusammen für andere! Und eine Sarah war z. B. in Hagars Sache, die Abraham zum Fallstrick hätte werden können, eine bessere Gehilfin für ihren Mann (Kap. 16), als das Weib des Lot ihm gewesen sein konnte. Aber um eine kurz sein sollende Antwort zu geben, genügt es, einfach zu betonen, daß ihr Zurückblicken (V. 26) zurückzuführen ist auf ihre Weltliebe und Unentschiedenheit. Es waren die inneren Bindungen an Sodom, die sie aus Kummer und Neugier sich umsehen ließen, es war aber auch ihr nicht Gelernthaben, Gott aufs Wort zu gehorchen - Lot selber sah sich nicht um! -, das sie den Befehl Gottes vergessen ließ! Wie ernst ist das! Schon ihr Stillstehen (das zum sich Umsehenkönnen nötig ist), zeigt ihren Mangel an Gehorsam. - Lernen wir doch daraus, Geliebte! „Gedenket an Lots Weib!“ Stillstand ist schon Rückschritt in geistlicher Hinsicht. Wir sollen wachsen (2Pet 3,18 u. a)., wir sollen kämpfen (1Tim 6,10ff.)!, wir sollen, weil's möglich ist!, Überwinder sein, ja, mehr als das! (Röm 8,27) „Bleibet nicht stehen!“ (Vgl. V. 17 ganz)! Möge Gott uns Gnade schenken, vielmehr: mögen wir Gnade nehmen (vgl. „laßt uns Gnade haben!“ in Heb 12,28), um von Lots Weib zu lernen, wie wir's nicht machen dürfen, wenn wir nicht Unwiederbringliches einbüßen wollen! „Gedenket an Lots Weib!“
Ja, „wie kam es“? -
Die Lösung, „wie es kam“ bei dem „reichen Jüngling“ (Lk 18 u. Parall)., ist in dem einen kleinen Wörtchen „denn“ gegeben: „... denn er hatte viele Güter“, oder: „denn er war sehr reich“! (V. 23) Und die schmerzliche, tiefbewegende Antwort des Herrn auf das Betrübtwerden des jungen Obersten zeigt auch uns, welch ein Hindernis in geistlicher Hinsicht die Güter - irgendwelche! - sind. „Wie schwerlich werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes eingehen! (V. 34) Die Frage der Jünger und des Herrn Antwort gibt uns noch mehr Aufschluß und sollte ernstlich von uns geprüft werden, wenn je die Gefahr wächst, durch - nochmals sei's gesagt! - irgendwelche Güter im praktischen Leben gehindert zu werden, Ihm, dem Herrn, den Vorrang in allem zu lassen oder eingeräumt zu halten (Kol 1,18). Was ist Er uns wert, oder um welchen Preis ist Er - und wenn schon nicht Er Selbst, so doch Sein Friede, Seine Freude, Seine Liebe usw. - uns feil? Das klingt nur schroff, in Wirklichkeit treten die Güter leicht einmal an die Stelle, die nur Ihm gebührt, und dann tritt das schon bei dem vorigen Abschnitt genannte Wort 1Tim 6,10ff. voll in sein Recht. Wie sollte uns diese Erkenntnis beugen und zurechtbringen, wenn irgendwie geistliche Verluste um irdischen Gewinns willen eingetreten sind! „Wie kam es?“ „... denn er war sehr reich!“ - so kam es, daß er betrübt von dannen ging, er, der zu Hohem berufen schien! Bruder, Schwester, was ist Christus Jesus uns wert? Laßt uns dem „Totalitätsanspruch“ des Herrn nicht ausweichen, es wäre uns zum Schaden, und umgekehrt dient es uns zu ewigem Segen, wenn wir mehr und mehr zu verwirklichen lernen, was Lk 14,33 steht! Dadurch werden wir nicht etwa unbrauchbar für diese Welt und die Aufgaben in ihr, aber wir bewerten die Dinge richtiger und werden nicht „kraftloses Salz“. (V. 34)
Also „wie kam es“? Wir wissen es genau genug - aber wollen wir lernen daraus für uns?
In 3. Mose 10 wird uns ein tieferschütterndes Ereignis erzählt, das sehr erinnert an die Geschichte von „Ananias und Saphira“ (Apg 5 und vgl. Lief. 5 d. J.)!. Man könnte sagen, daß dies Ehepaar geistlicherweise das gleiche tat wie die Hauptpersonen jenes Geschehnisses: Nadab und Abihu. Auch Ananias und Saphira - Priester im neutestamentlichen Sinne! - brachten gleichsam „fremdes Feuer“, wollten den Anschein erwecken, das gleiche zu tun wie die anderen, aber sie heuchelten und - wurden sofort gerichtet! Und Nadab und Abihu? „Fremdes Feuer, das Jehova nicht geboten hatte“, heißt es in V. 1! Es ist müßig, auf die Zusammensetzung irgendwelchen „Feuers“, mit dem man den Gottesdienst ausüben will, Gewicht zu legen, denn es ist wertlos vor Gott und ruft Sein Mißfallen hervor. „Wie kam es“, daß diese beiden Priester Gottes so furchtbar und eindrücklich gerichtet werden? „Fremdes Feuer“ brachten sie dar! Ja, so sagt die Schrift. Aber wußten sie - als Priester, Söhne Aarons! - das denn nicht? Gewiß, doch hier liegt wohl die tiefere Antwort auf die Frage: „Wie kam es?“ Sie mochten denken, mit Eigenem Gott ebenso gut dienen zu können wie mit dem ihnen von Ihm Gebotenen; vielleicht hätten sie sich, wenn alles gut gegangen wäre, dessen gar noch gerühmt, daß sie mit ihrem eigenen Gedankenerzeugnis ebenso gut hätten dienen können wie Eleasar und Thamar mit dem von Gott gebotenen Feuer! Vielleicht hätten sie ihre „Erfindung“, daß man auf diese Weise die schwierigen (?? 1Joh 5,3b)! Gebote des Herrn umgehen könnte, nutzbar gemacht oder zu machen gesucht für die ganze Priesterschaft, und - das hätte der Tod für den gottgewollten Priesterdienst werden können, in dem doch alles vorbildlich auf Christus war (auch das heilige Feuer und das heilige Räucherwerk)!. Aber was kümmert das den, der sich rühmt, in „eigenwilligem Gottesdienst“ einen besonderen „Schein der Weisheit“ zu haben (Kol 2,23) oder den Anschein einer besonderen Weisheit erwecken zu können - ja, was kümmert es ihn, was Jehova will, wenn der Mensch hier Grund zum Triumph hat darüber, daß er selber „etwas kann“ und nicht nötig hat, sich gängeln zu lassen?! Ja, im Grunde genommen ist jeder „eigenwillige Gottesdienst“ nur Ungehorsam wie bei Saul (1Sam 15,23, vgl. Lief. 1)!. Und das ist so geblieben bis heute und nicht nur in den schriftwidrigen Einrichtungen der großen Religionsanstalten, sondern auch in der Gemeinde der Heiligen. Wer etwas sein und können will, ohne Gottes Wort und Willen hinter sich zu haben, wer sich zu einem Dienst für Gott begeistern läßt ohne durch den „Geist aus Gott“ (1Kor 2,12), der bringt „fremdes Feuer“! Hierher gehört die ungöttliche Begeisterung mit dem sogen. „Pfingstgeist“ der „Zungenbewegung“, der ein Geist von unten ist, jedoch auch jegliche Beeinflussung, die nicht durch den nur ans Wort gebundenen Geist Christi gewirkt ist, wie z. B. die Abhängigkeit von dem von den Vätern Überkommenen - wo man nach laodizäischer Art nicht mehr weiter lernt, sondern stehen bleibt und sich des Habens der ganzen Wahrheit rühmt - oder die Verwurzelung in Regeln, Sitten und Gebräuchen, die, aus der Welt übernommen, in der Gemeinde zweckmäßig erscheinen, dabei aber weiter nichts sind als tote Form usw. „Fremdes Feuer“, nicht gewirkt durch den stets nur Christum verHerrlichenden Geist, der nur das Wort gelten läßt, kann unmöglich das Wohlgefallen des Herrn haben, es ist die Wiedereinsetzung des „Menschen im Fleisch“, der am Kreuze sein Ende gefunden hat (3Mo 9)!, in geistliche Rechte, die nur einer hat: der Herr Selbst, in der Mitte der Seinen wirksam durch Seinen Geist und Sein lebendiges Wort. Wie kam es also, daß Nadab und Abihu eines so fürchterlichen Todes vor Jehova starben? Sie hatten vergessen, wer und wo sie waren, sie wollten selbst etwas tun und haben, womit sie vor Gott und Menschen glänzen könnten, sie haben in Wahrheit „um den Preis ihrer Seele geirrt“ (Jer 42,20), sie mußten Jehova besser kennen, aber sie waren verblendet durch ihr eigenes Können und (vermeintlich) „bestes Wollen“! Laßt uns sie nicht verurteilen, ohne uns selber tief zu verurteilen und zu beugen! Was ist der Mensch! Wie leicht vergißt er, was er ist und was der Herr ist! Wie leicht spielt auch der Gläubige, obwohl nach 1Pet 2 zum heiligen Priestertum gehörig, mit falschen Einbildungen über sich selbst und Gottes Heiligkeit! Wohl ist der Herr barmherzig, aber - einst und vielleicht wie bald: vor Seinem Richterstuhle wird viel „fremdes Feuer“ sein verdientes Gericht finden, Geschwister! Seien wir doch auf der Hut! 3. Mose 10,3, das ich schon bezüglich Mose in Lief. 9 nennen durfte (S. 205), behält auch auf neutestamentlichem Grunde seine tiefe, geistliche Bedeutung. „Wie kam es?“
Der verfügbare Raum in dieser Lief. ist bald zu Ende, darum werfen wir zum Schluß nur noch einen kleinen Blick auf das ernste „Wie kam es?“ bei dem König Joas in 2Chr 24,2 u. 17ff. Solange der Priester Jojada lebte, solange tat Joas, was recht war in den Augen Jehovas. Ein schönes Zeugnis für Jojada, überhaupt für gottgegebene Führer (vgl. 2Tim 3,10)!, aber der König handelte aus Menschengefälligkeit, und als der Priester Jojada gestorben war, da zeigte sich des armen Königs Unselbständigkeit und daraus entstehender Abfall nebst schwerster Sünde (V. 21.22)!. Aber er bekam seinen Lohn (V. 24.25)!. „Wie kam es“ bei ihm? Er hatte kein festes Herz! Auch das redet zu uns! (Heb 13,8.9)! Merken wir nur auf! Und dazu gleich noch ein Wort über den Nachfolger des Joas, seinen Sohn Amazja, in 2Chr 25! Man lese das ganze Kapitel, das mancherlei Belehrungen für uns enthält! Wie schmerzlich, daß auch dieser Mann, der ebenso wie Joas ziemlich gut anfing, solch traurigen Fortgang und solch elendes Ende hatte (V. 27)!. Aber „wie kam es“? Ach, er hatte, wie die Schrift bezeugt, kein ungeteiltes Herz! (V. 2) Darum stellte er auch die Edomitergötter sich zu Göttern auf (V. 14ff)., und darum erhob sich auch sein Herz (V. 18.19) und ließ sich nicht sagen! Geliebte, haben wir stets und überall ein ungeteiltes Herz? Der Herr gebe uns Gnade dazu, die Wichtigkeit dessen zu erkennen und uns zu beugen, wenn hier Mängel, vielleicht tief verborgene, aber ängstlich gehütete, liegen, die dann, wenn's drauf ankommt, uns in traurigster Weise zu Fall kommen lassen. Möge Ps 119,10.11 unser Gebet und unser Handeln sein, dann werden wir keine solche schmerzlichen „Wie kam es?“ zu beklagen haben.
Doch hiermit will ich für heute schließen! Möge der Herr Sein heilig Wort an unser aller Herzen lebendig wirken lassen Ihm zum Ruhm, uns zur Auferbauung und dadurch auch anderen zum Segen! „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit!“ (1Pet 1,23) „Wie kam es?“
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).