Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
2Kor 8,5 1Thes 1 - Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn.2Kor 8,5 1Thes 1 - Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn.
Das obige Zeugnis stellt der Heilige Geist in dem Briefe an die Korinther den Gläubigen in Mazedonien aus (2Kor 8,5). Welch ein kostbares Zeugnis! Ob der Heilige Geist solches auch uns geben kann? Wir können verstehen, daß dieser Herzensstellung entsprechend auch das praktische Leben dieser Gläubigen war. Denn „von dem Herzen aus sind die Ausgänge des Lebens“. In demselben Kapitel, Vers 3, wird von diesen Gläubigen weiter gesagt: „Denn nach Vermögen ... und über Vermögen waren sie aus eigenem Antriebe willig ...“ Nur mit solcher Gesinnung ist es möglich, am Bau des Hauses Gottes mitzuwirken, wie wir es auch beim Bau der Stiftshütte sehen in 2. Mose 35,5.10.21.22.25.26.29.
Nicht in allen Gemeinden war diese innere Herzensstellung vorhanden. In Galatien hatten sie das Gesetz wieder zur Geltung kommen lassen. Kap. 3,3 lesen wir: „Nachdem ihr im Geiste angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleische vollenden?“, so daß Paulus in Kap. 5,4 schreiben mußte: „Ihr seid aus der Gnade gefallen.“ Bei einem solchen Zustand ist es nicht verwunderlich, wenn wir Kap. 5,15 lesen: „Wenn ihr aber einander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verzehrt werdet.“ Wie betrübend ist es, wenn Kinder Gottes auf solchen Wegen wandeln!
Auch in Korinth war der Zustand der Herzen ein anderer als bei den Gläubigen in Mazedonien. Dort war der alte Mensch wieder in anderer Beziehung in Erscheinung getreten. Dort hatten die Gläubigen die Anschauungen, Sitten und Gebräuche der Welt in die Gemeinde Gottes hereingebracht.
Böse Unterschiede zwischen arm und reich, gebildet und ungebildet wurden gemacht. Die einen wählten sich dieses, die anderen jenes Werkzeug Gottes und hingen dem einen an und lehnten das andere ab. Die Folge war, daß Spaltungen und Streitigkeiten in ihrer Mitte entstanden, und nicht allein das, sogar in Fragen des irdischen Besitzes - des „Mein und Dein“ suchten sie sich zu übervorteilen und führten Rechtshändel vor ungläubigen Richtern (1Kor 6,4-8). Ihnen mußte ernstlich bezeugt werden: „Ihr seid noch fleischlich ... und wandelt nach Menschenweise.“ (3,3) Sie hatten ganz das Haupt des Leibes, Christus, den alleinigen Herrn und Gebieter, außer acht gelassen und vergessen, daß es bei Gott kein Ansehen der Person gibt.
Bei den Thessalonichern, die auch zu denen aus Mazedonien gehörten, war das anders. Dreierlei wird von ihnen gerühmt (1Thes 1,3):
1. ihr Werk des Glaubens,
2. die Bemühungen der Liebe,
3. das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.
Das Werk ihres Glaubens begann mit ihrer Bekehrung von den toten Götzenbildern zu dem lebendigen Gott. Das war für sie wirklich ein Werk des Glaubens; denn es bedeutete für sie ein vollständig anderes Leben, eine völlige Umwandlung ihrer seitherigen Anschauungen. Was ihnen seither wichtig und heilig war, das taten sie nun als falsch und irrig ab. Ihr ganzes bisheriges Leben wurde ins Licht Gottes gestellt und nach Seinem Willen und Wort umgestaltet. Ein neues Ziel stand vor ihnen: „Dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.“ (1Thes 1,9.10)
Als sie das Wort der Kunde Gottes empfingen, nahmen sie es nicht auf als Menschenwort, „sondern wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort“ (1Thes 2,13). Es wurde Leuchte ihrem Fuß und Licht für ihren Pfad (Ps 119,105). Obgleich ihr Weg durch viele Drangsale ging, nahmen sie doch das Wort auf „mit Freude des Heiligen Geistes, so daß sie allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja zu Vorbildern wurden“ (1Thes 1,6.7). Eine solche Entwicklung wird nur bei solchen gefunden, die zuerst sich selbst dem Herrn geben. Dann kann der Töpfer aus dem Ton ein Ihm gebräuchliches Gefäß gestalten.
Als zweites werden die Bemühungen der Liebe genannt. In Kap. 4,9 heißt es von ihnen, daß es nicht nötig sei, ihnen über die Bruderliebe zu schreiben, da sie von Gott Selbst gelehrt seien, die Brüder zu lieben. Und das taten sie gegen alle Brüder! Wie herzlich war ihr Verhältnis zu dem Apostel Paulus, dem in Korinth und Galatien so sehr widerstanden wurde. Von Timotheus hatte Paulus erfahren, daß sie ihn und seine Mitarbeiter allezeit in gutem Andenken hatten und sie sehr verlangten, ihn zu sehen (1Thes 3,6). Für sie war Paulus der Gesandte Gottes, der ihnen die Botschaft des Glaubens verkündigt hatte, und sie nahmen ihn deshalb mit herzlicher Liebe und großer Freude auf. Er war ihnen ein Diener Gottes, in dem sie Gottes Wirken erkannten und auch würdigten. Wie herzlich war andererseits auch die Liebe des Apostels zu den Thessalonichern. Er war zart in ihrer Mitte gewesen, so wie eine Amme ihre eigenen Kinder pflegt (2,7). Auch in seinem Herzen war ein sehnliches Verlangen, sie zu sehen, weil sie ihm lieb geworden waren (2,8). Wieviel können wir darin von den Thessalonichern lernen! Die Bruderliebe ist ein wichtiges Kennzeichen der Gläubigen. Der Herr Jesus Selbst sagt in Joh 13,35: „Daran werden alle erkennen, daß ihr Meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Als Drittes wird genannt „das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus“. Wie oft ist im ersten Thessalonicherbrief die Rede von Leiden, Drangsalen, Nöten! In Leiden und Schwierigkeiten werden unsere Blicke und Herzen hingezogen zum Thron der Gnade, von dem uns Hilfe kommt. In solcher Lage erkennen wir unsere Hilflosigkeit und Ohnmacht und warten auf die Rettung durch unseren allmächtigen Gott, der in Christo uns zum Vater geworden ist. In den Drangsalen dieser Zeit wird uns auch die Welt mehr und mehr zum Pilgertal, zur Fremde, wo wir keine bleibende Stätte haben. Wir sehnen uns nach Ihm und den ewigen Friedenshütten, nach den Wohnungen, die der Herr uns beim Vater bereitet hat. Und diese Hoffnung belebt uns und gibt uns Kraft zum Ausharren und Überwinden. So war es auch bei den Thessalonichern. Im ersten Brief schließt jedes Kapitel mit dem Hinweis auf das Kommen des Herrn. Wie mag das die bedrückten und niedergebeugten Herzen aufgerichtet und getröstet haben! In derselben Weise trösten und ermuntern auch wir uns durch den Zuruf: „Der Herr ist nahe!“
Der Herr in Seiner großen Gnade wirke auch in unserem Herzen eine völlige und restlose Hingabe unserer selbst an Ihn, daß wir zuerst trachten nach dem Reiche Gottes und es allem anderen voranstellen!
P. S.
Erstellt: 20.05.2024 19:54, bearbeitet: 16.07.2025 14:52
Quelle: www.clv.de