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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
2Kön 18-20; 2Chr 29-32; Jes 36-39 - Hiskia (2)2Kön 18-20; 2Chr 29-32; Jes 36-39 - Hiskia (2)
Das eine und andere aus seiner Lebensgeschichte.
(Fortsetzung).
In 2Kön 18,5-7 wird Hiskia das Zeugnis ausgestellt: „Er vertraute auf Jehova, den Gott Israels; und nach ihm ist seinesgleichen nicht gewesen unter allen Königen von Juda, noch unter denen, die vor ihm waren. Und er hing Jehova an, er wich nicht von Ihm ab; und er beobachtete Seine Gebote, die Jehova dem Mose geboten hatte. Und Jehova war mit ihm; überall, wohin er zog, gelang es ihm. Und er empörte sich gegen den König von Assyrien und diente ihm nicht.“ Mit Recht nicht! Sollte der König auf dem Throne Jehovas26 einem anderen König dienen?
Und doch vernehmen wir, daß sein Glaube eine kurze Zeit Schiffbruch litt; und der Einbruch des Königs von Assyrien erscheint als der Beginn des Gerichts, das seinem Vater angekündigt worden war (Jes 7,17). Denn daß nach 2Chr 28,20 „Thiglath-Pileser, der König von Assyrien, wider Ahas kam und ihn bedrängte, und ihn nicht stärkte“, ist erst ein schwacher Auftakt zu den Gerichtsworten Jesajas. Nach 2Kön 16,9 kam Thiglath-Pileser dem Ahas tatsächlich gegen Rezin von Damaskus zu Hilfe. Beim Heraufziehen Sanheribs gegen Hiskia war es nicht so, daß „Jehova mit ihm war und es ihm ... gelang“, wenn der Assyrer das ganze Land brandschatzen und Hiskia in Jerusalem wie in einen Käfig einschließen konnte.
Und wieder drängt sich ein Vergleich auf: Die Atmosphäre, die durch den Niedergang und das angekündigte Gericht geschaffen worden ist, umgibt auch uns, umgab die treuen Männer, durch welche Gott Belebungen gab, und verursachte bei den einen und anderen nach viel Glaube und Treue momentanes Versagen in diesem und jenem Stück.
David machte auch Fehler, beging Sünden, aber durch seine Aufrichtigkeit blieb er „der Mann nach dem Herzen Gottes“, und kein Gerichtsausspruch verhängte Strafe über ihn und sein Haus27. Darum kann gesagt werden, daß die Atmosphäre, in der er lebte, eine andere, bessere war. War nicht so die Atmosphäre, in welcher die Ekklesia in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens lebte, eine andere, bessere, trotz vorkommender Sünden, die an denen persönlich geahndet wurden, die sie begingen (wie David das auch erfuhr), als diejenige ist, in der die Ekklesia lebt, seit der dem Johannes in verzehrender Heiligkeit erscheinende Sohn des Menschen das Gerichtsurteil über die Versammlungen ausgesprochen hat? (Off 2 u. 3) Sowohl bei Jesaja, Kap. 6 wie bei Johannes, Off 1, ist es dieselbe Persönlichkeit, welche die Gerichtsandrohungen ausspricht. (Siehe Joh 12,41)
Es ist nicht zu verkennen: Was an Schwierigkeiten seither kam und kommt, ist sowohl Gerichtseinleitung als Erprobung: Je nachdem wir wachsam, treu, fest sind oder nicht, können wir dem Hiskia des 2. Buches der Könige, Kap. 18 u. 19 gleichen, der strauchelt und wieder zurechtkommt, oder dem Hiskia des 2. Buches der Chronika, Kap. 32, der die Prüfung besteht.
In den Büchern der Chronika nämlich wird durchweg das in den Vordergrund gerückt, was die Gnade im Hinblick auf die Erscheinung des wahren David wirkte. Und so erscheint in 2Chr 32 das Hereinbrechen des Königs von Assyrien als eine Prüfung des Vertrauens in Jehova, das Hiskia bisher an den Tag gelegt hatte. Und dieweil sein momentanes Versagen mit Stillschweigen übergangen wird, erscheint er als einer, der im Verein mit Jesajas Fürbitte siegreich aus der Prüfung hervorgeht. Auf jeden Fall sei es uns eine Mahnung, wachsam und nüchtern zu sein zum Gebet. Denn noch einmal: Die religiöse und politische Atmosphäre, in der wir leben, ist eine andere als zur Zeit des anfänglichen Bestehens der Gemeinde, der Ekklesia, ist so geladen mit Zündstoff, daß letzterer darauf wartet, möchte man fast sagen, daß der göttliche Gerichtsfunke dareinfahre und die ganze Atmosphäre in Flammen setze.
Die schon gezogenen Vergleiche rufen noch einen auf den Plan: Das Verhältnis der Könige Judas zu Jehova wird gewertet nach dem Verhältnis, in dem David zu Jehova stand, der durch seine Lebensführungen und -erfahrungen zu solcher Hingabe an Jehova herangebildet wurde, daß die Gefühle seines Herzens sich in dem Ausruf Luft machten: „Ich liebe Dich, Jehova, meine Stärke!“ (Ps 18,1) Etwas Ähnliches zeigt uns die Ekklesia in dem ersten Stadium ihres Verhältnisses zu Christus und die nachfolgenden Zustände, verglichen mit dem ersten Stadium. „Wie sein Vater David“, „auf den früheren Wegen seines Vaters David“, „nach allem, was sein Vater David getan hatte“, heißt es bei der Anerkennung des Tuns eines Asa, eines Josaphat, eines Hiskia und noch einmal über Josia28. Entsprechend ist in dem Sendschreiben an Ephesus die vorhanden gewesene erste Liebe das Normalmaß, an dem der weiterhin gewordene Zustand bewertet wird.
Konnte aber beim allergünstigsten Vergleich mit David das Tun der Besten unter den Königen Judas dasselbe sein wie das eines David? Wir müssen sagen: nein. Und müssen hinzufügen: Es sind eben doch auch die Umstände und Zeitläufte, die einen Menschen in das und das Verhältnis zu Gott bringen. Es mußte die Zeit und es mußten die Zeitumstände eines Eli, Samuel, Saul sein, daß Gott einen David finden und erwecken (Ps 89,2 und Apg 13,22) konnte, den er so heranbildete, daß in ihm die denkbar größte Hingabe an Jehova, seinen Gott (Ps 63,1 z. B), entstand, daß diese Hingabe und Liebe sich zu dem Gelübde verdichtete: Ich will mir keine Ruhe gönnen, bis ich eine Stätte für Jehova und die Lade seiner Stärke gefunden habe (Ps 132,2-8). Das konnte und brauchte keiner seiner Nachfahren mehr zu tun. Aber unter den vorhandenen Umständen treu sein und in dem Geiste Davids das tun, was erforderlich war, nämlich zurückkehren zu den Anordnungen Davids und Moses, das konnten sie tun, sofern die rechte Herzenseinstellung wie bei David vorhanden war. Und bei Hiskia war sie vorhanden (2Chr 31,21). Mochten zehn Stämme abgetrennt sein; mochte Hiskias herzliches Werben um das Herz des Volkes Ablehnung erfahren (2Chr 30,1-10): zu tun „nach, d. i. gemäß allem, was sein Vater David getan hatte“, dazu blieb ihm der Weg offen.
Ist in der Ekklesia seit Ephesus' Tagen nicht auch so der Weg offen zu tun „nach, d. i. gemäß dem“, was die erste Liebe tat, wenn auch die Umstände und die Zeitläufte in ein Stadium getreten sind, das von dem der Zeit Ephesus' verschieden ist? „Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke (Off 2,5)“: Siehe, wie Hiskia in den Umständen, die er vorfand, nach der Kraft, die er hatte, diesem Worte entsprechend handelte! (2Chr 29,3-36) Und verlangt der Herr in den Tagen nach Ephesus, wo die Kraft klein ist, mehr, als getan werden kann?
Mehr als Liebe und Treue? Siehe die Antwort im Sendschreiben an Philadelphia! Die Liebe der letzten Tage kann handeln wie die Liebe der ersten Tage, wenn sie auch das nicht mehr vorfindet, was in den Tagen der ersten Liebe war. Sie unterscheidet klaren Blickes den Niedergang, wie Hiskia ihn unterschied. Das Volk von damals war und das von heute ist auseinandergefallen; während es bei David, und bei Ephesus zuerst, ein Neubeginn und Aufstieg war. Aber der Liebe ist das Handeln im Bereiche des Möglichen gewährleistet: „Der den Schlüssel des David hat, öffnet, und niemand wird schließen.“
F. Kaupp.
(Forts. folgt, s. G. w.)!
26 Siehe 1Chr 28,5.23; 2Chr 9,8.↩︎
27 1Sam 7,14 und Ps 89,30-32 sind noch kein Gerichtsausspruch.↩︎
28 1Kön 15,11; 1Kön 22,43 und 2Chr 17,3; 2Kön 18,3 und 2Chr 29,2; 2Kön 22,2 und 2Chr 34,2.↩︎