Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
2Tim 3,8 - Die Nachahmung des Teufels2Tim 3,8 - Die Nachahmung des Teufels
„Gleicherweise aber wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, also widerstehen auch diese der Wahrheit.“ (2Tim 3,8).
Der große Widersacher hat viele Wege, der Wahrheit zu widerstehen, und in seiner Schlauheit bedient er sich bald dieser, bald jener Art, Gottes Werk zu verderben, Gottes Volk zu schaden oder Seinen heiligen Namen zu verunehren.
Bei seiner ersten Erwähnung in der Schrift wird er als „listig“ geschildert: „Listiger als alles Getier des Feldes.“ (1Mo 3,1). Damals stellte er sich als einer hin, der wirklich das Beste der ersten Menschen suchte und der mehr als Gott ihr Wohl im Herzen hatte! Er ist nicht nur an ein System des Betruges gebunden; er besitzt eine wunderbare Verwandlungsfähigkeit. Gelingt es ihm nicht, als ein brüllender Löwe jemanden zu verschlingen, so verwandelt er sich mit blitzartiger Geschwindigkeit in einen Engel des Lichts!
Wir wollen jedoch nicht von seinen vielen glatten Wegen im allgemeinen schreiben, obwohl das sehr interessant, lehrreich und warnungsvoll wäre, sondern von einer besonders modernen und doch alten Spezialität einiges ausführen, nämlich, wie er durch Nachahmung des Göttlichen sein krummes Ziel zu erreichen versucht.
Paulus schildert in 2Tim 3 in bezeichnenden Eigenschaften den niedrigen Zustand der Menschen in den letzten Tagen, und er fügt hinzu, daß aus der Reihe dieser tief gesunkenen Menschen solche sein werden, die eine durchtriebene Tätigkeit entwickeln, indem sie mit einer Form der Gottseligkeit in die Häuser schleichen, um andere zu verderben. Ihre Art, der Wahrheit zu widerstehen, läuft auf demselben Gleise wie die der Weisen und Zauberer Ägyptens. In beiden Fällen sind sie die Diener des bösen Feindes, der wie in den Tagen Moses so auch in diesen letzten Zeiten durch seine Nachmacherkunst am erfolgreichsten wirken kann.
Jannes und Jambres waren sicher die Hauptzauberer oder Schriftgelehrten Pharaos, und ihr Zweck war, den Eindruck der Zeichen, welche Mose und Aaron auf Gottes Geheiß taten, zu entkräften und zu annullieren, und zwar durch Nachmacherei. Es gelang ihnen auch, denn es steht geschrieben: „Und das Herz des Pharao verhärtete sich.“ (2Mo 7,13).
Der hingeworfene Stab Aarons wurde zur Schlange vor dem Pharao und vor seinen Knechten. Gewiß machte dies auf alle einen tiefen Eindruck. Aber dann kamen die ägyptischen Zauberer mit Jannes und Jambres an der Spitze herein. Es steht geschrieben: „Und auch sie, die Schriftgelehrten Ägyptens, taten also mit ihren Zauberkünsten und warfen ein jeder seinen Stab hin, und sie wurden zu Schlangen; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.“ (2Mo 7,11.12). Wie erleichtert atmete der Pharao auf, als seine Zauberer das Wunder nachahmten; und wenn auch der Stab Aarons ihre Stäbe verschlang, so war das von keiner großen Bedeutung. Vielleicht war der Gott der Hebräer geschickter als die Götter Ägyptens, oder Mose und Aaron hatten es auf diesem Gebiete etwas weiter gebracht als seine Magier.
Es ist uns aus dem Worte Gottes klar, daß Mose und Aaron in der Kraft des Herrn wirkten, Jannes und Jambres aber in der Kraft des Fürsten der Finsternis, der hinter den Göttern Ägyptens sich versteckte. Die Nachahmung ist ein geschicktes Werkzeug in der Hand des großen Widersachers, mit welchem er der Wahrheit widersteht. Damals in Ägypten wurde er völlig überwunden und das Volk Israel befreit. Dann aber verwandelte er sich schnell in einen brüllenden Löwen; aber wieder umsonst, denn die Fluten des Roten Meeres bedeckten zuletzt die Heeresmacht des Pharao, und „sie sind hinuntergefahren in die Tiefen wie ein Stein.“ (2Mo 15,5).
Noch zweimal sagt uns die Schrift von den ägyptischen Schriftgelehrten, daß sie ebenso mit ihren Zauberkünsten taten wie Mose und Aaron. Sie verwandelten Wasser in Blut und ließen dann Frösche über das Land Ägypten heraufkommen. Als sie aber Stechmücken aus dem Staube der Erde machen wollten, konnten sie es nicht und mußten selber bekennen, daß das Gottes Finger sei.
Paulus schrieb an Timotheus, daß diese modernen Nachahmer nicht weiter fortschreiten werden, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von Jannes und Jambres es wurde. (2Tim 3,9).
Der Teufel bereitet jetzt die Welt auf seine großartigste Nachahmung oder Imitation vor, die darin bestehen wird, daß er seinen Weltbefreier, seinen Erlöser, nämlich den Menschen der Sünde, den Antichristen, auf seine dazu errichtete Bühne bringen und ihn der Welt vorstellen wird als den, der alles gut machen wird, und die ganze Erde wird ihn bewundern und anerkennen.
Es gibt ein großes „Geheimnis der Gottseligkeit“, und das ist: „Gott im Fleische geoffenbart“ (1Tim 3,16). Denn das Wort, welches am Anfang bei Gott war und Gott war, wurde Fleisch und wohnte unter uns. Aber es gibt auch ein „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“. (2Thes 2,7). Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist die Nachahmung des Gottesgeheimnisses der Gottseligkeit. Die Stunde ist nicht mehr fern, in welcher „der Gesetzlose“ geoffenbart werden wird, „dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge.“ (2Thes 2,9).
Weil nun der große Widersacher den staunenerregenden Plan auszuführen gedenkt, das Geheimnis der Gottseligkeit nachzuahmen, so wundern wir uns nicht, daß er schon auf allen Gebieten Vor- und Hauptproben dieses Schauspieles hält, um Menschen zu verführen und das Evangelium wirkungslos zu machen.
Gerade dieser Tage lasen wir in „Echoes of Service“, wie in Angola, Central-Afrika, viele Dörfer sich zum Herrn wandten und ihre Fetische en gros verbrannten. Dann erzählt ein in der dortigen Arbeit stehender Bruder, daß man in einem Dorfe, wo das Evangelium selten verkündigt wurde, den Häuptling bat, die Leute für eine Versammlung zusammenzurufen. Er willfahrte dieser Bitte. Nach einigen Minuten fing seine rechte Schulter an, heftig zu zittern, bis der ganze Körper in Zuckungen geriet. Dann fing er an, in einer unbekannten Sprache zu reden, indem er nach oben und wieder nach unten wies. Noch ein Mann vom Dorfe kam hinzu und setzte sich neben ihn. Derselbe wurde auch von dieser Macht ergriffen, und die zwei führten nun ein Gespräch in derselben Zunge. Diese besonderen Geister nannten sich „Die Häuptlinge des Himmels“. Die Brüder beteten im Stillen für die Befreiung des Häuptlings und fingen dann an zu singen: „Blut, das mich erkauft hat ... Gnade, die mich wieder heimgebracht“. Nach heftigem Zerren flohen die Dämonen, und der Häuptling lauschte auf das Wort. Dann wandte er sich stracks zu den Planken am Ende seines aus Gras gebauten Hauses und riß alle seine Götzenbilder nieder. Der Teufel wollte durch Zungenreden die Wirkung des Heiligen Geistes nachahmen, um den Häuptling und sein Dorf in der Macht der Finsternis zu halten und das Evangelium kraftlos zu machen. Er versuchte es durch Zungenreden, denn einer, in dem sich solche Geisteskräfte entfalten, daß er in Zungen redet, bedarf doch keiner Buße mehr?!
Es gibt ja Gläubige, die fest daran glauben, daß die Gabe der Zunge ein Hauptzeichen der - wie sie es falsch nennen - Taufe des Geistes sei! Mit seiner Imitation auf diesem Gebiete hat der Feind viel Unheil angestiftet. Trotzdem streben viele danach, in Zungen zu reden, anstatt sich auszustrecken nach dem, was vorn ist. (Phil 3,14).
Bringt der Heilige Geist die gesegnete Wahrheit über das nahe bevorstehende Kommen des Herrn ans Licht, wie Er das vor ca. 100 Jahren tat, so kommt der Widersacher mit seiner Nachahmung. Wir finden sie z. B. in der Tätigkeit der Adventisten des siebenten Tages, die diese köstliche Wahrheit verdrehen und mit schrecklichen Irrtümern vermischen.
Oder lenkt der Heilige Geist die Aufmerksamkeit der Gläubigen in unseren Tagen auf die Notwendigkeit des Forschens in der Heiligen Schrift, so sorgt der Teufel auch hier für Nachahmung. Da haben wir u. a. die internationale
Vereinigung von sogenannten ernsten Bibelforschern. Unter diesem fromm klingenden Titel reißen diese Bibelforscher die Grundlagen aller Gotteswahrheit hinweg: „Wenn die Grundpfeiler umgerissen werden, was tut dann der Gerechte?“ (Ps 11,3).
Die Imitationen des Widersachers sind sehr geschickt, oft täuschend nachgeahmt. Unser Herr sagte, daß große Zeichen und Wunder getan werden, „um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen“ (Mt 24,24). Darum ist es so notwendig, zu wachen und genau an der Hand der Schrift die Geister zu prüfen, denn der Herr hat gesagt: „Siehe, Ich habe es euch vorhergesagt“. Wenn der Teufel nur mit Gegenmitteln arbeiten möchte, so wäre es leicht zu erkennen, daß sein Tun wider die Wahrheit ist. Aber er kommt in Nachahmung der Wahrheit und weiß durch Gleichartigkeit zu täuschen und zu betrügen, und dies ist so sehr gefährlich. Viele junge Geschwister haben im Vertrauen auf ihre eigene Urteilsfähigkeit Schaden gelitten; sie wollen nicht auf ältere und erfahrene Brüder hören und bleiben leider oft Jahre hindurch in dem blendenden Zauber des teuflischen Fallstricks gefangen. Und wenn sie durch des Herrn Gnade und Mitleid befreit werden, so war gar oft ihr Eifer, Ihm zu dienen, erlahmt und kostbare Zeit für immer verloren.
Die Nachahmung des Widersachers bringt nie die echte Frucht des Geistes hervor. Der Herr sagt uns darum: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ (Mt 7,15). Es gibt wohl falsche Propheten, die als solche offenkundig sind; bei solchen ist die Gefahr nicht so groß; aber wenn sie Schafskleider anziehen, sind sie besonders gefährlich, und der Herr betonte und wiederholte das Kennzeichen: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt 7,20).
Ist es nicht klar ersichtlich, daß solche, die das Hauptgewicht auf das Erlangen der Sprachengabe legen und sich mit allen Fasern danach ausstrecken, die „Feuertaufe“ zu bekommen, nur Verwirrungen und Unheil anrichten? Die Nachahmung des Teufels kann nie und nimmermehr die Frucht des Geistes zeitigen. Achten wir also mehr auf das von unserem Herrn angegebene Kennzeichen! Doch auch hier begegnet man der Schwierigkeit, daß viele nicht wissen, was eigentlich gute Früchte sind, und sie halten seelische Erregung, überspannte Gefühle, geistlichen Hochmut, Geringschätzung und Verachtung einfacher, in der Demut ausharrender Gläubigen für gute Früchte. Oder wenn sie, wie sie meinen, die Gabe des Zungenredens oder der Krankenheilung erlangen, so steigt der Stolz ins Unendliche, und sie sehen nicht ein, daß das alles nur Blendwerk des Feindes und geschickte Imitation des Teufels ist. Gewiß imponieren solche Dinge mehr, als einfach das Joch Christi auf sich zu nehmen und von Dem zu lernen, der sanftmütig und von Herzen demütig ist, denn „die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit“ (Eph 5,9). Und der Apostel fügt hinzu: „Indem ihr prüfet, was dem Herrn wohlgefällig ist“ (Eph 5,10).
Die zunehmende Tätigkeit des Feindes heutzutage auf diesem Gebiete der Nachahmung dessen, was wirklich von Gott ist, veranlaßt uns, eine warnende Stimme zu erheben, damit alle lernen möchten, sich mit dem Panzer der Gerechtigkeit zu wappnen, denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Wie ernst sind die Worte des Herrn, daß sie an jenem Tage zu Ihm sagen werden: „Herr, Herr, haben wir nicht durch Deinen Namen geweissagt und durch Deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch Deinen Namen viele Wunderwerke getan?“ (Mt 7,22). Der Herr nennt sie Übeltäter, die von Ihm weichen müssen. Angeblich hatten sie diese Dinge in Seinem Namen getan, doch es war nur eine Nachahmung, ein Trugbild des Widersachers! Streben wir aber nach Gerechtigkeit, Glauben. Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen! (2Tim 2,22). Wohl werden „Gaukler im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden“. (2Tim 3,13). Möchten wir jedoch uns von solchen geistlichen Gauklern und Verführern entschieden abwenden!
F. Btch.
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