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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
Jona - Blicke in Gottes Erzieherweisheit
Jona 3 - Blicke in Gottes Erzieherweisheit - Gedanken zum Buche des Propheten Jona.Jona 3 - Blicke in Gottes Erzieherweisheit - Gedanken zum Buche des Propheten Jona.
(Fortsetzung).
Nachdem Jona seine so gewaltige Lektion gelernt hatte und die ganz persönliche Erfahrung machen mußte, daß vor Gott keine Flucht möglich ist, führte ihn Gott auf wunderbare Weise wieder in die Behausung der Menschen. „Und Jehova befahl dem Fische, und er spie Jona an das Land aus“, so berichtet kostbar und schlicht die Schrift. Jona erlebt, was David in seinem (139). Psalm sagt: „Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch daselbst würde Deine Hand mich leiten und Deine Rechte mich fassen.“ (V. 9 und 10)
Wie sollte uns - die Geliebten Gottes - das ernst stimmen und von uns beherzigt werden, die wir so oft geneigt sind, unserem Gott und Herrn den Gehorsam zu verweigern, und so selbst die Ursache dafür sind, daß wir hart angefaßt werden müssen von Ihm, unserem geliebten HErrn, der uns züchtigen muß, „auf daß wir nicht mit der Welt verurteilt werden.“ (1Kor 11,32) Ja, es ist etwas Großes um den Gehorsam gegen Gott.
Jona mußte seinen Ungehorsam mit so tiefen Erfahrungen büßen, und sicher geht es allen Kindern Gottes so, daß sie nach dem Maße ihrer Gehorsamsverweigerung in die entsprechende Erziehungsschule Gottes genommen werden. Genau so, wie dem Lehrer und Erzieher Mittel und Wege gegeben sind, ungehorsame Schüler zu kurieren, so vermag unser Gott, nur in herrlich vollkommener Weise, Seine Auserwählten zu erziehen.
Es ist so, daß die Gläubigen im allgemeinen von der Tatsache überzeugt sind, daß Gottes Wege vollkommen, Gottes Wille heilsam und zu unserem Besten sind. Allein, wenn der Herr mit einem Seiner Kinder einen besonderen Weg geht oder für den und jenen einen besonderen Auftrag hat, dann ist es merkwürdigerweise oft so, daß wir mit dem göttlichen Willen nicht mehr einverstanden sind und für den uns gewordenen Auftrag andere Geschwister für geeigneter halten als uns selbst.
Da ist es denn nur gut, daß wir dem Willen Gottes nicht zu widerstehen vermögen. Es wird entweder so, daß unser eigener Wille bricht und zerschellt und wir uns dem Herrn in Buße und Beugung stellen, oder aber - und das ist leider oftmals der Fall -, daß die Gehorsamsverweigerung eine Abstumpfung des Gewissens zur Folge hat und ein teures Menschenherz wieder in die Welt hineinläuft, um unglücklicher denn je sich selbst und anderen Mitmenschen das Leben schwer zu machen.
Nicht umsonst gibt uns die Schrift Warnungen vor diesem traurigen Zustand, der um so beklagenswerter ist, weil solche als Kinder Gottes die Güte und Gnade Gottes erfahren haben. Solche müssen oft schmerzliche Wege der Zucht gehen, bis sie zum Selbstgericht und zur Verurteilung ihres eigenen Willens kommen. David mußte die züchtigende Hand Gottes wegen seiner Sünde an Urija kennenlernen (2Sam 12). Auch die Korinther erfuhren die züchtigende Hand Gottes, die Schwachheit, Krankheit und sogar den Tod über sie brachte. Solche Gerichte aber sind, wie schon gesagt, Züchtigungen von Gottes Hand, damit die Gläubigen nicht mit der Welt verurteilt werden.
Durch Gottes Güte findet sich Jona nach gründlicher Erfahrung und Beugung zurück und ist alsdann bereit, zu gehorchen. Und was für einen Auftrag hat Gott für ihn nach gelernter und tieferlebter Lektion? Nach Vers 1 und 2 des 3. Kap. ist ihm derselbe dreifache Auftrag gegeben, dem er einst durch die Flucht zu entrinnen suchte: „Mache dich auf! Gehe hin gen Ninive! Predige!“
Diesmal findet der Herr einen willigen Boten. Unverzüglich macht er sich auf in die große Stadt und verkündet dort den Willen Gottes vom nahen Untergang im Falle weiterer Verstockung. Die gewaltige Bußpredigt des Jona verfehlte ihre Wirkung nicht; denn nach den Aufzeichnungen der Schrift ordnete sogar der König von Ninive selbst nicht nur besondere Buße an, sondern auch er selbst „stand von seinem Throne auf und legte seinen Mantel ab und hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in die Asche“ (Kap. 3,6). Daß es sich nicht nur um äußere Bußübungen handelte, sondern wirklich innere Umkehr auf Jonas Predigt hin erfolgte, geht daraus hervor, daß die Schrift weiter zu berichten weiß: „Und Gott sah ihre Werke, daß sie von ihrem bösen Wege umgekehrt waren; und Gott ließ Sich des Übels gereuen, wovon Er geredet hatte, daß Er es ihnen tun wolle, und tat es nicht.“ (3,10)
So selbstverständlich es auch ist, daß Gott der Herr mit bloß äußeren Bußübungen (Werken) nicht zufrieden ist, so muß doch um vieler Gläubigen willen immer wieder darauf hingewiesen werden, daß Versuche und Bemühungen, sich durch selbst auferlegte Gesetzlichkeiten und gute Werke vor Gott in Gunst zu bringen, leider nicht zu den Seltenheiten gehören. Wie einst Ninive nach beherzigter Bußpredigt dem Untergang und damit dem Verderben entrann, so ist es auch heute und in alle Zukunft hinein nur dadurch möglich, vor Gott in Gnaden zu sein, wenn Er - dessen Flammenaugen alles durchdringend sind - uns sieht in aufrichtiger Buße und Beugung. Aus dem behandelten Gegenstand sei abschließend für diesmal noch der Gedanke herausgenommen, daß mit dem zurechtgebrachten Propheten Jona auch die große Stadt Ninive eine Zeit der Buße erlebt - und Gottes Gnade erfährt: Gnade vor Recht.
Wie hat ein Jona doch lernen müssen, das Leben seinem Mitmenschen wert zu achten! Vor seiner Zurechtbringung vergaß er bei aller Eigenwilligkeit das mögliche Heil und die Rettung einer vielleicht Millionenstadt, nach gelernter Lektion weiß er die Rettung seiner Mitmenschen - ihr Heil und ihre Begnadigung zu schätzen, er hat ein Herz für die entfremdeten, irregeleiteten Bewohner Ninives.
Ach, wie oft schleicht jener böse und ungöttliche Gedanke eines Kain auch in unsere Herzen, und wir fragen: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Geliebte, fühlen wir die große Verantwortung, die uns von Gott auferlegt ist und die unseren Nächsten, den „Niniviten“ unserer Tage, gilt? Möchte der Herr uns zubereiten können zu rechtem, willigem Dienst, zu göttlicher Verantwortlichkeit! Wieweit ist das hier aufgezeichnete Bild des Jona unser Bild? Daß der Herr uns gebrauchen könnte zu gesegnetem Dienst in unserem „Ninive“, sei unser aller herzlicher Wunsch, unser heißes Gebet! Gott segne uns!
H. B., U.
Erstellt: 20.05.2024 19:54, bearbeitet: 11.10.2024 02:01