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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
1Kor 14,33 - Unser Gott - nicht ein Gott der Unordnung
1Kor 14,33 - Unser Gott - ein Gott nicht der Unordnung! (2)1Kor 14,33 - Unser Gott - ein Gott nicht der Unordnung! (2)
Versammlungs- oder Gemeinde-Unsitten sind es, die ich in diesem Aufsatz zu besprechen die gottgegebene Aufgabe habe! Da ist es gut für uns, vor dem Weiterlesen uns in stillem Gebet zu beugen: „Herr, hilf mir, daß ich an meinem Teile dazu beitrage, daß alles bei uns ‚in Ordnung‘ zugehen möchte!“ (1Kor 14,40)
Ich komme nun heute zu einer zweiten Unsitte, wie sie sich in unserem Gemeindeleben so oft störend bemerkbar macht. Eine leise Andeutung über diese Unordnung gab ich schon bei Punkt 1. Einige werden sie bemerkt haben!
Also zweitens: Schon auf der Treppe oder auf dem Flur vor dem Versammlungsraum hört man es - das laute Durcheinander von angeregten Unterhaltungen, wozu die Minuten vor Beginn der Stunde wie geschaffen sind! Wenn jene Besucher schon pünktlich und vielleicht sogar reichlich pünktlich, also frühzeitig anwesend waren (vgl. Punkt 1)!, so schienen sie es - Verzeihung! - fast nur darum zu sein, um diese schöne Zeit recht gut ausnutzen zu können zu ausgiebigsten Erzählungen oder Besprechungen aller Art! Der Ausdruck „Judenschule“ ist gewiß nicht fein, aber sicher oft recht passend für den Redetummelplatz manches Versammlungsraumes vor Beginn einer ernsten Bibelstunde oder gar Evangelisation! Ich gebe selbstverständlich zu, es ist manchmal nötig, daß sich verantwortlich Wissende vor dem Stundenanfang über etwas besprechen, auch daß solche, die nachher eiligst fort müssen, die Zeit vorher benutzen, um vielleicht eine Frage nach einem kranken Familienglied zu stellen oder zu beantworten, und was derlei besondere Dinge mehr sind; hier gilt durchaus das Wort: „Keine Regel ohne Ausnahme!“ Aber mögen die Brüder solche notwendigen Besprechungen nicht allzu öffentlich vor allen halten, sondern, wenn möglich, im Nebenzimmer - wo man übrigens manchmal auch sehr gut die Knie beugen kann zu kurzem Flehen für den Dienst, für den dienenden Bruder, für die Hörer usw.! - oder sonst (wenn's geht) im Hintergrund, und mögen jene anderen mit ihren ihnen wichtig erscheinenden Fragen und Auskünften sich möglichst auf ein Mindestmaß der Mitteilungen beschränken, und dann auch nur möglichst im Flüsterton - denn, geliebte Geschwister, es gilt Wichtigeres zu tun!
Und dieses wird leicht gestört! Und dieses Wichtigere ist die letzte geistliche Vorbereitung des einzelnen wie der ganzen Gemeinde - oder, bei Evangelisation, auch der Stundenbesucher! Und die rechte Vorbereitung jedes einzelnen wie der Gemeinde, wie der Fremden (die selber vielleicht nicht daran denken, obwohl es in der „Kirche“ dafür auch eine, oft tote, Form gibt)! ist das stille Gebet! Und wenn man damit „fertig“ ist (aber man braucht nicht eher „fertig“ damit zu sein, bis die Stunde beginnt, und selbst dann kann man weiter beten und sollte man's und wieder besonders bei Evangeliumsverkundigung auch tun! - „Betet unablässig!“ 1Thes 5,17! -), dann kann man still ein wenig in der Bibel und auch im Liederbuch nicht störend blättern, sondern - lesen! Die rechte Vorbereitung! Ja, die sollte daheim schon einsetzen (besonders zum Herrn mahl, zum Brotbrechen)!, sich auf dem Wege fortsetzen, indem man wacht, um sich nicht zerstreuen zu lassen und andere zu zerstreuen, aber hauptsächlich sollte sie beim Betreten des Versammlungsraumes (und zumal wenn's kein eigener ist, sondern vielleicht ein neutraler oder ein Gastwirtschaftsraum, dessen Luft erst durch Gebet gereinigt und geheiligt werden muß, vgl. Eph 6,12)! eintreten, indem die Herzen und Sinne sich konzentrieren auf das, was geschehen soll: Das teure Wort Gottes soll in Kraft unbetrübten Heiligen Geistes (Eph 4,30) uns selber und anderen, vielleicht auch Weltmenschen, nahe gebracht werden! Welche Verantwortung! Und wie ich bei Punkt 1 sagte, daß der Herr zur rechten Zeit da ist, weswegen allein schon auch wir pünktlich sein sollten, so möchte ich hier hinzufügen, daß ganz sicher und immer wenigstens bei Stunden der Wortverkündigung an die Welt der stets wache Teufel mit seinen gefährlichen Gehilfen (den Dämonen, den „Vögeln“, die den Samen des Wortes wegnehmen, vgl. Mt 13,4 und 19 u. a). frühzeitig anwesend ist, um sein Verderberwerk an denen zu tun, denen die „Frohe Botschaft“ helfen soll, Leben und Seligkeit zu finden. Welch schreckliche Folgen kann da die ungeistliche Schwatzhaftigkeit mancher Gläubigen, besonders vor Stundenbeginn, manchmal haben, welche herrlichen dagegen der treue Gebetskampf (vgl. Röm 15,30) solcher, die den Ernst des Dienstes am Wort sowie des Hörens des Wortes erkannt haben! Und welch böses Beispiel geben schwatzhafte Gläubige den Ungläubigen, und auch gerade besonders vor Beginn der christlichen Versammlungen im Versammlungsraum!
Es gehört aber wahrlich auch mit zur Ordnung, sich in dieser Hinsicht in Zucht zu halten. Schwatzen (in Süddeutschland sagt man „Schwätzen“) vor dem Stundenbeginn - statt stilles Beten - ist ein Merkmal von Unordnung, und unser Gott ist „nicht ein Gott der Unordnung“! Die Unordnung geht nie und nimmer von Ihm aus, Er ist nie der Urheber irgendeiner Form von Unordnung! Wenn Er aber nicht - wer dann? Wir wissen es: Es ist der Feind, der auf solche Weise seine Zwecke erreicht! „Seine Gedanken sind uns nicht unbekannt“, sie sollten es wenigstens nicht sein (2Kor 2,11), und sicher gehen sie nicht, wie die des Herrn , auf Segnungen für die Hörer des Wortes aus, sondern auf Schaden, Schädigungen ihrer Seelen! Er sucht stets, wie obige Stelle zeigt, die Menschen, auch uns Gläubige, zu übervorteilen. Wie wachsam sollte uns das machen, immer und überall, ganz besonders aber dann, wenn von unserem Verhalten ein guter oder schlechter Einfluß auf solche, die uns mehr beobachten, als wir ahnen, ausgehen könnte und tatsächlich ausgeht, und das ist eben wieder ganz besonders vor (und in) den Versammlungsstunden der Fall, was ja auch ganz naturgemäß ist.
Und wenn nun irgendein Überkluger, der sich womöglich selbst getroffen fühlt durch diese Abhandlung, sagt, in diesem zweiten Punkt sei es aber doch nicht so leicht, wie beim ersten (der Unpünktlichkeit) davon zu reden, daß sich dies ungeistliche Verhalten vor dem eigentlichen Versammlungsbeginn der Gemeinde mit dem Hinweis auf unsere Stelle von dem „Gott, nicht der Unordnung“ treffen ließe, da eben doch die Versammlung noch nicht begonnen habe, und der Christ doch „frei“ sei usw. usw. - so erwidere ich ihm darauf:
So? Die Zeit, die 10-15 Minuten vor dem Beginn der Stunde stehen nicht unter dem Wort, daß unser Gott „nicht ein Gott der Unordnung“ ist? So? Nun, meine lieben gläubigen Leser, die ihr euch eurer „Freiheit“ rühmt und nicht wißt, daß des Christen Freiheit die Gebundenheit an das Wort des Herrn ist (was dem Ungläubigen unmöglich ist)!, nun, der Herr hat gesagt: „Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Nationen, ihr aber ...“ (Mk 11,17); und Sein Haus im Sinne des Neuen Testaments ist, wie du sehr wohl weißt, natürlich nicht ein äußeres Haus aus Backsteinen (Apg 7,48 u. a.; vgl. 1Pet 2)! und natürlich auch nicht der Versammlungsraum an sich, aber Sein Haus ist Seine Gemeinde, was hier nicht weiter erörtert zu werden braucht (bedenke nur schon das Wort: „Christus ..., dessen Haus wir sind!“ Heb 3,6), und darum muß der Charakter Seines Hauses als des „Bethauses“ (vgl. 1Tim 2,1ff. mit 3,15)! sich auch ganz sonderlich und vor allen Dingen in Seinem wahren gegenwärtigen Hause, Seiner Gemeinde, offenbaren! Nun, und wann? Dann doch besonders, wenn Seine Gemeinde „als Gemeinde“ oder „in Gemeinde“ zusammenkommt! (1Kor 11,17.18)! Und das geschieht doch dann, wenn wir uns sammeln zu den vor dem Herrn bestimmten Zeiten, um Sein Wort zu betrachten, zu lehren, zu verkünden! Darum gehört es sich, daß wir um der Ordnung des Hauses Gottes willen als Beter erfunden werden in Seinem „Bethause“, Seiner Gemeinde also, nicht aber, daß wir durch Schwätzereien die Gebetsandacht anderer stören und so den Charakter unseres Gottes als „eines Gottes, nicht der Unordnung“ verleugnen! Genug davon!
Also Gebetsstille vor dem Versammlungsbeginn - das sei unsere Losung, wenn wir den Raum betreten und uns da niederlassen, wo Gott uns und andere durch Sein Wort segnen will! Keine Gespräche da, wo Gebet am Platze ist! Ausnahmen seien und mögen bleiben Ausnahmen, die man möglichst zu vermeiden suche!
Aber „man“ freut sich doch so sehr, wenn „man“ nach einer halben bis einer Woche wieder einmal mit den geliebten Geschwistern zusammen sein darf, und „man“ hat sich doch so manches zu sagen! Wie soll „man's“ denn nur machen?
Nun, Geliebte, es wird sich nach der Versammlung - d. i. nicht unmittelbar danach, um des nicht verschüttet werden dürfenden Segens willen! - schon noch ein wenig Zeit finden, wo man sich austauschen kann, vielleicht auch auf dem Wege, wenn man nicht vorziehen sollte, stille heimzugehen, um das gehörte Wort besser nachwirken zu lassen. Wie dem auch sei, und welche Wege zum ersehnten Austausch auch gewählt werden - nie seien dazu die kostbaren Minuten vor Beginn der Stunde genommen, in denen, zumal wenn man schon sitzt, das Gebet und die Fürbitte z. B. auch für den Redner (der es so sehr braucht und darum so sehr wünscht)! zu seinem Rechte kommen sollte! Überlegen wir dies vor dem Herrn !
Des Herrn Augen schauen auf uns, ob wir Ihn als den „Gott, nicht der Unordnung“ achten und uns von Ihm in Zucht halten zu lassen bereit sind. „Sein Angesicht schaut die Aufrichtigen an!“ (Ps 11,7). „Eines habe ich von dem Herrn erbeten, nach diesem will ich trachten: zu wohnen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeiten des Herrn und über Ihn zu forschen in Seinem Tempel.“ (Ps 27,4)
(Forts. folgt, s. G. w.)!
F. K.