Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Off 22,16-21 - Die letzten Worte des Herrn JesusOff 22,16-21 - Die letzten Worte des Herrn Jesus
In dieser wohlbekannten und lieblichen Schriftstelle tritt der Herr Selbst in einer unsere Herzen ganz besonders berührenden Weise vor uns. In diesem letzten Buch der Heiligen Schrift offenbart Er uns Seine Person in verschiedenen Eigenschaften und Titeln, von denen etliche Seine Größe und Majestät so hervortreten lassen, daß selbst Johannes, der einst sein Haupt an Seine Brust legte, davon so überwältigt wurde, daß er wie tot zu Seinen Füßen fiel. Aber am Schluß der Offenbarung tritt Er wieder in Seinem uns so teuren, köstlichen Jesusnamen vor uns. „Ich, Jesus.“ Welche Lieblichkeit liegt in diesem Wort! Wie viele Erinnerungen ruft dieser Name, in welchem Er einst als Mensch in dieser Welt gekannt wurde, wach! - wir denken an den Jakobsbrunnen, an Gethsemane, an Golgatha usw.
Dann folgt in unserer Schriftstelle (V. 16) ein doppelter Titel, in welchem Seine Gottheit und Seine Menschheit enthalten ist. Als die „Wurzel Davids“ ist Er Davids Herr, der, aus welchem David hervorging; als das „Geschlecht Davids“ ist Er das Kindlein, geboren in Bethlehem. Er ist die Quelle aller Segnungen Israels, obwohl sie zur Zeit für Israel nicht fließt, weil Sein irdisches Volk Ihn nicht begehrt und kein Auge und kein Herz für Ihn hat.
Wir, durch Seine Gnade, kennen Ihn jetzt und erwarten Ihn als den „glänzenden Morgenstern“. Haben wir beachtet, daß das letzte Kapitel des Alten Testamentes Ihn dem Volke Israel als die „Sonne der Gerechtigkeit“ und das letzte Kapitel des Neuen Testamentes Ihn der Gemeinde als den „glänzenden Morgenstern“ darstellt? Wenn die „Sonne“ aufgeht, stört sie die schlafende Welt; die Menschen gehen an ihre Arbeit, und alles ist in Bewegung. So ist es, wenn Christus in Seiner Herrlichkeit erscheint, Sein irdisches Volk zu erretten; Sein Kommen wird eine gewaltige Bewegung in dieser Welt hervorrufen. Der Aufgang des „Morgensternes“ aber stört niemanden. Er stört die Welt nicht in ihrem Schlafe. Die Welt wird Ihn nicht sehen, wenn Er kommt, um die Seinigen zu Sich zu nehmen. Wie nahe mag der Tag sein, da wir Ihm entgegengerückt werden! „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.“ (Röm 13,12). Möchten wir diese letzten Stunden der Nacht wachen! Bald erscheint der „glänzende Morgenstern“. Ist es nicht gerade in den gegenwärtigen Tagen eine Gefahr, uns mehr mit der Zeit, den Umständen und der Art Seines Kommens zu beschäftigen als damit, daß Er Selbst, der Herr, kommt? Wir reden viel von dem Kommen des Herrn als von dem Ereignis, und das Ereignis Seines Kommens ist das, was unsere Gedanken mehr beschäftigt, als daß Er, der Herr, kommt. Die Schrift redet vielmehr von dem „Kommen des Herrn “, sie bringt die Person, die kommt, vor unser Herz, und das ist es, was unsere Seele beschäftigen soll.
Dann folgt Vers 17: „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Dies ist ein „Beten im Heiligen Geist“ (Jud 20). Ich weiß keine Stelle, die diese Worte im Judasbrief so illustriert wie diese. Aber es gibt Gläubige, die nicht rufen: „Komm!“ Solche werden durch das nächste Wort ermutigt, in diesen Ruf mit einzustimmen: „Und wer es hört, spreche: Komm!“
Schließlich werden unsere Gedanken der armen Welt zugewandt. Welche Gerichte erwarten diese Welt! Und wenn wir daran denken, so drängt es uns, alle Dürstenden einzuladen, zu kommen und das Wasser des Lebens umsonst zu nehmen. Stehen unsere Herzen recht zum Herrn , so wird alles in der rechten Ordnung bei uns gefunden werden, wir werden dann sowohl mit den Dingen, die die Gemeinde, wie auch mit denen, die das Evangelium betreffen, in Treue verbunden sein.
Dann finden wir noch einmal das Wort vom Kommen! Diesmal gebraucht es der Herr (V. 20). Man fühlt, mit welcher Freude Er bei diesem Worte verweilt: „Ja, Ich komme bald!“ Einige mögen sagen: „Wie ist das zu verstehen? Es sind doch bereits 1900 Jahre darüber vergangen!“ Aber beachte, daß ein Tag bei dem Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind. Und in Heb 10,37 lesen wir: „Noch über ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen.“ Denke, du ständest am Morgen an deiner Tür und wartest auf einen Brief. „Kind“, sagst du zu deiner Tochter, „wie spät heute der Postbote kommt, geh' doch mal an die Ecke und sieh, ob du ihn nicht erblicken kannst.“ Das Kind geht, und dann sieht es ihn. Verzieht oder zögert er? Nicht die Spur! Es sieht ihn mit schnellen Schritten von Haus zu Haus, Trepp' auf, Trepp' ab, gehen; er eilt, seine Aufgabe zu vollenden. Er sieht die Kleine und ruft: „Ich komme, sobald ich kann!“ Das ist das Wort des Herrn hier: „Ich komme bald!“ Sobald Er kann, wenn der Vater das Zeichen gibt, wenn die letzte Seele gerettet, kommt Er. Sein Herz verlangt danach, uns bei Sich zu haben. „Ja, Ich komme bald!“ Lieber Leser, das sind die letzten Worte unseres Herrn . Wie schätzen wir die letzten Worte eines Menschen, den wir lieb haben?! Sie mögen wertlos für einen Fremden sein, aber uns sind sie kostbar. Fünfzig Jahre sind vergangen, seit ich an dem Sterbebette meines teuren Vaters stand, aber wie erinnere ich mich seiner letzten Worte: „Singet: Meine Heimat ist dort in der Höh'!“ Das waren die letzten Worte, die von seinen Lippen an mein Ohr fielen. Kann ich sie vergessen? Niemals! Und wenn wir die letzten Worte derer, die wir hier auf Erden lieben, nicht vergessen können, können wir dann die letzten Worte unseres Heilandes vergessen? O, daß unsere Lippen und Herzen Ihm die Antwort gäben: „Amen, komm, Herr Jesus!“ Beachte noch zum Schluß: Wenn der Herr von Sich Selbst spricht, so sagt Er: „Ich, Jesus“ (V. 16). Wenn wir zu Ihm reden, so sagen wir: „Herr Jesus“ (V. 20). Und wenn Seine Gnade in gegenwärtigen Segnungen erwähnt wird, so folgt Sein ganzer Segensname und voller Titel: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen.“ (V. 21)
C. - v. d. K.
Erstellt: 13.05.2024 22:00, bearbeitet: 29.10.2024 17:17
Quelle: www.clv.de