Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
4Mo 12 - Treue im Hause Gottes4Mo 12 - Treue im Hause Gottes
Gott Selbst gab einst Mose das Zeugnis, in Seinem Hause treu gewesen zu sein (4Mo 12,7; Heb 3,2). Es ist etwas Großes um die Treue. Zu allen Zeiten war es so, aber besonders in unserer Zeit, wo soviel Untreue im Hause Gottes gefunden wird. Sehr bezeichnend ist es, daß der Anlaß zu diesem Zeugnis Gottes von der Treue Moses eine sehr traurige Begebenheit war. Neid und Ehrsucht hatten in den Herzen Aarons und Mirjams Raum gefunden. Beides sind sehr gefährliche Giftpflanzen; wenn über diese nicht gewacht und ihre Schößlinge und Wurzeln entfernt werden, dann zeigen sich bald gefahrvolle Vergiftungen, so wie wir es in 4Mo 12 finden.
Mirjam und Aaron glaubten ein Recht zu haben, gegen ihren Bruder zu sprechen, weil sie meinten, seine Heirat mit dem kuschitischen Weibe sei eine grobe Verfehlung. Zwar mußten sie zugeben, daß diese nach ihrer Auffassung schwere Verfehlung dem Herrn kein Hindernis war, Mose in besonderer Weise in Seinem Dienst zu gebrauchen. Sie sagten darum: „Hat Jehova nur mit Mose allein geredet? Hat Er nicht auch mit uns geredet?“ Gewiß, es war die Wahrheit; aber weil Gott auch schon durch sie geredet hatte, glaubten sie, daß das, was sie jetzt wider Mose sprachen, auch von Gott sei, um damit ihren Anschuldigungen gegen Mose mehr Gewicht zu geben. Sie fühlten sich nicht geehrt genug, und der Platz, den sie in der Gemeinde einnahmen, war ihnen nicht hoch genug.
Die Schrift sagt: „Und Jehova hörte es“. Ja, Er hörte damals und hört auch heute noch, was wider Seine Knechte gesprochen wird, und wacht darüber.
Mirjam und Aaron hatten sich in ihren Anschuldigungen wider Mose auf das Reden Gottes mit ihnen berufen. In Vers 4 lesen wir dann, daß der Herr plötzlich wieder zu ihnen sprach, aber auf eine andere Weise, als wie Mirjam und Aaron es sich gedacht hatten. Der Herr ließ die drei Geschwister: Mose, Aaron und Mirjam in Seine Gegenwart treten. Dann richtete Er Worte an die beiden Unzufriedenen und Nicht-genug-Geehrten, die aber nicht eine Anerkennung und Bestätigung ihrer Behauptungen waren, sondern eine scharfe Zurechtweisung, wogegen Mose vom Herrn anerkannt und gerechtfertigt wurde. Das Wort in Vers 2: „Und der Herr hörte es“, ist ein Trost für uns, wenn wir durch böse und gute Gerüchte gehen.
Was tat oder was sagte Mose zu seiner Verteidigung, als seine Geschwister so gegen ihn redeten? Der Schein und die Überlieferungen sprachen gegen ihn, denn es scheint doch so gewesen zu sein, daß das Volk seit Abrahams Tagen darauf achtete, sich nicht mit anderen Völkern zu verschwägern. Wir lesen nicht, daß Mose sich verteidigte; er schwieg, aber Gott schwieg nicht dazu. Es heißt: „Jehova sprach plötzlich.“ Gott zeigte klar und deutlich, welchen Platz Mose nach Seinem Wohlgefallen in Seinem Hause einnahm und daß er sich nicht selbst an diesen Platz gestellt hatte, sondern von Ihm dahin berufen war. Ja, noch mehr, Gott gibt sogar Seinen
Unwillen und Zorn über das Verhalten der beiden Geschwister bekannt und endet das Gespräch mit Aaron und Mirjam mit der Frage: „Warum habt ihr euch nicht gefürchtet, wider Meinen Knecht, wider Mose, zu reden?“
Alsdann lesen wir Vers 9, daß der Herr fortging. Gott hatte nichts mehr mit Aaron und Mirjam zu reden, aber die Sache war damit noch nicht für sie beendet. Wenn der Herr nicht mehr durch Sein Wort zu uns redet, dann redet Er oft durch Seine strafende Hand. Wir lesen dann auch in Vers 10: „Und siehe, Mirjam war aussätzig wie Schnee!“ Es ist immer eine sehr ernste Sache, wenn Gott nicht mehr durch Sein Wort zu unseren Herzen redet. Alle, die Sein Wort nicht mehr hören und sich nicht durch Sein Wort zurechtbringen lassen und unter dasselbe beugen wollen, müssen gar oft die richtende Hand des Herrn fühlen.
Israels Geschichte zeigt dies in deutlicher und ernster Weise. Denken wir an Jerusalem. Als der Herr in die Stadt einzog, brachten Ihm Seine Jünger und eine große Volksmenge besondere Huldigung entgegen und rühmten Seine Wunderwerke. Da forderten etliche der Führer des Volkes den Herrn auf, es den Jüngern zu verbieten. Er aber antwortete ihnen: „Ich sage euch, wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien.“ (Lk 19,40) Die Juden haben später die Jünger des Herrn in Jerusalem zum Schweigen gebracht. Die Ruinen und Steine Jerusalems aber haben Jahrhunderte hindurch wider ein ungehorsames und widerborstiges Geschlecht gezeugt. Die Sprache dieser Steine ist ähnlich derjenigen, die wir in Off 16,5.6 finden: „Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, daß Du also gerichtet hast. Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast Du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert.“
Das Gericht über Mirjam machte einen so erschreckenden Eindruck auf Aaron, daß er seinen Bruder mit „Herr“ anredet, Mirjam und Aaron wollten ihrem Bruder nicht den Platz zugestehen, den der Herr ihm gegeben hatte. Wenigstens versuchten sie durch ihr Reden, ihm denselben streitig zu machen und ihn ein wenig beiseite zu drücken. Welch traurige
Gesinnung! Auch heute noch kommt es vor, daß Brüder meinen, sie kämen nicht genug nach vorn, sie würden nicht genug geachtet. Und dann folgt das Verdächtigen und Reden gegen die Brüder, die ihnen im Wege zu stehen scheinen.
Ach, wie leicht finden Verdächtigungen willige Ohren, darauf zu hören, und Lippen, das Gehörte weiterzutragen! Dann bestätigt sich die Wahrheit des Sprichwortes: Wo die Hirten sich zanken, schmachtet die Herde. Wenn so etwas geschehen ist, gibt es nur ein Heilmittel, nämlich ein unumwundenes Bekenntnis und Sich-beugen unter seine Schuld. So finden wir es bei Aaron. Er bekennt vor Mose, töricht gehandelt und gesündigt zu haben, und bittet für Mirjam. Mose ist sofort bereit, sich für seine Schwester vor dem Herrn zu verwenden, die wahrscheinlich die Anstifterin dieser traurigen Sache war. Mose schrie zu Gott: „O Gott, bitte, heile sie doch!“
Es scheint, daß Mirjam und Aaron es gern gehabt hätten, wenn die ganze Angelegenheit vor dem Zelte der Zusammenkunft erledigt worden wäre, und auch Mose zeigte durch seine Fürbitte, daß er in seiner Sanftmut und Bescheidenheit zufrieden gewesen wäre, wenn die Gemeinde nichts davon erfahren hätte. Der Herr aber wollte nicht darauf eingehen. Er forderte, daß Mirjam sich sieben Tage lang außerhalb des Lagers schämen solle. Sicher hatte der Herr damit nicht nur die Zurechtbringung und Wiederherstellung Mirjams und Aarons im Auge, sondern daß auch die Furcht des Herrn über die ganze Gemeinde kommen möge.
Obwohl die böse Aussaat durch den Mund Mirjams und Aarons göttlich geordnet wurde, so wurde doch der Zug des Volkes Gottes durch die Wüste dadurch aufgehalten. Und wir wissen nie, welche Folgen eine Aussaat böser Dinge haben kann. Wie schwer mag es Mirjam gewesen ein, daß Gottes Volk um ihrer Sünde willen sieben Tage aufgehalten wurde, denn wir lesen, daß das Volk Gottes erst nach ihrer Wiederherstellung weiterzog. (V. 15.16) Und wie manchmal haben wir gesehen, daß wegen des traurigen Verhaltens eines Bruders oder einer Schwester es in der ganzen Gemeinde nicht mehr voranging.
In dem 16. Kapitel finden wir eine noch viel schlimmere Verdächtigung gegen Mose, den Knecht Gottes, in der Geschichte von Korah und seiner Rotte. Ist es nicht bezeichnend und merkwürdig, daß dieser Mann ein Verwandter (Vetter) Moses war? (2Mo 6,16-21)
Wie viele Warnungen und Belehrungen enthält doch Gottes Wort für uns auf dem Wege durch diese Welt! Möchten wir doch das Wort, welches Petrus in seinem ersten Briefe, Kapitel 3, Vers 10, schreibt, beachten: „Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der enthalte seine Zunge vom Bösen und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden; er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach; denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten, und Seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber ist wider die, welche Böses tun.“
Hch. N., B.