Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Neh 2,1-2 – „Worüber trauert dein Herz?“Neh 2,1-2 – „Worüber trauert dein Herz?“
Niemals war Nehemia traurig gewesen vor seinem König Artasasta, bei dem er Mundschenk war. Welch ein Zeugnis! Welch ein Diener seines Herrn, ja, und in Wahrheit ein Diener eines größeren Herrn, als der Perser war! Eine Mahnung für uns, die wir hienieden in mancherlei irdischen Abhängigkeitsverhältnissen sein mögen und durch ein glückliches Angesicht vermöge unserer inneren „Freude am Herrn “, die „unsere Stärke“ ist nach Neh 8,10, einen wahrlich besseren Dienst ausüben können als durch griesgrämige, wehleidige Duldermienen. Es kann ernste Ausnahmen geben, aber sie müssen stichhaltige Gründe haben, stichhaltig vor unserem Gott, sonst heißt es sogar aus dem Munde unseres geliebten Herrn : „Wenn du fastest, so salbe dein Haupt usw.“ (Mt 6,16-18) Auch das lernen wir in Seiner Schule.
Aber die große „Ausnahme“ tritt ein in Nehemias Leben und Verhalten, und augenblicklich bemerkt der aufmerksame edle König die Veränderung in den Mienen seines treuen, allezeit glückseligen Mundschenks, dessen Freude ja nicht von seinem beruflichen Umgang mit dem Wein herrührte, so daß seine Trauer auch umso auffallender sein mußte. Ja, es war „Traurigkeit des Herzens“! Wie fein ein Heide dies herausfand! Aber eben, weil es bei Nehemia so absonderlich war. Wieviel mag uns dies zu sagen haben!
Worüber aber trauerte der treue Mann Gottes? Was war es, das sein Angesicht umdüsterte und ihn in seinem irdischen Beruf so bedrückte, daß sein königlicher Herr in ihn dringen muß, sein Herz vor ihm auszuschütten? - Wir wissen es alle und doch - fühlen wir uns auch wohl einmal ein wenig beschämt ob dieser Traurigkeit eines alttestamentlichen Heiligen?
Seine Trauer rührte her von jener wegen der Sünden des Volkes zerstörten Stadt Jerusalem, der Begräbnisstätte seiner Väter, die wüste lag .. (V. 3). Nehemia hatte sich tagelang dieser Dinge wegen gebeugt in Fasten und Beten vor Jehova, dem Gott des Himmels (Kap. 1,4ff)., und so lag er innerlich am Boden und vermochte nicht in dem gewohnten Wesen vor dem König zu erscheinen. So sehr bewegte ihn der Zustand Jerusalems? Ja, so sehr! Das war die „Ausnahme“! Eine erhabene „Ausnahme“! Ein tiefbewegender Grund!
Ihr Brüder, Schwestern, klingt nicht in unserem Innern eine Saite mit mit der Trauer jenes Treuen? Und wenn es für ihn „die Stadt“ war - gibt es für uns nicht ähnliche Dinge, deren Zustand uns so am Herzen liegen sollte, wie jenem „die Stadt“?! Ist der Zustand etwa der „Gemeinde“ oder des „Hauses Gottes“ (Eph 1,23; 1Tim 3,15 u. a). etwa so vorzüglich, daß jegliche sich beugende Trauer und (wie bei Nehemia) daraus erwachsende Tatkraft überflüssig wäre? Ist der Zustand des Volkes Gottes, der Gläubigen, denen ihrer Stellung „in Christo“ nach so vieles „geschenkt“ ist (vgl. 2Pet 1,3.4), etwa so hervorragend gut, daß kein Grund zur Beugung und Buße wäre? Spricht nicht der HErr, der als der Richter unter Seinen sieben Leuchtern wandelt, wieder und wieder in Off 2 und 3 von „Buße tun“? (z.B. 2,5 usw). O wohl! und „wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Gemeinden sagt!“ (z. B. 2,7 usw). Rührt uns das nicht? Geht uns dies nichts an? Ist der Zustand geistlicher Lauheit, Weltliebe und Sündengebundenheit hin und her sowie das Eindringen von Irrtümern unseren Herzensaugen so fern, daß keine „Traurigkeit des Herzens“ solcher Dinge wegen unseren Grenzen nahen kann? Der Herr schenke uns etwas von der Gesinnung eines Nehemia oder eines Esra, eines Haggai, eines Jeremia, eines Daniel, eines Paulus, auf daß die „göttliche Traurigkeit“ (2Kor 7,10 nach Luther), die „Betrübnis Gott gemäß“ (Elb). eine Frucht in unserem geistlichen Leben hervorbringe, die dem „Siebengestirn“ von göttlichen Wirkungen gleiche, wie sie uns in 2Kor 7,11 vor Augen geführt werden!
Trauern unsere Herzen? und worüber? Möge der Herr diese wenigen Worte aus Neh 2,1ff. uns zu bleibendem Segen setzen zu Seiner Verherrlichung!
F. K.
Erstellt: 06.04.2024 11:08, bearbeitet: 15.11.2024 17:19
Quelle: www.clv.de