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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
Dan 6 - Treue (1)Dan 6 - Treue (1)
Es gibt wohl kaum ein Kapitel in der Schrift, das mehr geeignet ist, unseren Glauben zu stärken, als dieses. Hier sehen wir, wie Gottes Wort eine Seele von Menschenfurcht freizumachen vermag. Daniel war nicht mehr jung, um so mehr klammerte er sich an seinen Gott. Er ehrte und liebte Ihn und war Ihm auch dann gehorsam, als die Schrecken einer Löwengrube vor ihm standen. In unbedingtem Gehorsam folgte er seinem Gott trotz aller Folgen. Er vertraute dem lebendigen Gott. Vertraust du Ihm? Welch eine Gnade ist es, den Lebendigen in dieser Welt des Todes zu kennen! Er ist die Quelle alles Segens ebenso für dich, wie Er es für Daniel war.
Laßt uns auf einige Einzelheiten dieses Kapitels ein wenig näher eingehen! Sie können uns zur Ermunterung dienen und zur Ermutigung denen, die noch nicht in ganzer Entschiedenheit auf die Seite des Herrn getreten sind. Daniel hatte eine hervorragende Stellung in dem Reiche des Königs Darius. Sein Betragen und sein Wandel waren tadellos. Hochmut war nicht in ihm, und deshalb konnte Gott ihn so erhöhen. Aber er hatte Feinde, und diese suchten ihn zu Fall zu bringen. Obgleich das Auge der Feinde ihn sehr scharf beobachtete, konnten sie doch kein Vergehen, keine schlechte Handlung bei ihm entdecken. So sollte es bei allen Kindern Gottes sein! Möchte der Herr so vor unserem Auge und Herzen stehen, daß unser Wandel in solcher Abhängigkeit und solchem Gehorsam sei, daß niemand offenbar Böses an uns zu finden vermag!
Daniels Feinde legten ihm einen Fallstrick; sie gruben ihm eine Grube - aber sie gruben sie für sich selbst. Sie gingen zum König und baten ihn, ein Verbot zu erlassen, daß jeder, der binnen dreißig Tagen von irgendeinem Menschen oder Gott etwas erbitten würde außer von ihm, dem Könige, in die Löwengrube geworfen werden solle. Dieser Vorschlag reizte ohne Zweifel des Königs Eigenliebe, und er ließ das Verbot in einer Schrift aufzeichnen, die nach dem Gesetz der Meder und Perser unwiderruflich war und nicht abgeändert werden durfte. So ging der König in das Netz, das Satan ihm legte, für dreißig Tage gleichsam den Platz Gottes einzunehmen.
Nun laßt uns Daniel, den Mann des Glaubens anschauen! Die Schrift sagt uns: „Und als Daniel erfuhr, daß die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus: und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster gegen Jerusalem, und dreimal des Tages kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte.“ (V. 11) Das ist sehr köstlich! Der Heilige Geist sagt uns damit ausdrücklich, daß Daniel dies nicht in Unwissenheit tat. Als er sich dort im Gebet vor seinem Gott beugte, kannte er das Verbot des Königs. Er mußte seine Wahl treffen. Er wußte, daß er entweder dem Verbot gehorsam sein mußte oder in die Löwengrube geworfen werden würde. Da ist kein Zweifel, daß er den Folgen seines Handelns ins Auge schaute.
O wie viele haben sich von dem Gehorsam gegen die Wahrheit abgewandt aus Furcht vor den Folgen! Und wie mancher mag nach einer Evangeliumsverkündigung dem Anklopfen des Heilandes nicht gefolgt sein aus Furcht, von seinen Freunden und Bekannten verlacht zu werden!
Was liegt doch in diesen Worten: „Und als Daniel erfuhr, daß die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus, und er hatte ... offene Fenster, und dreimal des Tages kniete er auf seine Knie und betete und lobpries.“ Welch ein Glaubensmut! Wie würde man es heute machen? Würde man nicht zu Daniel sagen: „Ziehe doch die Vorhänge zu, alle können dich ja sehen!“ Gewiß, viele würden die Fenster verhängen. Daniel tat es nicht.
Ich denke, die meisten wissen, warum Daniel so betete. Er kannte das Wort seines Gottes. Wenn du 2Chr 6,36-39 liesest, so wirst du seine Handlung verstehen. Als Salomo den Tempel gebaut hatte, wandte er sich im Gebet zu Gott: „Wenn sie wider Dich sündigen ...; und sie kehren um zu Dir mit ihrem ganzen Herzen, mit ihrer ganzen Seele in dem Lande ihrer Gefangenschaft, wohin man sie gefangen hinweggeführt hat, und sie beten nach ihrem Lande hin, das Du ihren Vätern gegeben, und der Stadt, die Du erwählt hast, und nach dem Hause hin, das ich Deinem Namen gebaut habe: so höre vom Himmel, von der Stätte Deiner Wohnung, ihr Gebet und ihr Flehen, und führe ihr Recht aus; und vergib Deinem Volke, was sie wider Dich gesündigt haben.“
Ein Mann mit einem geteilten Herzen würde sich gesagt haben: „Ich gehe in einen Hinterraum, Gott wird mich dort ebenso gut hören und erhören.“ Aber nicht so Daniel. Er muß hinschauen nach dem Lande, nach der Stadt und nach dem Hause seines Gottes, ganz gleich, wer ihn auch sehen mag. Wo war Daniel? In Babylon. Er konnte von dort aus Jerusalem nicht sehen, aber er schaute hin nach Jerusalem. Er hatte das Wort seines Gottes, und er mußte dorthin schauen, welche Folgen auch damit verbunden sein mochten. Welche Lehre liegt darin für uns! Er wußte, daß er gesehen werden konnte, aber er sagte sich: Ich kann es nicht ändern; ich kann nicht nach einer anderen Richtung hin beten als nach der Stadt meines Gottes, wenn ich eine Erhörung meines Gebetes erwarte.
So ging Daniel in sein Haus und kniete auf seine Knie dreimal des Tages, betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte. Beachte diese letzten Worte! Es ist nur ein kleiner Satz, aber voll Belehrung. Er ging nicht auf seine Knie wegen der Gefahr, in der er sich befand, auch nicht, um seine Treue und sein Ausharren zu zeigen, sondern in unveränderter Weise, „wie er vordem getan hatte“, so ging er ohne Rücksichtnahme auf die veränderte Lage seinen Weg in Treue vor Gott weiter. Wie ein Fels stand er in der Brandung. Seinem Gott vertrauend, wich er auch keinen Finger breit zurück. Das Gebet war ein untrennbarer Teil seines Lebens. Er mußte seine Wahl treffen, entweder sich vor Darius beugen oder in die Löwengrube gehen. Und Daniel traf seine Wahl.
(Schluß folgt).
Erstellt: 16.05.2024 20:27, bearbeitet: 25.10.2024 09:00